Das mädchen aus dem totenmoor handlung

Kommissar Lorenz Keller (Atzorn) ist elektrisiert: Das Skelett, das beim Torfbaggern zutage gefördert wurde, muss die vor 15 Jahren spurlos verschwundene Fee sein! Obwohl er ganz kurz vor der Pensionierung steht, gräbt sich der grimmige Senior noch einmal tief in den ungelösten Fall ein, sehr zum Missfallen seiner Tochter Jutta (Neldel), die um seine Gesundheit fürchtet. Keller verdächtigt so ziemlich jeden, aber vor allem traut er Torfbauer Hannes (Max von Pufendorf) nicht über den Weg. Aus gutem Grund… Ein Dorf gibt Sünden der Vergangenheit preis. Das klingt erst mal nicht schrecklich originell, und die Regie von Serienfilmer Axel Barth („Ein Fall für Zwei“) reißt auch keine Bäume aus. Dafür lockt die verwinkelte Handlung erfolgreich auf falsche Fährten und wartet gar mit einer unerwarteten Schlusswendung auf. Was haften bleibt, sind aber am Ende die Darsteller: Alexandra Neldel in ungewohnter Rolle und Robert Atzorns arg zerfurchte Stirn.

Gro�e Namen - Robert Atzorn und Alexandra Neldel - in einem Film, in dem so gut wie nichts stimmt. Krimi trifft Beziehungskiste, und Landschaft geht vor dramaturgischer Stimmigkeit.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Robert Atzorn als Lorenz Keller
Alexandra Neldel als Jutta Keller
Jytte-Merle B�hrnsen als Helen Dahms
Max von Pufendorf als Hannes Gerhards
Josef Heynert als Thorsten Krantz
Gerhard Garbers als Dr. G�nther Lohse
Noah Kraus als Jonas Keller

Hinter der Kamera:
Produktion: Neue Deutsche Filmgesellschaft
Drehbuch: Wolf Jakoby
nach einer Idee von Irene Rodrian und Mira Thiel
Regie: Axel Barth
Kamera: Richard Eckes und Roman Nowocien

Manche Filme sind so typisch f�r ein Genre, eine Machart oder eine Haltung, dass sie stellenweise wie eine Parodie wirken. Zumindest f�hlt sich �Das M�dchen aus dem Totenmoor� mit seinem ein bisschen nichtssagenden, ein bisschen vage-schaurigen Titel oft so an.

Der Plot ist schnell erkl�rt: Wenige Tage bevor sich Kommissar Lorenz Keller (Robert Atzorn) in den Ruhestand verabschiedet, wird im Moor eine Leiche gefunden. Lorenz ist �berzeugt, dass es sich hierbei um die sterblichen �berreste einer vor vielen Jahren verschwundenen jungen Frau handelt � ein Fall, der nie aufgekl�rt werden konnte. Lorenz will diese sehr zuf�llige (und sehr konstruierte) Gelegenheit ergreifen und vor der Pensionierung das zu Ende bringen, was ihm viele Jahre keine Ruhe gelassen hat.

Doch � ganz typisch f�r diese Machart von Film, deren Konventionen �Das M�dchen aus dem Totenmoor� bis an die Grenze zur Parodie erf�llt � muss der wenig mitrei�ende Krimi mit allerhand vertrackten Beziehungskisten unterf�ttert werden. Die Tote war immer eine Au�enseiterin in der verstockten norddeutschen Dorfgemeinschaft gewesen und hatte nur zu wenigen Gleichaltrigen Kontakt gefunden: unter anderem zu Hannes Gerhards (Max von Pufendorf), dem auch das Moor geh�rt, auf dem die Leiche gefunden wird. Hannes hatte vor vielen Jahren mal etwas mit Jutta Keller (Alexandra Neldel), Lorenz� Tochter, ist jetzt aber mit einer gewissen Helen (Jytte-Merle B�hrnsen) liiert, die erst vor kurzem aus der Stadt hergezogen ist und in der Er�ffnung in einem knallpinken Jogginganzug durch das Moor joggt, in dem sie aussieht wie ein �berdimensionierter Textmarker.

�Ganz sch�n gef�hrlich hier, allein im Moor�, warnt Jutta Keller, als sie Helen in der d�steren Landschaft aufliest, mit einem �berstilisierten Tonfall, der nicht nur suggerieren, sondern un�berh�rbar darauf hinweisen soll, dass Jutta etwas im Schilde f�hren k�nnte, um Helen als Hindernis f�r ein erneutes Aufflammen ihrer Beziehung zu Hannes aus dem Weg zu r�umen. Und auch das ist typisch f�r diese Machart eines Mitf�hl-ZDF-Krimis: Alles muss �berbetont und zigmal wiederholt werden, damit man auch noch mitkommt, wenn man zwei Drittel der Laufzeit im Koma verbringt.

Die Aufgabenteilung der beiden Hauptdarsteller ist dabei ziemlich stringent aufgeteilt: Alexandra Neldel l�chelt scheinheilig und Robert Atzorn grummelt vor sich hin. �Als ich bei der Kripo anfing, hast du noch verschluckte Legosteine aus deiner Kacke gepuhlt�, raunzt er den Kollegen aus der Gro�stadt an, der auf seinem Tatort herumspaziert. Ein Satz wie eine Allegorie: Man tut so, als w�rde man ein bisschen provozieren (Der hat Kacke gesagt! Kacke!), als w�rde man einen alten Griesgram authentisch sprechen lassen, und als mache das schon einen guten Film aus. Heraus kommt aber: ein ziemlich pr�tenti�ses, aufgesetztes Produkt, das leider nicht sonderlich gut geschrieben ist, und auch nicht viel besser gespielt.

Denn meist sind es allerhand Zuf�lle, die diesen sehr konstruierten Plot am Laufen halten und ihn zu dem Ergebnis bringen sollen, das die Autoren f�r stimmig hielten. In dieser gro�en Summe sind all die f�r die Dramaturgie g�nstigen Ereignisse und Vorf�lle im besten Fall schwer glaubw�rdig, im schlimmsten eine intellektuelle Zumutung. Gleiches gilt f�r die fahrigen und klischeehaften Charakterzeichnungen: Ein alter Mann, der abgeschnittene Z�pfe durch die Gegend posaunt (�Der Junge braucht einen Vater!�, �ber den Sohn seiner alleinerziehenden Tochter). Eine durchtriebene, hinterh�ltige Frau, die ihre Hinterh�ltigkeit viele Jahre lang vor der Dorfgemeinschaft (aber leider keine Sekunde vor dem Zuschauer) durch ihr nettes L�cheln geheim halten kann. Und verstockte norddeutsche Landarbeiter, die aussehen, als k�nnten sie nicht auf drei z�hlen, aber B�ses vorzuhaben scheinen (Helens Diagnose: �Komischer Typ.� Wahnsinn.)

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