Allgemeines:
Hodentumore geh�ren zu den h�ufigsten Tumoren der intakten (nicht kastrierten) R�den, mit einer Pr�valenz zwischen 16- und 27 % (je nach Quelle: 1,2). Die h�ufigsten drei Tumoren in den Hoden sind Sertolizelltumore, Leydigzelltumore und
Seminome, wobei die H�ufigkeit nahezu gleich verteilt ist. Andere Tumore gibt es auch, aber extrem selten.
Hormonell aktiv k�nnen Sertolizell-Tumore und (selten) Leydigzell-Tumore sein.
Achtung! Ein R�de kann durchaus auch zwei tumor�s ver�nderte Hoden haben, selbst mit unterschiedlichen Tumoren. Der Sertolizell-Tumor neigt in bis zu 50 % der F�lle dazu bilateral aufzutreten.
Erscheinungsbild:
Die Hodentumore werden bei �lteren R�den (ab dem Alter von 9-11 Jahren) am h�ufigsten diagnostiziert. Oftmals kann man durch Palpation (Tasten) bei der j�hrlichen Unteruchung schon Auff�lligkeiten feststellen (Form-, Konsistenz- oder Gr��en�nderung) vor allem im Vergleich mit dem kontralateralen Hoden - der sich h�ufig verkleinert. Bei hormonell aktiven Tumoren kann Fellverlust in den
Flanken, R�cken, Farbver�nderung des Fells, eine Feminisierung wie ein schlaffes, h�ngendes Pr�putium (Vorhaut) oder Interesse anderer R�den beobachtet werden. Auch Laborwerte k�nnen sich ver�ndern, vor allem eine irreversible (t�dliche) St�rung des Knochenmarkes und der Blutbildung ist gef�rchtet.
Seltenere Befunde bzw. Gr�nde warum Patienten dem Tierarzt vorgestellt werden sind: Umfangsvermehrungen im Abdomen, Kotabsatzst�rungen, Infertilit�t, Aggressivit�t, Schmerzen in den
Hitergliedma�en usw..
Eine weitere m�gliche (und h�ufige) Begleiterscheinung bei hormonell aktiven Tumoren sind Prostatavergr��erungen und Tumoren der Dr�sen um den After. Nicht kastrierte R�den haben ein 5 bis 6-fach erh�htes Risiko an Perianaldr�sentumoren zu erkranken (im Vergleich zu kastrierten R�den)(Quelle: 3).
Im Verdachtsfall kann eine Ultraschalluntersuchung des Hodens (geht im Wachen Zustand und ist nicht schmerzhaft) weiterhelfen.
Bild
1:
Kryptorchider R�de mit tumor�s entartetem Hoden im Abdomen
Therapie:
In der Regel ist die Kastration heilend. Eine bilaterale Kastration ist wegen der Vererbbarkeit und dem m�glichen bilateralen Auftreten vorzuziehen.
Nur im Fall der Knochenmarksdepression bei sertolizellinduziertem
�strogenismus und bei Metastasen (wenn man zu sp�t eingreift) sind die Hunde nicht mehr zu retten. Kryptorchide R�den sollten fr�hzeitig (in jungen Jahren bereits) kastriert werden, weil das Nichtabsteigen des Hodens weitervererbt wird (auch die weiblichen Nachkommen k�nnen es weitergeben)
Bei den Kryptorchiden R�den mu� versucht werden den versteckten Hoden zu lokalisieren, mei�tens befindet er im Bereich des Leistenringes, jedoch kann er auch im Abdomen sein. In solch einem Fall ist
die Laparotomie n�tig.
Achtung! Eine Laboruntersuchung wegen der Gefahr der An�mie, Gerinnungsst�rung (durch die Knochenmarksdepression) und die Untersuchung der lokalen Lymphknoten sollten der OP vorausgehen.
Quellennachweise:
-Martin Kessler, Kleintieronkologie, 3. Auflage 2012, Enke Verlag Stuttgart
-1. Dow C: Testicular tumors in the dog. J Comp Pathol.
1962; 72:247�265
-2. Grieco V, Riccardi E, Greppi GF et al.: Canine testicular tumours: a study on 232 dogs. J Comp Pathol. 2008; 138: 86�89
-3. Hayes HM, Wilson GP: Hormone dependent neoplasms of the canine perianal gland. Cancer Res. 1977; 37: 2068�2071
-4. Hayes HM, Wilson GP, Pendergrass TW et al.: Canine cryptorchism and subsequent testicular neoplasia: case-control study with epidemiologic update. Teratology. 1985; 32: 51�56
Beispielbefunde pathologische Untersuchung:
Beispiel 1: 10 j�hriger R�de, pathologische Untersuchung Hoden, zwei Tumore:
Makroskopischer Befund:
Eingesandt wurden zwei Hoden mit einer Gr��e von 5,5 x 5 x 2,7 cm und 5 x 3 x 2,5 cm, beide mit jeweils ein bis zwei Umfangsvermehrungen.
Es wurden sieben Lokalisationen f�r die histologische Untersuchung eingebettet.
Mikroskopischer Befund:
Durchgef�hrt wurde eine H.E.(H�matoxylin-Eosin)-F�rbung gem�� der g�ltigen Standardarbeitsanweisung.
1.Im Hoden ist eine multinodul�re Neoplasie nachweisbar, die von den Leydigzellen ausgeht. Das Wachstum ist solide. Die Tumorzellen sind gut differenziert und zeigen keine Mitosen oder Kernatypien.
Die Hodenkapsel wird von den Tumorzellen nicht infiltriert. Das �brige Hodengewebe weist eine aktive Spermiogenese auf. In den Nebenhodenanschnitten
finden sich Spermien. Im Bereich des Plexus pampiniformis sind keine Tumorzellemboli oder Metastasen nachweisbar.
2.Im Hoden ist eine kleine Neoplasie nachweisbar, die von den Sertolizellen ausgeht. Das Wachstum ist intratubul�r bis diffus. Die Tumorzellen sind m��ig differenziert und zeigen einzelne Mitosen und Kernatypien. Das �brige Hodengewebe weist eine aktive Spermiogenese auf.
In den Nebenhodenanschnitten finden sich Spermien. Im Bereich des Plexus pampiniformis sind keine
Tumorzellemboli oder Metastasen nachweisbar.
Diagnose
1. Leydigzelltumoren
2. Kleiner Sertolizelltumor
Kritischer Bericht:
Ad 1: Leydigzelltumoren sind beim Hund h�ufig. Sie z�hlen zu den potentiell hormonproduzierenden Tumoren, sind in vielen F�llen aber hormonell inaktiv. Der Tumor tritt oft multipel auf, wobei in 50% der F�lle ein bilaterales Auftreten beobachtet wird. Histologisch werden solide, pseudoadenomat�se und vaskul�re Typen
unterschieden, die aber keine unterschiedlichen Prognosen haben.
Bei einem Leydigzelltumor handelt es sich fast immer um einen gutartigen Tumor mit g�nstiger Prognose. Metastasen treten nur sehr selten auf (Lymphknoten, Lunge).
Ad 2: Sertolizelltumoren treten bei R�den h�ufig im Alter von 8 Jahren und �lter auf. Bei zunehmender Geschwulstgr��e kann es zur hormonellen Aktivit�t (�strogene) kommen, die zu Feminisierungserscheinungen mit Hoden- und Penisatrophie,
Pr�putialschwellung, Gyn�komastie und Alopezie f�hren k�nnen.
Sertolizelltumoren metastasieren in 10 bis 14% der F�lle. Metastasen werden vor allem in den region�ren Lymphknoten, Leber, Lunge, Nieren, Milz, Nebennieren und Pankreas gefunden.
ENDE des Befundes
Beispiel 2: 12 j�hriger R�de, pathologische Untersuchung Hoden, drei Tumore:
Makroskopischer Befund:
Eingesandt wurden zwei 3,9 x 3 x 1,8 cm und 3,6 x 2,8 x 1,9 cm gro�e Gewebeproben (Hoden
mit multinodul�rer Anschnittsfl�che).
Es wurden Proben aus insgesamt 10 Lokalisationen f�r die histologische Untersuchung eingebettet.
Mikroskopischer Befund:
In beiden Proben zeigte sich eine multinodul�r wachsende Neoplasie, die von den Leydigzellen ausging. Das Wachstum war �berwiegend solide. Die Tumorzellen waren gut differenziert und zeigten keine Mitosen oder Kernatypien. Die Hodenkapsel wurde von den Tumorzellen nicht infiltriert. Das �brige Hodengewebe war
druckatrophisch.
In einem der eingesandten Hoden fand sich weiterhin eine Neoplasie, die von den Spermatogonien ausging. Das Wachstum war teils intratubul�r, teils solide Die Tumorzellen waren m��ig differenziert und zeigten zahlreiche Mitosen und Kernatypien. Die Hodenkapsel wurde von den Tumorzellen nicht infiltriert.
Nebenhoden und Plexus pampiniformis waren unauff�llig.
Diagnose
- bilateraler, multinodul�rer Leydigzelltumor
- unilaterales Seminom
Kritischer Bericht:
Ad 1: Leydigzelltumoren sind beim Hund h�ufig. Sie z�hlen zu den potentiell hormonproduzierenden Tumoren, sind in vielen F�llen aber hormonell inaktiv. Der Tumor tritt oft multipel auf, wobei in 50% der F�lle ein bilaterales Auftreten beobachtet wird. Histologisch werden solide, pseudoadenomat�se und vaskul�re Typen unterschieden, die aber keine unterschiedlichen Prognosen haben.
Bei einem Leydigzelltumor handelt es sich fast immer um einen gutartigen
Tumor mit g�nstiger Prognose. Metastasen treten nur sehr selten auf (Lymphknoten, Lunge).
Ad 2: Seminome kommen vor allem beim Hund vor, k�nnen aber auch bei anderen Tierarten auftreten (z.B. Pferd).
Die R�den sind in der Regel 7 Jahre oder �lter, eine Rassedisposition ist nicht bekannt. Seminome treten meist unilateral auf. Ein Kryptorchismus ist, wie beim Sertolizelltumor, pr�disponierend. Seminome sind grunds�tzlich als potentiell maligne anzusehen. Metastasierungen (in den
region�ren Lymphknoten, Lunge) werden in 6-11% der F�lle beobachtet.
ENDE des Befundes
Bild 3:
Dieselben Hoden im Anschnitt. Der linke, gr��ere, ist vollst�ndig entartet und selbst im kleineren, rechten gibt es einen Tumor in der Mitte