Kleines Stück Zahn abgebrochen -- was tun

Kurzübersicht

  • Was tun bei einem abgebrochenen Zahn? Betroffenen beruhigen, Zahn(stück) suchen, richtig lagern und zusammen mit dem Betroffenen möglichst schnell zum Zahnarzt bringen
  • Das macht der Arzt: Untersuchung des Mundraumes, evtl. Röntgen, danach je nach Verletzung erneutes Einsetzen des Zahns, Füllung, Verblendung, Brücke oder künstliches Implantat
  • Risiken: Entzündungen, Vereiterungen, Verfärbungen, erhöhte Empfindlichkeit

Zahn abgebrochen: Was tun?

Solange es sich nicht um einen lockeren Milchzahn handelt, ist irgendeine Form von Gewalteinwirkung notwendig, damit ein Zahn ganz oder teilweise herausbricht – etwa ein heftiger Sturz oder ein Stoß gegen das Gesicht. Der Betroffene ist dann meist erschrocken bis verstört, besonders, wenn es sich um ein Kind handelt. Als Erstes sollten Sie also den Betroffenen beruhigen. Die weiteren Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn ein Zahn ausgefallen oder zum Teil abgebrochen ist, sind:

  • Zahn(teil) bergen: Suchen Sie den Unfallort nach ausgefallenen Zähnen bzw. abgebrochenen Zahnteilen ab und sammeln Sie diese ein. Auch Zähne, die frei in der Mundhöhle liegen, müssen geborgen werden. Fassen Sie einen ausgeschlagenen Zahn aber nur an der Zahnkrone und nie an der empfindlichen Zahnwurzel an! Falls ein Zahn nur noch sehr locker im Kiefer sitzt, sollten Sie ihn herausnehmen, damit der Betroffene ihn nicht aus Versehen verschluckt.
  • Zahn(teil) richtig lagern: Ausgeschlagene Zähne müssen feucht und kühl gehalten werden, damit sie während des Transports zum Zahnarzt nicht austrocknen - sie können sonst nicht wieder eingesetzt werden. Idealerweise verwendet man eine sogenannte Zahnrettungsbox*. Darin lässt sich ein Zahn 24 bis 48 Stunden keimfrei und feucht aufbewahren. Keine gute Ideee ist es, den ausgeschlagenen / abgebrochenen Zahn in der Mundhöhle zu „lagern“, bis man beim Zahnarzt ankommt – wegen der Keime im Mund und der Verschluckungsgefahr!
  • Notlösung H-Milch, Kochsalzlösung oder Speichel: Notfalls können Sie einen ausgefallenen oder abgebrochenen Zahn auch in kalter H-Milch lagern. Darin ist er 1 bis 2 Stunden „haltbar“. Weitere Alternativen sind isotone Kochsalzlösung** (30 Minuten) und Speichel (15 bis 30 Minuten), der in einem Gefäß gesammelt wurde.
  • Ab zum Zahnarzt: Bringen Sie den Betroffenen mit dem abgebrochenen/ausgefallenen Zahn so schnell wie möglich zum Zahnarzt!

* in Apotheken für ca. 20 Euro erhältlich

** nur Kochsalzlösung aus der Apotheke verwenden

Versuchen Sie, den abgebrochenen bzw. ausgefallenen Zahn weder von anhaftenden Schmutzpartikeln zu säubern noch zu desinfizieren, wieder einzusetzen oder zu kleben!

Zahn abgebrochen: Behandlung durch den Arzt

Prinzipiell können Zahnärzte auch schwere Schäden an Zähnen reparieren. Sind nur kleine Ecken aus einem Zahn herausgebrochen, lässt sich dieser Defekt durch eine zahnfarbene Füllung nahezu unsichtbar machen. Ist ein größeres Stück Zahn abgebrochen, kann aber auch eine Krone oder eine Verblendschale nötig werden. Bei Kindern wird die endgültige Krone meist erst nach der Pubertät angefertigt. Als Überbrückung bis dahin hilft eine Kinderkrone aus Kunststoff.

Ist ein ganzer Zahn des bleibenden Gebisses ausgefallen (Zahnverlust), lässt er sich im günstigsten Fall wieder einsetzen (reimplantieren). Nur sollte das möglichst schnell geschehen: Je länger ein Zahn im Trockenen liegt, desto schlechter sind die Chancen für eine Rückverpflanzung.

Ausgeschlagene Milchzähne werden meist nicht wieder eingesetzt. Es besteht dabei nämlich die Gefahr, den darunterliegenden bleibenden Zahn zu beschädigen.

Ist die Zahnwurzel stark beschädigt oder der Zahnnerv in Mitleidenschaft gezogen, kommt der Betroffene meist um eine Wurzelkanalbehandlung (Wurzelbehandlung) nicht herum. Bei komplett fehlenden Zähnen ist ein künstlicher Ersatz nötig - Brücken, Prothesen oder Implantate. Eine andere Möglichkeit kann der Lückenschluss durch eine Zahnspangenbehandlung sein.

Haben Kinder einen bleibenden Schneidezahn verloren, ist es in seltenen Fällen möglich, ihn durch verpflanzte kleine Backenzähne oder Milcheckzähne zu ersetzen. Die Zahnkrone lässt sich dafür relativ leicht in die richtige Form schleifen.

Gehen Sie nach erfolgreicher Behandlung eines abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zahns innerhalb eines Jahres erneut zur Kontrolle zum Zahnarzt, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.

Zahn abgebrochen: Risiken

Bekommt ein abgebrochener oder herausgefallener Zahn keine professionelle Behandlung, kann dies verschiedene Folgen für den Betroffenen nach sich ziehen. Dazu gehören:

  • erhöhte Empfindlichkeit: Ist ein Zahn abgebrochen, reagiert der zurückbleibende Stummel oft mit Schmerz auf heiße, kalte, süße oder saure Speisen und Getränke.
  • Verfärbungen: Wird der beschädigte Zahn bzw. der Zahnstummel braun oder schwarz, deutet dies auf Karies oder eine abgestorbene Zahnwurzel hin.
  • Entzündungen: Meist verursacht durch Speisereste, die am beschädigten Zahn oder in der Zahnlücke hängengeblieben sind und in denen sich Bakterien leicht vermehren können.
  • Eiterbildung: Wenn sich das Zahnmark (Pulpa) entzündet, kann dies zu einer schmerzhaften Entzündung (Pulpitis) führen. In den Zahnfleischtaschen kann sich Eiter bilden.

Zahn abgebrochen: Wann zum Arzt?

Ist ein Zahn rausgefallen oder abgebrochen, müssen Patient und der Zahn bzw. das Bruchstück immer sofort zum Zahnarzt. Denn ein abgebrochener Zahn oder ein herausgeschlagenes Zahnstück ist nur begrenzt haltbar. Je eher Patient und Zahn(teil) beim Zahnarzt ankommen, desto höher sind die Chancen, dass sich der originale Zahn retten lässt.

Der Besuch beim Zahnarzt ist auch deshalb nach jedem Zahnunfall ratsam, weil Laien manche Begleitverletzungen nicht erkennen können, beispielsweise eine abgebrochene Zahnwurzel im Kiefer oder Verletzungen des Kieferknochens.

Zahn abgebrochen: Untersuchungen beim Arzt

Hat sich jemand einen oder mehrere Zähne ausgeschlagen oder abgebrochen, wird der Arzt den Betroffenen zunächst zum Unfallhergang befragen und seine Krankengeschichte erheben (Anamnese). Danach folgt eine Untersuchung: Der Zahnarzt schaut sich die gesamte Mundhöhle genau an. Vermutet er eine Verletzung, die nicht mit bloßem Auge erkennbar ist (z. B. abgebrochene Zahnwurzel), kann er bildgebende Verfahren wie Röntgen nutzen, um den Verdacht zu bestätigen oder zu entkräften.

Zahn abgebrochen: Prognose

Generell hängt es vom Zustand des Zahns bzw. Zahnstücks ab, ob der Zahnarzt das betroffene Beißerchen retten kann. Eine Rolle dabei spielt, ob der abgebrochene Zahn (bzw. –teil) rechtzeitig und richtig aufbewahrt (etwa in einer Zahnrettungsbox) in die Hände des Zahnarztes gelangt. Wurde bei dem Unfall der Zahnnerv nicht beschädigt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich der abgebrochene Zahn retten lässt.

Ist ein ganzer Zahn ausgeschlagen, kann beziehungsweise muss der Arzt ihn – je nach Verletzungsumfang – künstlich ersetzen, etwa durch eine Brücke oder ein Implantat.

Je früher der Betroffene beim Zahnarzt ist, desto besser die Chancen, dass die Behandlung erfolgreich verläuft.

Zahn abgebrochen: Vorbeugung

Besonders beim Toben oder bei Risikosportarten wie Hockey, Mountainbiking, Inlineskaten oder Skifahren besteht die Gefahr, dass ein Zahn verloren geht – also entweder herausgeschlagen wird oder abbricht. Folgende Tipps helfen, solchen Verletzungen vorzubeugen:

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind und sensibilisieren Sie es für gefährliche Situationen.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Umfeld und das Ihrer Kinder möglichst sicher ist. Beseitigen Sie beispielsweise Stolperfallen (wie herumliegendes Spielzeug oder Kabel am Boden). Sind kleine Kinder im Haus, sichern Sie Treppen mit einem speziellen Gitter.
  • Üben Sie mit Ihren Kindern, wie sie ihr Gesicht im Falle eines Sturzes schützen können.
  • Achten Sie beim Sport auf die richtige Schutzausrüstung. Eine Kunststoffschiene als Mundschutz (entweder aus dem Sportgeschäft oder vom Zahnarzt maßgefertigt) kann das Risiko von Zahnverletzungen wie einen abgebrochenen Zahn verringern.

Autoren- & Quelleninformationen

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Dr. med. dent. Susanne Schorr

Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Andreas Fromm

Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.

Quellen:

  • Bundesverband der Kinderzahnärzte: „Ein Zahnunfall – was tun? unter: www.bukiz.de (Abruf: 12.11.2021)
  • Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): Patienteninformation „Zahnverletzungen bei Kindern und Jugendlichen“ unter: www.dgzmk.de (Abruf 12.11.2021)
  • Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV): „Zahnunfall – Erste Hilfe mit Zahnrettungsbox“ unter: www.kzbv.de (Abruf: 12.11.2021)
  • PAN-Klinik Zahnärzte: „Zahn abgebrochen – Was ist zu tun?“ unter: www.pan-zahnheilkunde.de (Abruf: 12.11.2021)
  • S2k-Leitlinie „Therapie des dentalen Traumas bleibender Zähne“ (Stand: Mai 2015) der Dt. Ges. für Mund-, Kiefer- u. Gesichtschirurgie (DGMKG) und der Dt. Ges. für Zahn-, Mund- u. Kieferheilkunde (DGZMK)

Ist es schlimm wenn ein kleines Stück Zahn abbricht?

Wenn ein kleines Stück vom Zahn abbricht Bricht lediglich ein Stück Zahn oder eine Zahnecke ab, kann der Schaden meistens ohne Probleme behoben werden. Häufig kann das abgebrochene Stück auch noch nach längerer Zeit wieder am Zahn fixiert werden. Dafür kommt eine spezielle Klebetechnik zum Einsatz.

Was tun wenn eine Ecke vom Zahn abgebrochen ist?

Haben Sie eine spezielle Zahnrettungsbox mit Nährlösung (erhältlich in Apotheken), können Sie die abgebrochene Ecke des Zahns darin bis zu 48 Stunden aufbewahren. Noch nie davon gehört? Dann legen Sie das Zahnstück in ein sauberes Gefäß mit steriler Kochsalzlösung oder Ihrem eigenen Speichel.

Was tun wenn ein Stück Zahn abgebrochen ist?

Abgebrochene Zahnfragmente können heutzutage sehr gut wieder befestigt werden. Dazu setzt der Zahnarzt eine spezielle Klebetechnik ein. Zum Ankleben der abgebrochenen Zähne verwendet der Zahnarzt einen Kunststoffkleber an der Bruchstelle, der durch Polymerisation (Blaulichtlampe) aushärtet.

Kann ein Stück Zahn einfach so abbrechen?

Es ist effektiv möglich, dass ein Zahnteil spontan abbrechen kann oder dass bereits das Essen einer weichen Speise (z.B. ein Gipfeli) genügt, um einen Zahnbruch endgültig auszulösen. Das Abbrechen ohne verhältnismässige Einwirkung von aussen kann aber nur dann geschehen, wenn der Zahn bereits vorgeschädigt ist.

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