Neue kamera filmtheater betriebs-gmbh bielefeld nordrhein-westfalen

Freier Blick auf die Leinwand, neue Sessel und Gastronomie führen zu einem ganz neuen Kino-Gefühl

Frank Bell
25.01.2019 | Stand 25.01.2019, 10:28 Uhr

Einladend: Architekt Norbert Engelage und Betriebsleiterin Connie Schwarz im neuen Gastronomiebereich. | © Andreas Zobe

Bielefeld. Noch kratzen manche Besucher ungläubig an der Scheibe, wo sich bislang der Eingang zum Kamera-Filmkunsttheater befand. Sie sehen ein großes, helles Foyer und Gastronomie mit 35 Plätzen und ganz hinten die Theke samt Theaterkasse. Der neue Eingang befindet sich jetzt um die Ecke.

Film

01.01.1970 01:00 • von Jochen Müller

Das Lichtwerk ist seit 1985 fester Bestandteil der Bielefelder Kinolandschaft, 20 Jahre lang allerdings an einem anderen Standort als Kleinkino mit 73 Plätzen und 1,60 Meter hoher Leinwand. Vor zehn Jahren hatten die Gesellschafter der Lichtwerk Filmtheater GmbH, Jürgen Hillmer (geschäftsführend) und Ronald Herzog, den Ravensberger Park am Rand der Bielefelder Innenstadt für sich entdeckt. 1996 wurde dort ein Open-Air-Kino hinter der alten Schreinerei etabliert. Das im 19. Jahrhundert errichtete Industriegelände, das heute überwiegend kulturell genutzt wird, kam beim Publikum gut an. "Aufgrund der positiven Reaktionen auf diesen Veranstaltungsort entwickelte sich die Idee, auch innerhalb des Gebäudes ein Kino zu errichten", erinnert sich Herzog. 2005 wurde der Umbau der Schreinereiruine dann in Angriff genommen. Die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurden aus Mitteln des Städtebauministeriums und der Sparkassenstiftung Bielefeld gedeckt. Für die Ausstattung griffen die Gesellschafter selbst tief in die Tasche. Unterstützt wurden sie dabei durch ein Darlehen der FFA und eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro durch die Filmstiftung NRW. Am 19. Januar 2006 konnte das neue Lichtwerk schließlich seine Pforten öffnen, als offizieller Eröffnungsfilm wurde "Urlaub vom Leben" gezeigt.

[IMG#220475_2.jpg#Kino zwischen Mainstream und Arthouse in der ehemaligen Schreinerei: Außen-...#LEFT]

Drei Kinosäle sind in der ehemaligen Schreinerei entstanden, wovon einer 135 Zuschauern und die anderen beiden je 71 Kinofreunden Platz bieten. Auch die Leinwandgrößen stellen mit 38,5 und 12,5 Quadratmetern eine deutliche Verbesserung gegenüber dem alten Lichtwerk dar. Mit den neuen räumlichen Möglichkeiten sind die Lichtwerk-Macher nun auch flexibler in der Programmgestaltung. So sind etwa die Publikumsfavoriten "Emmas Glück" und "Adams Äpfel" bereits seit mehr als zehn Wochen im Programm. Asiatisches und vor allem japanisches Kino bleibt auch am neuen Standort einer der Schwerpunkte, insgesamt steht man aber vielen Genres aufgeschlossen gegenüber. Auch weniger klassische Programmkino-Titel wie "Das Parfum" oder "Deutschland" waren zu sehen. Dem Team, zu dessen Stamm auch Theaterleiter Matthias Goßmann und die Medienpädagogin Christiane Orywal gehören, ist nicht zuletzt das Ambiente rund um den Kinobesuch wichtig. Das großräumig gestaltete Foyer lädt zum Verweilen vor und nach den Vorstellungen ein. Kleine Speisen, eine Weinkarte und Fassbier unterstreichen den ambitionierten gastronomischen Ansatz im Lichtwerk. "Hier gibt es kein Popcorn", stellt Hillmer klar. "Das gehört zum Konzept."

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Jürgen Hillmer, mit Ronald Herzog Gesellschafter der Kamera Filmtheater Betriebs GmbH sagt: »Wir wollten keinen Kaltstart.« Es sei besser, die insgesamt 16 Mitarbeiter so einzuarbeiten, dass alles »reibungslos funktioniert«.

300.000 Euro seien investiert worden, um die »Kamera« fürs Publikum (noch) attraktiver zu machen – 100.000 davon ein Zuschuss der Film- und Medienstiftung NRW. Der Saal wurde nicht nur neu bestuhlt, die Reihen sind ansteigend angeordnet, damit jeder Zuschauer freien Blick auf die Leinwand hat. Die alten Kinosessel, etwa 30 Jahre alt, seien »durchgesessen« gewesen, so Hillmer: »Das war der Auslöser für die Umgestaltung.« Die alten Sessel haben aber ein »zweites Leben«: Sie wurden für 15 Euro das Stück verkauft. Hillmer: »Das war Ende Oktober: Die Warteschlange der Interessenten reichte bis zum Willy-Brandt-Platz.«

Zahl der Plätze wurde reduziert

Wer in der ersten Reihe sitzt, kann die Rückenlehne zurück klappen, es gibt Abstellmöglichkeiten für Getränke. Erhalten geblieben sind die drei Leuchter, die vermutlich aus den frühen 1950er Jahren stammen, sagt Hilmer. »Sie wurden aufgearbeitet, die Beleuchtungskörper sind jetzt LED-Birnen.« Außerdem wurde eine Zwischenwand eingezogen, die die Toiletten, früher nur vom Saal aus zu erreichen, von dort abtrennen. Das bedeute aber auch, dass die Anzahl der Plätze von 150 auf 95 reduziert werden musste.

Die Toiletten sollen, erklärt Ronald Herzog, erreichbar sein auch für Besucher, die sich im Foyer und vor allem im neuen Bistro aufhalten. Das ist im bisherigen Eingangsbereich entstanden, hat 32 Plätze. Theke und Kasse sind an die Rückwand verschoben worden, der Eingang zur »Kamera« mit seinen insgesamt drei Sälen ( Großer Saal, »Casablanca« und »Kid«) und 240 Plätzen zusammen liegt jetzt im Hausdurchgang, nicht mehr direkt an der Feilenstraße wie seit Gründung durch Carl Aul.

Connie Schwartz, Betriebsleiterin der »Kamera«, setzt darauf, dass das Bistro zu einem Treffpunkt der Filmliebhaber wird: »Nicht nur für die Zuschauer, die Karten für den großen Saal haben, sondern auch für die der beiden kleineren Säle.« Für Jürgen Hillmer ist Kino ohnedies ein Ort der »Begegnung und des Austausches«: »Das haben wir nach dem Lichtwerk jetzt auch in der Kamera möglich gemacht.«

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