Zwiebel am 29.09.2019 um 17:35 Uhr
"Safran macht den Kuchen gel."
Was soll das überhaupt heißen? Wirklich nur "gelb" oder hat das irgendeine tiefsinnigere Bedeutung?
snakeeleven am 30.09.2019 um 12:55 Uhr
Backe, backe Kuchen.Der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen,der muss haben sieben Sachen. Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gel. Schieb, schieb in den Ofen 'rein, der Kuchen wird bald fertig sein!
Das Wort “gehl”, “geel” oder “gel” bedeutet in verschiedenen Sprachen und Dialekten gelb.
Teddypetzi am 30.09.2019 um 15:32 Uhr
den Ausdruck gel für gelb sagt man auch heute noch, z.B. meine Frau gebürtige Vorarlbergerin, sagt immer gel
Zwiebel am 30.09.2019 um 16:01 Uhr
Teddypezzi, sagt sie das nur im Zusammenhang mit Kuchen oder auch sonst, zB der Traktor oder die Banane sind gel?
Teddypetzi am 01.10.2019 um 12:20 Uhr
Hallo Zwiebel , sie sagt allgemein statt gelb einfach gel
Zwiebel am 03.10.2019 um 20:25 Uhr
Sehr interessant, habe ich noch nie gehört (außer in dem Lied). Danke für die Info, Teddypezzi.
Backe, backe Kuchen ist ein populäres deutschsprachiges Kinderlied. Der Ursprung wird in Sachsen und Thüringen vor dem Jahr 1840 vermutet. Es existieren verschiedene Varianten, die sich im Text und der Anzahl der Strophen unterscheiden. Der Reimtext wird zu einer einfachen, volkstümlichen und im Wesentlichen pentatonischen Melodie gesungen.
Text und Melodie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Backe, backe Kuchen,
der Bäcker hat gerufen.
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz,
Zucker und Salz,
Milch und Mehl,
Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in’n Ofen ’nein.
Die Melodie strukturiert den Text musikalisch im Sinne der Reprisenbarform. Die einrahmenden Zeilen (Stollen) sind dabei konventionelle viertaktige Perioden, in denen lediglich die melodische Variation im Nachsatz der Reprise (also in den letzten zwei Takten) den sonst eher monotonen Verlauf belebt. Interessant ist dagegen die dieser Symmetrie zuwiderlaufende Ungeradzahligkeit der Takte des Abgesangs (also des „Mittelteils“). Diese Unregelmäßigkeit ist in Volksliedern häufig anzutreffen, sobald „litaneiartige“ Texte primär aufzählenden Inhalts vertont werden. Bekannte Lieder, die diesen Effekt noch bedeutend stärker nutzen als das mit seinem dreitaktigen Abgesang relativ schlichte Backe, backe Kuchen, sind zum Beispiel Der Bauer schickt den Jockel aus oder das englische Weihnachtslied The Twelve Days of Christmas.
Text und Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Text geht vermutlich auf einen verbreiteten Brauch zurück, dem zufolge die Bäcker nach dem Backen des Brotes mit einem Horn „riefen“, um den Frauen der Nachbarschaft zu signalisieren, dass die Restwärme des Backofens nun dazu genutzt werden konnte, ihre Kuchen zu backen.[1] Auch dort, wo das Brot an bestimmten Tagen in einem gemeinsamen Backhaus gebacken wurde, gab es ein Signal, wenn das Brot herausgenommen und die Restwärme des Backofens zum Kuchenbacken genutzt werden konnte.
Die Urform des Textes mit dem gereimten Aufzählen der Zutaten findet sich bereits um 1450 in Maister Hannsen des von Wirtenberg Koch Kochbuch, wo die Zubereitung eines Muses mitgeteilt wird:
Wer ein guot muos wil haben
das mach von sibennler sachen
du muost haben milch, saltz und schmaltz,
zugker, ayer und mel
saffran dar zu
So wirt es
gell.[2]
Auffällig ist, dass der Text auf die gelbfärbende Wirkung des Safrans verweist. Keine der übrigen sechs erwähnten Zutaten bietet ein naheliegendes Reimwort für das neuhochdeutsche „gelb“. Der tradierte Liedtext schreibt daher „gehl“ (auch als „gel“), das – etwa im obersächsischen Gehlchen, dem Pfifferling – wie fahl neben falb existiert[3] (mittelhochdeutsch „gël“ findet sich auch im Spätmittelalter und somit um 1450 noch häufiger als gelb und im Frühneuhochdeutschen heißt die Gelbsucht auch noch Gelsucht) und einen Endreim auf das Wort Mehl möglich macht. Es gibt oberdeutsche Mundarten, z. B. das Nordostbairische, die das auslautende „-b“ zu „-w“ aufweichen, so dass es dann schließlich nicht mehr gehört oder überhaupt nicht mehr gesprochen wurde. Zudem ist „geel“ das niederdeutsche und niederländische Wort für „gelb“.
Die letzte Zeile (Schieb, schieb in’n Ofen rein) wird nur bei einigen Varianten angefügt. Es sind auch Varianten überliefert mit Kuchen machen statt backen, was sich zudem besser auf Sachen reimt.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Franz Magnus Böhme: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1897, S. 46–48 (Textarchiv – Internet Archive).
- Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme: Deutscher Liederhort. Band 3. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1894, S. 588 (hathitrust.org).
- Karl Simrock (Hrsg.): Die deutschen Volksbücher. Band 9. Brönner, Frankfurt am Main 1856, S. 84 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Kinderlieder. 235 alte und neue Lieder: Kulturgeschichte – Noten – Texte. Atlantis-Schott, Mainz 2002, ISBN 3-254-08370-9, S. 189.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Eintrag bei volksliederarchiv.de mit Fundstellen in Liedersammlungen
- Xaver Frühbeis: Rezept von Maister Hannsen. „Backe backe Kuchen“. BR-Klassik, Mittagsmusik extra, 5. Januar 2014
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Von Backofen, Bäckern und Backstuben, diebackstube.de, abgerufen am 7. Dezember 2012
- ↑ Kochkunst im Spätmittelalter, abgerufen am 5. Oktober 2013
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 244.