Was ist aus Christiane F geworden

Geschichte

40 Jahre nach "Kinder vom Bahnhof Zoo": Was geschah mit Christiane F.?

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"Christiane F., 16 Jahre alt, war eine von etwa 10.000 Heroinsüchtigen in Berlin..."

Aus dem "Stern" 1978 

... – so knapp begann am 28. September 1978 in der Zeitschrift "Stern" die Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", die Millionen Menschen erschütterte. Es ging um ein Mädchen, das mit 12 erstmals Hasch rauchte, mit 13 Heroin spritzte und mit 14 auf den Kinderstrich ging.

Was ist 40 Jahre nach dem Schock-Erfolg der Geschichte aus den Beteiligten geworden? 

Was geschah mit der echten Christiane F.?

Christiane Felscherinow, so ihr voller Name, hatte die Hölle hinter sich, als die Serie erschien. Drei ihrer besten Freunde vom Bahnhof Zoo, dem elenden Stricher- und Fixertreff im Westen Berlins, waren schon gestorben. Sie selbst entkam der Sucht für einige Jahre, geriet aber bald wieder in den zermürbenden Kreislauf von Rückfall und Enttäuschung, neuer Hoffnung und noch schlimmerem Elend.

Christiane Felscherinow (re.) in Nina Hagens "Paradise Café" 1987

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2013 macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie unter dem Titel "Mein zweites Leben" ihre Autobiografie herausbringt. Demnach lebt sie zum damaligen Zeitpunkt außerhalb Berlins im Brandenburgischen. Trotz ihrer Leberzirrhose konsumiert sie Alkohol und Haschisch. Auch das Methadon macht ihr zu schaffen, das sie seit 20 Jahren in einem Drogenersatzprogramm bekommt.

"Die einen lernen, damit zu leben, die anderen verrecken daran. Es ist ein schmaler Grat dazwischen", schreibt sie in ihrem Buch. Der Wirbel durch die neue Veröffentlichung zehrt schnell alle Kräfte auf. 

Christiane Felscherinow 2013 – danach zog sie sich zurück

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"Ich verabschiede mich. Ich bin eine kranke Frau Anfang 50."

Christiane F. 2013 auf ihrer Website

Seither hat sich Felscherinow nicht mehr in der Öffentlichkeit geäußert. Sogar mit engen Weggefährten etwa in der nach ihr benannten F Foundation zur Suchtprävention gibt es immer wieder Funkstille. Und auch Kai Hermann, der damalige Autor der "Stern"-Serie (zusammen mit Horst Rieck), hat zwar noch Kontakt, aber nur sporadisch.

Warum waren die "Kinder vom Bahnhof Zoo" so wichtig?

Die Geschichte der "Kinder vom Bahnhof Zoo" machte vielen Deutschen Ende der satten siebziger Jahren erstmals bewusst, was sich mit Drogenhandel, Kinderprostitution und Fixerelend in den dunkelsten Ecken der Republik abspielte. Das gleichnamige "Stern"-Buch (ebenfalls 1978) wurde zum Bestseller. Es verkaufte sich mehr als drei Millionen Mal und ist in rund 20 Sprachen übersetzt.

Das Buch zur "Stern"-Serie 1978

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In vielen Schulen gehört es bis heute zur Pflichtlektüre. Als "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" vor 40 Jahren erschien, registrierten die westdeutschen Behörden 430 Drogentote, heute sind es bundesweit fast 1300 pro Jahr.

Für neues Aufsehen sorgte 1981, drei Jahre später, die Verfilmung durch Regisseur Uli Edel und Produzent Bernd Eichinger. So gnadenlos realistische Bilder aus der Drogenszene waren bisher im Kino nicht zu sehen. Hauptdarstellerin Natja Brunckhorst musste als Christiane F. etwa minutenlang die Kotzerei bei einem kalten Entzug spielen. Oder ihre Freier in Nahaufnahme befriedigen.

Der Trailer zum Film

Was geschah mit Christiane F.'s Schauspielerin?

Brunckhorst war mit 13 auf dem Schulhof für die Rolle entdeckt worden, alle Filmplakate zeigten später ihr Gesicht. "Ganz Berlin war gepflastert mit Bildern von mir", erzählte sie im vergangenen Jahr der Zeitung "B.Z.". Zuerst verkleidete sie sich als Junge, aber der Rummel war zu groß. Sie schmiss die Schule, ging nach London, später nach Paris.

Natja Brunckhorst als Christiane F.

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Heute ist die 52-Jährige eine erfolgreiche Drehbuchautorin. 2001 bekam sie für das Skript zu der DDR-Punkgeschichte "Wie Feuer und Flamme" den Deutschen Filmpreis. Bei der diesjährigen Lola-Vergabe wurde das ebenfalls von ihr geschriebene Drama "Amelie rennt" als bester Kinderfilm ausgezeichnet.

Natja Brunckhorst heute

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Den frühen Ruhm sieht sie mit gemischten Gefühlen. "Ich würde so einen starken Erfolg niemandem wünschen in so einem jungen Alter", sagte sie in dem Interview. "Das haut einen so bisschen links aus der Kurve."

(dpa)

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Was wurde aus der echten Christiane F?

Der ursprüngliche Wirbel um Christiane F. ist gut 40 Jahre her, das Buch erschien 1978, die Verfilmung 1981. Christiane Felscherinow machte danach etwas Musik, zog nach Griechenland, wurde Mutter, 2013 schrieb sie ein zweites Buch und zog sich dann zurück.

Ist Christiane F immer noch drogensüchtig?

Die 46-jährige Vera Christiane Felscherinow ist heute wieder abhängig. Frau Felscherinow ist das Sorgerecht für ihren 12-jährigen Sohn entzogen worden: "Sie kann der Erziehung und der Aufsichtspflicht für das Kind nicht mehr nachkommen", so die Erklärung des Jugendamtes Potsdam-Mittelmark.

Wie geht es Christiane Felscherinow heute?

Heute ist Christiane Felscherinow 58 Jahre alt und blickt zurück auf ein Leben voller Höhen und Tiefen. 1978 erschien ihr Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Das Buch stand 95 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Und Christiane Felscherinow wurde zum Symbol der Drogenkultur.

Wo ist jetzt Christiane F?

Zwischen 1987 und 1993 lebt Christiane in Griechenland. 1996 wird ihr Sohn Philipp geboren, Christiane wohnt mit ihm in Teltow und in Berlin. Über ihren Drogen-Status gibt es keinen einheitlichen Konsens. Eine Zeitlang gilt sie als clean, dann scheint es Rückfälle zu geben.

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