Wie viel wiegt die dünnste frau der welt

Das ist Rachael Farrokh, und der Anblick der 44-jährigen Amerikanerin ist wirklich schockierend. Bei einer Größe von 1,70 Meter bringt sie – eigenen Angaben zufolge – gerade einmal etwas mehr als 20 Kilogramm auf die Waage. Sie kann sich kaum noch alleine bewegen und ist permanent auf Hilfe angewiesen. Dass sie überhaupt noch lebt, grenzt für viele Mediziner und Experten an ein Wunder, denn 2015 soll Rachael gerade einmal 18 Kilogramm gewogen haben. Das macht sie zur vermutlich dünnsten Frau der Welt und bringt ihr auf der ganzen Welt traurige Berühmtheit ein. Rachael leidet seit über 15 Jahren an einer extremen Form der Annorexia Nervosa, auch als Magersucht bekannt, und die Folgen sind nicht nur nach außen hin sichtbar. Auch ihre Organe – wie Nieren und Leber – haben schwere Schäden davongetragen.

Aber sie will leben, und deswegen kämpft sie jeden Tag gegen ihre Erkrankung. Dabei wird sie immer von ihrem Mann Rod unterstützt. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Wie wurde aus einer lebenslustigen Schauspielerin eine Frau mit dem Gewicht eines dreijährigen Kindes? Und wie sieht ihr Alltag aus? Diese Fragen wollen wir euch heute beantworten, und wir zeigen euch auch, aus welchen Momenten Rachael ihre Kraft zieht und wie es ihr heute – fünf Jahre nach ihrem persönlichen Tiefpunkt – geht. Es wird also wie immer spannend, hier bei Wissenswert!

Ach, und schreibt uns, wenn ihr wollt, mal unten in die Kommentare, ob ihr oder jemand, den ihr kennt, mal Erfahrungen mit Magersucht oder anderen psychischen Krankheiten gemacht habt. Schließlich kann es unserer Gesellschaft mit Sicherheit nicht schaden, offener mit solchen Themen umzugehen. Bevor wir uns aber anschauen, wie Rachael ihr Leben meistert, werfen wir einen Blick auf ihre Biografie und beantworten die Frage, wie es zu ihrer Magersucht kam.

Farrokh wurde am 25. Oktober 1977 in Kalifornien geboren und führte ein völlig normales und zufriedenes Leben. Sie hatte einen gut bezahlten Job in einem großen Unternehmen, ein Haus, eine Familie, Freunde und jede Menge Ersparnisse. Sie hat sogar eine Ausbildung als Ernährungsberaterin abgeschlossen und jobbte nebenbei als Schauspielerin. Rückblickend sagt Rachael jedoch, dass damals permanent ein unerklärlicher Druck auf ihr lastete. Dieser wurde ihr schließlich zu viel. Dies äußerte sich darin, dass Erinnerungen an ein verdrängtes Kindheits-Trauma von ihr wieder hochkamen und Rachael mit dieser Belastung nicht klarkam. Die Magersucht übernahm daraufhin allmählich die Kontrolle über ihr Leben, und Rachael nahm immer mehr ab. Dabei ging es ihr nie darum, schlank oder sogar begehrenswert auszusehen. Im Gegenteil: Rachael wollte möglichst unattraktiv und unscheinbar aussehen, um sich so vor sexueller Aufmerksamkeit zu schützen. Sie wollte quasi verschwinden und projizierte diesen Wunsch auf ihr Essverhalten.

In einem Interview erklärte sie, dass sie sich eine Abneigung gegen Essen antrainierte und schließlich einen Ekel gegen jede Art von Lebensmittel empfand. So verlor sie immer mehr Gewicht und war irgendwann nicht mehr in der Lage, ihren normalen Alltag wahrzunehmen. Freunde und Familienmitglieder wandten sich von ihr ab, und sie verlor während eines Krankenhausaufenthaltes ihren Job. Weil sie ihre Arztrechnungen nicht mehr bezahlen konnte, musste sie schließlich auch ihr Haus verkaufen. Doch einer stand ihr in all der Zeit bei und weicht ihr bis heute nicht von der Seite: Ihr Ehemann Rod, mit dem sie seit über 18 Jahren zusammen ist. Doch auch Rod musste seinen Job als Personal-Trainer mittlerweile aufgeben, damit er rund um die Uhr für Rachael da sein kann.

Der vorläufige Tiefpunkt ereignete sich dann allerdings im Jahr 2015: Damals litt Rachael bereits seit 10 Jahren an der Krankheit, und nachdem sie immer wieder erfolglos an verschiedenen Therapieprogrammen teilgenommen hatte, wog sie schließlich nur noch 18 Kilogramm. Krankenhäuser und Therapieeinrichtungen verweigerten eine stationäre Aufnahme, da ihr Körper einfach zu schwach war und die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie sehr schlecht standen. Nur ein Krankenhaus auf der anderen Seite der USA, an der Ostküste, erklärte sich bereit, ihr zu helfen. Doch Rachael hatte kein Geld mehr, um die Therapie und die Kosten für den Transport zu bezahlen. Deswegen startete sie einen Spendenaufruf, und ihr Video, in dem sie die Zuschauer um Hilfe bat, ging um die Welt.  Tatsächlich kamen mit der Aktion mehr als 200.000 Dollar zusammen, und Rachael konnte nicht nur die Therapie in den USA beginnen, sondern sogar an einem speziellen Programm in Portugal teilnehmen.

Trotzdem zeigten die Therapien nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil: Als sie in einer Klinik zwangsernährt werden musste, kämpfte sie um ihr Leben, da ihre Organe die Nährstoffe nicht verarbeiten konnten. Die Familie bereitete sich auf das Schlimmste vor, doch Rachael überlebte. Seitdem wird sie ausschließlich Zuhause betreut, und ein Team von Therapeuten kümmert sich jeden Tag um die 43-Jährige. Außerdem ist sie mittlerweile auch noch Mitglied in mehreren Selbsthilfegruppen, denn neben der Magersucht hat Rachael auch noch Symptome anderer Erkrankungen wie zum Beispiel von ADHS und Zwangsstörungen. Rachaels Zustand hat sich zwar immer noch nicht grundlegend verbessert, aber sie kämpft weiterhin für ein gesundes Leben. Trotzdem muss sie weiterhin mit vielen Einschränkungen und Vorurteilen leben. Freunde und Verwandte haben sich zum Großteil von ihr und Rod abgewandt, und immer wieder bekommt sie zu hören, dass sie doch einfach mal einen Burger essen solle. Aber so einfach ist die Krankheit nicht zu behandeln.

Durch das jahrelange Fasten hat sich Rachaels Organismus nämlich an den Hunger gewöhnt. Ihr Körper muss sich erst sehr langsam an das Essen und die Nährstoffe gewöhnen. Nimmt sie zu viele Kalorien auf einmal zu sich, würde sie sogar weiter abnehmen. Man nennt dieses Phänomen „Refeeding-Syndrom“, und es ist ein Teufelskreis, aus dem Rachael nur langsam herauskommt. Hinzu kommt, dass sie, wie sie selbst sagt, kaum noch einen Geschmackssinn hat. Sie kann nur noch unterscheiden, ob etwas süß oder salzig ist, doch alles andere nimmt sie nicht mehr wahr. Außerdem kostet sie jeder Bissen extrem viel Kraft. Ihr Körper ist in den letzten Jahren verkümmert, und das Schlucken fällt ihr extrem schwer. Es kam sogar schon vor, dass das Essen ihr wortwörtlich im Halse stecken geblieben ist, was schnell zur Gefahr werden kann. Deswegen kümmert sich mittlerweile eine Sprachtherapeutin um sie. Außerdem erhält sie, neben psychologischer Hilfe, auch Unterstützung von mehreren Physiotherapeuten, die ihr helfen, ihre Mobilität Schritt für Schritt zurückzubekommen. An guten Tagen kann sie sogar Schwimmen gehen und sich tatsächlich ohne Hilfe alleine bewegen.

Trotzdem müssen Rachael und Rod immer wieder Rückschläge verkraften. Schon kleine Erkältungen können für die US-Amerikanerin lebensgefährlich sein, und ihre Knochen sind so geschwächt, dass sie jederzeit bei einer falschen Bewegung brechen können. Außerdem leben die beiden fast nur noch in ihren eigenen vier Wänden und sind von der Außenwelt isoliert. Treffen mit Freunden oder mit der Familie, wie es bei vielen Menschen üblich ist, kommen bei ihnen nur noch extrem selten vor. Rachael ist in der Regel zu schwach für irgendwelche Aktivitäten außerhalb ihres kleinen Hauses, und zu groß ist die Angst, dass sie krank werden könnte. Trotzdem setzt sie sich voll und ganz für ihre Genesung ein und kämpft weiter. Nicht nur für sich und ihren Mann Rod, sondern auch, um anderen Menschen Mut zu machen. Sie will ein Bewusstsein für ihre Krankheit schaffen und das Thema „Essstörung“ ins Rampenlicht bringen, wie sie selbst sagt.

Denn das Thema ist aktueller denn je. Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Alter von elf bis 17 Jahren zeigt Symptome von Essstörungen. Und von 1.000 Personen leiden etwa 30 bis 50 an einer Essstörung – also drei bis fünf Prozent. Aber noch immer glauben viele Menschen, dass die Erkrankten selbst die Schuld an ihrer Magersucht tragen und sie sich so ein Leben ausgesucht hätten. Oft bekommen sie zu hören, dass sie nur mal mehr essen müssten, doch eine Magersucht ist eine schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss. Sie hat ihren Beginn vor allem während der Pubertät. Aber auch Erwachsene und Kinder unter 13 Jahren können daran erkranken. Mediziner glauben, dass es keine einzelne Ursache für eine Magersucht gibt. Stattdessen handelt es sich immer um eine Mischung mehrerer Einflüsse, wobei oft traumatische Erlebnisse eine Rolle spielen. Bei Rachael Farrokh waren es vor allem psychologische Einflüsse, die die Krankheit auslösten. Ein anfälliges Selbstwertgefühl, Überforderung im Alltag und seelischer Stress können Risikofaktoren sein.

Der irrtümliche Gedanke, wenigstens den eigenen Körper unter Kontrolle zu haben, kann zu gefährlichen Trugschlüssen führen, die eine Magersucht hervorrufen können. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass die Anfälligkeit für Magersucht vererbt werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass bei manchen Patienten eine Störung der Hirnregion vorliegt, die für die Steuerung des Essverhaltens verantwortlich ist. Auch gesellschaftliche Einflüsse, wie ein völlig überzogenes Schönheitsideal, das in den Medien propagiert wird, können ein Auslöser sein. Denn gerade junge Menschen lassen sich davon einschüchtern und denken, sie müssten genau so aussehen, um zu einer Gruppe dazugehören zu können. Wie fatal solche Rollenbilder sind, zeigt sich an der Tatsache, dass fast die Hälfte der Mädchen und ein Fünftel der Jungen im Alter von 15 Jahren sich als zu dick empfinden, obwohl sie normalgewichtig sind.

Mehr als die Hälfte der Mädchen hat in diesem Alter bereits Diäterfahrungen gesammelt, und jedes vierte Mädchen sogar mehrfach. Genau deswegen ist es Rachael Farrokh wichtig, Aufklärung zu betreiben und vor allem jungen Menschen zu zeigen, wie weit die Krankheit gehen kann. Außerdem will sie Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind und es wichtig ist, sich Hilfe zu holen. Rachael sagt von sich selbst, dass sie die Magersucht im Kopf bereits besiegt habe, aber der Körper noch nicht mitspielen möchte. Es kann daher noch lange dauern, bis sie ein normales, gesundes Leben führen kann. Aber sie glaubt fest daran, dass ihr das gelingen wird.

Das war es auch schon mit unserem Beitrag. Und an dieser Stelle wollen wir euch eigentlich nur darum bitten, gut zu euch und eurer Gesundheit zu sein. Denn statt irgendeinem Schönheitsideal zu folgen ist es viel wichtiger, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Denn jeder Mensch ist schön – egal wie er aussieht. Ansonsten hinterlasst uns gerne eine Bewertung und schaut für weitere spannende Inhalte unbedingt auf unserer Startseite vorbei! Bis zum nächsten Mal, hier bei Wissenswert.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte