Zusammen besitzen diese 1,2 Prozent der Weltbevölkerung 47,8 Prozent des Vermögens dieser Welt, was rund 222 Billionen Dollar entspricht. Zum Vergleich: 53,2 Prozent der Weltbevölkerung besitzen zusammen bloss 1,1 Prozent des Vermögens, zusammen rund 5 Billionen Dollar. Es ist die Gruppe, die über ein Vermögen von weniger als 10’000 Dollar pro Person verfügt.
Das Jahr 2021 ist für die Vermögen in aller Welt ein vergleichsweise gutes gewesen. Das geht aus dem jährlichen „Global Wealth Report“ hervor, den die Schweizer Bank Credit Suisse am Dienstag in Zürich vorgestellt hat. Während viele Menschen vielleicht den Eindruck hatten, zuletzt habe sich Krise an Krise gereiht, ohne dass es zwischendurch nennenswert Zeit zur persönlichen wirtschaftlichen Erholung gegeben habe, zeichnen diese Zahlen zur globalen Vermögensentwicklung ein anderes Bild. „2021 war ein Rekordjahr für den Wohlstand der Haushalte“, sagte Axel Lehmann, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Vorsitzender des Credit Suisse Research Institute.
Die globalen Vermögen stiegen dem Report zufolge 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent auf 463,6 Billionen Dollar. Das durchschnittliche Vermögen je Erwachsenen legte um 8,4 Prozent auf 87.489 Dollar zu. In diesen Berechnungen steckt noch ein Abschlag für die Wechselkursentwicklung drin, weil der Dollar im Jahresverlauf gegenüber viele anderen Währungen aufgewertet hatte. Ohne diesen Abschlag lag das Wachstum der Gesamtvermögen der Bank zufolge bei 12,7 Prozent.
„Das entspricht dem größten jemals verzeichneten Jahresanstieg“, berichtet die Credit Suisse. Die Zahl der Millionäre in aller Welt erhöhte sich den Angaben zufolge um 5,2 Millionen oder 9 Prozent auf 62,5 Millionen. Anders als bei ähnlichen Studien haben die Autoren des Reports dabei das Nettovermögen einschließlich Immobilien in Dollar gerechnet betrachtet.
Für Deutschland nennt die Bank eine rückläufige Zahl von Millionären – und ein rückläufiges Gesamtvermögen. Ende 2021 gab es demnach knapp 2,7 Millionen Millionäre in Deutschland, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 58 000. Auch das Gesamtvermögen der Menschen in Deutschland sei geschrumpft, von 18,3 auf 17,5 Billionen Dollar.
Rückläufige deutsche Vermögen
Die Bank führte diesen Vermögensrückgang in Deutschland aber nicht unmittelbar auf die wirtschaftliche Entwicklung zurück, sondern auf den Wechselkurs. Schließlich erstellt die Credit Suisse den globalen Vergleich in Dollar. Das hat zur Folge, dass Vermögen aus dem Euroraum allein schon durch die Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar im Vorjahresvergleich niedriger ausfallen.
Jenseits der Wechselkurseffekte aber hätten die Vermögen in vielen Ländern zugenommen, hieß es. Anthony Shorrocks, Ökonom und Verfasser des Berichts, nennt vor allem die Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie als zentralen Grund. Viele Menschen hätten in der Coronazeit zwangsläufig gespart, mit dem Ende des Lockdowns sei dann vieles nachgeholt worden. Unterstützt von der damals noch lockeren Geldpolitik der Notenbanken habe das die Wirtschaft angekurbelt – und den Vermögensbesitzern über die Finanzmärkte satte Gewinne beschert. Zusätzlich habe das Homeoffice bei vielen Leuten den Wunsch nach größeren Wohnungen reifen lassen – das habe die Hauspreise noch mal zulegen lassen und die Vermögen von Immobilienbesitzern vergrößert.
Zugleich aber ist die Inflation gestiegen. Manch einer der 5,2 Millionen neuen Millionäre hat diesen Titel also wohl nur erlangt, weil die Preise für Vermögenstitel nominal, also vor Abzug der Inflation, so zugelegt haben. Nach Abzug der Inflation sieht das zum Teil anders aus. Credit-Suisse-Manager Lehmann jedenfalls spricht von einem „künstlichen Effekt durch die Inflation“. Die Credit Suisse, die diese Studien seit vielen Jahren erhebt, hat deshalb zum ersten Mal die Vermögensentwicklung sowohl nominal als auch real analysiert. Lehmann führte aus, wenn man die Entwicklung der Vermögen um die Inflation bereinige, sei der Anstieg zwar niedriger – man komme aber immerhin noch auf ein Plus für die Gesamtvermögen von 8,2 Prozent.
Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen damit, dass der Club der Reichen in den kommenden fünf Jahren auf mehr als 87 Millionen Millionäre anwachsen wird. „Obgleich sich die außergewöhnlichen Vermögenszuwächse des vergangenen Jahres in den Jahren 2022 und 2023 teilweise umkehren dürften, da mehrere Länder mit einem langsameren Wachstum oder gar einer Rezession zu kämpfen haben, gehen wir in unserer Fünfjahresprognose von einem anhaltenden Vermögensanstieg aus“, sagte Nannette Hechler-Fayd’herbe, Leiterin Economics & Research der Bank.
Verteilung zwischen Geschlechtern
Zwei Fragen hat die Credit Suisse in dem Report noch gesondert untersucht: Wie sieht es mit der Vermögensentwicklung speziell bei Frauen aus – und wie mit dem Wohlstand der verschiedenen Generationen? Zumindest für manche Länder kommt die Studie auf eine zuletzt ungünstige Entwicklung der Vermögen von Frauen. Unter 26 untersuchten Ländern, die für 59 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung stünden, sei für 15 Länder ein Rückgang des relativen Wohlstands von Frauen im Verhältnis zu dem der Männer in den Jahren 2020 und 2021 zu beobachten gewesen. Unter ihnen waren China, Indien – und auch Deutschland. In den übrigen Ländern, beispielsweise auch in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, habe das Vermögen der Frauen im Verhältnis zu dem der Männer dagegen zugelegt.
Als einen Grund für diese abweichende Vermögensentwicklung je nach Geschlecht nennt die Studie unterschiedliche Anteile von riskanten Assets wie Aktien im Vermögen. Die Autoren sehen das aber nicht als hinreichende Erklärung – und wollen die Entwicklung mit neuen Daten noch weiter untersuchen.
Hinsichtlich der verschiedenen Generationen kommt die Studie zu dem Ergebnis: Zumindest in den Vereinigten Staaten und in Kanada hätten die Gruppen der Millennials – das sind nach dieser Definition Menschen, die zwischen 1981 und 1995 geboren wurden – und die Generation X – geboren zwischen 1965 und 1980 – ihr Vermögen zwischen 2019 und 2022 am stärksten vermehren können. Hingegen hätten die Baby-Boomer – geboren zwischen 1946 und 1964 – und die Generation der vor 1946 geborenen Menschen in dem Zeitraum einen geringeren Vermögenszuwachs vorzuweisen.