Wo kann man mit wenig Rente gut leben

Rente unter Palmen oder in den Bergen: Immer mehr Ruheständler zieht es aus verschiedenen Gründen ins Ausland. Was davor unbedingt zu beachten ist.

Marlies Müßigmann hat viel gearbeitet in ihrem Leben. Die Stuttgarterin ist gelernte Kinderpflegerin. Später arbeitete sie in einem Bürojob und am Empfang eines Friseursalons. Für eine üppige Rente hat es trotzdem nicht gereicht. Rund 900 Euro bekommt die heute 73-Jährige von der Deutschen Rentenversicherung jeden Monat überwiesen. Nicht viel für ein Leben in Stuttgart mit seinen hohen Lebenshaltungskosten. Um die Rente ein wenig aufzubessern, hat sie zunächst auch in ihrem Ruhestand weiter gearbeitet, in Boutiquen ausgeholfen.

Mit den Jahren wurde ihr das aber zu viel. Doch als der Zuverdienst wegfiel, wurde es für die Rentnerin plötzlich schwer, über die Runden zu kommen. Vor fünf Jahren dann fand sie ihren Ausweg: Auswandern. Marlies Müßigmann tauschte ihr Ruhestandsdomizil. Anstelle der Schwabenmetropole ging es zu den Sandstränden der tunesischen Insel Djerba. Eine auf den ersten Blick attraktive Wahl, die Marlies Müßigmann trotzdem nicht ganz freiwillig getroffen hat:

"Ich musste wohl oder übel weg, weil meine Rente nicht gereicht hat. Bei 680 Euro Miete und den Kosten fürs Auto und Telefon hätte ich am Ende noch 120 Euro übrig gehabt zum Leben. Das wäre nicht gegangen."

Immer mehr Rentnerinnen und Rentner wandern aus

Mit ihrer Geschichte ist Marlies Müßigmann nicht allein. Immer mehr Menschen verbringen ihren Ruhestand im Ausland. Rund 250.000 sind es derzeit. Das sind 20 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Allerdings stehen nicht bei allen Betroffenen finanzielle Erwägungen im Vordergrund: Die beliebtesten Auswanderziele der Ruheständler sind derzeit Österreich und die Schweiz. In beiden Nachbarländern leben rund 27.000 deutsche Ruheständler. Auf Platz drei folgen die Vereinigten Staaten mit 23.000 Auslandsrentnern.

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Hoch im Kurs stehen also Länder, die sich mitnichten durch niedrige Lebenshaltungskosten auszeichnen. Allerdings steuern auch viele Ruheständler Ziele wie Griechenland und Bulgarien an, in denen Miete und Lebensmittel günstiger sind als in Mitteleuropa. Viele Menschen zieht es sogar in Länder der Dritten Welt, wie das ostafrikanische Kenia oder Thailand. Cornelia Schweppe, Sozialpädagogin an der Uni Mainz, hat sich eingehend mit den Ursachen für diese Altersmigration beschäftigt.

"Geringe Renten, soziale Isolation, eine schlechte Pflegesituation, aber auch die Schwierigkeit, im Alter eine Partnerin zu finden sind wesentliche Gründe, die Menschen in Länder des Globalen Südens führen."

Klärungsbedarf bei der Krankenversicherung

Gerade in diesen Ländern droht den Rentnerinnen und Rentnern allerdings ein großes Problem: Anders als in Europa sind sie dort nicht automatisch krankenversichert. Ob die GKV weiter greift, hängt nämlich vom Alterswohnsitz ab. In den Ländern der Europäischen Union, zu denen auch die Auswanderziele Bulgarien und Griechenland gehören, besteht der Versicherungsschutz weiter, solange die Betroffenen eine Rente aus Deutschland beziehen.

Dasselbe gilt für Staaten, mit denen die Bundesrepublik ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat, wie die Türkei und Tunesien. Zumindest Rentner, die mehr als 90 Prozent ihres Erwerbslebens in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert waren, können auch dort weiter Mitglied bleiben.

Auslandskrankenversicherung für viele Länder ein Muss

Komplizierter ist die Lage, wenn Menschen sich im sogenannten vertragslosen Ausland zur Ruhe setzen wollen. Dazu gehören auch bei Rentnern beliebte Destinationen wie Thailand oder die USA und Kanada. Wer dort mehrere Monate im Jahr lebt, muss im Zweifel selbst für Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche zahlen. Um sich dagegen abzusichern, sollten Interessierte unbedingt schon in Deutschland Informationen über private Versicherungen einholen, die im Ausland greifen. Ansonsten drohen finanzielle Belastungen - nicht nur für die Ausgewanderten, sogar im Zweifel sogar für finanziell schlechter aufgestellte Gastländer, hat Forscherin Cornelia Schweppe herausgefunden.

"Das ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern für das Gesundheitswesen in diesen Ländern eine enorme Belastung. Thailand beispielsweise entstehen dadurch jährlich Kosten in Millionenhöhe."

Doch selbst im EU-Ausland ist der Versicherungsschutz nicht immer vollumfänglich. In Spanien beispielsweise müssen deutsche Rentnerinnen und Rentner Zahnarztbesuche selbst zahlen. In Frankreich zahlen Mitglieder der deutschen Krankenversicherung bei Behandlungen einen Anteil an den Behandlungskosten zwischen zehn und 30 Prozent.

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Viele Fallstricke bei der Steuer

Auf den ersten Blick unübersichtlich kann für die Betroffenen auch das Thema Steuern wirken. Wo und zu welchen Konditionen Einkommenssteuern zu bezahlen sind, hängt für Auslandsrentnerinnen und -rentner von ein paar Faktoren ab. Zu klären ist dabei zunächst die geplante Dauer des Auslandsaufenthaltes: Ruheständler, die nicht mehr als die Hälfte des Jahres außerhalb der Landesgrenzen wohnen, bleiben in Deutschland voll steuerpflichtig. Damit können sie nicht nur Steuervorteile wie Ehegattensplitting oder Grundfreibetrag weiter nutzen, sondern auch kleinere Absetzungsmöglichkeiten. Gerade diese können allerdings im Alter von großer Relevanz sein, erklärt Steuerberater Josef Ludwig aus Trier:

"Ein beschränkt Steuerpflichtiger kann keine Sonderausgaben abziehen, hat keinen Grundfreibetrag und kann auch sonst keine Aufwendungen für außergewöhnliche Belastungen wie Krankheitskosten steuerlich geltend machen."

Diese Vorteile können sich allerdings auch Exilanten erhalten, die länger als 183 Tage pro Jahr im Ausland leben. Und zwar dann, wenn sie ihren Exilwohnsitz innerhalb der EU wählen - und ihre Einkommen zu mehr als 90 Prozent aus Deutschland stammen. Dazu können neben der Rente auch Mieteinnahmen von Immobilien in Deutschland gehören. Um die Vorteile zu behalten, muss jedes Jahr ein Antrag auf "unbeschränkte Steuerpflicht" gestellt werden.

Rentnersteueroasen entstehen

Ob die Betroffenen überhaupt in Deutschland Steuern zahlen müssen, ist übrigens nicht von vornherein gesagt. Das hängt ganz konkret von ihrem Wunschdomizil ab - und von der Frage, ob die neue Heimat mit der Bundesrepublik ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen hat. Die dort vereinbarten Regeln variieren von Land zu Land. Wer beispielsweise in die Schweiz oder in die USA auswandert, versteuert seine Rente dort. Anders ist die Lage zum Beispiel in Polen. Dorthin Ausgewanderte bleiben in Deutschland steuerpflichtig. Eine Übersicht über die einzelnen Regelungen findet sich auf den Seiten des Bundesfinanzministeriums.

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Einige Staaten haben mittlerweile ausländische Rentner aus dem Westen als Einnahmequelle entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel Griechenland, das mit einer pauschalen Steuer von sieben Prozent auf alle Einkünfte versucht, Rentner aus Deutschland in den Inselstaat zu locken. Wer sich für ein Übersiedeln informiert, sollte alle Kosten genau durchrechnen. Allerdings ist nicht gesagt, dass die Steuervorteile für alle Zeiten erhalten bleiben. Eine individuelle Beratung über die Auswirkungen des Auswanderns auf den Rentenbezug ist unerlässlich - und kann zum Beispiel bei den Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung erfolgen.

Riester-Zulagen müssen zurückgezahlt werden

Neben der gesetzlichen Rente gibt es noch weitere Alterseinkünfte wie Betriebsrenten, Erwerbsminderungsrenten und die Riester-Rente. Betriebsrenten und private Altersversorgung werden auch ins Ausland gezahlt. Wie sie versteuert werden, muss im Einzelfall geprüft werden. Bei Erwerbsminderungsrenten droht allerdings die Gefahr, dass sie gekürzt oder gar nicht mehr gezahlt werden. Ein Sonderfall ist die staatliche geförderte Riester-Rente: Wer seinen Wohnsitz dauerhaft außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums verlegt, muss den Förderanteil nämlich zurückzahlen.

Marlies Müßigmann, die Stuttgarterin in Tunesien, ist aus finanzieller Sicht auf jeden Fall zufrieden mit der Wahl ihres Alterwohnsitzes. Auf Djerba könne sie sich heute vieles leisten, was ihr zu Hause unmöglich war. Wenn sie an ihrer neuen Heimat etwas stört, dann hat es mit der Geografie zu tun: "Hier auf Djerba bekommt man einfach einen Inselkoller!"

Wo lebt es sich als Rentner am günstigsten?

Das Leben in Bulgarien ist noch viel preiswerter als in anderen südeuropäischen Ländern wie Spanien, Portugal oder Italien. Schon mit monatliche etwa 900 bis 1.300 Euro lässt es sich in Bulgarien komfortabel leben.

In welchem Land kann ich mit 800 € Rente gut leben?

Für ein Apartment (Zimmer, Bad, Verpflegung inklusive) in einer Seniorenresidenz zahlt man in Thailand zwischen 800-900 Euro monatlich. Aber auch “Pflegeheime in Thailand” sind verhältnismäßig günstig. Für einen Heimplatz muss man mit ca. einem Drittel/der Hälfte der Kosten wie in Deutschland rechnen.

In welchem Land lebt es sich als Rentner am besten?

In die Untersuchungen fließen in der Regel Aspekte der Lebenshaltungskosten, die medizinische Versorgung, die Kriminalitätsrate und Korruption, sowie die generelle Sicherheit ein. Die Top-Fünf dieser Länder sind: Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich und Spanien.

In welchem Land kann man mit 1000 € Rente gut leben?

Eine kleine Rente von 1000 Euro im Monat reicht in München, Hamburg und Berlin kaum zum Leben. Im südafrikanischen Kapstadt sieht das aber ganz anders aus. Hier reicht dieselbe Summe für eine Ein-Zimmer-Wohnung in Innenstadtnähe und den kompletten Lebensunterhalt, wie Finanzen100.de berichtet.

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