Der Bereich unseres Gehirns, der Schmerzen aus dem Körper wahrnimmt, wird stark von dem Bereich des Gehirns beeinflusst, der Stress verarbeitet.
Bild: Andrea Klaiber und Anne SeegerSchmerzen, die über Monate oder sogar Jahre anhalten, sind in einem Drittel aller Fälle durch Stress verursacht. Warum Betroffenen dann weder eine Operation noch Medikamente weiterhelfen.
Von Martina Huber
Veröffentlicht am 29. Oktober 2021 - 12:28 Uhr
Hier verhoben, da falsch bewegt – und schon jagt einem bei jeder Bewegung ein heftiger Schmerz durch den Rücken. Acht von zehn Deutschen kennen das nur zu gut, berichtet das Robert-Koch-Institut. Auslöser des Stechens oder Ziehens ist oftmals eine Verspannung in der Rückenmuskulatur. Ungewöhnliche, anstrengende oder einseitige körperliche Belastungen sind typische Schmerzquellen – mitunter aber auch Schäden an den Bandscheiben. Mediziner finden bei den meisten Betroffenen allerdings keine eindeutige Ursache für die Kreuzschmerzen. In vielen Fällen sind sie auch kein Grund zur Besorgnis. Betroffene greifen oft zu Schmerzmedikamenten. Meist ist das aber nur bedingt hilfreich. Denn tatsächlich haben Schmerzmittel bei Rückenproblemen nur einen begrenzten Effekt, wie aktuelle Studien zeigen.
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Studie bescheinigt Paracetamol begrenzten Nutzen
Eine placebo-kontrollierte Studie, publiziert im Fachjournal The Lancet, konzentriert sich auf den Einsatz von Paracetamol bei Rückenschmerzen. Dafür teilten die Forscher mehr als 1 600 Probanden in drei Versuchsgruppen auf: Die Teilnehmer jeweils einer Gruppe nahmen Paracetamol entweder nach Bedarf ein, als regelmäßige Dosis oder sie erhielten eine Placebo-Tablette. Das Ergebnis: Bis die akuten Rückenbeschwerden wieder abgeklungen waren, dauerte es bei allen drei Probandengruppen im Mittel gleich lang, nämlich 16 bis 17 Tage. Das bestätigt auch die Erfahrung, wonach die meisten Rückenschmerzen nach einigen Tagen oder Wochen von selbst wieder vergehen. Über diese guten Aussichten waren auch die Teilnehmer zu Beginn der Studie informiert worden. Bereits in früheren Untersuchungen war festgestellt worden, dass Schmerzmittel bei Rückenschmerzen nur einen begrenzten Nutzen haben, darunter Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen. Diese Mittel werden oft bei Rückenschmerzen eingenommen.
Bei akuten Beschwerden Schmerzmittel individuell wählen
Wer bei Rückenschmerzen nicht auf Medikamente verzichten möchte, etwa um im Alltag möglichst aktiv und mobil zu bleiben, sollte sie möglichst nur kurze Zeit einsetzen. Denn: Die Gefahr von Risiken und Nebenwirkungen steigt mit der Dauer der Einnahme. Ohne Rücksprache mit einem Arzt, sollten Paracetamol und Co. maximal drei bis vier Tage eingenommen werden. Wichtig: Das individuell passende Schmerzmittel wählen und dabei Vorerkrankungen berücksichtigen.
Zu viel Paracetamol schadet der Leber
Paracetamol beispielsweise greift die Magen-Darmschleimhaut kaum an und ist gut verträglich. Allerdings kann der Wirkstoff schon bei leichter Überdosierung die Leber schädigen. Mehr als drei Gramm Paracetamol pro Tag sind daher bei Rückenschmerzen nicht ratsam, maximal sollten es vier Gramm sein. Wer ein Leberleiden hat oder öfter mehr als drei Gläser Alkohol am Tag trinkt, sollte ein anderes Schmerzmittel wählen. Wer Rückenschmerzen mit Paracetamol behandelt, sollte zudem wissen: Auch zahlreiche Erkältungsmittel gegen Husten und Schnupfen enthalten den Wirkstoff. Wer Paracetamol bereits gegen Schmerzen einnimmt, sollte auf diese Erkältungsmittel verzichten.
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Andere Wirkstoffe, andere Nebenwirkungen
Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen können die Magenschleimhaut angreifen, Magenbeschwerden auslösen und sogar zu Magengeschwüren oder Blutungen führen. Wer aktuell ein Magen- oder Darmgeschwür hat, sollte eine Alternative zu den drei Wirkstoffen wählen. Auch Menschen mit starken Nierenschäden oder einer ausgeprägten Herzschwäche wird von den Wirkstoffen abgeraten. Neuesten Untersuchungen zufolge können Diclofenac und Ibuprofen bei länger andauernder und hochdosierter Einnahme sogar das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen.
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Wichtig: Bewegung und Wärme
Sich schonen oder gar ins Bett legen – solche Ratschläge gelten bei Rückenschmerzen als überholt. Betroffene könnten Schonhaltungen annehmen, die das Leiden noch verschlimmern. Stattdessen sind Aktivität und Bewegung angebracht. Die Liste der rückenfreundlichen und -stärkenden Aktivitäten ist lang: Spaziergänge, Wanderungen, Fahrradfahren, Schwimmen in warmem Wasser, Skilanglauf, Pilates oder auch Yoga zählen zu den hilfreichen Maßnahmen. Dabei ist es weniger wichtig, welcher Betätigung jemand nachgeht, sondern dass man sie regelmäßig ausübt. Das beugt auch erneuten Kreuzschmerzen vor. Den meisten Rückenschmerzgeplagten helfen zudem eine Wärmflasche oder ein Vollbad sowie Saunagänge. Eine Mischung aus Dehnung, Bewegung und Massagen kann die Beschwerden ebenso lindern.
Tipp: Was Wellnessmassagen leisten können, verrät unser Special Hot Stone, Ayurveda & Co.
Tipp: Zahlreiche weitere wertvolle Informationen rund um Rückenschmerzen finden Sie in unserem großen FAQ Rückenschmerzen.