Die Schöne und das Biest Basel

Basel: Musical-Theater Basel – Budapester Operetten- und Musicaltheater – „Disney Die Schöne und das Biest“  –  Besuchte Aufführung: 1.12.15


Copyright: Musicaltheater Basel

Nach dem Grosserfolg, den das Musical-Theater Basel mit „Disney Lion King“ in diesem Jahr während Monaten feierte, setzt Intendant Chris Eichenberger rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit erneut auf die Marke „Disney“ und holt die deutschsprachige Produktion (Übersetzung: Lutz Riedel) von „Disney Die Schöne und das Biest“ vom Budapester Operetten- und Musicaltheater, welches mit diesem Werk auf grosser Tournée ist, nach Basel und verkürzt damit wohl so manchem Kind die unerträglich lange Wartezeit auf Weihnachten.

Distanziert sich Disney mit „Lion King“ auf der Bühne klar von der Trickfilmversion, so wird bei „Die Schöne und das Biest“ auf Wiedererkennungseffekt mit dem Film abgezielt. Und so gerät die Produktion zum bunten, teilweise recht schrillen Bilderbogen mit all den Figuren, welche die Disney-Fans aus dem Trickfilm kennen und in ihr Herz geschlossen haben. Die dunklen, unheimlichen Szenen werden geschickt entschärft – und so wird der Abend vor allem auch für die kleinen Zuschauer zu einem quietschfidelen Vergnügen mit ein paar Spannungsmomenten. Die Inszenierung in der Regie von  György Böhm setzt auf grosse Gesten, viel Slapstick und auf teilweise (zu) stark überzeichnete Figuren.

Gerade in den Sprechszenen fällt jedoch auf, dass das Ensemble eben nicht aus dem deutschen Sprachraum kommt; daher wirken die gesprochenen Texte oft sehr aufgesetzt, etwas langfädig und in den grossen Emotionen wenig glaubhaft. Klar ist: Wir sind hier in einer Show, die hauptsächlich unterhalten will, Tiefgang ist zweit- beziehungsweise drittrangig. Die Show kombiniert Elemente aus Film, Revue und Oper(ette) miteinander und begeistert vor allem in den von Eva Duda choreographierten grossen Szenen. Bei den gesprochenen Dialogen wäre die eine oder andere Kürzung zu Gunsten der Musikszenen durchaus ein Gewinn.

Musikalisch hat die Show die tolle Musik von Alan Menken mit den Songtexten des Duos Howard Ashman/Tim Rice zu bieten. Erfahrungsgemäss wirken deutsche Übersetzungen nicht so glaubwürdig wie das englische Original. Die teilweise holprigen deutschen Texte und die zum Teil grossen sprachlichen Unsicherheiten der Darsteller in den Songs lassen die Wirkung der musikalischen Leistung etwas verblassen. Das ist sehr schade, denn das ganze Ensemble ist mit vollem Engagement dabei und spielt, singt und tanzt sich die Seele aus dem Leib. Da stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre zumindest die Songs in der englischen Originalfassung zu geben. Musikalisch erschwerend ist zudem, dass die Musik, von einem kleinen Orchester unter der Leitung des jungen, schwungvollen Dirigenten Krisztian Balassa dargeboten, elektronisch ergänzt, mit ein paar lauten Akzenten, ansonsten reichlich wenig differenziert über Lautsprecher, wie das bei Musicalproduktionen nicht selten der Fall ist, ertönt. Der „Übertönsound“ aus dem Lautsprecher sorgt ausserdem dafür, dass das Publikum gar nicht so recht wahrnimmt, dass da Musiker im Orchestergraben arbeiten. Diese innere Distanz zum Orchestergraben führt dazu, dass sich viele Zuschauer gerade bei den Ouvertüren durchaus nicht bemüssigt sehen ihre Privatgespräche zu beenden.

Mit grossen Gesten, viel Dramatik geistert Zsolt Hononnay als Biest durch den Abend – ein veritabler Kraftakt, wenn man bedenkt, in welch kompliziertem, viele schwere Kilos wiegenden – und schweisstreibenden – Outfit (Kostüme: Erzsébet Tùri) er steckt – und was er dabei schauspielerisch, sängerisch und choreographisch zu leisten hat. Kitti Jenes gefällt sowohl darstellerisch als auch gesanglich als Belle. Sehr grobschlächtig gerät Attila Németh der Part des Gaston. Charmant und sehr nahe an den filmischen Vorbildern gelingt Adam Balint (Lumière), Tamas Földes (Herr von Unruh), Félix Horvàth (Tassilo), Ildiko Sz. Nagy (Madame de la Grande Bouche), Gabriella Abraham (Babette) die Gestaltung des verzauberten Personals des Biests. Lilla Polyak als Madame Pottine landet mit dem Song „Märchen schreibt die Zeit“ ein eigenes musikalisches Highlight. Zudem gefallen Attila Serban als überdrehter Lefou, Attila Bardoczy als Belles Vater Maurice und Otto Magocs als D’ Arque. Die Bühne von Istvan Rozsa besteht aus wenigen dreh-, verstell- und verschiebbaren Elementen und Vorhängen und wird durch das magische Licht-Design von Peter Somfai effekt- und stimmungsvoll ausgeleuchtet. Grosser, dankbarer Applaus des Publikums für einen unterhaltsamen Muscial-Abend. „Die Schöne und das Biest“ spielt vom 25.12. – 3.1. in Essen und vom 13.7. – 17.7. in Frankfurt am Main.

Michael Hug

Wo wird die Schöne und das Biest gespielt?

Mit der neuen Deutschland-Tournee macht "Disney Die Schöne und das Biest" als Musical ab Ende November 2021 u.a. in Berlin, Bremen und Köln Halt. Tickets für die neuen Vorstellungen gibt es hier bei Ticketmaster.

Wie lange dauert die Vorstellung Die Schöne und das Biest?

Die Schöne und das Biest (2017).

Welche Musikstile kombiniert das Musical Die Schöne und das Biest?

Der Komponist: Alan Menken Die Uraufführung: 18.04.1994 im „Palace Theatre“ am Broadway in New York Die Deutsche Erstaufführung: 2011 in Magdeburg Die Musik: Romantische Balladen wechseln mit poppigen Songs im Broad- waystil.

Wie lange dauert die Schöne und das Biest in Köln?

"Die Schöne und das Biest" im Überblick.

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