Nach längerer Zeit möchte ich Sie heute wieder einmal mit einem Rechtschreibtipp beglücken (oder quälen). Es ist ein Thema, das sehr oft zu Kommafehlern führt: die Kommasetzung bei Infinitivgruppen. Falls Sie jetzt fragen, was eine Infinitivgruppe ist: Nun, das ist die Sache mit dem Wörtchen „zu“ + Verb.
Das Ganze ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man es sich mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung sehr schwer machen kann … oder ganz einfach. Manchmal ist es nämlich am besten, den bequemen Weg zu gehen. Wo dieser liegt, wissen Sie nach der Lektüre dieses Beitrags.
Komma? Hier unbedingt
Die Infinitivgruppe wird immer durch ein Komma abgetrennt, wenn sie …
… mit „als“, „anstatt“, „außer“, „ohne“, „statt“ oder „um“ eingeleitet wird- Es gibt nichts Einfacheres, als das Produkt gleich mitzunehmen.
- Anstatt unser Produkt zu kaufen, können Sie es auch mieten.
- Wir können Ihnen nichts anbieten, außer den Betrag zu erstatten.
- Ohne unser Produkt zu kennen, sollten Sie es nicht bewerten.
- Profitieren Sie jetzt, statt lange zu warten.
- Sie brauchen keine Voranmeldung, um dieses Angebot wahrzunehmen.
- Unser Tipp, das Produkt auch zu Hause zu benutzen, hat großen Anklang gefunden.
- Ich gebe Ihnen den Rat, sich vorab gründlich zu informieren.
- Tag und Nacht zu helfen, das ist unser Motto.
- Denken Sie daran, den Text auf Rechtschreibfehler zu überprüfen.
- Unser Ziel ist es, den Umsatz nächstes Jahr zu verdoppeln.
Bei einem einfachen Infinitiv (nur „zu“ + Verb) können Sie die Kommas weglassen, sofern kein Missverständnis entstehen kann.
- Denken Sie daran[,] zu reservieren.
- Der Rat[,] zu verkaufen[,] kam in letzter Minute.
Achtung: Sobald eine Konjunktion hinzutritt, gilt der Infinitiv nicht mehr als einfach. Es heißt also richtig:
- Es gibt nichts Schöneres, als zu schlafen.
- Ich träume, ohne zu schlafen.
Komma? Hier auf keinen Fall
Es gibt eher wenige Fälle, in denen Sie kein Komma setzen dürfen. Anstatt die komplizierten Regeln dazu zu erklären, überlasse ich folgende Beispiele mal Ihrem gesunden Sprachgefühl:
- Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht zu bemühen.
- Unsere Absage wollen wir gerne zu begründen versuchen.
Sie kämen nicht ernsthaft in Versuchung, hier irgendwo ein Komma zu setzen, oder? (*Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht, zu bemühen? *Sie brauchen sich wegen dieser Frage, nicht zu bemühen? Nein, wirklich nicht.)
Einen Fall gibt es jedoch, der ein bisschen tricky ist. Was meinen Sie:
- Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen oder
- Den Rechnungsbetrag bitte ich, zeitnah zu überweisen?
Antwort: kein Komma. Die Infinitivgruppe lautet hier nämlich nicht „zeitnah zu überweisen“, sondern „den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen“. „Ich bitte“ steht alleine, es ist der übergeordnete Satz. Das wiederum findet man durch Umstellung heraus:
- Ich bitte[,] den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen.
Es wäre daher falsch, den Satzteil „den Rechnungsbetrag“ zu „ich bitte“ zu setzen, was Sie durch die Kommasetzung tun würden. Ergo entfällt die Gliederung durch das Komma.
Komma? Hier ganz wie Sie wollen
In allen anderen Fällen bleibt die Kommasetzung Ihnen überlassen:
- Vergessen Sie nicht[,] zu buchen.
- Versuchen Sie immer[,] den Überblick zu behalten.
- Wir empfehlen[,] den passenden Reiniger dazuzukaufen.
Fazit: Gehen Sie den bequemen Weg
Ich bemühe mich für Sie gerne um praktische Lösungen. Daher mein Rat: Setzen Sie bei Infinitivgruppen immer ein Komma, außer es erscheint Ihnen total widernatürlich („Sie brauchen sich nicht zu bemühen“). Einzige Herausforderung wäre der eingeschlossene übergeordnete Satz (das Beispiel mit dem Rechnungsbetrag). Dieser Fall wird Ihnen jedoch nur selten begegnen – ein Risiko, das Sie eingehen können.
Ich persönlich setze außerdem kein Komma, wenn die Infinitivgruppe nur aus „zu“ + Verb besteht. So war die Regel nach alter deutscher Rechtschreibung, und ich finde es angenehmer zu lesen. Die Entscheidung bleibt aber Ihnen überlassen.
Noch Fragen? Im Kommentarfeld können Sie sie gerne stellen.
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