Ist es ungesund wenn die Periode ausbleibt?

Du gehst fast täglich ins Fitnessstudio oder läufst Marathon, Du trainierst und siehst gesund aus - Für Außenstehende bist Du die Leistungsfähigkeit in Person. Doch es gibt etwas, dass Deine Freunde und Kollegen, die Dich für Deinen Lebensstil bewundern, nie bemerken werden: Deine Periode bekommst Du schon lang nicht mehr. 
Erkennst Du Dich wieder? Dann leidest Du vielleicht an „Amenorrhoe“, dem Ausbleiben der monatlichen Regelblutung. Wir erklären Dir hier, woher das kommt und wieso Du unbedingt handeln solltest!

Einfach totgeschwiegen…

Das Ausbleiben der monatlichen Regelblutung ist ein Thema, über das kaum jemand spricht. Und genau das ist das Problem. Deshalb brechen wir das Tabu! Denn Dein weiblicher Zyklus ist für Deine Gesundheit ein ernst zu nehmendes Thema!

Wenn Dein Zyklus über mehr als 3 Monate ausbleibt, ist das immer ein Signal: Etwas stimmt nicht. Die Periode ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Deinen Hormonen. Doch was bringt dieses System aus dem Gleichgewicht?

Dein Leben dreht sich um den Sport, Du führst genaue Trainingsstatistiken, trackst jede Einheit und gehst an Deine Grenzen – das kann für Deinen Körper und auch Deine Psyche Stress bedeuten. Dein Körper ist in Alarmbereitschaft und spart an der nächstbesten Stelle ein: „In diesem Zustand noch schwanger werden? Keine gute Idee!“, denkt sich Dein Körper und bremst somit den gesamten Zyklus. 

Oft ist es die Kombination aus übermäßigem Sport und zu wenig Nahrungsaufnahme, die dazu führt, dass die Periode ausbleibt.  Wusstest Du, dass jede fünfte ambitionierte Hobby-Läuferin und sogar jede zweite Elite-Läuferin keine Periode mehr bekommt? 
Zu oft wird das Problem erst ernst genommen beim Versuch, schwanger zu werden. Ein Eisprung ist bei Amenorrhoe zwar nicht gänzlich ausgeschlossen: Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering. 
Doch nicht nur in Bezug auf Schwangerschaft ist das Ausbleiben der Periode ein Problem: Durch den erniedrigten Östrogenspiegel riskierst Du ernsthafte Gesundheitsschäden: Das Hormon ist u.a. an Deinem Knochenbau beteiligt. Ist der Östrogenspiegel über einen längeren Zeitraum zu niedrig, riskierst Du Knochenschwund und Osteoporose! 

Du bist betroffen. Was nun? Die gute Nachricht: Du kannst Dich davon erholen! Oftmals bekommst Du vom Frauenarzt die Anti-Baby-Pille verschrieben, die Dir helfen kann, Deinen weiblichen Zyklus wieder anzuschieben. 
Doch Vorsicht: Um langfristig wieder in den Takt zu kommen, ist es unabdingbar, an der Problemursache anzusetzen: Weniger Sport und mehr Kalorien – der Horror einer jeden Frau, denkst Du sicherlich. Finde für Dich einen Mittelweg: Reduziere Dein Training, vermeide intensive Einheiten und versuche auch mal, ganz ohne Tracker auszukommen. Bring etwas Lockerheit in Dein Training rein und versuche, den Druck rauszunehmen. Das kann am Anfang schwer sein, aber nur so hast Du die Chance, Deinen Zyklus wieder anzukurbeln. Sobald Deine Periode wieder normal läuft, kannst Du auch Dein Training wieder intensivieren. Einen universal gültigen Wert für den Körperfettanteil oder die Intensität der Trainings gibt es nicht. Am allerwichtigsten: Höre auf Deinen Körper und seine Signale!

Sei Dir bewusst: Du bist nicht allein. Amenorrhoe wird allzu oft totgeschwiegen. 
Wir von den In Shape Fitnessclubs unterstützen Dich. Sprich uns einfach an oder schreib uns, wir beraten Dich gerne.

Viele Menstruierende freuen sich nicht gerade auf ihre Periode und würden sie am liebsten verbannen. Doch was, wenn sie tatsächlich einfach ausbleibt? Ein Phänomen, das viele Läufer*innen kennen. Es passiert häufig bei enormer sportlicher Belastung – wie im Marathontraining. Ist doch gar nicht schlecht? Von wegen!

Das Problem schlich sich langsam in Insa Schniedermeiers Leben. Vier Jahre ist es her, da merkte sie: Mit mir stimmt etwas nicht. Die damals 28-jährige Läuferin war topfit, ernährte sich gesund, trainierte hart, war superschlank und noch dazu erfolgreich im Job. Eine Macherin auf allen Ebenen.

Aber ihr Körper – der sendete ihr plötzlich eine Warnung: Ihre Periode blieb aus. „Ich habe zehn Jahre mit der Pille verhütet und dann mit dem Nuva-Ring“, erzählt Insa. „Irgendwann wurde meine Abbruchblutung immer schwächer. Und dann war sie ganz weg.“ Insa ging zur Frauenärztin.

„Das kann schon vorkommen bei schlanken Frauen in Ihrem Alter“ – so lautete das Fazit. Aber als sich sechs Monate später immer noch nichts tat, wurde Insa nervös. „Klar ist die Regelblutung nicht super angenehm“, sagt die heute 32-Jährige. „Aber ohne sie fühlte ich mich komisch. Intuitiv wusste ich, dass das Ausbleiben nicht ok war.“

Dünne Frauen* und Sportler*innen sind häufig vom Ausbleiben der Periode betroffen

Insa fing an, selbst zu recherchieren. Was konnte dahinterstecken? Sie fand die Antwort: Hypothalamische Amenorrhoe. Ein komplizierter Begriff für einen eigentlich einfachen Vorgang: Die Periode bleibt aus, weil der hormonelle Regelkreislauf, der die Eierstockfunktion steuert, eingeschränkt ist.

Privatdozent Dr. Thomas Hildebrandt von der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen erklärt: „Der Hypothalamus und die Hypophyse im Hirn beeinflussen die Eierstockfunktion. Dafür braucht der Hypothalamus den Stoff Leptin, der im Fettgewebe produziert wird.“ Da Läufer*innen – genauso wie extrem dünne Menschen – häufig wenig Fettgewebe hätten, könne das Leptin nicht ausreichend produziert werden. Die Folge: Es reifen keine Eizellen heran. Bis zu 30 Prozent aller Frauen*, die sehr regelmäßig und belastend Sport treiben, leiden unter Hypothalamischer Amenorrhoe.

Für Insa Schniedermeier war das kein Zustand. „Ich hatte zwar keinen akuten Kinderwunsch, aber es versetzte mir trotzdem jedes Mal einen Stich, wenn ich schwangere Frauen gesehen habe oder von Freundinnen nach einem Tampon gefragt wurde“, erinnert sie sich. „Es fühlte sich an wie ein existenzieller Schmerz, der für mich auch ein Stück weit mein Frausein in Frage stellte.“

Risiko für Osteoporose steigt

Insa las alles, was sie zum Thema Amenorrhoe finden konnte und begann, auf ihrem Blog “www.prettyprettywell.com” darüber zu schreiben. Zu ihrer Erleichterung stand bald fest: Die Hypothalamische Amenorrhoe ist behandelbar – und dabei spielte vor allem sie selbst eine Rolle.

Schnell wurde ihr klar: Sie brauchte eine Veränderung in ihrem Leben – und zwar vor allem auch eine sportliche. „Ich war immer schon ein ehrgeiziger Typ und liebte hartes Training“, sagt die Wahl-Berlinerin. HIIT-Training und Laufen standen mehrmals die Woche auf dem Programm. Auch achtete sie strikt auf ihre Ernährung. „Mein Body-Maß-Index lag zu der Zeit mit 19 in einem grenzwertig niedrigen Bereich“, erinnert sie sich. Die Hypothalamische Amenorrhoe hatte es also leicht bei Insa Schniedermeier, sie war die klassische Patientin. Aber – ist das Ausbleiben der Periode tatsächlich ein Problem? „Langfristig ja“, sagt Gynäkologe Thomas Hildebrandt. Eine anhaltende Hypothalamische Amenorrhoe steigere das Risiko für Osteoporose – eine Stoffwechselerkrankung der Knochen, auch Knochenschwund genannt.

Um die Symptome der Amenorrhoe in den Griff zu bekommen, verschreiben Ärzt*innen häufig die Anti-Baby-Pille. Thomas Hildebrandt: „Sie führt in den meisten Fällen eine Abbruchblutung herbei und gibt den Frauen das Gefühl, einen geregelten Zyklus zu haben.“

Die Ursache der Hypothalamischen Amenorrhoe bekämpfe die Pille allerdings nicht. „Wenn das Ausbleiben der Blutung länger als sechs Monate besteht, sollte man handeln“, empfiehlt Hildebrandt. Der wichtigste Schritt sei dabei, den Stress aus dem Alltag zu nehmen, Sport zu reduzieren und auf eine ausreichende Kalorienaufnahme zu achten.

Läufe tracken, über die Grenzen gehen? Damit war erstmal Schluss

Auch Insa Schniedermeier zog die Reißleine. Sie reduzierte den Sport auf ein Minimum. „Das war eine Herausforderung für mich“, erzählt sie. „Ich war es immer gewöhnt, mich regelmäßig auszupowern und an meine Grenzen zu gehen, habe meine Laufzeiten getrackt und bin pro Trainingseinheit selten unter zehn Kilometer gelaufen.“

Damit war erstmal Schluss. Der Tracker kam weg, das HIIT-Training strich sie ganz von ihrem Plan. „Ich lief nur noch aus Spaß an der Bewegung und ohne Leistungsdruck im Kopf“, sagt Insa. Vom HIIT-Training wechselte sie zu Yoga – und auch beruflich wagte sie einen großen Schritt.

„Ich kündigte meine Führungsposition, die mich viel Energie gekostet hatte und suchte mir einen neuen Job, der mir mehr Raum für meine kreative Entfaltung ließ. Ich wollte meiner Gesundheit einfach die oberste Priorität geben.“ Auch ihre Ernährung hinterfragte Insa Schniedermeier. „Ich aß damals sehr viel Rohkost und kalte Mahlzeiten und fing an, wieder häufiger warme Mahlzeiten einzuführen. Das tat mir unheimlich gut.“

„Mir hat das Weiche und Weibliche gefehlt“

Durch die Veränderungen ihres Sportprogrammes, ihrer Ernährung und ihrer Lebenssituation bekam Insa Schniedermeier bereits nach wenigen Monaten ihre Regelblutung wieder. Doch nicht alle Veränderungen gefielen Insa: „Ich nahm fast sechs Kilo zu, nachdem ich den Sport reduziert hatte“, erinnert sie sich. „Und obwohl das natürlich geplant war, musste ich mich daran erst gewöhnen. Aber ich merkte auch, dass mir das Weiche und Weibliche, das etwas Passivere und Sanftere gefehlt hat und mir guttat. Denn auch das ist ein Teil von mir.“

Mittlerweile treibt Insa Schniedermeier wieder regelmäßig Sport und bringt als Yoga-Lehrerin anderen einen bewussteren Umgang mit ihrem Körper bei. „Ich drehe langsam wieder auf, sowohl im Sport als auch beruflich“, sagt sie. „Nur jetzt weiß ich einfach, wo ich Grenzen setzen muss. Ich überfordere mich nicht mehr und sehe das Laufen jetzt mit anderen Augen. Für mich ist es weniger Wettkampf und mehr Freiheit.“

Zur Person: Ihren Amenorrhoe-Heilungsweg hat Insa Schniedermeier in einem E-Book dokumentiert: „Happy Periods. Zurück zum Zyklus in 10 Schritten“, mit dem sie mittlerweile auch vielen anderen Betroffenen auf dem Weg zu einem regelmäßigen, gesunden Zyklus helfen konnte. Auf ihrem Blog “www.prettyprettywell.com” teilt sie weiterhin ihre Gedanken und Erkenntnisse zum Thema Selbstfindung, Ernährung, Hormonbalance und Amenorrhö.


Ist es ungesund wenn die Periode ausbleibt?

Posted By

Sandra Arens

Sandra Arens ist eine freischaffende Journalistin, die unter anderem für Der Spiegel oder FOCUS sowie ACHILLES RUNNING schreibt.



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