Validation bedeutet alte, desorientierte Menschen zu respektieren. Sie ist eine Kommunikationsmethode, die einen besseren und wertschätzenderen Umgang in der Pflege und Betreuung fördert. Show
Petra FercherMasterin und Trainerin in Validation nach Naomi Feil, Autorin www.validation.or.at Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft. Inhaltsverzeichnis
Angehörige und Pflegepersonen erlernen neben einer einfühlsamen, urteilsfreien Grundhaltung sprachliche und nicht-sprachliche Validationstechniken. Diese sind bei Menschen mit spät einsetzender Alzheimer-Demenz sinnvoll. Die hier vorgestellten Techniken und Theorien gehen auf Naomi Feil, die Begründerin der Validation, zurück.
Überblick zu ValidationArtKommunikationsmethodeBeschreibungRespektieren der Lebenswelt des ErkranktenIndikationDemenzAnwenderPflegepersonal, Angehörige Video: Trauer und Sterben mit Demenz: Für alle Beteiligten eine Herausforderung Elke Mahnert (MAS Demenztrainerin, Lebens- und Sozialberatung, Trauerbegleitung, Krisenintervention) zeigt auf, warum die Themen Sterben und Trauer für Demenz-Betroffene und ihre Angehörigen so schwierig sind. (Webinar, 13.6.2022) Beispiel für eine ValidationAnstatt mit alten, verwirrten Menschen zu schimpfen oder ihnen rational zu erklären, warum sie ihre Handtasche nicht mit aufs WC zu nehmen brauchen, wird bei der Validation anerkannt, dass die Handtasche einen wichtigen Teil der Identität darstellt, der nicht einfach "aufgegeben" werden kann. Verhaltensweisen, die für das soziale Umfeld nervenaufreibend sind, können durch Validation ganz aufhören, seltener werden oder Pflegende und Angehörige lernen zumindest, besser damit umzugehen. Wem nützt die Validation?Die Validation nach Naomi Feil wurde für alte Menschen ab etwa 80 Jahren mit spät einsetzender Alzheimer-Demenz entwickelt. Für diese Personen ist Validation besonders sinnvoll, da es dabei häufig auch um eine Aufarbeitung von Lebensereignissen geht. Wenn eine alte, demente Person plötzlich die verstorbene Mutter zu sehen glaubt, kann das nicht nur eine Auswirkung der Alzheimer-Demenz sein, sondern auch ein Hinweis darauf, dass der Verlust der Mutter noch nicht vollständig aufgearbeitet wurde. Besonders Menschen, die während ihrem aktiven Leben keine wirksamen Strategien erlernt haben, um mit Verlusten – z.B. von geliebten Menschen oder der Gesundheit ihres Körpers – umzugehen, profitieren später von Validation. Generell hilft Validation Menschen, die:
Aber auch für die Angehörigen und Pflegepersonen bietet Validation Vorteile. Sie lernen, alte Menschen besser zu akzeptieren und die Hintergründe von für sie "nervigem" Verhalten zu erkennen. Die empathische, urteilsfreie Grundhaltung, die in der Validation gelehrt wird, ist auch in vielen anderen Lebenslagen hilfreich. Mehr lesen » Alzheimer: "Nur vergesslich oder krank?" Was passiert bei der Validation?Die einfühlsame (empathische) Grundhaltung gegenüber den alten, desorientierten Menschen, die die Validation erst möglich macht, kann rund um die Uhr eingenommen werden. Die verschiedenen Validationstechniken üben Sie hingegen nur für einige (zirka 5 bis 15) Minuten am Stück aus. Damit Sie das tun können, müssen Sie sich zuerst "zentrieren": Nehmen Sie sich vor der Validation einer alten Person einen Moment Zeit, um tief einzuatmen und ihre Körpermitte zu finden. Lassen Sie Ihre Gefühle und Urteile für die Zeit der Validation draußen – konzentrieren Sie sich ganz auf den alten Menschen, beobachten Sie ihn und nehmen Sie ihn als Person war. Zu Ihren Gefühlen (z.B. Enttäuschung, weil der alte Mensch Sie nicht erkennt) kehren Sie erst nach Ablauf der Validation zurück. ValidationstechnikenNaomi Feil hat vier Phasen im Stadium des Aufarbeitens definiert, in denen sich alte, desorientierte Menschen befinden können. Der Übertritt in eine nächste Phase bedeutet einen weiteren Rückzug aus der Realität. In jeder dieser Phasen sind andere verbale und nonverbale Validationstechniken sinnvoll. PHASEMERKMALEVERBALETECHNIKENNONVERBALE TECHNIKENPhase 1: Mangelhafte Orientierung – oft unglücklich
Phase 1: Mangelhafte Orientierung – oft unglücklichIn dieser Phase werden Gefühle oft geleugnet. Konflikte aus der Vergangenheit werden auf Personen der Gegenwart übertragen. Passende Techniken in dieser Phase sind zum Beispiel:
Phase 2: ZeitverwirrtheitVerluste können in dieser Phase nicht mehr geleugnet werden, die alten Menschen ziehen sich weiter von der Realität zurück. Gegenstände oder Personen der Gegenwart erinnern sie an ihre Vergangenheit, in die sie sich immer mehr zurückziehen. Gefühle wie Liebe, Hass, Trauer, Trennungsängste und Streben nach Identität stehen im Vordergrund. Wenn die Person noch verbal kommunizieren kann: Oft ist es noch möglich offene Fragen zu stellen. Wenn die Person jedoch schon weniger spricht, dann verwendet man geschlossene Fragen: In dieser Phase fällt es den alten Menschen oft leichter, wenn Sie ihnen Fragen mit nur zwei möglichen Antworten zu Auswahl stellen. Die nonverbalen Techniken, die für diese Phase ebenfalls geeignet sind, werden in Phase 3 beschrieben. Phase 3: Sich wiederholende BewegungenIn dieser Phase ersetzen wiederholte Bewegungen (z.B. auf den Tisch schlagen, mit dem Fuß aufstampfen) den Ausdruck der Gefühle und transportieren die alten Menschen in die Vergangenheit (z.B. die Melkbewegungen einer ehemaligen Bäuerin). Auch Laute wie "Ma ma ma ma" können die Aufgabe erfüllen, das "Jetzt" für eine Zeit zu verlassen. Nonverbale Validationstechniken sind:
Phase 4: VegetierenDie alte Person verschließt sich in dieser Phase vor der Außenwelt und versucht auch nicht mehr, Vergangenes im Außen zu verarbeiten. Verankerte Berührungen, Anerkennung und Fürsorge sind in dieser Phase besonders wichtig. Sprechen Sie mit dem alten Menschen langsam und liebevoll und versuchen Sie das Gespräch auf einer positiven Note ausklingen zu lassen. "Schön, dass ich Dich heute gesehen habe…dass ich für Dich singen konnte…". Stärken Sie ihr Selbstwertgefühl durch Sätze wie "ich freue mich immer, wenn ich Dich sehe… wenn ich Dich besuchen kann, wenn ich mich in Deiner Nähe an unsere schönen Zeiten erinnere…" Diese Bemerkungen sollten so ehrlich wie möglich geäußert werden. Auch verbale Stimulation, Massagen oder Aromatherapie können in dieser Phase hilfreich sein. Insgesamt lernen Angehörige oder Pflegepersonen bei der Validation:
Wann und wie lange kommt die Validation zum Einsatz?Die Validation kommt zum Einsatz, wenn ein alter Mensch sich in einer der vier vorgestellten Phasen befindet. Die Begleitung durch Validation kann bis zum Lebensende durchgeführt werden, bei Bedarf und je nach Phase mehrmals täglich.
Was können Sie zum Gelingen der Validation beitragen?Um Validation durchführen zu können, müssen Sie als Angehöriger oder Pflegeperson sich ganz auf die alte, desorientierte Person einlassen können. Sie müssen die Fähigkeit zu Empathie und dazu, Gefühle auszudrücken, mitbringen können. Sie müssen in der Lage sein, für die Dauer der Validation eigene Gedanken und Urteile ganz in den Hintergrund zu rücken.
Wer führt die Validation durch?Die Validation nach Naomi Feil wird entweder von den Angehörigen selbst durchgeführt. Dazu sollten Sie zumindest einen Einführungskurs belegen und/oder die Hilfe von Validationsanwendern / Trainern hinzuziehen. Oder sie wird von Pflegepersonen durchgeführt, die eine entsprechende Ausbildung in Validation haben. Wo liegen die Grenzen der Validation?Validation ist vorrangig für alte, desorientierte Menschen mit spät einsetzender Alzheimer-Demenz geeignet. Die Validationsgrundhaltung jedoch kann in jeder Zielgruppe eingenommen werden. Für Menschen mit früh einsetzender Demenz, anderen neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen oder durch Alkohol / Medikamente hervorgerufene Desorientierung sind die Validationstechniken nicht geeignet. Akzeptieren Sie, dass diese Personen nicht mehr dazulernen – manchmal werden "lästige" Verhaltensweisen seltener oder hören ganz auf, aber das ist nicht immer der Fall. Je mehr Sie gegen ein Verhalten ankämpfen oder es der desorientierten Person verbieten wollen, ihre Gefühle durch verschiedene Verhaltensweisen zu äußern, desto eher wird sie sich weiter so verhalten. Auch rationale Erklärungen sind nicht hilfreich – die Person weiß auf einer geistigen Ebene sowieso, dass ihre Mutter tot ist; konzentrieren Sie sich daher stattdessen, ihr Bedürfnis nach Geborgenheit zu stillen, wenn sie nach ihrer Mutter fragt. Kosten der ValidationFür Angehörige, die eine kleine Einführung in die Methode der Validation bekommen wollen, gibt es Angebote, die einige Stunden bis hin zu zwei Tagen dauern. Ein- bis Zwei-Tages-Kurse kosten ab 100 Euro. Die Ausbildungen zum Validationsanwender auf Level 1 (Anwender-Kurs) bzw. Level 2 (Gruppenleiter-Kurs) erstrecken sich über Zeiträume von einem dreiviertel- bis zu einem ganzen Jahr und können ab 1.500 Euro kosten. Redaktionelle Bearbeitung:
18. Mai 2020 Erstellt am:22. Februar 2016 Stand der medizinischen Information:18. Mai 2020 Quellen: Interview mit Petra Fercher, Masterin und Trainerin in Validation nach Naomi Feil Validation: Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen, N. Feil, V. de Klerk-Rubin, Ernst Reinhardt Verlag, 11. Auflage 2017 Validation in Anwendung und Beispielen: Der Umgang mit verwirrten alten Menschen, N. Feil, V. de Klerk-Rubin, Ernst Reinhardt Verlag, 7. Auflage 2013 A. Pokorná, M. Sukupová: Naomi Feil validation® in geriatric care. In: Kontakt, 2014, 16, S. e71-e78 P. S. Trenz: Im Labyrinth der Vergesslichkeit: Validation nach Naomi Feil als Zugang zu Menschen mit Demenzerkrankung. In: pro care, 2012, 01-02, S. 20-25 „Brücken in die Welt der Demenz – Validation im Alltag“, Petra Fercher, Gunvor Sramek, Reinhardts Gerontologische Reihe, 2. Auflage 2014 Mehr zum ThemaRichtiger Umgang mit Demenz-PatientenDie Alzheimerakademie der MAS Alzheimerhilfe veranstaltet Infotage an drei Standorten in Österreich. DemenzDemenz tritt in vielen verschiedenen Formen auf, Alzheimer ist lediglich die bekannteste davon. AlzheimerAlzheimer ist die mit Abstand häufigste Demenzerkrankung und macht sich durch einen schleichenden Verlust der Gedächtnisleistung bemerkbar. Alzheimer: "Nur vergesslich" oder krank?Zwischen normaler Vergesslichkeit und den ersten Anzeichen von Alzheimer zu unterscheiden, ist nicht immer einfach. 7 Risikofaktoren für AlzheimerEine Alzheimererkrankung ist bis zu einem gewissen Grad einfach Pech, es gibt aber auch Risikofaktoren, die die Gefährdung erhöhen. Derzeit aktuellDiabetesBei der Stoffwechselerkrankung Diabetes wird zwischen mehreren Typen unterschieden. HIV / AIDSHIV steht für "humanes Immunschwäche Virus". Der Virus kann durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder durch den Kontakt mit infizierten Blut übertragen werden. BrustkrebsBrustkrebs gilt als häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Entscheidend bei der Behandlung ist eine möglichst frühe Diagnose der Krankheit. Neueste BeiträgeVerhaltenstherapieBei der Verhaltenstherapie stehen die Probleme des Patienten im Alltag im Vordergrund, die gemeinsam mit dem Therapeuten auf verschiedenste Arten gelöst werden können. Duftstoffallergie10 % der Menschen sind Duftstoffallergiker. Gegen die Beschwerden helfen Cremen und Salben. Am effektivsten ist es jedoch den jeweiligen Duftstoff zu meiden. Basische ErnährungDas Säure-Basen-Verhältnis ist ein wichtiger Bestandteil des Körpers. Die Ernährung hat einen großen Einfluss darauf. Was ist der Unterschied zwischen Validation und Integrative Validation?Nicole Richards Integrative Validation ist die Weiterentwicklung der Validation nach Naomi Feil. Es ist aber zu erkennen, dass sich die IVA primär am aktuellen Gefühl und Antrieb des dementiell erkrankten Menschen orientiert und ihn dann auch dort versucht abzuholen.
Wie nennt sich die Methode die N Richard in ihrem Konzept beschreibt?Die Methode der Integrativen Validation (IVA) nach Richard®
die wertschätzende und empathische Grundhaltung; die Beziehung und sichere Bindung, in der der Mensch mit Demenz in seiner Identität bestätigt und gestärkt wird; die besondere Form der Kommunikation als zentrales Element.
Welche Werte vertritt Naomi Feil?Aufgrund ihrer jahrelangen Beobachtungen in einem Pflegeheim, stellt Naomi Feil fest, dass desorientierte Menschen vor allem psychische und soziale Bedürfnisse haben und man diesen Menschen mit speziellen verbalen und nonverbalen Techniken bei der Erfüllung dieser Bedürfnisse unterstützen kann.
Welche Validationstechniken gibt es?Die 11 Validations-Techniken sind:. Zentrieren. ... . W-Fragen stellen, um Fakten zu erfahren, ohne Gefühle anzusprechen. ... . aufrichtiger, intimer Blickkontakt.. Mit deutlicher, tiefer u. ... . Körperkontakt. ... . Wiederholen. ... . Gesagtes verdeutlichend umschreiben. ... . Rückblicken.. |