Kann man corona bekommen wenn man genesen ist

Kommt das Virus mit dem Immunsystem in Kontakt, versucht es Antikörper zu bilden. Aber: Dafür braucht das Immunsystem Zeit, denn es muss das Virus und die Strukturen auf dessen Oberfläche erst kennenlernen. Einigen Menschen bilden bei Covid-19 keine oder nur sehr milde Symptome aus, andere erkranken so schwer, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen. So verschieden wie sich die Symptome bei Erkrankten zeigen, so unterschiedlich scheint auch die Immunabwehr im Körper zu sein.

PD Dr. Irit Nachtigall, Helios Fachgruppenleiterin Infektiologie, sagt: "Nach derzeitigem Kenntnisstand, weiß man noch nicht so genau, wer gegen Corona immun ist und wer nicht. Auch über die Dauer der Immunität lässt sich noch nichts Konkretes sagen".

Sicher ist, dass es Menschen gibt, die genesen sind und zumindest vorrübergehend immun gegenüber einer Neuansteckung sind. Somit ist das Risiko einer zweiten Erkrankung an Covid-19 zwar gering, aber dennoch möglich. Daher sollten sich auch Genesene impfen lassen und die anderen Schutzmaßnahmen einhalten. Dazu zählen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, regelmäßiges Händewaschen mit Seife und Abstand halten.

Die Meldung in der vergangenen Woche klang beunruhigend. Chinesische Mediziner aus Wuhan hatten im Fachjournal "JAMA" über mehrere Fälle von Covid-19-Patienten berichtet, bei denen nach der Genesung wieder Coronaviren festgestellt wurden. Könnte die Infektion in zwei Phasen verlaufen? Wären Patienten in diesem Fall noch ansteckend? Und was ist mit der Immunität nach überstandener Infektion?

Immunität für mehrere Jahre?

Fangen wir mit der Immunität an. Erste Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die die Infektion überstanden haben, Antikörper besitzen und damit eine Immunität gegenüber dem Virus Sars-CoV-2 haben. Bisher ist allerdings noch nicht bekannt, wie lange diese anhält, so Prof. Dr. Isabella Eckerle, die am Universitätsklinikum Genf an neuen Viren forscht.

Wir wissen allerdings noch nicht, wie lange diese anhält. Wenn man eine Analogie zu den anderen Coronaviren annimmt, könnte man von einem Zeitraum von ein paar Jahren ausgehen: Bei SARS beispielsweise sind Antikörper drei bis fünf Jahre nachweisbar. Die Zeiträume sind also eher Jahre.

Damit wird es unwahrscheinlich, dass sich genesene Patienten nach wenigen Tagen wieder anstecken können, so Eckerle.

Virus weg - aber noch nachweisbar

Aber wieso haben die Tests dann das Virus nachgewiesen und ist das noch ansteckend für andere Menschen? Da gibt es viele Möglichkeiten, so der Mikrobiologe Prof. Dr. Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York. "Virale RNA kann oft lange nachdem das infektiöse Virus verschwunden ist noch nachgewiesen werden. Das kommt bei Masern vor, aber auch bei Zika und Ebola, obwohl dort auch infektiöses Virus oft länger nachgewiesen werden kann." Die einfachste Erklärung für den Befund in den Untersuchungen sei, "dass die Proben zwischendurch negativ waren, weil etwas bei der Probennahme oder aber beim Testen schief gelaufen ist".

Und damit sei auch nichts darüber ausgesagt, ob die laut den Untersuchungen neu Erkrankten dann ansteckend sind, so Krammer. Er erklärt es so: "Wenn infektiöses Virus vorhanden ist, kann eine Person eine andere anstecken. Allerdings muss die Viruslast dafür bei vielen Viren hoch sein. Was aber mit dem PCR-Test detektiert wird, ist nicht das Virus, sondern das Virusgenom. Und es kommt sehr wohl oft vor, dass noch Virusgenom vorhanden ist, aber kein infektiöses Virus mehr. Bei Masern ist das oft über Monate der Fall."

Untersuchung mit "poröser" Grundlage

Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, ist von den Ergebnissen der Veröffentlichung nicht überzeugt. "Das einzige, was hier maßgeblich ist, ist der PCR-Nachweis. Der kann aber nach der ersten Symptomwoche bei Patienten schwanken: mal positiv, mal negativ, während die Lunge immer noch voller Virus ist, und zwar unabhängig von den Symptomen. Die ganze wissenschaftliche Grundlage dieses Papers ist porös."

Was ist das PCR Verfahren?

Das PCR-Verfahren wird in Laboren zur Untersuchung etwa von Erbkrankheiten oder Viruserkrankungen – wie Covid-19 – oder auch Vaterschaftstests angewandt. Seinen Namen hat es von der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Das bedeutet, dass die Erbsubstanz in einem DNA-Strang mehrfach hintereinander vervielfältigt wird. Das Verfahren kann bereits geringe Virus-Mengen nachweisen, ist jedoch anfällig. Das Robert Koch-Institut empfiehlt daher: "Es sollten immer mindestens zwei Nachweisverfahren unter Verwendung interner und externer Kontrollen herangezogen werden, um ein falsch positives oder negatives Ergebnis zu vermeiden.“

Dr. Carsten Lekutat: Ja, ein negativer PCR-Test schließt eine Infektion nicht mit Sicherheit aus, auch wenn die Aussagekraft von PCR-Tests relativ hoch ist. Gerade bei dem Vorliegen einer geringen Viruslast auf der Nasenschleimhaut, wie er zum Beispiel am Anfang einer Infektion auftritt, können die Tests noch negativ sein. In der Tat kann man mit einer Blutuntersuchung feststellen, ob in der Vergangenheit eine Infektion stattgefunden hat. Hierzu reicht allerdings nicht die Bestimmung der normalen Antikörper aus, da hier auch Impfungen erfasst sind. Es müssen vielmehr die sogenannten n-terminalen Antikörper bestimmt werden, die als spezifisch für eine Infektion gelten. Aber auch hier gilt: Eine absolute Sicherheit gibt es auch bei dieser Laboruntersuchung nicht.

Wie lange nach Genesung ansteckend?

Nach aktuellem Kenntnisstand geht bei leichter bis moderater Erkrankung die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Symptombeginn deutlich zurück. Betroffene mit schweren Krankheitsverläufen und immungeschwächte Personen können auch noch deutlich länger als zehn Tage nach Symptombeginn ansteckend sein.

Wie lange ist man ansteckend Omikron?

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück.

Wie lange dauert Omikron Erkrankung?

Bei Omikron hat sich die Inkubationszeit verkürzt, sodass Symptome im Schnitt etwa 3 Tage nach Viruskontakt auftreten. Die Spanne liegt aber bei 0 bis 8 Tagen.

Was ist ein reinfektion?

Kriterien, die für das Vorliegen einer Reinfektion sprechen, sind: Vorliegen unterschiedlicher genetischer Kladen oder Viruslinien bei aktueller und vorausgehender Infektion. Die Genomsequenzen unterscheiden sich.

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