Mutter und tochter haben sex porno

Ich stehe dem Buch ambivalent gegenüber.

Beginnend beim Schreibstil: es gibt Passagen die Kraft haben, die den Lesenden bewegen und schön formuliert sind, es gibt aber auch schwülstige, gestellt-unechte Formulieren, wie z.B. „Ihre Schönheit war wie die Schneide eines sehr scharfen Messers“ …

Kurz gesagt ist dies ein Buch über toxische Beziehungen und wie sich das auf ein (junges) Leben auswirkt.

Es ist nicht immer einfach zu sehen, wie die junge Protagonistin nach der Aufmerksamkeit der Mutter lechzt, was gleichermaßen herzzerreißend, wie erbärmlich ist. Während für den Lesenden schnell deutlich wird, dass die Mutter eine manipulative, toxische Person ist.

Gerade der Einsteig fiel mir nicht leicht, weil es durchaus starke Momente gab, die aber fast immer wieder ruiniert wurde, da es schnell in etwas gestelltes / zu gewolltes kippt.

Es gibt sicherlich viele potentielle Trigger-Momente – toxische Beziehungen, Pädophilie, Gewalt, Misshandlung etc. die zum Teil auch verharmlost werden.

In gewisser Weise fand ich die Jugendzeit gut eingefangen: alles sehr theatralisch, es gibt nur schwarz-weiß; entweder ist sie errettet, alles voller Schönheit und Verheißung oder alles ist zerfetzt, liegt in Scherben und sie suhlt sich zynisch darin.

Während sie sich letztlich an alles und jeden krallt, der ihr Halt und Sicherheit/Anker verspricht.

Wieder einer dieser Ambivalenzen, die anstrengend sind, aber trotzdem etwas an sich haben. Generell ist das eins dieser Bücher, die sich gleichzeitig echt und schonungslos anfühlen und völlig überzogen.

Überzogen, weil die Autorin bewusst leiden sehen will. Sie lässt ihr nur etwas gutes widerfahren, um es ihr sofort wieder zu entreißen und sie zerstört zurück lassen zu können. Und das immer wieder. Was etwas zu berechnenden bekommt, es wird schnell durchschaubar und damit eintönig. Ich bin kein Fan von diesem zergehen/sich suhlen im Leid.

Das Buch erzählt davon, wie viel Gift in der Welt einen erwarten können, wie viele toxische Menschen und Situationen es gibt, die einen vom Weg abbringen können, wenn man es zulässt.

Es zeigt aber auch die andere Seite, nämlich Menschen, die in ihrer Schwäche zergehen, die danach schreien ausgenutzt zu werden – die zerbrechen und sich in den Scherben suhlen, nie für sich einstehen und immer andere die Scherben wieder aufsammeln lassen.

Hier passiert nur alle erdenklichen Möglichkeiten dessen, einer einzigen Person – und das ist zu viel, das macht es zu deutlich unecht.

Das Ganze bleibt auch nur deshalb erträglich, weil wir eine Protagonistin haben, dessen Kampfgeist unübertroffen ist.

Das Buch hat mich schon mehr oder weniger versöhnlich zurück gelassen. Trotzdem ist es ein endloses hin und her – was ich nicht rein negativ meine.

Papi, wie ist das mit dem Sex? – Weshalb sich viele Väter davor drücken, ihre Kinder aufzuklären

Kinder werden meistens ausserhalb des Elternhauses aufgeklärt. Auch heute noch. Mehr als die Mütter drücken sich die Väter darum, über Sex zu reden – und hoffen, dass es die Schule richtet.

Ernüchternd: Heutige Eltern klären ihre Kinder mehr oder weniger so auf wie damals ihre eigenen Eltern. (Bild: Illustration: Micha Wernli)

Martin rutscht unruhig auf dem Stuhl herum. Er ist Vater von drei Söhnen, 16, 18 und 21 Jahre alt. Ob er seine Söhne aufgeklärt habe, hat die Frage gelautet. Er sagt: «Wenn das Thema aufkam, hatte ich das Gefühl, die wissen, worum es geht. Also wenn zum Beispiel am Fernsehen was in die Richtung lief, habe ich gesagt: Weisst du, was du da siehst? Und da merkte ich, das Thema, also wie das funktioniert, war bekannt.» Die Kinder seien jedenfalls nie mit Fragen auf ihn zugekommen.

Martin, 63, würde sich nicht als prüde bezeichnen. Aber mit seinen Söhnen über Sex reden, über Erektionen, Lust, Frauen, Verhütung, Pornos, das hat er nicht getan. Und ist damit im Jahr 2019 in bester Gesellschaft.

«Väter fehlen bei der Aufklärung fast gänzlich»

Der Verein Sexuelle Gesundheit Schweiz sowie die Hochschulen Luzern und Genf haben rund 100 ausführliche Interviews mit Jugendlichen und Eltern geführt. Barbara Berger, Geschäftsleiterin von Sexuelle Gesundheit Schweiz, fasst das Resultat folgendermassen zusammen:

«Väter fehlen bei der Sexualaufklärung ihrer Kinder fast gänzlich.»

Ähnliches ergab eine Studie der Universitätsspitäler Lausanne und Zürich 2018, an der 7142 junge Menschen zwischen 24 und 26 Jahren teilnahmen. Davon gab eine Mehrheit an, in ihrer Kindheit und Jugend hauptsächlich mit Freunden (37 Prozent) über ihre Sexualität gesprochen zu haben. An zweiter Stelle folgten die Mütter (22,4 Prozent). Die Väter (3,7 Prozent) landeten abgeschlagen auf einem der hintersten Ränge.

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«Ernüchternde Ergebnisse»

«Für uns sind die Ergebnisse ernüchternd. Die heutigen Eltern handhaben die Sexualaufklärung mehr oder weniger wie ihre Eltern», sagt Berger. Trotz gutem Willen falle es vor allem den Vätern oft schwer, mit ihren Kindern offen und unverkrampft über die Sexualität zu sprechen. Insbesondere wenn es um Intimität und Beziehungen gehe. Damit bestünde die Gefahr, dass überholte Rollenbilder weitergegeben würden, sagt Berger. Es reicht nicht, biologische Abläufe zu erklären und ungewollte Schwangerschaften oder Geschlechtskrankheiten zu verhindern. Es geht um mehr: um Sexting, um Geschlechtsidentität oder um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Bett.

Das fordert auch die Lehrer. Denn auf diese verlassen sich Eltern gerne. Bloss ist das Glückssache: Bezüglich Sexualpädagogik fehlt eine nationale Strategie oder eine einheitliche Bildungspolitik. Jeder Kanton regelt dies für sich. In der Romandie etwa besuchen externe Fachpersonen die Schulen. In der Deutschschweiz übernehmen dies häufig die Lehrerinnen und Lehrer. Je nach Person und Schule kann die Aufklärung deshalb umfassend oder minimal ausfallen. René, einer der wenigen Väter, der mit seinen Kindern unverkrampft über Sex spricht, findet: «Die Aufklärung in der Schule reicht nicht, denn da traut man sich ja vielleicht nicht nachzufragen.»

Kollegin schlug der Tochter einen Dreier vor

Renés Töchter sind 14 und 17 Jahre alt. «Die ältere ist zum Glück so selbstbewusst, dass sie sich nicht unter Druck setzen lässt, alles mitzumachen», erzählt er. Kürzlich sei sie von einer Kollegin zu einem Dreier eingeladen worden und habe abgelehnt. Die Tochter erzähle nicht alles, und das sei auch okay so. Als sie einen Quasi-Freund erwähnte, fragte der Vater nach: «Müssen wir über Verhütung reden?» Sie habe verneint, wollte aber darüber reden, wie viel Körperlichkeit sie zulassen solle.

«Sie rang mit sich selbst, und wir bestärkten sie, nur zu machen, was für sie stimme.»

René hat seine Töchter nie zur Aufklärung zu sich zitiert.

Vielmehr kam das Thema immer wieder am Esstisch auf. Um die offene Atmosphäre zu fördern, erzählen er und seine Frau es den Mädchen bewusst auch, wenn sie selber eine Krise haben. Vielen Kindern ist es jedoch unangenehm, mit ihren Eltern über Sex zu sprechen – gerade wenn sie deren Scham spüren. Anton, 56, Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen, macht es deshalb so: Er greift am Familientisch Themen auf, die in den Medien aktuell sind, oder legt wie zufällig Broschüren auf den Tisch. In späteren Gesprächen merke er, dass seine Kinder das Material ziemlich genau anschauten. Inzwischen sind auch seine Kinder im Teenager-Alter oder erwachsen und grenzen sich ab. Das ist ­normal. Sexualpädagogin Katja Hochstrasser sagt dazu:

«Mit 12, 13 Jahren ist der Zeitpunkt für die Eltern vorbei, die Kinder nur biologisch aufzuklären.»

Aufklärung vor dem Hintergrund des Pornokonsums

Besonders Väter, die nur Töchter haben, sehen sich nicht in der Verantwortung, ihre Kinder aufzuklären. Dass ihre männliche Sicht auf die Sexualität wichtig wäre, diese Erkenntnis hat sich noch nicht durchgesetzt. Doch, viele Väter würden sich bemühen und es gut machen, sagen Sexualpädagogen.

Aber je intimer es wird, umso grösser wird das Schweigen, wie die Lausanner Sex-Studie zeigt. So hat ein Drittel der Befragten angegeben, dass in ihrer Aufklärung weder über Klischeevorstellungen noch über Sexualpraktiken gesprochen wurde. «Dies wäre aber vor allem vor dem Hintergrund des Pornokonsums von Jugendlichen wichtig», sagt Barbara Berger von ­Sexuelle Gesundheit Schweiz, «Pornos schaffen völlig verzerrte Realitätsvorstellungen, es kommt viel Gewalt darin vor.» Gerade bei diesem Thema hätten Väter die wichtige Aufgabe, das entstandene Bild in den Köpfen ihrer Söhne zurechtzurücken. Was läuft im Bett wirklich ab – und auch: Was mögen Frauen?

Über sich selbst und seine Sexualität nachdenken

Warum also tun sie es nicht, im Jahr 2019? Viele Eltern sind überfordert. Denn wer über Sex reden will, ist gezwungen, zuerst seine eigene Sexualität zu reflektieren. Eltern müssen sich also zuerst bewusst werden, was sie tatsächlich gut finden und was nicht – sonst finden sich auch die Worte dafür nicht. Sex ist nur auf den ersten Blick eine Handlung, Sex hat vor allem mit Gefühlen zu tun. Und Männer haben in der Regel immer noch mehr Mühe, über diese zu sprechen.

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