Prinz andrew unehelicher sohn der queen

Die Nachricht aus dem Palast war kurz und kühl: Elizabeth II. entzieht ihrem Sohn sämtliche militärische Titel. Ein Schritt, dessen Bedeutung man gar nicht hoch genug einschätzen kann.

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Christian Zaschke

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Seine militärischen Titel waren dem britischen Prinzen Andrew immer wichtig. Bei offiziellen Anlässen trat er oft in Uniform auf, seine Brust schmückten dabei viele bunte Orden. Nun hält der Palast den zweiten Sohn von Königin Elizabeth II. schon länger aus der Öffentlichkeit fern, doch sollte er in absehbarer Zeit einmal wieder auftreten, dann sicherlich nicht in Uniform. Die Queen hat ihm am Donnerstag sämtliche militärischen Titel und royalen Schirmherrschaften entzogen.

Die Bedeutung dieses Schrittes kann man gar nicht hoch genug einschätzen. De facto hat die Queen ihren Sohn, die Nummer neun der Thronfolge, aus der Familie verstoßen. Grund dafür ist, dass Andrew vor einem New Yorker Gericht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird. Am Mittwoch hatte das Gericht entschieden, Andrews Antrag auf Abweisung der Klage abzulehnen.

Die heute 38 Jahre alte Virginia Giuffre wirft dem 61 Jahre alten Prinzen vor, sie im Jahr 2001 missbraucht zu haben. Andrew bestreitet das. Giuffre gibt an, damals in die Fänge des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein und dessen Gehilfin Ghislaine Maxwell geraten zu sein. Epstein habe die damals 17 Jahre alte Giuffre gewissermaßen an Andrew ausgeliehen, auf dass dieser sich an ihr vergehe.

Bisher hatte die königliche Familie stets gemauert. Noch am Mittwoch verlautete aus dem Buckingham Palace, man werde sich nicht zu einem laufenden Verfahren äußern. Am Donnerstag aber veröffentlichte der Palast eine ebenso kurze wie kühle Nachricht: "Mit der Zustimmung und dem Einvernehmen der Queen wurden die militärischen Dienstgrade und die royalen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Queen zurückgegeben." Und, ein ganz wichtiger Punkt: Andrew werde sich in dem Prozess als privater Bürger verteidigen. Kein Wort davon, dass man ihn für unschuldig halte. Kein Wort der Unterstützung.

Andrew hat die meisten seiner Dienstgrade tatsächlich durch aktiven Dienst im Militär erworben. Er wurde als Hubschrauberpilot ausgebildet und nahm 1982 am Falklandkrieg teil. Seitens der Politik gab es damals Bemühungen, den Prinzen mit anderen Aufgaben zu betrauen, aber die Queen bestand darauf, dass er im Kriegseinsatz blieb. Zum Ende seiner militärischen Laufbahn hatte es Andrew zum Fregattenkapitän gebracht. Zu seinem 50. Geburtstag machte ihm seine Mutter ein Geschenk: Sie beförderte ihn, wiewohl er längst nicht mehr im Militär diente, zum Konteradmiral, weshalb Andrew seither gern in Admiralsuniform auftrat.

Am Donnerstag hatten 150 britische Veteranen die Queen in einem offenen Brief dazu aufgefordert, Andrew seine Dienstgrade zu entziehen. Er sei den Standards des ehrenhaften Verhaltens nicht gerecht geworden. Es dauerte dann nur wenige Stunden, bis die Queen Andrews Titel tatsächlich kassierte.

Von 2001 bis 2011 reiste Andrew als britischer "Repräsentant für Internationalen Handel und Investment" um die Welt. Von diesem Posten wurde er entbunden, weil er ihn allzu offensichtlich dazu nutzte, einen Freund zu begünstigen und weil er eine Freundschaft mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein pflegte. Diesen hatte er über Ghislaine Maxwell kennengelernt, die als Tochter des einstigen Medienmoguls Robert Maxwell zur britischen High Society gehörte.

Epstein war im Juni 2019 festgenommen worden und wurde wenig später tot in seiner Zelle in einem New Yorker Gefängnis gefunden. Maxwell wurde vor Kurzem in New York unter anderem wegen Menschenhandels verurteilt. Ihr droht eine lange Haftstrafe.

Es gilt als sicher, dass sowohl Andrew als auch die königliche Familie es unbedingt vermeiden wollen, dass der Prinz in New York vor Gericht erscheint. Eine außergerichtliche Einigung ist daher wahrscheinlich. Allerdings hat Virginia Giuffres Anwalt David Boies soeben verlauten lassen, dass es seiner Klientin nicht nur um Geld gehe. Es gehe auch darum, dass sie rehabilitiert werde. Das könnte wohl nur der Fall sein, wenn der Prinz ein Schuldeingeständnis ablegte, was als ausgeschlossen gilt.

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