Überallhin, nur nicht hierher,
Lassen Sie mich alles vergessen,
Das ich gewesen bin,
Erfinden Sie meine Vergangenheit,
Geben Sie der Nacht einen Sinn.– Michel Houellebecq, aus: Gestalt des letzten Ufers
Wie schmerzhaft doch Dinge sein können,
die nicht mehr sind,
oder nie waren,
oder nie sein werden.
Die Beziehung, die längst den Bach runter gegangen ist und im Ozean der toten Träume verwest.
Der Wunsch, einfach jemand anderes zu sein als der, der man ist – ohne die dicken Beine, abgekauten Fingernägel, idiotischen Muster und Ängste; ohne die verdammte Verzweiflung und Wut auf sich selbst.
Die Sehnsucht nach einem Leben, das unwahrscheinlicher ist als ein Lottogewinn wenn man nicht mal Lotto spielt.
„Lass doch einfach los, dann geht’s Dir gut“ … sagen sie, und die Menge jubelt.
„Ich schaff’s nicht“ … sagst Du, und hast nun noch einen Grund mehr, verzweifelt zu sein.
Musst Du aber nicht. Denn es gibt Ursachen, warum Du (noch) nicht loslassen kannst. Sie zu erkennen ebnet den Weg in die Freiheit, stampft die Berge ein, an deren steilen Wänden Du bisher wie Sisyphos täglich gegen denselben Brocken Schmerz ankämpfen musstest, um nicht von ihm platt gemacht zu werden.
Hier vier dieser Gründe.
1. Du hast zuvor nicht zugelassen.
Zumindest nach meiner Erfahrung ist das der häufigste Grund, wenn wir nicht loslassen können.
Wie die Figur aus dem Eingangsgedicht möchten wir oft nur noch vergessen. Los!Los!Los!Lassen! Schnell weg mit der alten Scheiße! So versuchen wir dann, dem Schmerz zu entkommen, sobald er sich meldet.
Das führt nur zu noch mehr Druck und noch mehr Widerstand und noch mehr Leid.
Vor dem Loslassen steht nämlich das Zulassen: erst müssen wir den Schmerz wahrnehmen und annehmen. Wir müssen ihn einladen, ihm Raum geben, freundlich zu ihm sein und ihn so wenig bewerten wie möglich. Er will gehört und gesehen und gefühlt werden. Nur dann kann er sich anschließend verabschieden, statt Tag für Tag an unserer Tür zu kratzen wie eine hungrige Katze, in der Kälte draußen alleingelassen (und trotzdem drinnen dumpf zu hören).
Lass den Schmerz zu. Wie fühlt er sich an?
(Und nein, einmal durchleben reicht oft nicht aus.)
Siehe auch: Warum Du nicht loslassen kannst: Das größte Missverständnis.
2. Du befürchtest Schlimmes, wenn Du loslässt.
Glaubst Du, mit dem Loslassen den Sargnagel auf etwas Altes zu schlagen, es unwiederbringlich zu vernichten („Nur wenn ich jetzt loslasse, kommt mein Ex nie zurück“), oder das noch viel Schlimmeres passieren wird („Wenn ich meine Sorgen loslasse, wird das Leben mir bald den Rest geben“)?
Oder hast Du ein schlechtes Gewissen und glaubst, das Loslassen nicht zu verdienen („Ich bin schuld und es ist nur gerecht, wenn ich bis zu meinem Tod darunter leide, ich werde böse bestraft, wenn ich dieses Gepäck nicht mehr trage.“)?
In beiden Fällen wirst Du Dich erst mit diesen Glaubenssätzen auseinandersetzen müssen, bevor Du loslassen kannst.
Siehe auch: Wie man sinnlose Sorgen und absurde Ängste erkennt.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
Mehr Infos
3. Du bist zu sehr von Menschen umgeben, die in der Vergangenheit leben.
Wenig bestimmt so sehr über unser inneres und äußeres Leben, wie die Menschen, die uns am nächsten sind. Wehren sich alle um Dich herum gegen das Jetzt, leben sie überwiegend in der Vergangenheit (oder fantasieren ständig sie von einem ganz anderen Leben, ohne etwas dafür zu tun), dann färbt das auf uns ab wie das neue schwarze Kleid in der Waschmaschine auf alle hellen Sachen.
Vielleicht ist es Zeit, neue Menschen in Dein Leben zu lassen?
Siehe auch: Die 5 Menschen, die über Dein Leben bestimmen.
4. Du hast Deine Lektion noch nicht gelernt.
Manchmal will der alte Schmerz – bevor er zum Abschied bereit ist – dass wir ihn nicht nur wahrnehmen, sondern etwas von ihm lernen.
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Festhalten - woher kommt das? Wie kann man das überwinden? Festhalten ist das Gegenteil von Loslassen. Im wörtlichen Sinn bedeutet festhalten, dass man sich an etwas hält, sich an etwas festhält, um nicht zu stürzen. Festhalten kann auch heißen, dass man etwas festhält, z.B. ein Bild, damit es nicht herunter fällt. Man kann auch Beschlüsse festhalten, indem man sie protokolliert. Die Polizei will einen Dieb, den sie auf frischer Tat ertappt hat, festhalten, also nicht entkommen lassen.
Im Yoga und in vielen spirituellen Übungssystemen wird der Ausdruck Festhalten als Gegenteil von Loslassen als etwas interpretiert, das überwunden werden sollte: Ziel des Lebens ist Freiheit, Erleuchtung, Gottverwirklichung. Durch das Festhalten an Identifikation, an Verhaftungen und an Wünsche sind wir an das relative Dasein gefesselt. Es ist immer wieder wichtig loszulassen. Natürlich ist es auch wichtig, an seinen spirituellen Praktiken festzuhalten, an seinen Idealen festzuhalten. Das Festhalten an seinen ethischen Überzeugungen ist essentiell. Aber Erwartungen, Vorstellungen muss man immer wieder loslassen. Und auch Menschen, die weitergehen wollen, kann und sollte man nicht festhalten wollen.
Umgang mit Festhalten anderer
Vielleicht ist gerade viel Dynamik im Team, vielleicht muss viel gemacht werden und vielleicht muss jeder irgendwo das was er bisher gemacht hat loslassen, um etwas Neues zu machen. Aber vielleicht gibt es in deiner Umgebung den ein oder anderen der hält einfach fest am bisherigen. Wie gehst du damit um? Eine Möglichkeit ist der anderen Person Verständnis zu zeigen.
Manche Menschen halten fest und manche sind besser im festhalten und andere sind besser im loslassen. Das ist auch eine Temperamentfrage, im Ayurveda würde man sagen: Vata Typen können leicht loslassen, Kapha Typen werden es festhalten. Und es ist gut, dass es Menschen gibt die festhalten. Es ist gut das es Menschen gibt die eher loslassen. So kannst du dem Menschen Verständnis äußern, der eher festhält. Manchmal müssen auch Menschen gehört werden, Menschen müssen ihre Bedenken äußern können. Manchmal muss man Menschen erklären warum was ist. Manchmal muss man eine gemeinsame Vorgehensweise besprechen, manchmal sind Menschen eher bereit für Veränderungen, wenn sie gehört wurden.
Festhalten in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen
Festhalten gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:
Synonyme Festhalten - ähnliche Eigenschaften
Synonyme Festhalten sind zum Beispiel entführen, klammern, unterdrücken, anbinden, protokollieren, behalten, einhalten .
Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:
Synonyme mit negativer Konnotation
Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel
- entführen, klammern, unterdrücken.
Synonyme mit positiver Konnotation
Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel
- anbinden, protokollieren, behalten, einhalten
Antonyme Festhalten - Gegenteile
Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Festhalten sind zum Beispiel loslassen, vergessen, nicht einhalten, Desinteresse, Gleichgültigkeit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.
Antonyme mit positiver Konnotation
Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Festhalten, die eine positive Konnotation haben:
- loslassen, vergessen, nicht einhalten
Antonyme mit negativer Konnotation
Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Festhalten, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:
- Desinteresse, Gleichgültigkeit
Eigenschaften im Alphabet davor oder danach
Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Festhalten stehen:
- Feindseligkeit
- Fesselung
- Fieber
- Fiesheit
Eigenschaftsgruppe
Festhalten kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:
- Big Five Gewissenhaftigkeit hoch
- Schattenseiten-Kategorie Hemmung, Gehemmtheit, Verhaftung, Verspannung
Verwandte Wörter
Verwandte Wörter zu Festhalten sind zum Beispiel das Adjektiv fest, das Verb festigen, sowie das Substantiv Festhalter.
Wer Festhalten hat, der ist fest beziehungsweise ein Festhalter.
Siehe auch
- Tugend
- Tugenden Podcast - Tipps zur Entwicklung von Tugenden und Positiven Eigenschaften
- Yoga Vorträge - Inspirationen zu allen Aspekten von Yoga, Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität
- Kinderyoga
- Lebensgemeinschaft Blog
Entspannung und Stressmanagement Yoga Vidya Seminare
Seminare Entspannung und Stressmanagement:
Weitere Informationen zu Yoga und Meditation
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren