Was bedeutet wenn man die ganze Zeit auf Toilette muss?

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Erstellt: 26.06.2022Aktualisiert: 26.06.2022, 07:24 Uhr

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Wie oft jemand seine Blase entleeren muss, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Ab wann ist es bedenklich?

Berlin – Sie trinken viel oder Sie sind nervös: Wer viel Flüssigkeit aufnimmt, muss auch häufiger zur Toilette. Daran ist nichts Verkehrtes, Mediziner raten zu mindestens zwei Litern Flüssigkeit am Tag. Und die müssen natürlich auch wieder raus. Wer ansonsten keinerlei Beschwerden hat und nicht plötzlich ein stärkeres Durstgefühl entwickelt, braucht sich keine Sorgen machen, solange beim Wasserlassen keine Schmerzen auftreten oder Blut im Urin sichtbar ist.

Dauernd Harndrang? Fünf Gründe und was wirklich dagegen hilft

2. Nervosität: Auch Aufregung trägt dazu bei, dass wir häufiger meinen, zu müssen: Das Phänomen ist vor allem vor Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen bekannt. Steigt die Anspannung, wird auch der Harndrang stärker. Denn die Blase reagiert nicht nur auf ihren Füllstand; sie meldet sich auch, wenn der Mensch unter Stress steht.

Was bedeutet wenn man die ganze Zeit auf Toilette muss?

Häufiger Harndrang kann unangenehm sein (Symbolfoto). © imago stock&people

Experten sprechen dann von einer nervösen Blase oder Reizblase. Psyche und Blase reagieren aufeinander, weil die Blase vom vegetativen Nervensystem und Zentren im Gehirn gesteuert wird. Von hier aus werden über Nervenbahnen und Neurotransmitter Signale an den Blasenmuskel und Beckenboden gesendet.

3. Warnsymptom für Diabetes: Tritt der Harndrang in Kombination mit einem anhaltenden starken Durstgefühl auf kann das nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ein erstes Anzeichen von Diabetes sein. Insbesondere, wenn man zur Risikogruppe gehört – dazu zählt im Falle von Diabetes Typ II Übergewicht, familiäre Belastung oder Nikotinsucht – sollte darauf geachtet werden. Weitere frühe Symptome von Diabetes sind unter anderem ein Kribbeln in den Beinen, anhaltende Müdigkeit und starker Mangel an Konzentration. Bei Verdacht sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen.

Diese Tipps können helfen, den lästigen Harndrang zu bekämpfen:

  • Blasen-Training: Eine starke Beckenbodenmuskulatur verhindert, dass umliegende Organe zu stark auf die Blase drücken. Durch regelmäßiges Training kann der Beckenboden gestärkt werden. Das wiederum hilft, unkontrolliertem Wasserlassen entgegenzuwirken. Teilweise bieten auch Volkshochschulen Kurse zum Thema an. Auch Urologen oder Gynäkologen können meist mit Adressen weiterhelfen.
  • Elektrostimulationstherapie: In Kombination mit dem sogenannten Biofeedback können Betroffene lernen, ihre Beckenbodenmuskulatur bewusst anzusteuern. Dabei wird eine Sonde in die entsprechende Region eingeführt. Beim Anspannen der Muskulatur meldet das Gerät dies durch optische oder akustische Signale. Wichtig: Ein Physiotherapeut muss die Anwender ausführlich in die Nutzung der Geräte einweisen.
  • Medikamente: Wenn der Leidensdruck sehr groß ist und die Beschwerden schon einige Zeit bestehen, kann der Arzt sogenannte Anticholinergika verschreiben. Diese Medikamente verhindern, dass sich der Blasenmuskel stark zusammenzieht und den plötzlichen Harndrang auslöst. Auch ein absinkender Östrogenspiegel, beispielsweise in den Wechseljahren, kann zu verstärktem Harndrang führen. Zusätzliche Östrogenpräparate in Form von Zäpfchen oder Salben lindern bei Frauen eventuell die Beschwerden. Der Gynäkologe ist dafür der richtige Ansprechpartner.
  • Wenn die Einnahme von Anticholinergika aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht ratsam ist, kann der Arzt eine Therapie mit einem speziellen Protein, dem sogenannten Botulinumtoxin, veranlassen. Bei dem Eingriff injiziert der Arzt eine kleine Menge des Präparats in die Blasenwand, um die Blasenmuskulatur zu entspannen. In der Regel können die Beschwerden dadurch über mehrere Monate gelindert werden.
  • Operation: Eine Operation wird der Facharzt erst in Erwägung ziehen, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos waren und die Lebensqualität nachhaltig stark eingeschränkt ist. Bei einer Operation kann beispielsweise ein Blasenschrittmacher eingesetzt werden, um die gereizten Nerven der Blase zu stimulieren. Experten bezeichnen das als sakrale Neuromodulation.

4. Ein Harnwegsinfekt: Ein Harnwegsinfekt, umgangssprachlich oft als Blasenentzündung bezeichnet, betrifft in der Mehrzahl Frauen. Schätzungen des Berufsverbandes Deutscher Urologen (BvDU) zufolge erkranken fast 80 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Leben daran. Wer den Verdacht hat, dass es sich um eine Harnwegsinfektion handeln könnte, sollte nicht zögern und schnell einen Facharzt, beispielsweise einen Urologen oder Gynäkologen, aufsuchen. Werden Harnwegsinfekte verschleppt und nicht gezielt behandelt, können die Infekte aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung verursachen. Die Symptome einer Harnwegsinfektion sind: Ständiger Harndrang, auch wenn nur Tröpfchen kommen, Brennen beim Wasserlassen sowie stechender Schmerz im Unterleib, auch Fieber ist möglich sowie allgemeines Unwohlsein. Betroffene sollten umgehend beginnen, ausreichend zu trinken. Diese Ernährungs-Tipps können außerdem gegen den Infekt helfen.*

5. Reizblase: Von einer Reizblase sprechen Fachleute, wenn Betroffene zehnmal oder häufiger innerhalb von 24 Stunden unkontrolliert Wasser lassen müssen. Sie haben entweder eine besonders empfindliche Harnblase oder ihr Blasenmuskel zieht sich plötzlich krampfartig zusammen. Rund 16 Prozent der Bevölkerung leiden nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Urologen in Deutschland unter einer Reizblase.

Häufiger Harndrang: Frauen sind häufiger betroffen als Männer

Frauen sind übrigens etwas öfter betroffen von häufigem Harndrang als Männer. Eine Reizblase kann vielfältige Ursachen haben. Daher wird der Arzt zunächst die Beschwerden abfragen. Wichtig ist dabei, wie lange die Symptome bestehen und wie stark sie ausgeprägt sind. Operationen, weitere Erkrankungen oder bestimmte Medikamente sind für das Anamnesegespräch ebenfalls wichtig.

Ein Tipp: Damit der behandelnde Arzt sich ein umfassendes Bild von den Beschwerden machen kann, können Betroffene vor dem Termin ein sogenannten Miktionstagebuch führen. Darin sollte über mindestens 48 Stunden hinweg notiert werden, wie häufig ein Toilettengang stattfand und wie viel Urin dabei abgeben wurde. Der Urin kann dazu in einem Messbecher aufgefangen werden.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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