Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin. Show
Rückenschmerzen entstehen vor allem durch strapazierte Muskeln und Bänder oder Verschleiß der Wirbelsäule und Bandscheiben. Warum das so ist, Diagnose, Therapien Text in einfacher Sprache Unsere Inhalte sind pharmazeutisch und medizinisch geprüft Aktualisiert am 30.01.2019 Die menschliche Wirbelsäule ist geformt wie ein doppeltes S und besteht aus 24 Wirbeln © SciePro - stock.adobe.com
Mit Rückenschmerzen macht fast jeder im Laufe seines Lebens Bekanntschaft. Am häufigsten finden sich die Beschwerden oberhalb des Gesäßes im Bereich der Lendenwirbelsäule (lumbaler Rückenschmerz). Die Schmerzen können sehr unterschiedlich sein, teilweise eher mitdtig, seitlich neben der Wirbelsäule oder in weiterer Regionen wie beispielsweise dem Bein ausstrahlen. Wie werden Rückenschmerzen eingeteilt?Die Einteilung von Rückenschmerzen kann unter verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen:
Einteilung in spezische oder nicht spezifische RückenschmerzenHierbei wird der Rückenschmerz danach eingeteilt, ob sich eine Ursache für die Schmerzen finden lässt oder nicht. Bei den spezifischen Rückenschmerzen findet sich eine konkrete Ursache, wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall oder ein Bruch eines Wirbelkörpers. Demgegenüber stehen die nicht-spezifischen Rückenschmerzen, bei welchen keine bestimmte Ursache gefunden werden kann. Sie machen circa 90 % der Rückenschmerzen aus. Rückenschmerz ist nicht gleich RückenschmerzEs gibt zwei Hauptgruppen: nicht-spezifische und spezifische Rückenschmerzen:
Die Einteilung in "nicht-spezifisch" (oder auch unspezifisch) und "spezifisch" finden nicht alle Experten immer glücklich. Sie hilft aber, die Vielzahl von Rückenschmerzen etwas zu ordnen, und ist häufig in Gebrauch, so auch in diesem Beitrag. Einteilung nach der Dauer der Rückenschmerzen (zeitlichen Verlauf)
Nackenschmerzen, steifer Hals Jeder zweite Erwachsene hat mindestens einmal im Leben mit Nackenschmerzen zu tun. Oft dabei: ein steifer Hals, Schmerzen an Schulter und Arm. Was dahintersteckt und was hilft Was tun bei akuten Rückenschmerzen?Die gute Nachricht ist, dass man sich bei einem akuten Rückenschmerz ohne weitere Symptome, Gesundheitsprobleme und Alarmzeichen (siehe Abschnitt "Was tun im Notfall?" weiter unten) meistens selbst ein Stück weit helfen kann: etwa mit leichter Bewegung und Stressausgleich, idealerweise auch Stressvermeidung, zum Beispiel "Abschalten", dem üblichen Stress etwas entgegensetzen, das Freude bereitet, kurzfristig Abstand von eingefahrenen Bewegungsabläufen nehmen. Das hilft auch zu entspannen und tut der Psyche gut. Bettruhe ist nicht angesagt, allenfalls kurze Schonung. Allerdings geht es bei akuten Schmerzen mitunter doch nicht ohne kurzfristige Mithilfe eines einfachen Schmerzmittels oder zum Beispiel eines Wärmepflasters (siehe Informationen zur Therapie im Kapitel "Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapie" in diesem Beitrag). Ihr Arzt und/oder Ihre Apotheke können Sie genauer beraten. Wie Schmerzmittel wirken, erklärt Ihnen auch unser Video. © W&B/Edeos Schon drei Tage lang akute Rückenschmerzen? Zum Arzt!Meist geben das Beschwerdebild des Patienten, seine "Rückengeschichte" und allgemeine Krankengeschichte dem Arzt schon Hinweise, welche Art von Rückenschmerzen wahrscheinlich vorliegen. Eine gründliche körperliche Untersuchung stützt die Einschätzung. Dabei nutzt der Arzt unter anderem bestimmte Bewegungstests, prüft die Kraft und die Muskelsehnenreflexe. Kurzum: Er stellt die Diagnose zunächst meist klinisch (mehr dazu wiederum im Kapitel "Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Ursache, Diagnose, Therapie"). Hauptproblem: Chronische nicht-spezifische RückenschmerzenMehrheitlich – in über 80 Prozent der Fälle – bereiten Muskeln und Bänder am Rücken Probleme, akut wie chronisch. Rückenprobleme entstehen häufig durch Überbelastung bei schwerer körperlicher Arbeit oder infolge einseitiger Bewegungsabläufe. Diese können – wie übrigens auch Bewegungsmangel – bestimmte Muskelgruppen unterfordern, sodass es zu Ungleichgewichten am Rücken kommt. Belastend wirkt sich auch starkes Übergewicht (BMI >30) aus, Rauchen und überhöhter Alkoholkonsum offenbar ebenfalls. Außerdem spielen verschiedene Risikofaktoren eine Rolle, auf die der Arzt frühzeitig sein Augenmerk richten wird:
Sind tatsächlich Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf erkennbar, sollten sie frühzeitig in das Therapiekonzept mit einbezogen werden:
Welche Hilfen gibt es im weiteren Verlauf?Die manuelle Medizin kann mit Techniken wie Mobilisation und Manipulation bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen ein möglicher Behandlungsweg sein. Am besten beurteilt das der behandelnde Arzt. Sanfte Bewegungstherapie (Physiotherapie, früher: Krankengymnastik) mit kontrollierten Übungen (unter fachkundiger Anleitung eines/r Physiotherapeuten/in) wird bei akuten und chronischen nicht-spezifischen wie auch spezifischen Rückenschmerzen empfohlen, wenn die Beweglichkeit schmerzbedingt eingeschränkt ist. Durch die Physiotherapie lässt sich vor allem eine Lockerung der verspannten Muskulatur und die Korrektur von Fehlhaltungen erreichen. Massage kann zusammen mit gezielten Übungen bei subakuten und chronischen nicht-spezifischen Kreuzschmerzen zur Anwendung kommen. Speziell ausgerichtete Programme wie Rückenschulen sollen helfen, wiederkehrenden Kreuzschmerzen vorzubeugen. Neben Elementen zur Kräftigung des Rückens und Verbesserung der Haltung sollten solche Programme den Betroffenen auch Strategien vermitteln, um Ängste vermeiden zu lernen und Selbstvertrauen aufzubauen. Ihr Arzt oder Physiotherapeut kann Sie über geeignete Angebote vor Ort informieren. Voraussetzung der Übungsbehandlung, besonders bei Begleit- oder Grunderkrankungen ist, dass der Arzt die Trainingsfähigkeit bestätigt. Auch bei spezifischen Rückenschmerzen können Rückenschul-Programme sinnvoll sein. Übungen zum Nachmachen, die Ihren Rücken kräftigen, finden Sie ebenfalls im Kapitel "Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapie". 0 Links Entlastung für den Rücken bringt natürlich auch Abnehmen bei Übergewicht, rückenfreundliches Schuhwerk, gegebenenfalls eine optimierte Matratze. Bei spezifischen Rückenschmerzen richtet sich die Therapie gezielt nach der Diagnose und den medizinischen Anforderungen. Wichtig: Vermeiden, dass Rückenschmerzen chronisch werden Bestehen nicht-spezifische Rückenschmerzen und eine dadurch begründete Arbeitsunfähigigkeit trotz Therapie länger als etwa zwei Wochen, wird der Arzt prüfen, ob sich eingehendere Untersuchungen empfehlen. Anderenfalls wird er die Schmerztherapie intensivieren. Dauern die Beschwerden weiter an, sind nach wenigen Wochen Maßnahmen empfehlenswert, um die Diagnose zu überprüfen: etwa eine umfassende neuro-orthopädische Untersuchung und einmalig ein bildgebendes Diagnoseverfahren, zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Bei anhaltenden Rückenschmerzen sollte unbedingt eine umfassende fachpsychotherapeutische Diagnostik durchgeführt werden, um relevante psychosoziale Krankheitsfaktoren zu erkennen. Diese können im Rahmen einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie angegangen werden mit dem Ziel, Rücken und Psyche wieder aufzurichten. Wenn die Schmerzen länger als zwölf Wochen anhalten oder erst jetzt einem Arzt präsentiert werden, da sie den Alltag mittlerweile erheblich beeinträchtigen, und wenn behandlungsbedürftige Organbefunde (weiterhin) nicht erkennbar sind, ist eine multimodale Therapie grundsätzlich angezeigt. Weitere Informationen im Kapitel "Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapie" in diesem Beitrag. Spezifische Rückenschmerzen: Mögliche UrsachenNach Studien kann zum Beispiel bei weniger als zehn Prozent der Patienten mit Rückenschmerzen ein Bandscheibenvorfall mit Druck auf einen benachbarten Nerven festgestellt werden. Doch gehört Verschleiß an der Wirbelsäule beziehungsweise an den Bandscheiben zu den ausgesprochen häufigen Diagnosen: mit und ohne Rückenschmerzen. Infrage kommen bei spezifischen Rückenschmerzen vor allem Krankheiten des Bewegungssystems – Osteoporose, chronisch-entzündliche Erkrankungen wie sogenannte Spondyloarthritiden, die bei rheumatischen Krankheitsbildern eingeordnet werden, sodann Entzündungen der Wirbelsäule durch Erreger, etwa Bakterien. Auch Fehlbildungen oder Formstörungen der Wirbelsäule wie Skoliosen, Verletzungen, Knochen- und Stoffwechselerkrankungen spielen eine Rolle, manchmal außerdem neurologische Störungen und Tumoren. Mitunter können auch Nebenwirkungen von Medikamenten wie zum Beispiel Kortison in Betracht kommen. Kortison kann eine Osteoporose beschleunigen oder verstärken. Zu den Hauptursachen spezifischer Rückenschmerzen gehören vor allem Erkrankungen des Bewegungsapparates wie:
Diagnose und Therapie spezifischer RückenschmerzenDer Arzt wird bei mutmaßlich spezifischen Rückenschmerzen neben einer umfassenden körperlichen Untersuchung frühzeitig geeignete Untersuchungen veranlassen, um die möglichen Ursachen einzugrenzen und die Diagnose zu stellen. Das gilt auch, wenn zunächst als nicht-spezifisch eingestufte Rückenschmerzen unter sachgerechter Therapie nach wenigen Wochen nicht abgeklungen sind (siehe oben). Die Therapie richtet sich nach der Diagnose und umfasst verschiedene konservative (nicht operative) Maßnahmen einschließlich Medikamenten und Physiotherapie, gegebenenfalls auch gezielte Eingriffe und operative Verfahren. Die Kapitel "Spezifischer Rückenschmerz: Ursachen abklären und behandeln" und "Spezifische Rückenschmerzen: Therapien" informieren genauer darüber. Was tun im Notfall?Klingen akute Rückenschmerzen – im Kreuz oft als Hexenschuss (akute Lumbalgie) bezeichnet – nicht sehr bald wieder ab, nehmen zu, breiten sich aus oder kehren nach kurzer Besserung zurück, sollten Betroffene zügig den Arzt konsultieren. Kommt es zu weiteren Beschwerden, etwa Schmerzen, Missempfindungen oder Muskelschwäche im Bein ("Ischias", mehr dazu wiederum in den Kapiteln "Nicht-spezifische Rückenschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapie" und "Spezifischer Rückenschmerz: Ursachen abklären und behandeln"), muss ein Arzt den Patienten erneut untersuchen. Treten Empfindungsstörungen im Intimbereich, Lähmungen der Beine, akute Störungen der Blase, des Mastdarms und der Potenz auf, rufen Sie unverzüglich den Notarzt (Notruf: Tel. 112). Tun Sie das auch bei Alarmsymptomen wie starken Schmerzen im Rücken, Brustbereich oder Bauch mit deutlichem Unwohlsein und Kreislaufschwäche. Akute Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in den Arm und Begleitsymptomen gehören ebenfalls in die Hand eines Arztes. Dasselbe gilt, wenn Rückenschmerzen in Verbindung mit Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Gewichtsabnahme und/oder im Zusammenhang mit einer anderen (Vor-)Erkrankung wie zum Beispiel einer Osteoporose, einem Tumorleiden, einer rheumatischen Erkrankung und bei einer Kortisonbehandlung (etwa längere Tabletteneinnahme) auftreten. "Rückenschmerzen": Nicht nur vom, sondern auch zum RückenIn den Rücken können manchmal Schmerzen ausstrahlen, die an ganz anderer Stelle im Körper entstanden sind: beispielsweise in den Nieren (Koliken), im Unterleib (etwa bei einer Eileiter- und Eierstockentzündung), in der Bauchspeicheldrüse (besonders bei akuter Entzündung) oder Gallenblase (Entzündung, Koliken), im Herzen (Verengungen der Herzkranzgefäße, Herzinfarkt) und nicht zuletzt in der Hauptschlagader (Aortenaneurysma, Ausbuchtung der Gefäßwand, eventuell mit Wandeinriss oder -durchbruch). Auf die Psyche achtenSeelische Faktoren und ängstliche Denk- und Verhaltensmuster – beides greift oft ineinander – können Rückenschmerzen begünstigen oder verstärken. Bei Depressionen sind Rückenschmerzen neben Schlafstörungen sogar ein sehr häufiges körperliches Symptom. Wenn Sie vermuten, dass bei Ihnen eine Konstellation dieser Art vorliegen könnte und Sie aktiv nach einer Lösung suchen möchten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Er kann Sie an einen Spezialisten überweisen, der Ihrem Rücken weiterhelfen kann. VideosVideo: Rückenschule – Halt und Kraft für die Wirbelsäule Geben Sie Rückenschmerzen keine Chance. Wie Sie Ihren Rücken wieder mobilisieren, zeigt unser Video. Plus gezieltes Training zum nachmachen: fünf einfache Übungen für jeden Tag |