Wie lange sind coronaviren in der luft ansteckend

Studie aus Großbritannien So lange sind Coronaviren ansteckend

27.01.2022, 11:26 Uhr

Ob die Gastronomie, Fußballvereine oder Schulen - niemand hält sich für einen Pandemie-Treiber. Doch wo, wann und wie stecken sich die Menschen an? Wissenschaftler der Universität Bristol haben herausgefunden, dass vor allem Abstand halten in Innenräumen wichtiger ist als gedacht.

Schon lange ist klar, dass man sich in Innenräumen mit dem Coronavirus leichter ansteckt als draußen an der frischen Luft. Die Hauptrolle bei der Verbreitung des Virus spielen Aerosole - auch das ist unumstritten, sagt der Aerosol-Experte Gerhard Scheuch im ntv-Podcast "Wieder was gelernt". Wo genau die Infektionen stattfinden, könne man aber so genau nicht bestimmen. Die wenigsten Menschen können genau sagen, wann sie sich wo infiziert haben. "Über 75 Prozent der Infizierten wissen das nicht. Man weiß aber, dass unbelüftete Innenräume sicherlich der Pandemie-Treiber sind, wenn darin viele Menschen zusammenkommen, gemeinsam feiern", sagt Scheuch.

Wissenschaftler des Aerosol Research Center der Universität Bristol haben das Phänomen jetzt genauer untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass ein Großteil der Coronaviren in Innenräumen schon nach ein paar Minuten ihre Ansteckungskraft verliert. Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf die drei früheren Virusvarianten, erwarten aber nicht, dass sich Omikron-Viren großartig anders verhalten.

Coronaviren nach fünf Sekunden deutlich weniger infektiös

Die Studie legt nahe, dass die Viruspartikel nach dem Ausatmen schnell an Wasser verlieren und austrocknen. Dadurch können die Viren nicht mehr so leicht menschliche Zellen infizieren. Wie schnell die Partikel austrocknen, hängt nach Aussagen der Wissenschaftler von der Luftfeuchtigkeit ab. Liegt die Luftfeuchtigkeit bei unter 50 Prozent - so wie in trockenen Büros - verlieren schon innerhalb von fünf Sekunden die Hälfte der Viren ihre Infektiosität. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent - zum Beispiel in Duschräumen - sind auch nach fünf Minuten noch etwas mehr als die Hälfte der Virenpartikel ansteckend.

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Nach 20 Minuten sind dann - egal wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist, ob Büro oder Duschraum - jeweils nur noch ein geringer Teil von etwa 10 Prozent ansteckender Viren übrig. Bisher sei man in der Wissenschaft davon ausgegangen, dass "Luftfeuchten zwischen 20 und 40 Prozent sehr angenehm für das Virus sind", erklärt Experte Scheuch. "Die Forscher in Großbritannien haben jetzt aber herausgefunden, dass hohe Luftfeuchten für das Virus sehr günstig sind."

"Abstand spielt wichtigere Rolle als gedacht"

Die britischen Aerosolforscher haben ein eigenes neues Gerät entwickelt, dass das Ausatmen, Aushusten oder Aussprechen von Aerosolen realitätsgetreu nachahmt. In dem Apparat schweben virusbeladene Aerosole in einem elektrischen Feld. So sei zum ersten Mal überhaupt simuliert worden, was mit Aerosolen passiert, wenn diese aus dem Mund austreten. Bisher wurden vergleichbare Studien nur auf Basis von Aerosolen durchgeführt, die in ein spezielles Gerät gesprüht wurden.

Man habe eine "sehr komplizierte Messmethode" angewandt, die allerdings noch "validiert" werden müsse, sagt Scheuch. "Es ging darum, festzustellen, ob diese Viren noch ansteckend sind. Man findet oft Virenbruchstücke in der Luft, weiß aber nicht genau, ob sie noch infektiös sind oder nicht."

Konkret weist die Studie darauf hin, dass die Entfernung, in der man sich zu anderen Menschen im selben Raum befindet, eine wichtige Rolle bei der Übertragung des Coronavirus spielt. Sitzen wir uns im Restaurant oder Café direkt gegenüber, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung höher als wenn man sich in einem Großraumbüro mit großem Abstand zu anderen aufhält. "Der Abstand spielt bei der Ansteckungsgefahr eine wichtigere Rolle als bisher gedacht. Das ist für mich wirklich neu", betont Scheuch im Podcast. Ein halben Meter mehr oder weniger könne bereits einen großen Unterschied machen.

Übertragung der Coronaviren über kurze Distanz

Bei der Verbreitung des Coronavirus ist aber nicht nur der Abstand zu anderen Personen ausschlaggebend, sondern auch die Belüftung von Innenräumen. Die zehn Prozent der nicht zerstörten Viren-Aerosole füllen Innenräume schnell, wenn es keine gute Belüftung gibt, und halten sich möglicherweise stundenlang im Raum. Und auch ein hoher CO2-Anteil macht es Viren leichter, Menschen zu infizieren, wie die englischen Forscher feststellten. Je mehr Leute in einem Raum sind , desto höher ist die CO2-Konzentration, weil wir nicht nur Aerosole ausatmen, sondern auch CO2. Und eine hohe CO2-Konzentration ist gut für Viren, aber schlecht für uns.

Die britische Studie zeigt, dass sich das Coronavirus auch als Aerosol vor allem über kurze Distanz überträgt. Abstand halten ist also noch immer das Gebot der Stunde, hier kann bereits ein halber Meter einen großen Unterschied machen. Können wir in bestimmten Situationen keinen Abstand halten, ist Maske tragen also umso wichtiger. Bedeutet, in der Bahn ist die Maske extrem wichtig. Im Restaurant entscheidet der Abstand. Und nach dem Fußballtraining sollte man am besten Zuhause duschen.

"Wieder was gelernt"-Podcast

"Wieder was gelernt" ist ein Podcast für Neugierige: Warum wäre ein Waffenstillstand für Wladimir Putin vermutlich nur eine Pause? Warum fürchtet die NATO die Suwalki-Lücke? Wieso hat Russland wieder iPhones? Mit welchen kleinen Verhaltensänderungen kann man 15 Prozent Energie sparen? Hören Sie rein und werden Sie dreimal die Woche ein bisschen schlauer.

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Wie lange halten sich Coronaviren in einem Zimmer?

Je nach Temperatur hält sich das Virus bis zu Wochen Während die Dauer bei 40 Grad auf Baumwolle weniger als 16 Stunden, bei Glas, Stahl, Papier und Geldscheinen rund 14 Stunden und bei Kunststoff 48 Stunden beträgt, verlängert sich die Überlebensdauer schon deutlich bei einer Minimierung der Temperatur auf 30 Grad.

Wie lange sind Omikron Viren ansteckend?

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück.

Wie lange hält sich Aerosol in der Luft?

Aerosolpartikel aus der Umwelt sind von sehr unterschiedlicher Größe und haben Durchmesser von etwa 1 Nanometer (nm) bis zu mehreren 100 Mikrometern (µm). Größere Partikel sinken schnell zu Boden. Partikel kleiner als 10 µm können Stunden bis Tage in der Luft verbleiben.

Warum stecken sich manche mit Corona an und andere nicht?

Es wurden bereits eine Reihe von Genen gefunden, diemöglicherweise Einfluss auf die Stärke der Immunantwort bei Kontakt mit SARS-CoV-2 haben. Doch wie groß der Einfluss jedes einzelnen Gens ist, bleibt ungewiss. „Es sind einfach zu viele verschiedene Gene beteiligt, übrigens auch an der Immunantwort durch Antikörper.

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