Wie lange überleben Sterbende ohne Essen?

Mahlzeiten spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben. Sie symbolisieren Leben und ein guter Appetit wird häufig mit Gesundheit assoziiert. Wenn im Sterben liegende Menschen keine Nahrung mehr zu sich nehmen möchten, rückt der Gedanke an den Tod näher. Es ist eine normale Begleiterscheinung, dass der Wunsch, zu essen und zu trinken nachlässt, wenn das Leben zu Ende geht. Dies mitzuerleben ist für die Angehörigen nicht einfach. Viele Betroffene stellen fest, dass es die Patienten als Erleichterung empfinden, wenn nicht mehr über das Essen gesprochen wird. Kranke fühlen sich häufig erschöpft und sind erleichtert, wenn die Anstrengung wegfällt, ihren Angehörigen eine Freude zu machen, indem sie etwas zu sich nehmen. 1

Nicht essen und trinken müssen

Sätze wie „Du musst doch etwas essen“ oder „Iss doch mir zuliebe“ sind dagegen oft keine Motivation. Mit dieser Formulierung drücken Sie eher Ihre eigene Sorge aus. Aber gerade, wenn ein Mensch sich im Sterben immer mehr von seiner Körperlichkeit entfernt, kann der Wunsch nach Essen und Trinken geringer werden. Dies ist ein Schritt hin zur Loslösung vom Leben, hin zum Sterben.

Was aus ernährungsphysiologischer Sicht für den Kranken nötig und möglich ist, richtet sich danach, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Angehörige oder die Patienten selbst machen sich gelegentlich Sorgen, dass sie infolge von Nahrungs- oder Flüssigkeitsmangel sterben könnten. Es ist wichtig, diese und auch andere Fragen im Zusammenhang mit Speisen und Getränken an das Pflegepersonal oder Ärzte zu richten. Sie sind in der Lage, die Situation richtig einzuschätzen.

Manche Sterbende möchten etwas essen, anderen reicht es, zu trinken, und wieder andere möchten überhaupt nichts zu sich nehmen. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass mit der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr nicht der Nahrungsbedarf der im Sterben liegenden Patienten gedeckt werden muss. Wichtig ist, alles zu tun, um die Situation der Kranken zu erleichtern. Wird eine intravenöse Behandlung (Flüssigkeitszufuhr über die Blutbahn) der Patienten als medizinisch sinnvoll erachtet, kann eine solche durch das medizinische Personal im häuslichen Umfeld verabreicht werden.

Richtige Position bei der Nahrungszufuhr

Die richtige Position während der Mahlzeit ist Voraussetzung dafür, dass die Kranken etwas zu sich nehmen können. Bei bettlägerigen Patienten können beispielsweise zwei große Kissen im Rücken und ein kleineres im Nacken hilfreich sein. Bei speziellen Krankenbetten kann das Kopfteil aufgestellt werden. Es gibt auch elektrisch betriebene Stützen, mit denen die Matratze am Kopfende im eigenen Bett angehoben werden kann.

Patienten, die nicht aufrecht sitzen können, müssen auf die Seite gelegt werden. Anschließend kann eine Pflegeperson den Patienten mit einem Löffel Flüssigkeit einflößen. Dies ist wichtig, damit die Flüssigkeit nicht in die Luftröhre der Patienten gelangt.

Was können wir anbieten?

Wenn die Kranken den Wunsch zu essen und zu trinken äußern, sollten kleine, leicht zu kauende und zu schluckende Portionen angeboten werden. Die im Sterben liegende Person hat unter Umständen Schwierigkeiten, dünnflüssige Getränke wie Saft oder Wasser zu schlucken. Solche Getränke können mithilfe von Verdickungsmitteln angedickt werden. Gelegentlich wird das Lutschen von tiefgefrorenen Früchten als angenehm empfunden. Ein erzwungenes Füttern von Patienten, die eigentlich keine Nahrung aufnehmen können, kann sich ungünstig auswirken.
Es ist bei im Sterben liegenden Menschen wichtig herausfinden, was ihnen guttut, z. B.:

  • Lippen und die Mundhöhle des Patienten mit einem feuchten Schwamm befeuchten.
  • sanfte Massagen
  • Vorlesen
  • angenehme Musik
  • Auf weitere individuellen Wünsche des sterbenden Menschen eingehen.

Weitere Informationen

  • Krebsgesellschaft NRWS. Den letzten Weg gemeinsam gehen. Hilfe zur Sterbebegleitung. krebsgesellschaft-nrw.de 

Autoren

  • Marie-Christine Fritzsche, Ärztin, Freiburg

Literatur

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Kachexie und Dehydratation, palliative Behandlung. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Ollenschläger G, Schauder P. Ernährung bei Tumorpatienten. In: U. Hankemeier, F. Krizanits, K. Schüle-Hein (Hrsg) Tumorschmerztherapie, 3. Auflage. Heidelberg, Springer Medizin Verlag 2004, S. 145-158. evimed-institut.de 
  2. Ollenschläger G, Bürger B, Stute A, Schwenk A: Ernährungsprobleme bei HIV-Infektion und AIDS – eine Übersicht. Akt Ernähr-Med 1994; 19: 119-125. evimed-institut.de 
  3. Schwenk A, Kremer G, Schauder P, Melchior JC. Mangelernährung und Stoffwechselstörungen bei HIV-Infektion. In: Schauder P, Ollenschläger G. Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. München, Jena : Elsevier, Urban und Fischer 2003. S. 489.
  4. Ollenschläger G. Ernährungstherapie in der Palliativmedizin. Internist 2000; 41: 641-647. evimed-institut.de 
  5. Aulbert E, Nauck F, Radbruch L. Lehrbuch der Palliativmedizin. Stuttgart: Schattauer 2012.
  6. Zernikow B. Palliativversorgung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2013.
  7. Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin. Klinische Ernährung in der Onkologie. AWMF-Leitlinie Nr. 073-006, Stand 2015. www.awmf.org 
  8. McCann RM, Hall WJ, Groth-Juncker A. Comfort care for terminally ill patients. The appropriate use of nutrition and hydration. JAMA 1994; 272: 1263-6. pmid:7523740 PubMed 
  9. Eduardo Bruera, Rony Dev: Palliative care: Assessment and management of anorexia and cachexia, Uptodate (last update: 21.10.2016). www.uptodate.com 
  10. Good P, Cavenagh J, Mather M, Ravenscroft P. Medically assisted nutrition for palliative care in adult patients. Cochrane Database Syst Rev 2008:CD006274. www.ncbi.nlm.nih.gov 
  11. Sampson EL, Candy B, Jones L. Enteral tube feeding for older people with advanced dementia. Cochrane Database Syst Rev 2009:CD007209. www.ncbi.nlm.nih.gov 
  12. Glaeske G, Muth L (Hrsg.): Cannabis-Report 2020. Bremen 2021. www.socium.uni-bremen.de 
  13. Mücke M, Weier M, Carter C et al. Systematic review and meta-analysis of cannabinoids in palliative medicine. J Cachexia Sarcopenia Muscle 2018; 9(2): 220-234. PMID: 29400010 PubMed 
  14. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019 www.awmf.org 

Quellen

Literatur

  1. Leitlinienprogramm Onkologie. Patientenleitlinie Palliativmedizin für Patientinnen und Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. Berlin 2015. www.awmf.org  

Wie lange ohne Essen in der Sterbephase?

Wie lange dauert das Sterbefasten in der Regel? Dies hängt zum einen stark von der körperlichen Verfassung der Sterbewilligen ab. Bei konsequentem Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit sterben fast drei Viertel der Menschen innerhalb von 16 Tagen (Chabot / Walther).

Wie lange lebt ein Alter Mensch wenn er nichts mehr isst?

Wenn ein Mensch nicht mehr isst, nicht mehr trinkt, dann ist der Tod meist nur noch wenige Tage entfernt. Der Körper verliert an Kraft, mehr und mehr wendet sich der Blick nach innen. Die bewussten Momente werden seltener.

Wie sind die letzten Stunden eines Sterbenden?

Die Gliedmaßen können kalt und bläulich werden oder Flecken aufweisen. Die Atmung kann unregelmäßig werden. Verwirrung und Schläfrigkeit können in den letzten Stunden auftreten. Sekret im Rachen oder die Entspannung der Rachenmuskulatur kann Atemgeräusche hervorrufen, die als Todesröcheln bezeichnet werden.

Wie lange dauert das Todesrasseln?

Die durchschnittliche Dauer des Todesrasselns beträgt ca. 57 Stunden. Wenn dem Patientenwillen entsprechend nur eine geringe künstliche Flüssigkeitszufuhr bei sorgfältiger Mundpflege erfolgt, kann die Dauer auch weniger als zwölf Stunden betragen.

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