Wie nennt man die Angst vor dem erwachsen werden?

Betroffene einer Autophobie haben das ständige Bedürfnis, unter Menschen zu sein. Sie möchten dauerhaft beschäftigt sein und vermeiden es, Zeit allein zu verbringen. Dementsprechend äußert sich eine Autophobie durch ständige Geschäftigkeit und eine hohe Anzahl an sozialen Kontakten, um einem Gefühl der Isolation zu entgehen. Häufig besteht auch die Furcht vor Ablehnung oder davor von anderen ignoriert oder ausgeschlossen zu werden.

Neben der Angst, Zeit allein zu verbringen, zeigt sich bei Menschen mit Autophobie zusätzlich häufig eine Verlustangst als Symptom. Betroffene erleben dabei die Angst davor, dass sie nahestehende Menschen, zumeist den Partner, verlieren. Eine derartige Verlustangst führt häufig dazu, dass der Partner mit Liebesbekundungen überhäuft wird oder andere Strategien angewandt werden, um sicherzustellen, dass der Partner bei dem Betroffenen bleibt. Die Angst vor dem Alleinsein kann auch dazu führen, dass Betroffene in Partnerschaften bleiben, die für sie eigentlich unbefriedigend sind.

Bei einer Autophobie kann es zu körperlichen Symptomen kommen, die auch bei Angststörungen auftreten. Dazu gehören starkes Schwitzen, beschleunigter Herzschlag, schnelle Atmung, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, ein trockener Mund und Schwindel. In schwereren Fällen können bei Menschen mit einer Autophobie Panikattacken  auftreten. Dabei wird eine extreme Furcht empfunden, die häufig von weiteren emotionalen und körperlichen Symptomen begleitet wird.

Wir schwören uns heute immer öfter, dass wir das innere Kind für immer in uns tragen und dass wir forever young bleiben. Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind! Mit dem Abschluss in der Tasche kann die große Reise in die weite Welt endlich losgehen! Wir wollen uns in den fernen Ländern der Welt selbst finden und wollen meistens gar nicht mehr zurückkommen. Auf der Suche nach uns selbst laufen wir weg vor Verpflichtungen und Ängsten. Angst vor den falschen Entscheidungen, Angst vor Verantwortung, Angst vor dem Erwachsenwerden.

 

Ängste kennen keine Gnade

 

Wenn es um die Frage geht „Wer hat Angst vor der Reise zum erwachsenen, reifen und weisen Menschen?“, können wir mit dem Zeigefinger definitiv auf fast jeden von uns zeigen. Ganz egal, ob wir in Deutschland rumhangeln, auf Erlebnistour in Australien unterwegs sind oder auf Monkey Safari in Thailand backpacken – die folgenden 10 Ängste kennen keine Gnade und verfolgen uns überall hin. Irgendwann muss sich ihnen aber jeder von uns mal stellen.



  • 1

    Bürokratie

    „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ Mit diesem Post hat eine junge Schülerin im vergangenen Jahr nicht nur Twitter, sondern ganz Deutschland in Aufruhr versetzt. Von den meisten hat sie grölende Zurufe erhalten, denn sie hat es damit auf den Punkt gebracht. Jetzt stehen wir hier und haben keine Ahnung von Versicherungen, Krankenkassen und Steuererklärungen. Wie soll das nur weitergehen?

    Hintergrund: Die Pubert�t ist durch viele biologische, psychische und soziale Ver�nderungen charakterisiert. In dieser Lebensphase betr�gt die Pr�valenz gravierender psychischer St�rungen etwa 10�%.

    Methoden: �bersichtsartikel basierend auf einer selektiven Literaturrecherche zu Pr�valenzraten, Ursachen, Risikofaktoren und Auswirkungen psychischer Erkrankungen in der Adoleszenz

    Ergebnisse: Introversive psychische St�rungen sind bei M�dchen h�ufiger. Hierzu z�hlen Depressionen, soziale �ngstlichkeit und Essst�rungen. Die H�ufigkeit dieser St�rungen betr�gt je nach Erfassungsinstrument und -kriterien zwischen 12 und 23�%. Extroversive St�rungen wie St�rungen des Sozialverhaltens herrschen bei Jungen vor. Die Pr�valenz liegt weltweit bei etwa 5�10�%. Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede werden in dieser Lebensperiode offensichtlich. Die Ein-Jahres-Pr�valenz selbstverletzenden Verhaltens betr�gt bei Jungen etwa 14�% und bei M�dchen 25�%. Der Konsum von legalen und illegalen Drogen z�hlt zu den risikosuchenden Verhaltensweisen.

    Schlussfolgerung: Bei Vorsorgeuntersuchungen und Arztkontakten sollte auf das Vorliegen einer psychischen St�rung besonders geachtet werden. Die Einf�hrung spezieller Sprechstunden f�r Adoleszente ist eine M�glichkeit, einer gr��eren Anzahl von Jugendlichen pr�ventive und therapeutische Angebote n�herzubringen. Eine fr�hzeitige Diagnostik und Therapie kann psychischen St�rungen des Erwachsenenalters vorbeugen und zu einer altersentsprechenden Entwicklung beitragen.

    �Der Mensch erlebt das, was ihm zukommt, nur in der Jugend in seiner ganzen Sch�rfe und Frische� davon zehrt er sein Leben lang.� (Hermann Hesse, e1)

    W�hrend der Begriff der Pubert�t die biologischen Prozesse w�hrend der �bergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter kennzeichnet, meint Adoleszenz die sogenannte �psychosoziale Pubert�t�, in der wesentliche mentale und soziale Entwicklungsschritte erfolgen. Die k�rperlichen Ver�nderungen der Pubert�t sind unter anderem durch einen Wachstumsschub, die Reifung der prim�ren und sekund�ren Geschlechtsmerkmale sowie die geschlechtsabh�ngige Umverteilung von Muskel- und Fettgewebe gekennzeichnet. Parallel zur k�rperlichen Reifung steigen die Anforderungen von Eltern, Schule und Gesellschaft an den Jugendlichen. Das Erleben von Sexualit�t in ihrer physiologischen, kulturellen und pers�nlichen Dimension ist eine weitere wesentliche Erfahrung dieses Lebensabschnittes. Die typischen Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz gehen aus Kasten 1 hervor.

    Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz*

    Die Bedeutung der Eltern/Familie tritt in der Adoleszenz zugunsten des Einflusses der Gleichaltrigen (�peer group�) zur�ck. Insbesondere in Bereichen wie Aussehen und Kleidung, Freizeitaktivit�ten und Haltung gegen�ber der Schule ist der Einfluss der �Peer group� wichtig, wobei sich die Jugendlichen vielfach den Gruppen anschlie�en, deren Wertvorstellungen denen ihres Elternhauses �hneln (e2). So ist zum Beispiel das Tragen eines Piercings in unteren sozialen Schichten deutlich h�ufiger als in oberen (2). Zudem geben nur 9 % der Jugendlichen in Deutschland an, sich mit ihren Eltern schlecht oder gar nicht zu verstehen (2).

    Die Adoleszenz wird h�ufig in drei Abschnitte gegliedert: die fr�he (11�14 Jahre), mittlere (15�17 Jahre) und sp�te Adoleszenz (18�21 Jahre). In dieser Zeit kommt es zu grundlegenden neuroanatomischen Ver�nderungen verbunden mit einer Abnahme der grauen (wahrscheinlich bedingt durch synaptische Pruning-Prozesse) und einer Zunahme der wei�en Gehirnsubstanz. Das Ende der Adoleszenz kann neurobiologisch mit dem Abschluss der Hirnentwicklung zu Beginn des dritten Lebensjahrzehnts begr�ndet werden (3); in der psychosozialen Entwicklung entspricht es der �bernahme reifer sozialer Verantwortung in Beruf, Partner- und Elternschaft.

    In den letzten Jahren geht man in dieser �Umbauphase� von einem Ungleichgewicht zwischen den �kognitiven Kontroll-� und den den Affekt beeinflussenden Systemen des Gehirns aus. Das �affektive System� spricht besonders auf Belohnungs-, emotionale und soziale Stimuli an und wird durch die pubert�ren hormonellen Ver�nderungen modelliert, w�hrend sich das �kognitive Kontrollsystem� kontinuierlich w�hrend der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters entwickelt. Es wird vermutet, dass in dieser Phase das mit emotionalen und motivationalen Stimuli assoziierte limbische System die Oberhand gegen�ber dem Pr�frontalkortex (Steuerungsfunktionen) gewinnt und m�glicherweise eine Ursache f�r die h�ufig bei Jugendlichen zu beobachtenden Motivations- und Stimmungsschwankungen ist, die in den meisten F�llen ohne pathologische Bedeutung sind. Allerdings scheint dieses �Ungleichgewicht� auch f�r die in diesem Alter zunehmende Inzidenz von affektiven St�rungen oder St�rungen der Impulsregulation eine wichtige Rolle zu spielen (4).

    Der Einfluss der Hirnentwicklung auf das Verhalten in der Adoleszenz ist keinesfalls als biologistisch-deterministisches Modell anzusehen, sondern als ein wichtiger Faktor in einem biopsychosozialen Entstehungskonzept f�r psychische St�rungen in dieser Altersgruppe. Selbstverst�ndlich spielen andere individuelle Faktoren wie genetische Disposition, Geschlecht, Vorerfahrungen in der Kindheit, Einfluss der Gleichaltrigen sowie famili�re und gesellschaftliche Strukturen eine wesentliche Rolle.

    Der Artikel m�chte dem Leser verst�ndlich machen, dass nach heutigen Erkenntnissen das Zusammenwirken einer durch zahlreiche Reorganisationsprozesse erh�hten Vulnerabilit�t des Gehirns (4) mit zunehmenden Anforderungen der Umwelt als eine wesentliche Ursache f�r den Anstieg der H�ufigkeit psychischer St�rungen in dieser Lebensphase anzusehen ist. K. R. Eissler (e3) hat Adoleszente als �neurotisch an einem Tag, psychotisch an einem anderen� bezeichnet, was im w�rtlichen Sinne zwar nicht stimmt, aber die tiefgreifenden und h�ufig wechselnden psychischen Ver�nderungen in dieser Lebensphase treffend beschreibt (5).

    Nach internationalen Studien leidet jeder f�nfte Jugendliche an einer psychischen St�rung (6). In der BELLA-Studie, die die mentale Gesundheit auf der Basis der gro�en epidemiologischen Erhebung des KiGGS-Surveys in Deutschland untersuchte, fanden sich bei 24,9 % der Jungen und 22,2 % der M�dchen zwischen 14 und 17 Jahren auf der Basis eines Fragebogens psychische Auff�lligkeiten, die aber keinesfalls mit psychiatrischen Diagnosen gleichgesetzt werden d�rfen (7).

    Lernziele

    Ziel dieser �bersicht ist es, den Leser vertraut zu machen mit den:

    • neurobiologischen Ver�nderungen und sozialen Herausforderungen der Adoleszenz
    • geschlechtsspezifischen Besonderheiten psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen
    • h�ufigsten psychischen Erkrankungen im Jugendalter
    • Auswirkungen von risikosuchendem Verhalten.

    Pr�valenz psychischer St�rungen in der Adoleszenz � schlecht gelaunt oder depressiv?

    K. R. Eissler sah die Adoleszenz als eine Periode von �st�rmischem und unvorhersehbarem Verhalten an, dass durch Schwankungen der Stimmung zwischen tieftraurig und gl�ckselig gekennzeichnet ist� (e3). Deshalb ist es oft schwierig, Befindlichkeitsst�rungen von psychiatrischen Diagnosen abzugrenzen. In der bekannten Isle-of-Wight-Studie berichteten etwa 40 % der 14- bis 15-J�hrigen �ber Gef�hle des Ungl�cklichseins, 20 % gaben Selbstwertkrisen an, und 7 % hatten Suizidideen (e4). Letztere Angaben entsprechen j�ngeren Daten aus Deutschland; in einer gro�en epidemiologischen Studie wurden von 2,9 % der Adoleszenten zwischen 11 und 17 Jahren selbstverletzendes Verhalten oder Suizidversuche und von 3,8 % Suizidideen berichtet (8). Dar�ber hinaus empfinden Jugendliche weniger �Wohlbefinden� und eine geringere Lebensqualit�t als Kinder. Der von den Adoleszenten erlebte R�ckgang der Lebensqualit�t zeigt sich in fast allen Bereichen, das hei�t bez�glich des eigenen K�rpers, der Schule, der psychischen Befindlichkeit und der Familie (9). Dennoch geben drei Viertel der Jugendlichen in Deutschland eine hohe Zufriedenheit mit ihrem Leben an (10).

    Viele Verlaufsstudien zeigen auf, dass die Pr�valenz schwererwiegender psychischer St�rungen von der Kindheit bis in die Adoleszenz ansteigt. In einer gro�en epidemiologischen Studie mit ungef�hr 4 000 Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass in dieser Zeit sowohl bei Jungen als auch bei M�dchen die Anzahl der klinisch relevanten St�rungen zunahm, die zu einer Beeintr�chtigung der Alltagsfunktionen f�hrten (11). Die Pr�valenz gravierender St�rungen in der Adoleszenz liegt in den meisten Industriel�ndern bei etwa 10 % (Tabelle) (12, e5).

    H�ufigkeit von psychischen St�rungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren*

    Traurige M�dchen, waghalsige Jungen � geschlechtsspezifische Aspekte

    W�hrend psychische St�rungen vor der Pubert�t h�ufiger beim m�nnlichen als beim weiblichen Geschlecht auftreten, �ndert sich dieses Verh�ltnis mit der Pubert�t. Insbesondere die H�ufigkeit introversiver St�rungen nimmt in dieser Lebensphase beim weiblichen Geschlecht zu. Dagegen treten extroversive St�rungen auch nach der Pubert�t h�ufiger beim m�nnlichen Geschlecht auf, nehmen aber w�hrend der Adoleszenz deutlicher beim weiblichen Geschlecht zu, so dass der geschlechtsbedingte Unterschied geringer wird (11). F�r die geschlechtsabh�ngige Ver�nderung der Pr�valenzraten werden verschiedene Einfl�sse verantwortlich gemacht.

    Die Bedeutung der Hormone

    Neuere Forschungsergebnisse weisen auf die Bedeutung der gonadalen Hormone f�r die Hirnentwicklung hin (13): Dabei werden organisierende und funktionelle Effekte unterschieden. So nimmt in der Pubert�t das Volumen der Amygdala vor allem beim m�nnlichen Geschlecht zu, w�hrend beim weiblichen Geschlecht das Hippocampusvolumen w�chst. Diese Volumenunterschiede k�nnten unter anderem die geschlechtsspezifische Vulnerabilit�t f�r psychische St�rungen (zum Beispiel Depressionen) erkl�ren. Die funktionellen Effekte zeigen sich unter anderem in der akuten Aktivierung bestimmter Hirnareale durch spezifische Hormone, zum Beispiel bei der Zyklusabh�ngigkeit bestimmter kognitiver Leistungen oder dem Zusammenhang von fluktuierenden �strogenspiegeln und Affekt (e11). Neuere Untersuchungen deuten auf einen Anstieg der kindlichen Magersucht hin (e12, 14); in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken wird eine deutliche Zunahme dieser Patientengruppe beobachtet. Ursache hierf�r ist m�glicherweise eine weitere Vorverlegung der Pubert�t (e13). Ein Menarchealter vor dem 12. Lebensjahr gilt als Risikofaktor f�r Anorexia nervosa (e14).

    F�r M�dchen mit sehr fr�her Pubert�t ist zudem das Risiko f�r eine St�rung des Sozialverhaltens besonders hoch (15); dies gilt auch f�r autoaggressive Handlungen wie Suizidversuche (e15) und selbstverletzendes Verhalten (e16). Hierf�r werden neben biologischen Faktoren vor allem �berforderungen durch zu hohe Erwartungen des Umfeldes verantwortlich gemacht.

    Im Gegensatz dazu ist bei den Jungen eine sp�t beginnende Pubert�t (Pubertas tarda) mit einer erh�hten Pr�valenz an psychischen St�rungen verbunden (e15), da Insuffizienzgef�hle auftreten und die Jungen unter mangelnder Anerkennung durch Gleichaltrige leiden.

    Geschlechtsspezifische Risikofaktoren, �life events� und Coping-Strategien

    Aufgrund eines ausgepr�gteren Risikoverhaltens leiden Jungen h�ufiger an k�rperlichen Verletzungen (einschlie�lich Kopfverletzungen) sowie den somatischen Folgen von Drogen- und Alkoholmissbrauch, w�hrend M�dchen eher Opfer von sexuellem Missbrauch werden (e17). In der Bremer Jugendstudie (16) berichteten 62 % der Jungen �ber einen k�rperlichen Angriff oder eine Verletzung und 28 % �ber einen schweren Unfall im Vergleich zu 41 % beziehungsweise 24 % der M�dchen; hingegen erlebten 9,7 % der M�dchen einen sexuellen Missbrauch im Vergleich zu 1,7 % der Jungen. Auch die sogenannten �Coping-Strategien�, das hei�t die F�higkeit, mit schwierigen Lebensereignissen und -situationen umzugehen, unterscheiden sich zwischen beiden Geschlechtern. So finden sich mehr Gr�beleien und qu�lende Gedanken in psychosozialen Stresssituationen beim weiblichen Geschlecht, w�hrend Jungen eher zerstreuende T�tigkeiten suchen (e18). Auf der anderen Seite sind M�dchen besser in der Lage, sich soziale Unterst�tzung zu suchen und durch �Verhandeln� eine L�sung zu finden (17).

    Spezifische St�rungen mit Beginn oder Manifestationsgipfel in der Adoleszenz

    Introversive St�rungen

    Unter introversiven St�rungen werden solche verstanden, die mit R�ckzug und Einschr�nkung der individuellen Lebensqualit�t einhergehen, aber nicht prim�r �gegen andere� gerichtet sind, w�hrend man unter extroversiven St�rungen solche mit expansivem Verhalten und daraus resultierender Beeintr�chtigung von anderen versteht.

    Angsterkrankungen

    Auf der Basis der Bremer Jugendstudie leiden knapp 19 % aller Jugendlichen an einer Angstst�rung, meist an Phobien (18). W�hrend sich die so genannte �Trennungsangst� in der Adoleszenz zur�ckbildet, nehmen andere Angstst�rungen, insbesondere die soziale Phobie, die Agoraphobie und die generalisierte Angstst�rung zu. Insbesondere die Zunahme der sozialen Phobie, die bei weiblichen Adoleszenten h�ufiger als bei m�nnlichen ist, ist durch Entwicklungsaspekte gut erkl�rbar. Einerseits steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an die Jugendlichen, andererseits nimmt das Bewusstsein f�r die M�glichkeit des eigenen Versagens und die damit verbundene Scham zu. Wittchen et al. (19) fanden eine Verdopplung der Inzidenz der sozialen Phobie zwischen der Altersgruppe der 14- bis 17-J�hrigen und der der 18- bis 24-J�hrigen. Mehr als die H�lfte der Jugendlichen berichtet von konditionierenden Erfahrungen, die einen Teufelskreis von negativen Erlebnissen, Vermeidung, erneutem Versagen und zunehmender Angst beschreiben. Die soziale Phobie birgt die Gefahr einer sekund�ren depressiven Entwicklung, Schulverweigerung, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie problematischer Internetnutzung (20, 21). So erh�ht sich das Risiko f�r einen Adoleszenten mit einer sozialen Phobie, sp�ter an einer Depression zu erkranken, um das 2- bis 3-Fache (e19, e20), das Risiko f�r Alkoholabh�ngigkeit um das 4- bis 5-Fache (e21).

    Depressive St�rungen

    Die Lebenszeitpr�valenz depressiver St�rungen f�r 14- bis 24-j�hrige Jugendliche und junge Erwachsene wird mit circa 12 % angegeben (22).

    Neurobiologische Erkl�rungsmodelle f�r den Anstieg der Depression in der Adoleszenz weisen auf das Ungleichgewicht zwischen pr�frontalen Hirnarealen und dem limbischen System hin. Im Vergleich zu Kindern und Erwachsenen zeigen Adoleszente eine verst�rkte Aktivierung der Amygdala auf emotionale Reize (zum Beispiel einen Gesichtsausdruck). Strukturelle MRT-Studien finden dementsprechend bei depressiven Adoleszenten eine Ver�nderung kortikolimbischer und striataler Strukturen, insbesondere eine Reduktion der Amygdala-, Hippocampus- und Striatum-Volumina sowie pr�frontaler Regionen (23, e22).

    F�r die Entstehung einer Depression in der Adoleszenz werden spezifische und nichtspezifische Risikofaktoren verantwortlich gemacht. Zu den spezifischen Risikofaktoren geh�ren eine famili�re Belastung mit affektiven Erkrankungen, ein negativer kognitiver Stil sowie bedeutende Verlusterfahrungen wie der Tod eines Elternteils, Trennung der Eltern oder Umzug. Unter einem negativen kognitiven Stil werden unter anderem Hoffnungslosigkeit, ein vermindertes Selbstwertgef�hl sowie pessimistische Attributionen (�mir gelingt nie etwas�, �mich mag niemand�) verstanden. Zu den unspezifischen Risikofaktoren geh�ren Armut, Gewalt- und negative Lebenserfahrungen (zum Beispiel erhebliche Konflikte zu Hause, Vernachl�ssigung) sowie soziale Isolation (24) (Kasten 2).

    Risikofaktoren f�r psychische St�rungen in der Adoleszenz

    Im Gegensatz zum Kindesalter �hnelt die Symptomatik der Depression in der Adoleszenz bereits der des Erwachsenenalters (Kasten 3): Dysphorische oder traurige Stimmung kann sich als R�ckzugstendenz �u�ern, die vielfach auftretende Anhedonie kann vom Adoleszenten als �Langeweile� erlebt oder ge�u�ert werden. Irritabilit�t und Agitation (�aus der Rolle fallen�, fehlende Selbstkontrolle) sind h�ufiger als im Erwachsenenalter, w�hrend Gewichtsverlust und psychotische Symptome im Rahmen depressiver Erkrankungen seltener auftreten (25).

    Symptome einer Depression in der Adoleszenz

    Essst�rungen

    Wenn auch die Essst�rungen im Kindesalter in j�ngster Zeit zugenommen haben (e14), liegt ihr Inzidenzgipfel dennoch in der Adoleszenz (27). In der BELLA-Studie gaben 23 % der 14- bis 17-J�hrigen ein gest�rtes Essverhalten an (26), welches aber nicht mit Essst�rungen im engeren Sinne gleichgesetzt werden darf. Etwa 40 % aller Neuerkrankungen an Magersucht finden in der fr�hen bis mittleren Adoleszenz statt (27), der Manifestationsgipfel der Bulimia nervosa liegt in der mittleren bis sp�ten Adoleszenz.

    Als Erkl�rung f�r den H�ufigkeitsanstieg der Essst�rungen in der Adoleszenz bieten sich verschiedene Hypothesen an, die in Kasten 4 zusammengefasst sind (28, e23).

    Hypothesen f�r den H�ufigkeitsanstieg der Essst�rungen in der Adoleszenz

    Man nimmt heute an, dass eine strikte Di�t unter anderem als Ausl�ser f�r eine Essst�rung bei (genetisch) vulnerablen Jugendlichen angesehen werden kann. Obwohl sich die Prognose der adoleszenten Magersucht in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, leidet ein gro�er Teil der ehemaligen Patientinnen im Erwachsenenalter an anderen psychischen St�rungen (30). Ein Teil dieser St�rungen ist m�glicherweise Ausdruck einer �biologischen Narbe�, die durch die magersuchtsbedingten hormonellen Defizite und Dysfunktionen (zum Beispiel �strogen- und Schilddr�senhormonmangel, erh�htes Cortisol) w�hrend der adoleszenten Hirnentwicklung bedingt sein k�nnen (28, e26).

    Extroversive St�rungen

    St�rungen des Sozialverhaltens

    Unter St�rungen des Sozialverhaltens versteht man die wiederholte Verletzung der Rechte anderer und/oder die Verletzung sozialer Regeln. Die Pr�valenz liegt im Jugendalter weltweit bei etwa 5�10 % (11, 12).

    Auf der Basis einer gro�en epidemiologischen Langzeitstudie wurde zwischen zwei wesentlichen Verlaufstypen unterschieden, dem sogenannten �early starter� mit Beginn der Symptomatik im Kindesalter und dem sogenannten �late starter� mit Beginn in der Adoleszenz (e27). W�hrend bei knapp 33 % der �early-starter�-Form im Alter von 32 Jahren in den vergangenen sechs Jahren ein Gewaltdelikt registriert war, traf dies auf 10 % der �late-starter�-Form zu, wohingegen sich bei beiden Gruppen eine �hnliche hohe Pr�valenz von Alkoholismus fand 20 %, (31).

    Demnach sollten in der Adoleszenz auftretende dissoziale St�rungen nicht als �Halbstarkenproblematik� verharmlost werden, sondern einer wirksamen therapeutischen/kinder- und jugendpsychiatrischen Intervention, die m�glichst alle Lebensbereiche des Jugendlichen wie Familie, Schule und �peer group� umfasst, zugef�hrt werden.

    Weitere St�rungen

    Adoleszentenkrise

    Dieser Begriff findet sich weder in der ICD-10 noch in der amerikanischen Klassifikation. Er ist als pragmatischer Begriff f�r eine Reihe von St�rungen zu verstehen, deren gemeinsame Merkmale die Altersabh�ngigkeit des Auftretens, die meist begrenzte Dauer und eine nicht selten dramatisch verlaufende Symptomatik sind. Adoleszentenkrisen k�nnen sich als St�rung der Sexualentwicklung, Autorit�ts-, Identit�tskrisen, narzisstische Krisen, aber auch als Depersonalisations- und Derealisationserscheinungen �u�ern und sind als �berspitzung normaler Entwicklungsvorg�nge zu erkl�ren. In den meisten F�llen erfolgt eine v�llige Normalisierung; in seltenen F�llen sind sie Vorl�ufer einer Pers�nlichkeitsst�rung oder einer psychotischen Erkrankung (32, e28).

    Selbstverletzendes Verhalten

    Unter selbstverletzendem Verhalten versteht man eine freiwillige, wiederholte und direkte Zerst�rung von K�rpergewebe, die nicht in suizidaler Absicht erfolgt und nicht sozial akzeptiert ist (33). Am h�ufigsten werden Schneiden oder Wundschaben der Haut, Sich-selbst-Schlagen oder Verbrennen beobachtet.

    Selbstverletzendes Verhalten beginnt meist um das 12. bis 14. Lebensjahr (e29) und klingt im fr�hen Erwachsenenalter ab. Die Ein-Jahres-Pr�valenz liegt bei Jugendlichen in Deutschland bei etwa 20 % (knapp 14 % der Jungen und 25 % der M�dchen) (WE-STAY, Zwischenbericht, 2012, www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/zpm/kjupsy/pdfs/WE-STAY-Zwischenbericht.pdf). 5 % der Jugendlichen gaben an, sich wiederholt selbst zu verletzen.

    Die �tiologie selbstverletzenden Verhaltens ist bisher nicht hinreichend gekl�rt. Ein enger Zusammenhang zu den hormonellen Ver�nderungen der Pubert�t ist wahrscheinlich (e16). Selbstverletzendes Verhalten wird nicht nur bei der Borderline-Pers�nlichkeitsst�rung, sondern auch bei Depressionen, Adoleszentenkrisen etc. beobachtet. Es hat vielfach eine affekt- und spannungsregulierende Funktion, kann aber auch Ausdruck von Selbstbestrafung oder vermehrtem Wunsch nach Zuwendung sein. Auch wenn viele Individuen mit selbstverletzendem Verhalten niemals einen Suizidversuch unternehmen, muss diese Symptomatik als m�glicher Pr�diktor f�r Suizidversuche gewertet werden (34), so dass der/die Jugendliche einem Kinder- und Jugendpsychiater vorgestellt werden sollte.

    Auf andere tiefgreifende St�rungen wie Schizophrenie und bipolare Erkrankungen kann wegen der relativen Seltenheit der Erkrankungen und des begrenzten Umfangs dieses Beitrags nicht n�her eingegangen werden (e30, e31).

    Risikosuchendes Verhalten

    Es geh�rt zum Jugendalter, dass gef�hrliche Situationen vermehrt gesucht und gesundheitsriskante Verhaltensweisen ausprobiert werden. Das risikosuchende Verhalten dieser Altersgruppe l�sst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Ungleichgewicht von fr�h reifenden Hirnarealen wie limbisches System und Belohnungs- (�reward�) System (ventrales Striatum) und sich sp�ter entwickelnden sogenannte �kontrollierenden� Regionen wie den pr�frontalen Cortex zur�ckf�hren (13).

    Tabakkonsum und Alkoholkonsum sind bei Jugendlichen in Deutschland in den letzten Jahren zur�ckgegangen. Allerdings zeigen sich deutliche soziale Unterschiede: So rauchen Jugendliche aus Familien mit h�herem sozialem Status signifikant weniger als solche mit niedrigerem (35), w�hrend es sich beim Alkoholkonsum umgekehrt verh�lt. Die H�ufigkeitsverteilung zwischen den Geschlechtern ist beim Rauchen gleich, w�hrend der Alkoholkonsum deutlich h�ufiger bei Jungen anzutreffen ist; allerdings gleichen sich die Geschlechter laut neuerer Untersuchungen an (35). Der regelm��ige Cannabismissbrauch beginnt meist zwischen 14 und 18 Jahren, zeigt sich allerdings bei beiden Geschlechtern r�ckl�ufig (e32, e33). Nikotinmissbrauch im Jugendalter �bahnt� den sp�teren Missbrauch von Alkohol und illegalen Drogen. Die Suchtst�rungen sind mit einer erh�hten Rate von depressiven und Angstst�rungen sowie Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivit�tsst�rung (ADHS) und St�rungen des Sozialverhaltens verbunden (e34).

    Sexuelle Reifungskrisen

    Sexuelle Reifungskrisen sind ein h�ufiges Ph�nomen der Adoleszenz (36), exakte Zahlen zur Pr�valenz liegen aber nicht vor. Die Jugendlichen sind unsicher �ber ihre sexuelle Orientierung, das hei�t, ob sie homo-, hetero- oder bisexuell sind. Am h�ufigsten bef�rchten Jungen, homosexuell zu sein. Die Unsicherheit �ber die eigene sexuelle Orientierung f�hrt h�ufig zu emotionalen St�rungen wie Depression und Angst verbunden mit sozialem R�ckzug. Aufgrund gro�er Varianz in der Entwicklung jugendlicher Sexualit�t sollte der Arzt in der Zuschreibung devianten Verhaltens sehr vorsichtig sein.

    Res�mee

    Zusammenfassend ist die Adoleszenz eine Lebensphase, in der viele psychiatrische St�rungen mit Relevanz f�r das Erwachsenenalter beginnen. Diese k�nnen zu einer Unterbrechung der normalen Entwicklung und gegebenenfalls zu einem Scheitern bei der Bew�ltigung altersentsprechender Aufgaben (Schul- und Berufsabschluss, Verselbstst�ndigung) f�hren. Eine rechtzeitige kinder- und jugendpsychiatrische beziehungsweise psychologisch/psychotherapeutische Diagnostik und Intervention ist daher dringend erforderlich. Leider ist bisher meist das Gegenteil der Fall: Adoleszente nehmen �rztliche oder psychologische Hilfe nur unzureichend in Anspruch (37). In Deutschland wird die sogenannte �J1� von Kinder- und Jugend�rzten angeboten, die Screening-Fragen zu Drogenmissbrauch, Essst�rungen und Sozialverhalten umfasst, aber nicht ausreichend von Jugendlichen genutzt wird. Gegebenenfalls empfiehlt sich in der Praxis auch eine Fragebogenuntersuchung, zum Beispiel mit dem �Fragebogen zu St�rken und Schw�chen� (deutsche Version des �Strengths and Difficulties Questionnaire�, //sdqinfo.org/, [e35]), der auch in der KIGGS-Studie benutzt wurde. Allerdings werden viele der St�rungen nicht durch Screening-Fragen zu erfassen sein, sondern erfordern ein vertrauensvolles Gespr�ch. Gerade Adoleszente versuchen, so �normal wie m�glich� zu erscheinen und tun sich sehr schwer, psychische Probleme zuzugeben. Eine altersgerechte Diagnostik und Behandlung, die in dieser �bergangsphase vom Kindes- und Jugend- ins Erwachsenenalter weder unter- noch �berfordert, die Autonomiebed�rfnisse des Jugendlichen und seine spezifische �Kultur� anerkennt und trotzdem seine Familie in die Behandlung einbeziehen kann, wird wahrscheinlich die Compliance der Patienten und die Therapieergebnisse erheblich verbessern.

    Was ist die Emetophobie?

    Mit der Angst vor dem Erbrechen ist nicht zu spaßen – denn Emetophobie ist die Angst, die auf den Magen schlägt. Panik, Schwindelgefühle, schwitzige Hände und ein Gefühl der Benommenheit gehören ebenso dazu wie eine latente Übelkeit, die manchmal gar nicht mehr weggehen mag.

    Was ist die Thalassophobie?

    Kurz gesagt: Thalassophobie ist die Angst vor tiefem Wasser. Doch das ist eben sehr kurz gesagt. “Thalassophobie” kommt aus dem Griechischem und bedeutet “Angst vor dem Meer” (“Thalassa”: das Meer; “Phobos”: Angst). Sie unterscheidet sich damit von der “Aquaphobie”, der Angst vor dem Wasser.

    Warum habe ich Angst vorm Alter werden?

    Verschiedene Sorgen schüren Angst vorm Älterwerden Dass das Älterwerden mit einem so negativen Bild verbunden wird, hat ganz unterschiedliche Gründe. Am häufigsten wurde weltweit die Sorge darüber genannt, im Alter nicht genug Geld zum Leben zu haben (30%).

    Wie nennt man Menschen die Angst vor Veränderungen haben?

    Menschen, die Angst vor Veränderungen im Leben haben, haben aufgrund dessen auch oft Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, die sich massiv auf ihr Leben auswirken könnten. Im Fachbegriff spricht man hier von Decidophobie.

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