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In deutschen Großstädten machen sich die neuen E-Tretroller breit. Doch wer sie regelmäßig nutzen will, fährt nicht wirklich günstig. Es gibt preiswertere Alternativen – die auch noch mehr Möglichkeiten bieten. WELT hat nachgerechnet.
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Einen E-Tretroller zu finden ist kein Problem. Überall in den Innenstädten von Berlin, München, Hamburg, Frankfurt oder Köln stehen sie herum, mal sauber aufgereiht, mal mitten im Weg. E-Tretroller sind jene Vehikel mit den kleinen schwarzen Reifen und der Standfläche, wie es sie für Kinder seit Generationen ohne Motor gibt.
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Wer die Fahrzeuge nutzen will, muss dafür die App eines Anbieters auf sein Smartphone laden und Kreditkarte oder Paypal-Konto hinterlegen. Dann kann es losgehen. Die Anmeldung ist eine Sache weniger Minuten, das Fahren mit ein wenig Übung auch kein Problem. Zumindest auf glatten Straßen ohne Kopfsteinpflaster.
Auch wenn die Roller nicht schneller als 20 Stundenkilometer fahren, macht es sogar Spaß. Aber lohnt sich die Fahrt mit dem E-Tretroller auch finanziell? Wie schneiden die neuen Fortbewegungsmittel im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zu E-Fahrrädern und E-Rollern ab? Die knappe Antwort lautet: schlecht.
Nicht für längere Ausflüge gedacht
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Bislang finden sich in den großen deutschen Städten vor allem vier Anbieter: Sie heißen Circ, Lime, Tier und Voi. In Berlin kosten die Tretroller der vier Anbieter gleich viel: Zu einem Euro für die Freischaltung der Roller, quasi als Leihgebühr, kommen pro gefahrener Minute 15 Cent hinzu.
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In anderen Städten, wie in Hamburg, gibt es Preisunterschiede zwischen den Anbietern. Die Leihgebühr beträgt auch dort einen Euro pro Fahrt. Bei Voi kommen 15 Cent pro Minute dazu, bei Tier 19 Cent, bei Circ und Lime sind es 20 Cent die Minute. Summa summarum kostet 60 Minuten Tretrollerfahren in Deutschland also zwischen 10 Euro und 13 Euro.
Nun sind die Gefährte nicht unbedingt für längere Ausflüge gedacht – es sei denn, man nutzt sie als Tourist für eine ausgiebige Stadtrundfahrt. Im Alltag sollen sie den Großstädtern eher helfen, kurze Strecken zügig zu überwinden, etwa zwischen Bahnhaltestelle und Arbeitsplatz oder zu einer Verabredung.
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Doch auch für eine Fahrzeit von 15 Minuten – im Stadtverkehr mit all den Kreuzungen und Ampeln sind da kaum mehr als 2,5 Kilometer zu schaffen – verlieren die Roller schnell gegenüber anderen Mobilitätsangeboten. Beispiel Berlin: 15 Minuten mit dem E-Tretroller kosten 3,25 Euro, nämlich 1 Euro für die Freischaltung, 2,25 Euro für 15 Minuten á 15 Cent. Ein Kurzstreckenticket für Bus und Bahn gibt es in Berlin dagegen schon für 1,70 Euro, selbst einen Einzelfahrschein, um sich zwei Stunden durch die Stadt zu bewegen, gibt es bereits für 2,80 Euro.
Nun ist klar, dass Fahrpläne und Linienführung von Bus und Bahn nicht immer zu den eigenen Wünschen passen. Dass ein Tretroller im Umkreis weniger Hundert Meter steht, ist dagegen wahrscheinlich – den genauen Standort des nächsten Rollers verrät die App.
Vorteile: sitzen und transportieren
Doch genauso hoch wie die Dichte an Rollern ist in Großstädten die Dichte an Leihrädern. Auch die gibt es mittlerweile mit Elektromotor. Die leuchtend roten Räder von Uber namens Jump beispielsweise kosten in Berlin einen Euro plus 10 Cent die Minute. Der Nutzer zahlt für 15 Minuten also 2,50 Euro per Fahrrad statt 3,25 Euro per E-Tretroller. Zusätzliche Vorteile sind: Der Fahrer kann auf dem Rad sitzen und es gibt einen Korb, um Sachen zu transportieren.
Und was ist mit den E-Rollern, auch Scooter genannt – jenen Vespa-ähnlichen Rollern mit Elektroantrieb und Sitzbank, auf denen zwei Personen Platz finden? In Berlin gibt es beispielsweise den Anbieter Emmy. Minutenpreis: 23 Cent. Pro Viertelstunde: 3,45 Euro. Das ist zwar mehr als für den E-Tretroller, aber nur, wenn man alleine unterwegs ist. Mit den Rollern können jederzeit zwei Personen fahren, auf dem Gepäckträger finden sich in einer Box zwei Helme. Wird der Preis geteilt, kostet der E-Roller nur noch etwas mehr als 1,70 Euro pro Person.
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Einfach am Hebel Gas geben und losbrausen: Die Benutzung der neuen E-Tretroller ist ganz einfach, endet aber zunehmend mit einem Unfall. Der TÜV Rheinland rät vor der ersten Fahrt zum Üben – und zum Helm.