Wie viel verdient man als Gymnasiallehrer NRW?

Lehrerbesoldung in NRW : Gleiches Gehalt für alle Lehrer – ist das gerecht?

 Unterrichten: Ist es an einer Grundschule weniger anstrengend als am Gymnasium?

Unterrichten: Ist es an einer Grundschule weniger anstrengend als am Gymnasium? Foto: dpa/Frank Hammerschmidt

Alle Lehrerinnen und Lehrer in NRW sollen ab 2026 nach A13 bezahlt werden. Warum die Betroffenen das gerecht finden und warum die Gymnasiallehrer nun auch noch etwas fordern.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Unter dem Motto hatte die SPD immer die gleiche Bezahlung für alle Lehrkräfte in NRW gefordert. Auch ohne SPD-geführte Regierung wird dies nun umgesetzt. Prompt fordern die Gymnasiallehrer ebenfalls eine zusätzliche Form der „Wertschätzung“. Wenn nämlich künftig alle Lehrer in NRW in die Besoldungsstufe A13 eingruppiert werden, erhalten Grund-, Haupt-, Real-, Gesamtschullehrer und Gymnasiallehrer erstmals das gleiche Grundgehalt. Also alle Lehrkräfte der unterschiedlichen Schulformen. Aber machen all diese Lehrkräfte wirklich die gleiche Arbeit?

„Wir haben nie behauptet, dass es die gleiche Arbeit ist, sondern gleichwertige Arbeit“, sagte Sven Christoffer, Vorsitzender des Verbands Lehrer NRW aus Linnich, der Lehrkräfte der Sekundarstufe I vertritt. Natürlich sei der Korrekturaufwand an Gymnasien groß, im Gegenzug seien beinahe alle Schulen der Sekundarstufe I Schulen des gemeinsamen Lernens. Inklusion, die nicht zielgleich ist, finde an Gymnasien in NRW quasi nicht statt. Das sei herausfordernd für all die anderen Schulformen.

Christoffer nennt ein drastisches Beispiel. Die Lehrkräfte an den 18 Realschulen in NRW, die zugleich einen Hauptschulbildungsgang anbieten müssen, weil es keine Hauptschule mehr in der Umgebung gibt, müssten in einer Klasse zwei Lehrpläne unterrichten.

Renate Krickel war bis zum Sommer Leiterin der Grundschule Hermannstraße in Stolberg und unterrichtet jetzt noch in Teilzeit an einer Dürener Grundschule. Die 62-Jährige betont ebenfalls, dass sich die Situation an den Grundschulen massiv geändert habe. Als Beispiel nennt sie die große Zahl der Kinder, die an den Grundschulen überhaupt erst Deutsch lernen müsse. „Die Probleme sind vielfältig und Grundschullehrkräfte müssen deshalb längst wie Sonderpädagogen agieren“, sagt Krickel. Sonderpädagogen in NRW werden ebenfalls in A13 eingestuft. Die Arbeitsbelastung sei jedenfalls groß.

Noch im Mai waren aber zwei Grundschullehrerinnen mit einer Klage gegen ihre niedrige Besoldung vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf gescheitert. Die Frauen hatten auf die seit 2009 in NRW weitgehend angeglichene Ausbildung der Grundschullehrer und der Gymnasiallehrer verwiesen. Außerdem unterschieden sich die ausgeübten Tätigkeiten nicht so wesentlich, dass der Unterschied gerechtfertigt sei, hatten die Lehrerinnen argumentiert.

Dem widersprach das Gericht. Der Berufsalltag „unterscheide sich von Lehrern mit der Lehramtsbefähigung für Grund-, Haupt- und Realschulen von dem der Studienräte mit der Befähigung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen in einem Maße, das die abweichende Einstufung in die Besoldungsgruppen A12 und A13 als sachgerecht rechtfertige und nicht willkürlich sei“, teilte das Verwaltungsgericht Düsseldorf mit.

Der Fall behandelt zwei Aspekte: einerseits die Ausbildung, andererseits die tatsächliche Arbeit. Was die Ausbildung betrifft, ist der Fall klar. Seit 2009 sind das Studium und das Referendariat angeglichen, inzwischen studieren alle auf Bachelor/Master. Früher hatten Lehrkräfte für Grundschulen oder der Sekundarstufe I viel kürzere Studiengänge. Das war der Hauptgrund für die Gruppierung in A12. Gymnasiallehrer erhalten beim Berufseinstieg bislang rund 500 Euro mehr Gehalt brutto monatlich.

Das ändert sich nun. A13 für alle Lehrerinnen und Lehrer hatte eigentlich schon die schwarz-gelbe Vorgängerregierung in NRW versprochen, aber angesichts der angespannten Haushaltslage während der Corona-Pandemie nicht umgesetzt. So hatte die ehemalige NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) es jedenfalls begründet.

Obwohl auch die Haushaltslage jetzt schwierig werden wird, setzt die neue schwarz-grüne Landesregierung ihr Wahlversprechen um. NRW startet mit der schrittweisen Angleichung der Eingangsbesoldung für alle Lehrämter. Diese soll ab Januar (rückwirkend zum November) mit monatlichen Zulagen von jeweils 115 Euro pro Jahr für alle Lehrkräfte an Grundschulen und der Sekundarstufe I bis zum 1. August 2026 dazu führen, dass dann alle, unabhängig von der Schulform, in der Besoldungsstufe A13 ankommen. Kostenpunkt für das Land NRW: bis 2026 insgesamt 900 Millionen Euro.

Die Landesregierung wendet diese Neuregelung übrigens auf alle Lehrkräfte an und nicht nur auf jene, die tatsächlich schon die längere Ausbildungszeit haben.

Heidi Hardacker leitet die Matthias-Claudius-Schule in Düren und glaubt, dass die Landesregierung vor allem wegen des Lehrermangels die „lange notwendige“ Anpassung der Lehrerbesoldung beschlossen hat. „Wir waren früher froh, überhaupt eine Stelle zu haben und gaben uns mit dem Gehalt zufrieden“, sagt die Hauptschul-Rektorin.

Grundschulpädagogin Krickel findet, dass mit der Höhergruppierung der Grundschullehrkräfte eine Fortbildungsoffensive notwendig ist. Insbesondere Sonderpädagogisches Knowhow und Expertise in der Sprachförderung ist inzwischen in hohem Maße notwendig. Die jetzt ausgebildeten Lehrkräfte hätten schon im Studium viele Sonderpädagogik-Seminare besucht. Diese heutzutage wichtige Kenntnis fehle den Kollegen, die in den 90er und den Nullerjahren ihr Examen gemacht hätten, weil es damals in der Ausbildung kein Thema gewesen sei. „Ich selbst habe nur sechs Semester studiert damals“, sagt Krickel, verweist aber darauf, dass sie sich stetig fortgebildet habe. „Und das machen viele Kolleginnen und Kollegen, aber sicher nicht alle.“

Sven Christoffer von Lehrer-NRW will keinen Wettbewerb. „Alle Lehrkräfte an allen Schulformen sind ausgelastet bis überlastet.“ A13 für alle sei einfach eine Anerkennung dafür, dass eine Lehrkraft eine Lehrkraft ist. Das sieht Ilse Zimmerman genauso. Die Leiterin der Hugo-Junkers-Realschule in Aachen findet es absolut gerecht, dass nun alle Lehrkräfte A13 erhalten. Eine adäquate Bezahlung sei eine Anerkennung der Arbeit aller Lehrkräfte. Und eine andere Form der Anerkennung erhielten Lehrkräfte nun mal nicht.

Der Philologenverband NRW, der Gymnasial- und Gesamtschullehrer vertritt, wünscht sich, dass auch diese von der Landesregierung nicht vergessen werden. Lehrkräfte am Gymnasium hätten nun einmal andere Aufgaben als beispielsweise Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen, betont Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW und verweist auch auf das Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgericht.

Allein die Klausuren in der Oberstufe und die Abiturklausuren seien mit den Vorbereitungs- und Korrekturzeiten enorm zeitaufwendig. Es müsse sich dringend auch etwas für die Gymnasiallehrer ändern. Die Verbandsvorsitzende fordert daher ein deutliches Aufstocken der sogenannten Anrechnungsstunden zur Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern, die viel mit Korrekturen befasst seien. Schließlich ist ein Aufrücken aller Gymnasiallehrer in A14 nicht realistisch.

Bislang werden Lehrkräfte entlastet, wenn sie besondere Aufgaben wahrnehmen. Wer wie entlastet wird, darüber entscheidet jede Schule. Jede Schule hat aber ein festes Kontingent an Entlastungsstunden. Wer beispielsweise Oberstufenkoordinator oder Klassenlehrer ist oder bestimmte AGs anbietet, bei dem reduziert sich dann die Zahl der Pflichtstunden.

Lehrer-NRW-Vorsitzender Christoffer weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass schon jetzt pro Stelle an den Grund- und Haupt- und Realschulen lediglich 0,5 beziehungsweise 0,6 Entlastungsstunden verfügbar sind, während dies an Gesamtschulen und Gymnasien für die Oberstufe 1,2 Entlastungsstunden pro Stelle sind. Der Mehraufwand für die Korrekturen in der Oberstufe würden also auch hier berücksichtigt, betont Christoffer.

Realschul-Rektorin Zimmerman mag keine Neiddebatten. Sie betont aber, dass es nun einmal eine Tatsache sei, dass Gymnasiallehrer für mehr beziehungsweise künftig für das gleiche Geld weniger Stunden unterrichten müssen.

Was Zimmerman anspricht, ist das Deputat an Pflichtstunden, das an den unterschiedlichen Schulformen variiert. An Grund-, Haupt- und Realschule müssen Lehrkräfte in NRW tatsächlich 28 Stunden unterrichten, an den Gymnasien und Gesamtschulen nur 25,5. Die allgemeine Arbeitszeit für Beamte liegt bei 41 Wochenstunden. Die Vor- und Nachbereitung zu Hause und das Korrigieren von Klassenarbeiten und Klausuren gehören zur Arbeitszeit natürlich dazu.

Lehrer-NRW-Vorsitz Christoffer kann die Forderungen der Gymnasiallehrer nur bedingt nachvollziehen. Auch mit der Eingruppierung in A13, stünden die Gymnasiallehrer noch immer besser da. Abgesehen davon, dass sie weniger Pflichtunterrichtsstunden und im Schnitt mehr Entlastungsstunden haben, seien auch die Laufbahnen nach wie vor andere. Gymnasiallehrer werden nämlich in A13Z eingestuft und erhalten eine sogenannte Strukturzulage, die die Grund-, Haupt-, und Realschullehrer nicht erhalten werden, betont Christoffer. Außerdem gebe es an Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I weniger Aufstiegschancen. An Gymnasien werden beispielsweise Stufenkoordinatoren üblicherweise sogar in A15 hochgestuft, aber auch Lehrerinnen und Lehrer mit anderen besonderen Aufgaben.

Sabine Mistler vom Philologenverband hält das für gerechtfertigt. „Wir neiden niemandem die A13“, sagt Mistler. Bei fast gleicher Besoldung könne sie sich aber vorstellen, dass junge Kolleginnen und Kollegen, die eigentlich an Gymnasien unterrichten könnten, sich künftig auch für eine Tätigkeit an einer Grundschule interessieren könnten, wenn sie beispielsweise keine Stelle an einem Gymnasium finden sollten.

Wie viel verdient ein Gymnasiallehrer in NRW?

Gehalt Gymnasiallehrer / Gymnasiallehrerin in Nordrhein-Westfalen.

Was verdient ein Gymnasiallehrer in NRW netto?

Netto wird der Unterschied allerdings deutlicher: Während einer verbeamteten Lehrkraft in Nordrhein-Westfalen 3.157,70 Euro netto im Monat übrig bleiben, verdienen tariflich angestellte Lehrer /-innen nur 2.587,77 Euro netto im Monat.

Wie viel verdienen Gymnasiallehrer netto?

Bundesland
Bruttogehalt
Nettogehalt**
Baden- Württemberg
4.228,48 €
3.277,81 €
Bayern
4.209,97 €
3.200,52 €
Berlin***
5.299,43 €
2.903,31 €
Brandenburg
4.004,31 €
3.077,76 €
[€] Gehalt Gymnasiallehrer (m/w) - Gehaltsreporter.degehaltsreporter.de › gehaelter-von-a-bis-z › bildung-soziales › gymnasialle...null

Wie viel verdienen die Lehrer in NRW?

Bei einer Einstellung mit Verbeamtung werden sie je nach Lehramt in der Regel nach der Besoldungsgruppe A12 oder A13 besoldet, das entspricht derzeit mindestens 3.824,06 Euro brutto (Stand 01.01.2021).

Welcher Lehrer verdient am meisten?

Gymnasiallehrer /-innen sind die Spitzenverdiener unter den Lehrern. Sie werden bereits zum Berufsstart in eine höhere Besoldungsgruppe (A 13) eingeteilt als Grund-, Haupt- und Realschullehrer /-innen. Im Durchschnitt verdienen Gymnasiallehrer/ -innen zum Berufsstart 4.191,51 Euro brutto im Monat.

Wie viel verdient ein Gymnasiallehrer Brutto?

Als Lehrer am Gymnasium steht dir die Entgeltgruppe E 13 zu. Für Bayern liegt das Gehalt in der Entgeltgruppe E 13 mit der Erfahrungsstufe 1 bei 4.074,30 Euro brutto im Monat. Mit jeder Stufe steigt auch hier dein Einkommen und liegt bei Stufe 4 beispielsweise bei 5.073,66 Euro brutto im Monat.