Zu viele rote Blutkörperchen durch Stress

Die Polyglobulie beschreibt die erhöhte Erythrozyten-Anzahl oder Hämoglobin-Konzentration aufgrund einer gesteigerten Blutneubildung. Rauchen sowie Herz- und Lungenerkrankungen sind die häufigsten Ursachen dafür. Durch Sauerstoffmangel im Gewebe wird die Produktion der roten Blutkörperchen angeregt und das Blut dickt daraufhin ein. Was für Beschwerden dieses Erkrankungsbild auslöst, wie es diagnostiziert und therapiert wird – ein Überblick.

Was ist Polyglobulie?

Die Polyglobulie bezeichnet die Vermehrung der Erythrozyten und wird daher auch Erythrozytose genannt. Durch die gesteigerte Anzahl der roten Blutkörperchen kommt es zu einer Bluteindickung, die zu einer Veränderung der Fließeigenschaft des Blutes führt und sich deutlich verschlechtert. Sie ist eine Reaktion des Körpers auf einen erhöhten Sauerstoffbedarf.

Der Anstieg kann entweder ein tatsächlicher Anstieg der Gesamtmenge der roten Blutkörperchen im Kreislauf sein (absolute Polyglobulie) oder das Ergebnis eines Verlusts an Blutplasma und damit eines relativen Anstiegs der roten Blutkörperchen (relative Polyglobulie).

Man unterscheidet zwischen den beiden folgenden Arten:

Primäre Polyglobulie

Die primäre Polyglobulie ist eine eigenständige Erkrankung, die auch als Polyzythämie bezeichnet wird. Sie tritt seltener ein und betrifft eher Ältere. Die Blutstammzellen vermehren sich hierbei langsam, aber dennoch unkontrolliert am Knochenmark. Neben dem dauerhaften Anstieg der roten, sind auch die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen erhöht. Genetisch handelt es sich meistens um eine Mutation des Januskinase 2-Gens (JAK2).

Sekundäre Polyglobulie

Der Anstieg der roten Blutkörperchen ist hierbei die Folge einer anderen Erkrankung. Sie hat somit eine feststellbare Ursache und wird meist durch Sauerstoffmangel verursacht. Sie kommt häufiger vor als die primäre Polyglobulie.

Polyglubulie – Ursachen

Für einen Anstieg der roten Blutkörperchen können viele Ursachen infrage kommen. Die häufigste ist jedoch das Rauchen, gefolgt von Erkrankungen an Herz und Lunge, die zum Sauerstoffmangel des Gewebes führen. Auch die Produktion von Erythropoetin kann durch Tumore angekurbelt werden oder von Sportlern als Dopingmittel missbraucht werden – ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen anregt.

Verminderter Sauerstoffgehalt

Der Körper kann die Produktion der roten Blutkörperchen erhöhen, um einen zu niedrigen Sauerstoffgehalt zu kompensieren. Dazu zählen Herzerkrankungen und Herzinsuffizienz, aber auch die sogenannte Hämoglobinopathie – ein Zustand bei der Geburt, bei der die Sauerstofftransportkapazität schwächer ist. Weitere Ursachen sind Lungenerkrankungen, Lungenfibrose,  das Schlafapnoe-Syndrom und Aufenthalte in Hochgebirgen.

Doping

Bestimmte Substanzen und Medikamente regen ebenfalls die Produktion von roten Blutkörperchen an. Dazu gehören Anabolika, Bluttransfusionen oder die Injektion eines Proteins (Erythropetin).

Dehydration

Durch die Abnahme des Blutplasmas, der flüssigen Komponente des Blutes, steigt die Anzahl der roten Blutkörperchen, bedingt durch eine stärkere Konzentration. Die tatsächliche Anzahl der roten Blutkörperchen bleibt aber gleich. Sie entsteht meist durch anhaltenden Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen und Durchfall sowie Trinkmangel.

Rauchen

Durch das Rauchen kommt es zu einer gesteigerten CO-Hämoglobinkonzentration im Blut und einem Sauerstoffmangel im Gewebe. Gewöhnen sich die Patienten das Rauchen ab, können sich die Werte wieder normalisieren.

Nierenerkrankung

Bei bestimmten Nierenkrebsarten, Nierenerkrankungen oder auch Nierentransplantation produzieren die Nieren zu viel Erythropoetin, ein Hormon, das wiederum die Anzahl der roten Blutkörperchen ansteigen lässt.

Überproduktion des Knochenmarks

Bei der primären Polyglobulie kommt es zu einer gesteigerten Bildung der Blutzellen im Knochenmark – rote und weiße Blutkörperchen sowie der Blutplättchen. Besonders durch die hohe Anzahl der roten Blutkörperchen wird das Blut dickflüssig.

Polyglobulie – Symptome

Folgende Leitbeschwerden treten auf:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrensausen/Tinnitus
  • Sehstörungen
  • Gesichtsröte
  • Juckreiz (besonders beim Kontakt mit Wasser)
  • Bluthochdruck
  • Zahnfleischbluten
  • Nasenbluten
  • schmerzende Finger und Zehen

Durch die verschlechterte Fließeigenschaft des Blutes und die daraus folgenden Durchblutungsstörungen kann es zu einer Thrombosebildung kommen (beispielsweise am Auge). Zusätzlich besteht auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt.

Polyglobulie – Werte

Für die Diagnose einer Polyglobulie sprechen Hämatokrit-Werte von über 50% bei Männern und 45% bei Frauen sowie Hämoglobin-Werte über 17 g/dl bei Männern und 15 g/dl bei Frauen.

Polyglobulie – Diagnostik

Im Anamnesegespräch wird die Krankengeschichte des Patienten besprochen. Der Arzt wird sich erkundigen, ob der Patient raucht, in Höhenlagen wohnt oder stark an Gewicht verloren hat. Anschließend tastet er die Leber und Milz ab, um festzustellen, ob eine Milz- oder Lebervergößerung vorliegt.

Bei der Labordiagnostik findet sich dann eine Erhöhung der Erythrozyten, des Hämoglobins und des Hämatokrits. Anhand der Blutuntersuchungen kann auch zwischen primärer und sekundärer Polyglobulie unterschieden werden, da bei der primären ebenfalls die weißen Blutkörperchen erhöht sind. Um die primäre Polyglobulie sicher zu diagnostizieren, ist häufig eine Knochenmarkuntersuchung erforderlich. Meist wird der Patient bei einem Verdacht auf primäre Polyglobulie für weitergehende Untersuchungen an einen Hämatologen überwiesen.

Mit weiteren Tests kann die Entwicklung der Erkrankung abgeklärt werden. Im Herzbereich führen Ärzte eine Echokardiografie durch, kontrollieren den Venendurchlass und nehmen eine Röntgenaufnahme vom Thorax. Auch MRT-Scans und Sonografien können zum Einsatz kommen.

Polyglobulie – Therapie

Die Behandlung zielt darauf ab, die Anzahl und das Volumen der roten Blutkörperchen zu verringern. Eine der gängigsten Methoden ist die gezielte Blutentnahme aus der Vene, bis sich der Zellspiegel dem Normalwert nähert und die Symptome verschwinden.

Bei der primären Polyglobulie werden regelmäßige Aderlässe durchgeführt (1 bis 2 Mal die Woche) und niedrig dosiertes ASS verabreicht. Wird durch die Aderlass-Therapie keine deutliche Reduktion des Hämatokrits erreicht, kann außerdem eine Behandlung mit Zytostatika erfolgen.

Bei der sekundären Polyglobulie steht die Behandlung der Ursache im Vordergrund. Sollte das nicht gänzlich möglich sein, kann auch hier die Aderlass-Therapie zum Einsatz kommen, um den Hämatokrit-Wert zu senken. Daneben können auch Infusionen mit Blutverdünnung mit entsprechenden Medikamenten verabreicht werden.

Generell sollte man darauf achten, viel zu trinken und sich ausgewogen und gesund zu ernähren, um kardiovaskuläre Risiken zu minimieren. Ein ungesunder Lebensstil begünstigt das Verstopfen der Blutgefäße. Neben der Nahrungsumstellung sollte auch an ausreichende Bewegung und die Reduktion von Nikotin und Koffein gedacht werden.

Polyglobulie – Lebenserwartung

Bei einer gut geführten primären Polyglobulie haben Patienten eine nahezu normale Lebenserwartung. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, ist die Lebenserwartung jedoch verkürzt und die mittlere Überlebenszeit beträgt 27 Jahre. Bei der sekundären Polyglobulie hängt die Lebenserwartung von der Vorerkrankung ab.

Wie kann man die roten Blutkörperchen senken?

Sauerstoffmangel (zum Beispiel bei längerem Höhenaufenthalt, Lungenkrankheiten) bestimmten Stoffwechselkrankheiten (Hormonstörungen) Nierenerkrankungen. Flüssigkeitsmangel (scheinbare Vermehrung der roten Blutkörperchen, deren Zahl im Verhältnis zur Blutflüssigkeit zunimmt)

Kann sich durch die Psyche die Blutwerte verändern?

Stimmung, Stress und psychische Erkrankungen können sich also durchaus auf messbare Faktoren im Blut auswirken [12,13]. Das heißt aber noch nicht, dass umgekehrt Blutwerte uns psychische Erkrankungen zuverlässig verraten. Ein Beispiel: Wenn jemand sehr angespannt ist, steigt der Spiegel an Stresshormonen im Blut.

Was passiert im Blut bei Stress?

In Stresssituationen weiten sich die Bronchien, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Dadurch wird die Atmung schnell und flach. Zudem schlägt das Herz schneller und stärker, wodurch der Blutdruck steigt und sich Blutgefäße verengen. Auch die Muskeln werden besser durchblutet und spannen sich stärker an.

Ist es schlimm wenn man zu viele rote Blutkörperchen hat?

Was die Polycythaemia-vera-Erkrankung so bedrohlich macht, ist, dass sie einen tödlichen Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen oder eine Lungenembolie auslösen kann. Der Grund ist, dass Ihr Blut dicker und zähflüssiger wird, weil es immer mehr rote Blutkörperchen und damit feste Bestandteile enthält.