Anthroposophisch gleich okkultismus

Anthroposophisch gleich okkultismus

Dünger als Philosophie – Wie eine Menschenlehre in der Pandemie unter Verdacht gerät

Vor hundert Jahren brachte Rudolf Steiner die Anthroposophie unter die Leute. Unser Alltag ist von seiner spirituellen Lehre durchdrungen. Wie viel okkulte Magie steckt im Demeter-Apfel? Wie viel Esoterik in der Bodylotion von Weleda? Eine Spurensuche an vier Orten.

Jeden Herbst vergräbt der Demeter-Bauer ein Kuhhorn mit angereichertem Mist. Im Frühling gräbt er das sogenannte Präparat wieder aus und verdünnt den Inhalt mit Wasser. In einem Holzfass verrührt er beides, um es später über seine Felder auszusprühen. Mit einem Besen rührt er während einer Stunde, zuerst in die eine Richtung, dann in die andere, bis ein Wirbel entsteht. «Wenn man lange genug hineinschaut», wird ein Demeter-Bauer in dieser Geschichte sagen, «erfasst einen ein Schwindel.»

Wer auf Zusammenhänge zwischen Freimaurerei, Anthroposophie, Okkultismus und Satanismus hinweist, wer auf Freimaurersymbolik an Kriegerdenkmalen hingewiesen hat (wie der Freimaurer-Kritiker Erich Ludendorff schon 1927), ist immer wieder verhöhnt worden als "unbelehrbarer Verschwörungstheoretiker". Auch die Autoren Guido und Michael Grandt - und natürlich ebenso viele andere - können davon liebliche Lieder singen.

Die Autoren und der Inhalt des vorliegend Buches - "Testament der Freimaurer" -, das 2012 in fünfter Auflage erscheinen soll und von dem es auch eine englischsprachige Ausgabe gibt, vereinigen nun ganz hübsch alle eben genannten Themen in sich. Die Autoren sind: 1. Freimaurer ("Wir haben persönliche Erfahrung mit demjenigen, was an Wissen in Logen gehütet wird", steht auf S. 11 der 2. Auflage), 2. Anthroposophen, 3. okkultgläubig, 4. deckten sie erstmals 1993 (in der ersten Auflage dieses Buches) die Freimaurersymbolik des Völkerschlachtdenkmals von Leipzig auf und verlieren darüber kein kritisches Wort, obwohl diese 5. eindeutig satanistische Bezüge aufweist. Und um das Maß voll zu machen, versammelt der Leipziger MdG-Verlag, in dem dieses Buch herauskommt, in seinen sonstigen Veröffentlichungen viele ähnlich gestrickte Autoren und Themen. So brachte er schon im Jahr 2000 die Schrift

 heraus, in der über okkulte Versuche, den rituellen Satanismus des Rudolf Steiner wiederzubeleben, berichtet wird (siehe Internetseite des Verlages). Da die Autoren von "Testament der Freimaurer" auch Führungen im Freimaurerdenkmal von Leipzig anbieten (siehe Verlagsseite) und da sie es als so etwas ähnliches wie ein "deutsches Delphi" ansehen, von dem ungeheure spirituelle Kraft ausgehen würde, liegt nichts näher, als daß die ebengenannten Versuche, rituellen Satanismus wiederzubeleben, in eben jenem Freimaurerdenkmal selbst stattgefunden haben - und möglicherweise auch gegenwärtig noch stattfinden.

Nach diesem Buch ist das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig ein brutal Krieg und Völkermord verherrlichendes Denkmal. Die ARD-Fernsehdokumentation "Tempel, Logen, Rituale - Die Geheimnisse der Freimaurer" von 2008 beruht in den Einführungs- und Schlußsequenzen auf den Erkenntnissen dieses Buches "Testament der Freimaurer" und wird gleich auf der Eingangsseite der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" "mit den besten Empfehlungen" angepriesen. Also auch von der offiziellsten Freimaurerei in Deutschland gegenüber den Erkenntnissen dieses Buches seit fast 20 Jahren nicht die geringste Spur einer Distanzierung - nein, genau das Gegenteil! Wem würde da nicht unheimlich werden?

Im Mittelpunkt der Symbolik des Freimaurerdenkmals in Leipzig steht, so dieses Buch, der Würge- und Todesengel Michael, der laut Bibel 185.000 Assyrer in einer Nacht hingemetzelt haben soll. Und ebenso gewalt- und tötungs-besessen, verderbenbringend fährt dieser Würgeengel auch auf dem gigantomanischen Relief des Leipziger Freimaurer-Schlachtdenkmals selbst einher im "Kampfwagen": wie ein ägyptischer Pharao. An der Stirnseite des Kampfwagens ein aufgerissenes Panthermaul, durch das jeder Besucher des Denkmals, während er bildlich von diesem furchtbaren Schlachtwagen überrollt wird, "hindurch" gehen muß, von dem er sich also symbolisch "auffressen" lassen muß, wenn er von den Geheimnissen der Freimaurerei im Inneren dieses größten Freimaurertempels der Welt erfahren will.

Dabei sind die Bezüge - jetzt wo man es mit diesem Buch weiß - eindeutig. Die Freimaurer stehen tief in der Tradition der ägypischen Pharaonen (die natürlich wie die Freimaurer selbst "lupenreine Demokraten" und "Freigeister" waren). Zugleich betrachten sie den alttestamentarischen Würgeengel Michael als "Ahnherren der Freimaurer" und unterschieben ihn zugleich dem naiven, mit Schlafmütze bedeckten "deutschen Michel" als Ausdruck der deutschen "Nationalseele". Wie die Autoren darlegen, liegt es sehr nahe, daß Napoleon selbst Freimaurer war und er vor allem deshalb seinen ersten Feldzug nach Ägypten führte. In merkwürdigem unlogischen - aber okkult-satanistisch sicherlich "logischem" - Widerspruch mußte nun der "Ahnherr der Freimaurer", der Würge- und Todesengel Michael, in der Freimaurerschlacht von Leipzig gegen eben jenen Freimaurer Napoleon die "hehre Sache der Freiheit der Völker" - wie die Autoren sagen -, in einer der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte wiedererringen: "Über Schlachtfelder zu Gott", Freimaurer wider Freimaurer - das ist die Freimaurersymbolik des Freimaurerdenkmals in Leipzig, wie wir durch dieses Buch zur Überraschung aller Nichteingeweihten erfahren. Da es im Jahr 1913 durch 700 Freimaurer nur im Geheimen eingeweiht worden ist, bevor man es öffentlich den deutschen Kaiser einweihen ließ, der fünf Jahre später durch einen solchen Kriegsfurienwagen entthront worden ist.

In den Augen des Würgeengels Michael würde deshalb auch "keine Milde" enthalten sein, so die Autoren (S. 37 der Auflage von 1999): "Hier zählt der Augenblick der Schlacht und die Entsetzlichkeit des Hinschlachtens für die hehre Sache der Freiheit der Völker. Hier steht das gewaltige Töten und Opfern für eine bessere und gerechte Welt im Vordergrund (...). Dieser urgewaltige Kampf, diese maßlosen Menschenopfer (...), das spiegelt sich im Antlitz des Michael wider."

Was aber die okkultgläubigen, unverhüllt satanismusnahen Autoren nicht hindert, in den Augen dieses Würgeengels Michael (der im Jahr 1999 sogar vom Papst offiziell "abgeschafft" worden ist [siehe "Spiegel", Dez. 1999]) zugleich auch folgendes zu sehen (S. 18): "Sein göttlicher Adlerblick sah aus seiner Höhe ehrfurchtgebietend über die feierliche Zeremonie hinweg in jene Unendlichkeit, wohin kein menschliches Auge zu folgen vermag. (...) Kann es sein, daß hier der Erzengel mit dem Adlerblick das Gottesauge verkörpert?"

In diesem Buch, das 2012 in fünfter Auflage erscheint und von dem es sogar eine englische Übersetzung gibt, kann man also wirklich in Reinkultur erleben, wohin alttestamentarischer "Gotteswahn" verbunden mit freimaurerischer und anthroposophischer okkulter Verblödung führt: Nämlich zu Satanismus. Ein völkermörderischer Würgeengel, der "gottnaheste" des Alten Testamentes, besitzt nach Ansicht der Autoren die Augen eines Gottes! Der Blick eines Mörders, also ein satanischer Blick wird - - - zu einem Götterblick. Man wähne also nicht den Monotheismus als überwunden an, wenn er - etwa - in den offiziellen Kirchen, Synagogen und Moscheen überwunden wäre. Auch die Freimaurerei, die Anthroposophie und der Okkultismus müßten dazu überwunden werden: Über Mord, Krieg und Vernichtung hin zu einem satanistisch verstandenen "Gott", das ist die Symbolik dieses Denkmals, von 700 Freimaurern im Geheimen eingeweiht ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der ausgelöst worden ist durch nichts geringeres als durch den Freimaurermord von Sarajewo an einem monarchischen Kollegen des deutschen Kaisers (siehe

).

Aber damit nicht genug. Die Autoren blicken von 1913 aus nicht nur in die Vergangenheit. Sie legen auch dar, wie dieses Freimaurerdenkmal von 1913 Vorbild wurde für die okkulte Architektur der NS-Ordensburg Wewelsburg der SS, wo noch lange nach 1945 rituell-satanitische Morde und Folterungen stattgefunden haben sollen nach Augenzeugenberichten Überlebender im Rahmen einer "Odin-Loge" oder von ähnlichem. Was die Autoren von "Testament der Freimaurer" natürlich zumindest in der Auflage von 1999 nicht zu erwähnen für wert befinden. Die Autoren legen aber dar, wie der Okkultismus der Freimaurer und der Nationalsozialisten in den okkulten Wegen völlig identisch gewesen sei (!), nur in den Zielen entgegengesetzt. Das ist ein ganz typisch okkultes Denken, wie es auch in dem Anthroposophen-Buch

 von Trevor Ravenscroft noch deutlicher als hier zum Ausdruck kommt (und in seinem "Gegenpart", den okkultverblödeten Büchern des Wilhelm Landig): Man selbst ist "weißmagisch", die anderen sind "schwarzmagisch". Aber verblödet sind beide Seiten.

In genau der Tradition einer solchen okkult-anthroposophischen oder okkult-nationalsozialistischen Freimaurer-Literatur, die zurück bis Rudolf Steiner selbst führt, und die so überaus fasziniert auch mit der "Vril-Kraft" beschäftigt ist, steht auch dieses Buch, von dem sich die offizielle Freimaurerei und Anthroposophie in Deutschland seit fast 20 Jahren - unseres Wissens nach noch nie - distanziert haben. Wohl weil dieses Buch bislang von den Brüdern Grandt übersehen worden ist, obwohl es so deutlich ihre Thesen in "

" stützt.

Scheinbar benutzen die Autoren von "Testament der Freimaurer" selbst in geheimen Logen-Zeremonien noch das Hakenkreuz, schreiben sie doch (S. 95): "Als esoterisches Symbol hat es Ewigkeitscharakter. (...) Und so bleibt es ein magisches Sinnzeichen auch für unsere moderne Geisteswissenschaft". Ähnliches schreiben sie auch über die "Schwarze Sonne". Darüber, daß Symbole wie das Hakenkreuz oder die Schwarze Sonne aus okkultmagischer, anthroposophischer Sicht letztlich "neutral" wären und deshalb weiterverwendet werden könnten und sollten, füllen sie in diesem Buch Seiten.

Und weiterhin wird die These verfolgt: Ob Freimaurer oder SS - bei beiden handelte es sich um "todesmutige Männer in schwarzen Uniformen". Nur die Ziele seien entgegengesetzt gewesen. So wie wohl ihrer okkulten Meinung nach schon 1813 in der Freimaurerschlacht von Leipzig, so wie ab 1914 in einem weiteren Freimaurerkrieg oder wie ab 1939 in einem neuerlichen Freimaurerkrieg. Jedes mal der "Ahnherr der Freimaurer" völkermordend und tötend "im Kampf für die hehre Sache der Freiheit der Völker" ...

Die Hitler-Denkmäler sind abgerissen worden 1945, die Stalin-Denkmäler sind abgerissen worden 1989 - wann wird das kriegs- und völkermordverherrlichende Freimaurerdenkmal in Leipzig abgerissen - - - anstatt daß es mit Steuergeldern saniert wird und von der offiziellen deutschen Freimaurerei von heute als Propagandamittel "bestens empfohlen" wird?