Dein balenciaga pulli ist mir egal du dulli

Rap, Trap

Intro (Balenciaga) Lyrics

Songtext zu „Intro (Balenciaga)“

Part
Dein Balenciaga-Pulli
Ist mir egal, du Dulli
Denn auch mit iced-out, weißem Mercer, weißem Haus
Siehst du scheiße aus
Hör’ nur „Lä-lä“, dass du auf der Straße chillst
Aber weiß nicht, was du mir sagen willst
Brauch’ deine Songs nicht, um zu wissen, dass du dumm bist
Sag ma’, Paris, wen will der eigentlich verarschen?
Uns nicht
Doch du findest safe wen, der denkt, dass das Kunst ist
Irgend ‘nen Feuilleton-Hipster aus Meck-Pomm
Der SZ-Artikel dreht sich um dich
Dei’m Manager sei Dank, dass du gut dabei wegkommst
Du verkaufst Fitnessdrinks an ‘n paar dicke Kids (Hahahaha)
Du verkaufst Fitnessdrinks an ‘n paar dicke Kids
Und denkst, du bist der King, doch du bist eher so ‘n Mittelding
Dein Produzent schreibt deine Hooks und ‘n erfolgloser Rapper deine Strophe, immerhin
Dass du Frauen und Schwule hasst ist deinem Label egal
Die bringen die Songs zu Spotify und die CD ins Regal
Hier ‘n Klick, da ‘n Klick, Entourage ist mit
Ganz schön authentisch, deine lächerlichen Schlagerhits
Du hast die Chance die Lage zu kritisier’n, in der die Leute sind
Vielleicht erwarten sie das von dir
Du schreibst Parts über ‘ne Rolex
Anstatt dass du für dich behältst, was du für’n Idiot bist
Outro
Wir leben in Zeiten von NSU, Black Lives Matter
Die Schere zwischen Arm und Reich geht wie zu erwarten weiter auseinander
Und du kommst auch noch aus der Scheiße, oder gibst vor aus der Scheiße zu kommen
Sprichst aber nicht über die Begebenheiten und Umständen, in denen die Leute leben
Sondern redest nur Scheiße und Müll in deiner Musik
Und machst als einer von hunderttausend, der neben ‘n bisschen Fleiß auch noch Glück hatte
Dein Glück zum Maßstab und erzählst irgendwelchen kleinen Kids da draußen
Dass sie nichts wert sind, wenn sie nicht so leben wie du
Wenn sie nicht so ‘ne geile Uhr haben, so’n geiles Auto, so’n geiles Haus
Schäm dich, du Vogel
Ich bin keiner von euch
Alle kaputt, doch ich bleibe mir treu
Bin ‘n einsamer Wolf
Niemals einer von euch

Disarstarv

„Dein Balenciaga Pulli … ist mir egal du Dulli!“

Mit dieser Ansage begrüßt uns Disarstar auf dem ersten Track „Intro (Balenciaga)“ und klärt damit definitiv erst mal die Fronten.
Doch jetzt mal ganz von vorne. Mit elf Jahren begann der Hamburger Junge Gerrit Falius aka Disarstar schon damit, Texte zu schreiben. Sein weiterer Werdegang klingt ein bisschen wie ein Copy-Paste des klassischen Rappers von der Straße. Drogen, Alkohol, Kriminalität. Und natürlich könnte er jetzt auch darüber rappen, wie es ist, Koks zu ticken und damit ganz viel Para zu machen, um sich dann für einen Videodreh einen Lambo zu leasen.
Doch Disarstar hat sich gegen diesen Stil entschieden und genau das macht auch das neue Album so gut.
Denn wie man eben auf dem ersten Track schon hört, wird hier nicht einfach nur gegen Rapper geschossen, um irgendwie Beef zu produzieren oder um zu zeigen, dass man selber besser ist. Stattdessen wird vor allem die unpolitische und Sei-deines-Glückes-Schmied Haltung kritisiert.

„Sprichst aber nicht über die Begebenheiten und Umständen, in denen die Leute leben
Sondern redest nur Scheiße und Müll in deiner Musik
Und machst als einer von hunderttausend, der neben 'n bisschen Fleiß auch noch Glück hatte
Dein Glück zum Maßstab und erzählst irgendwelchen kleinen Kids da draußen
Dass sie nichts wert sind, wenn sie nicht so leben wie du“

Disarstar auf  "Intro (Balenciaga)"

Klassen- statt Straßenkampf

Disarstar positioniert sich auf „Deutscher Oktober“ ganz klar links und schafft es politisch zu sein, ohne aber mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen. Besonders seine klaren, wütenden Aussagen sorgen dafür, dass er eben nicht in diese Studenten-Rap Schublade gesteckt werden kann, in der man sich einfach nur sarkastisch über Missstände lustig macht. 

„Leude wollen seh'n, wie beschissen wir leben
Gentrifizierer bauen Zäune, sie wollen keinen Kontakt
Sie steh'n voyeuristisch daneben
Und machen dann einen auf schockiert
Wenn es mal scheppert und einer kassiert
Wenn, wenn Mal 'ne Scheibe kaputtgeht“

Disarstar auf „Verloren“

Gerade durch diese unzensierten Formulierungen, die Disarstar hier benutzt, wirkt seine Musik sehr authentisch.Doch er hat nicht nur ganz viel Wut gegen die Gesellschaft, sondern zeigt in seiner Musik auch Schwäche, wie zum Beispiel mit dem Song „Trauma“. Auch Nura erzählt auf der Single viel von sich und ihrer Vergangenheit.

„Das Mädel ist schwer erziehbar, sie ist verlor'n
Neben Junkies und Dealern, ohne goldenen Löffel gebor'n
Früher war es mir peinlich, doch dann kam die Einsicht
Jetzt verdiene ich reichlich
Und sage stolz: Ich bin ein Heimkind.“

Nura auf “Trauma”

Disarstar bewegt sich also auch auf seinem neuen Album „Deutscher Oktober“ thematisch zwischen Klassenkampf und Kitsch, allerdings ganz ohne abgedroschene Metaphern.

Ein urbanes Erlebnis vom Land

In einem Interview mit dem ehemaligen Royal Bunker Chef Markus Staiger erzählt Disarstar, dass er das Album ganz auf dem Land, beziehungsweise außerhalb der Großstadt, aufgenommen hat. Das überrascht vor allem, weil das Album noch urbaner und moderner klingt als seine vorherige Musik. Auch die Beats klingen einfach zeitgemäßer und fresher. So steigt er mit dem Song „Intro“ mit einem harten Straßensound-Beat ein. Und auch sonst bewegen sich die Beats zwischen Gangster- und Sommeratmosphäre.
Der einzige Song der hier aus dem Raster fällt ist der letzte Song, „La Fin“, der mit einer ganz ruhigen, fast schon melancholischen Hook von ESO.ES und einem sanften Gitarrensample daher kommt.

Für Aktivist:innen mit Herz

„Deutscher Oktober“ ist definitiv ein Album mit Aussage. Für Leute, die mit Politik in der Musik ein Problem haben, ist dieses Album definitiv nichts. Stattdessen eignet sich das Album ganz gut als Soundtrack für die nächste Revolution, in der man aber auch mal Schwäche zeigen darf. Da Disarstar nie wirklich lange still bleiben kann und jedes Jahr ein Album releaset, schauen wir jetzt schon gespannt auf 2022.