Die Geister, die ich rief Goethe

„Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los.“ Das steht in der Zauberlehrling, einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Diese Ballade handelt von einem Zauberlehrling, der Geister herbeiruft, die ihm bei seinen Aufgaben helfen sollen. Am Anfang klappt das auch ganz gut. Aber später, gibt es Probleme und die Geister richten Schaden an. Allerdings kann der Zauberlehrling die Geister nicht mehr vertreiben und muss sehen, wie er mit den Geistern klarkommt. Daraufhin sagt der Zauberlehrling: „Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los.“ Im übertragenen Sinn kann man „Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los.“ oder auch einfach nur „Die Geister, die ich rief“ sagen, wenn

  1. Eine Sache, die man selbst gestartet, begonnen hat, Schaden anrichtet und man sie nicht beenden kann.
  2. Man von einer Sache genervt ist, die man selber begonnen hat und nicht mehr beenden kann.
  3. Man kann diese Wendung aber zu Menschen sagen, die in den Punkten 1 und/oder 2 beschriebenen Situationen sind.

Das Reimschema der eigentlichen Strophen lautet [abab cdcd] (jeweils im Kreuzreim) und das des Refrainteils ist [effgeg].

Die Refrainteile lassen im Kopf des Lesers das Gefühl und das Bild von Wasser entstehen, welches den Anschein hat, im Raum zu plätschern. (Walle, Walle: der häufige Gebrauch des Konsonanten "L"; Dass zum Zwecke Wasser fließe: Dazu viele S- und Z-Laute, um das Plätschern und Fließen des Wassers klangbildlich darzustellen).

Inhalt / Zusammenfassung

Das Gedicht beginnt damit, dass ein alter Zauberer seine Werkstatt verlässt und seinen jungen Lehrling mit der Erledigung einiger lästiger Aufgaben zurücklässt. Der Auszubildende ist es leid, Wasser mit Eimern zu holen, und verzaubert einen Besen, der die Arbeit für ihn erledigen soll. Bald ist der Boden mit Wasser überschwemmt, und der Azubi stellt fest, dass er den Besen nicht aufhalten kann, weil er die dafür erforderliche Magie nicht beherrscht.
Er beschließt, den Besen mit einer Axt in zwei Teile zu spalten. Schnell erwachen die beiden Teile zum Leben und machen sich (mit doppelter Geschwindigkeit) wieder an die Arbeit. Der Meister kommt schließlich zurück und schickt, mit dem richtigen Zauberspruch, die Besen in die Ecke.

Interpretation

Die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag veröffentlichte mit "Against Interpretation" (1966) einen einflussreichen Essay.
In dem Aufsatz werden 2 Arten von Kunstkritik und -theorie unterschieden: die formalistische Interpretation und die inhaltliche Interpretation. Der Essay erkennt die moderne Interpretation nicht an und ist der Meinung, dass ihr zu viel Bedeutung beigemessen wird, anstatt die sinnlichen Aspekte der künstlerischen Arbeit zu erforschen und eine beschreibende Terminologie zu entwickeln.

Im Laufe des Essays werden mehrere grundlegende Argumente anführen:

  • Kunstwerke zu interpretieren heißt, sie nicht ernst zu nehmen
  • Interpretation kann nie vollständig sein
  • Hypothese: Kunst hat nicht immer einen Inhalt und kann nicht interpretiert werden

"Die Interpretation ist ein radikales Mittel, um einen alten Text, der sehr wertvoll ist, zu bewahren, indem man ihn wieder aufbereitet. Der Interpreter verändert den Text, ohne ihn zu zerstören oder umzuschreiben. Aber er kann dies nicht zugeben. Er behauptet nur, sie verständlich zu machen, indem er ihre wahre Bedeutung aufdeckt."

Hintergrund

Das Motiv des Zauberlehrlings ist viel älter als Goethes Gedicht. Aus einem Brief Goethes ist bekannt, dass er sich an Lucianus orientiert hat. Die älteste Version eines zum Leben erweckten Gegenstands, in diesem Fall eines Mörsers, findet sich in den Philopseudes („Der Lügenfreund oder der Ungläubige“), einer Rahmenerzählung von Lucianus von Samosata aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. Die Absicht von Lucianus' Geschichte ist jedoch nicht, "nachzudenken, bevor man anfängt", sondern vielmehr, jeglichen Aberglauben zu verspotten.

Als mögliche Vorlage oder Inspiration kommt auch eine Episode in Betracht, die vom Prager Golem des Rabbi Löw (um 1520 - 1609) überliefert ist. Dabei handelt es sich um ein von Weisen mittels Buchstabenmystik aus Lehm gebildetes, stummes, menschenähnliches Wesen, das oft gewaltige Kraft besitzt und Aufträge ausführen kann.

Rezeption

Goethes "Der Zauberlehrling" ist im deutschsprachigen Raum sehr bekannt. Die Zeilen, in denen der Lehrling den zurückkehrenden Zauberer anfleht, ihm bei dem Schlamassel, den er angerichtet hat, zu helfen, sind zu einem Klischee bzw. Redewendung geworden, insbesondere die Zeile "Die Geister, die ich rief", eine vereinfachte Version einer von Goethes Zeilen "Die ich rief, die Geister, / Werd' ich nun nicht los", die oft verwendet wird, um jemanden zu beschreiben, der Hilfe oder Verbündete herbeiruft, die der Einzelne nicht kontrollieren kann.

Im gewissen Sinne ist der Zauberlehrling als existenzphilosophische Parabel über die Risiken, die mit der Bildung, Herrschaft und Arbeit des Menschen verbunden sind, das Gegenstück zu Prometheus.

Das Gedicht handelt u.a. vom Fortschritt: Inwieweit können die Menschen von ihren eigenen Schöpfungen "überfordert" werden?

Karl Marx und Friedrich Engels spielen auf den ersten Seiten des "Manifests der Kommunistischen Partei" (1848) implizit, aber deutlich darauf an und schreiben:

"Die bürgerlichen Produktions- und Austauschverhältnisse, die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die wie durch Zauberei so mächtige Produktions- und Austauschmittel hervorgebracht hat, gleicht dem Zauberer, der die höllischen Mächte, die er heraufbeschworen hat, nicht mehr beherrschen kann."

Der Text des Gedichts steht auch als mustergültig gestaltetes PDF Der Zauberlehrling zum Drucken bereit.

Wie werde ich die Geister los die ich rief?

Das geflügelte Wort „Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los. “ wird heute (zumeist fehlzitiert in der Form „die Geister, die ich rief“) als Topos gebraucht, wenn eine einsetzende Entwicklung außer Kontrolle gerät und auch von ihrem Urheber nicht mehr aufgehalten werden kann.

Was will Goethe mit dem Zauberlehrling sagen?

»Der Zauberlehrling« ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Sie ist ebenso bekannt wie sein »Faust«. Das Werk verdeutlicht Goethes Grundanliegen, nämlich das Festhalten an der bewährten Ordnung in einer vom Chaos bedrohten Welt.

Woher stammt die Geister die ich rief?

Der Zauberlehrling ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, die heute zu seinen populärsten Werken gehört. „Die Geister, die ich rief … !

Was passiert in der Ballade Der Zauberlehrling?

Die Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe handelt von einem Zauberlehrling der sich im Zaubern versucht, obwohl er die Zauberei noch nicht beherrscht. Er verwendet mit Hilfe eines Zauberspruches in Abwesenheit des Meisters, den Besen als seinen Knecht, der ihm Wasser holen soll.