Ein Hauch von Amerika Ende erklärt

Ramstein in der Pfalz, Germany! Damit können auch Amerikaner etwas anfangen, die auf Anhieb vielleicht nicht wissen, wo genau Deutschland liegt. Denn: Irgendjemand kennt immer irgendjemanden, der in oder um Kaiserslautern schon mal stationiert war. Den Zusammenprall der Kulturen nach dem Zweiten Weltkrieg thematisiert die SWR-produzierte ARD Miniserie „Ein Hauch von Amerika“. Historikerin Maria Höhn hat sie beraten.

Schöne Kindheitserinnerungen an die GIs in der Pfalz

„Ein Hauch von Amerika“ erzählt anhand verschiedener Charaktere, wie das war, als in den 1950er Jahren hunderttausende amerikanische Soldaten in die provinzielle Westpfalz kamen – und mit ihnen ein bis dahin völlig unbekannter „way of life“.

Die 1955 geborene Historikerin Maria Höhn hat die Macher der Serie wissenschaftlich beraten. Sie ist in der Nähe von Baumholder aufgewachsen und hat an die Amerikaner schöne Kindheitserinnerungen: „Wir hatten amerikanische Kinder im Kindergarten, wir hatten amerikanische Eltern die immer kamen und uns erzählt haben, wie Thanksgiving gefeiert wird oder das amerikanische Weihnachtsfest. Die haben auch Halloween mit uns gemacht.“

Ab den 1950er Jahren gab es in der Pfalz viele deutsch-amerikanische Liebespaare. SWR

Die deutschen Kinder seien auch oft eingeladen worden auf die Base — zum Eis essen, zum Hamburger essen. Für die Historikerin waren die 1950er, 1960er Jahre eine spezielle Zeit, als die Amerikaner versucht hätten, dieses deutsch-amerikanische Verhältnis, die Freundschaft aufzubauen.

Die US-Amerikaner bringen Geld und Konsum in die deutsche Provinz

Maria Höhns Vater konnte wegen eines Kriegsleidens das Gipsergeschäft nicht mehr weiterführen. Kurzerhand eröffnete er ein Gasthaus und lebte gerne und gut mit und von den Amerikanern. So wie ihm ging es vielen Menschen, die in der bitterarmen Westpfalz von den Amerikanern finanziell profitierten – indem sie Wohnungen an diese vermieteten oder als Zivilbeschäftige bei ihnen arbeiteten.

Gleichzeitig habe der Wohlstand der GIs auch für jede Menge sozialen Sprengstoff gesorgt, sagt Maria Höhn. Auch das thematisiert die Serie. „Das Durchschnittsgehalt eines deutschen Familienvaters mit zwei Kindern Anfang der 1950er Jahre waren 280 DM. Und so ein GI hat 100 Dollar damals verdient, das waren 400 Mark. Die haben umsonst gewohnt, umsonst gegessen, und die konnten da auf die Pauke hauen.“

Diskriminierung und Angst vor „Sittenverfall“

Tanzlokale, Gaststätten und Nachtclubs schossen wie Pilze aus dem Boden. Wenn bei den Amerikanern „Payday“, also Zahltag war, reisten Prostituierte aus der ganzen Republik in die Pfalz. Nicht zuletzt die Kirche sorgte sich wegen des „Sittenverfalls“. Auch davon erzählt die Serie.

Es wurden aber auch viele deutsch-amerikanische Ehen geschlossen. Oft gegen den Widerstand der deutschen Eltern und auch des US-Militärs. Vor allem, wenn der Soldat ein Schwarzer war. Maria Höhn: „In Amerika war diese Ehe illegal, das war verboten. In Deutschland war das natürlich nicht mehr verboten, weil wir ja eine neue Demokratie schaffen wollten, aber man hat sehr die Nase gerümpft über diese Verhältnisse, und die Frauen wurden beschimpft und isoliert und sehr, sehr schlecht behandelt.“

ARD-Miniserie „Ein Hauch von Amerika": Zeitpanorama mit Herz

Das Erste (ARD/SWR/WDR/NDR/Degeto) • Mi 1.12., Sa 4.12. und Mi 8.12.21 • 20.15 bis 21.45 Uhr (jeweils 2 Folgen hintereinander)

Rassismus im historischen Gewand

18.12.2021 •

Die „sechsteilige historische Event-Serie“, so nennt die ARD-Eigenwerbung die Produktion „Ein Hauch von Amerika“, spielt wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in dem fiktiven Ort Kaltenstein, gelegen in der pfälzischen Provinz. Hier beginnen die Amerikaner eine große Militärbasis zu errichten. Die Assoziation zu dem realen Ort Ramstein in Rheinland-Pfalz, dem dort noch heute existierenden Hauptquartier der US Air Force in Euro­pa, das tatsächlich im April 1951 eröffnet wurde, ist naheliegend. Für die Fernsehserie, bei der Dror Zahavi Regie führte (Produktion: FFP New Media), wurde allerdings auch in dem am südlichen Rand des Hunsrücks gelegenen Ort Idar-Oberstein wie zum Teil unter anderem in der Eifel gedreht.

Gleich die ersten Szenen von „Ein Hauch von Amerika“ nehmen das Serienende vorweg: Die junge Marie Kastner (Elisa Schlott) verlässt den Ort: „Ich muss fort aus Kaltenstein“, erklärt sie ihrer Freundin Erika in einem Abschiedsbrief. Das sei für sie kein Ort mehr zum Leben und zum Lieben. Danach beginnt die eigentliche Serienhandlung mit der eingeblendeten Textzeile „Ein Jahr zuvor“. Es ist das Jahr 1951.

Damit ist nicht nur der Schluss der Serie vorweggenommen, sondern auch die zeitliche Dauer der Spielhandlung fest umrissen, in der zentral von der Bauernfamilie Kastner und der Bürgermeisterfamilie Strumm erzählt wird. Dabei stehen die Bauerntochter Marie Kastner und die mit Marie befreundete Bürgermeistertochter Erika Strumm (Franziska Brandmeier) im Vordergrund, die sich beide im Lauf des Seriengeschehens – auf jeweils sehr unterschiedliche Weise – von ihren traditionellen Rollenzuweisungen emanzipieren werden. Mit im Zentrum steht ab Folge 3 auch Maries Verlobter und Erikas Bruder Siegfried (Jonas Nay), genannt Siggi, der spät und traumatisiert aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrt.

Ein Jahr ist eine kurze Dauer für eine Event-Serie von insgesamt viereinhalb Stunden Sendezeit, der historische Anlass für ihren Handlungsbeginn aber ein wichtiger: die Stationierung von amerikanischem Militär in der pfälzischen Provinz, sechs Jahre nach Kriegsende, zu einem Zeitpunkt zunehmender politischen Spannungen zwischen Ost und West, die in die Geschichtsbücher als Kalter Krieg eingehen werden.

Politisch gesehen verkörpert diese 70 Jahre alte Vergangenheit eine spannende Zeit: zwischen den Nachwirkungen des Krieges und der Nazi-Zeit sowie der beginnenden Blockbildung in Europa. Was sich davon jedoch in den geschilderten Lebensschicksalen mit ihren Beziehungskrisen widerspiegelt, ist eher marginal. Was der Serie hingegen wichtiger zu sein scheint, sind die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die Region. Denn mit der Errichtung des militärischen Standorts einher geht die Enteignung von Land, aber auch ein ökonomischer Aufschwung mit zahlreichen neuen Arbeitsplätzen.

So profitiert Bürgermeister Strumm, der auch Bauunternehmer ist, vom durch die Amerikaner ausgelösten Bauboom. Die arme Bauernfamilie Kastner verliert zwar einen Teil ihres Ackerlandes, weil das US-Militär den Boden braucht, für Vater Kastner (Aljoscha Stadelmann) und Tochter Marie gibt es aber ebenfalls Arbeitsmöglichkeiten bei den Amerikanern. Das Aufeinanderprallen zweier Kulturen kommt auch in der Sprache zum Ausdruck, in den Mühen der Deutschen im Umgang mit der englischen Sprache, die immer, auch von den hier auftretenden Amerikanern, sehr klar und langsam gesprochen wird, dazu mit Untertiteln versehen.

So wird gezeigt, wie unter Einfluss der Amerikaner in der von Armut und sozial-kultureller Rückständigkeit geprägten pfälzischen Region eine Modernisierung der Lebenswelt stattfindet, die dann aber auch zu zahlreichen sozialen Konflikten führt. Verkörpert wird die alte Zeit, der sich die ältere Generation immer noch verbunden fühlt, hier nicht etwa durch irgendeinen Alt-Nazi, sondern durch den katholischen Pfarrer (Piet Fuchs), der vor allem die jungen Mädchen des Dorfs angesichts der zahlreichen US- Soldaten einem Sittenverfall ausgesetzt sieht, dem er mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Einhalt zu gebieten versucht.

Doch geraten auch diese eher regional verankerten Konflikte zunehmend ins erzählerische Abseits; sie werden oft viel zu beiläufig und holzschnittartig abgehandelt. Denn das Hauptthema der Serie ist letztlich ein anderes: Es geht um Rassismus. So wird allen Folgen voran eine Schrifttafel eingeblendet, auf der Folgendes zu lesen ist: „Diese historische Miniserie enthält rassistische Sprache und anderen Formen von Diskriminierung, welche die Lebenswirklichkeit zu Beginn der 1950er Jahre widerspiegeln und heute immer noch existieren.“

Im Zentrum des Seriengeschehens steht die Liebesbeziehung des Bauernmädchens Marie mit dem schwarzen GI George Washington (Reomy D. Mpeho). Rassistisch verhalten sich in diesem Zusammenhang allerdings nicht nur die Kaltensteiner, sondern vor allem auch die Angehörigen der dort stationierten amerikanischen Armee. Damit bleibt die Vergangenheit etwa in Gestalt nationalsozialistischer Rassenideologie in der Serie nur ein Randthema. Die Nazi-Vergangenheit wird vor allem durch die Person des Bürgermeisters Friedrich Strumm (Dietmar Bär) thematisiert, den der neue Wirt (Samuel Finzi) der früheren „Postschänke“ – die nun die „Hawaii Bar“ ist – als ehemaligen Ortsgruppenführer entlarvt, der einst den jüdischen Onkel des heutigen Wirts aus dem Ort und damit in den Tod getrieben hat. Das wird zwar den Bürgermeister, der sich zunächst bestens mit dem amerikanischen Colonel McCoy (Philippe Brenninkmeyer) versteht, am Ende sein Amt kosten, wirkt aber dennoch im gesamten Seriengeschehen eher wie eine Nebengeschichte.

Von Folge zu Folge zunehmend treten hingegen Marie und George und ihre Liebesbeziehung in den Vordergrund: Beide werden im Lauf der Handlung zu leidensfähigen und tapferen Helden erhöht und stellen damit alle anderen in ihren Schatten. Das tut denn auch den Figurenzeichnungen der anderen Personen nicht gut, die an den Rand gedrängt oft wie Stereotype daherkommen. Maries Freundin Erika beispielsweise verwandelt sich im Verlauf der Serie recht klischeehaft in ein anderen Unglück bringendes ‘Miststück’ und wird auf diese Weise zur auch moralisch minderwertigen Gegenspielerin von Marie. Vergleichbares geschieht mit Siggi, dem traumatisierten Kriegsheimkehrer, der sich letztlich als liebesunfähig erweist und sich stattdessen zum knallharten Geschäftsmann zu entwickeln scheint.

Obgleich alle diese Rollen mit hervorragenden Schauspielern besetzt sind, werden die von ihnen verkörperten Figuren angesichts der sich aufbauenden Gloriole um Marie immer mehr an den Rand gedrängt. Besonders bedauernswert ist das bei der Geschichte um Amy McCoy (Julia Koschitz), der Gattin des Colonels. Es wird nur angedeutet, aber nicht auserzählt, dass sie ursprünglich aus Berlin stammt, 1933 vor den Nazis fliehen musste und offensichtlich noch verwandtschaftliche – mit Blick auf den Ost/West-Konflikt politisch bedenkliche – Kontakte nach Ost-Berlin hat.

Allein die Tatsache, dass als Drehbuchautoren der Serie vier Namen genannt werden (Johannes Rotter, Jo Baier, Christoph Mathieu, Ben von Rönne), lässt ahnen, dass es hier möglicherweise zu mehreren Überarbeitungen des Stoffs gekommen ist. So wird in dem kurz vor der Ausstrahlung der Fernsehserie im Heyne-Verlag erschienenen gleichnamigen Roman von Petra Grill diese Lebensgeschichte von Amy ausführlich in Rückblenden auf das Jahr 1933 erzählt, was nicht nur ihre Rolle im Seriengeschehen erheblich aufwertet, sondern auch dem Stoff eine viel tiefere historische Fundierung gibt. Dem Roman, der „auf der gleichnamigen TV-Serie von FFP New Media basiert“, wie es dort heißt, hat also vermutlich eine ältere Drehbuchfassung zugrunde gelegen. In der jetzt ausgestrahlten Serie wird allein Amys besondere Beziehung zu Marie betont, der sie hilft, sich aus ihren familiären Zwängen zu befreien.

Das Serien-Happy-End besteht in der Abreise des Liebespaares Marie und George mit dem Zug, ohne dass für die beiden, die glücklich zueinander gefunden haben, eine weitere Perspektive für ihr zukünftiges Leben sichtbar wird. Der Sechsteiler „Ein Hauch von Amerika“ ist trotz seiner sehr authentischen Rekonstruktion der historischen Schauplätze keine Serie, die in erster Linie Vergangenes und zeitgeschichtlich Relevantes ins Gedächtnis der Gegenwart bringen will, sondern die vielmehr umgekehrt ein aktuelles Gegenwartsthema, nämlich den Rassismus, im Gewand einer Liebesgeschichte in die Vergangenheit verlegt, möglicherweise um es dort unangefochtener behandeln zu können.

Wie geht der Film ein Hauch von Amerika aus?

In "Ein Hauch von Amerika" geht es dagegen in weiten Teilen um die Verankerung von blindem Hass auf Schwarze und Rassismus in der Gesellschaft. Die Amerikaner sind hier ganz klar die Befreier, doch auch ihre Freiheit kommt mit deutlichen Schattenseiten daher - so banal, so korrekt.

Wann kommt der zweite Teil von Ein Hauch von Amerika?

Stattdessen könnt ihr in der ARD-Mediathek alle sechs Folgen à 45 Minuten streamen. Dort findet ihr auch die zugehörige Dokumentation, in der euch spannende Einblicke zur Miniserie gewährt werden. Alternativ könnt ihr die DVD zu „Ein Hauch von Amerika“ vorbestellen, die am 4. März 2022 erscheinen wird.

Wird es eine 2 Staffel von Ein Hauch von Amerika geben?

Die Serie wurde nach der Produktion von 6 Episoden bei einer Staffel beendet. Die Serie Ein Hauch von Amerika feierte im Jahre 2021 ihre Premiere. Weitere Serien aus dem Jahr 2021 findest Du hier.

Wo wurde die Serie ein Hauch von Amerika gedreht?

Dreharbeiten. Die sechsteilige Miniserie wurde in der Eifel (Stolberg), in Köln, im Raum Heidelberg und in Idar-Oberstein gedreht. Dabei stand das Filmteam vor einer großen Herausforderung - der Corona-Pandemie. Nur vier Wochen nach Drehstart im Februar 2000 gab es eine viermonatige Corona-bedingte Zwangspause.