Ein pole der unterschied zwischen einem polen und einem dieb

La présente intervention se propose d’étudier à l’aide de deux représentants de la littérature allemande en Pologne comment la littéraire aborde l’antisémitisme allemand et polonais. L’analyse de deux romans, Die Freiheit riecht nach Vanille (1999) de Dariusz Muszer et Die Zeit der Stinte (2006) d’Artur Becker, démontre comment l’antisémitisme est traité dans un cadre interculturel et comment se construit un discours littéraire qui est marqué autant par des éléments spécifiquement locaux que par des éléments globaux dans le travail de mémoire de l’holocauste.

In this article the author analyzes modes and strategies of intercultural literature which can be developed when literature is concerned with the sensitive problem of anti-semitism. Two novels by Polish authors who live in Germany and write in German – Dariusz Muszer (Die Freiheit riecht nach Vanille, 1999) and Artur Becker (Zeit der Stinte, 2006) – show the specifics of the intercultural approach of the literary discourse on anti-semitism, which interweaves local and global aspects of the debate on the Holocaust and the process of coming to terms with the past.

Am Beispiel von zwei Vertretern der deutschsprachigen interkulturellen Literatur aus Polen wird in dem vorliegenden Beitrag untersucht, welche Formen die literarische Auseinandersetzung mit dem deutschen und polnischen Antisemitismus annimmt. Anhand der Romane von Dariusz Muszer Die Freiheit riecht nach Vanille (1999) und Artur Becker Zeit der Stinte (2006) wird geschildert, welche Spezifika diese Formen im interkulturellen Rahmen besitzen und wie ein literarischer Antisemitismusdiskurs entstehen kann, der lokalspezifische und globale Aspekte der Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der Vergangenheitsbewältigung verwebt.

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Pologne, antisémitisme

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Erzählebenen – Gegenwart und Vergangenheit als Kontrastfolien

Konfrontation: Opfer und Täter

Selektion und Assimilation

Musealisierung und Vergessen

Solidarität und Distanz

Konstruktion von Fremd- und Selbstbildern

Ost-West-Dichotomie

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1Wie gehen Menschen mit der Vergangenheit eines Landes um, das nicht ihre Heimat ist, in das sie eingewandert sind? Wie gehen sie insbesondere mit einer problematischen Vergangenheit um, wenn die Geschichte ihres Herkunftslandes und des Referenzlandes so eng miteinander verwoben sind, wie dies bei Polen und Deutschland der Fall ist? Welche Wege der literarischen Auseinandersetzung mit Themenkomplexen um Schuld, Vergangenheitsbewältigung, Opfer- und Täterrollen und damit zusammenhängenden Identitätsbestimmungen und -zuschreibungen finden Autoren, die als Vertreter der sogenannten interkulturellen Literatur gelten? Wie sehen sie als Polen den Umgang mit der Vergangenheit in dem Täterland und wie beurteilen sie aus der Perspektive der Diaspora den Diskurs im eigenen Land?

  • 1 Im Verhältnis zu den Einwandererzahlen bleibt die polnische Literatur in der Literaturlandschaft de (...)

2In dem vorliegenden Artikel soll anhand der Romane zweier aus Polen stammender, in Deutschland lebender und in deutscher Sprache schreibender Schriftsteller herausgearbeitet werden1, welche Formen die Auseinandersetzung mit der deutschen und polnischen Geschichte zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, dem Thema der Judenvernichtung und vor allem dem historischen aber auch aktuellen Antisemitismus in beiden Ländern annimmt und welcher Strategien sich die Autoren bedienen, um diese zu inszenieren.

  • 2 Vgl. Peter Oberstein: „Provokante Ansichten. Autor Dariusz Muszer und sein Deutschland“, in: Süddeu (...)
  • 3 Dariusz Muszer, Die Freiheit riecht nach Vanille, München: A1, 1999. Im Folgenden mit der Sigle FV (...)

3Sowohl Dariusz Muszer als auch Artur Becker sind in den 1980er Jahren – der Zeit der großen Emigrationswelle, während der nahezu etwa eine Million Polen nach Deutschland auswanderten – nach Deutschland gekommen und leben beide in Niedersachsen: Muszer in Hannover, Becker in Verden an der Aller. Die norddeutschen Städte Hannover, Hamburg und Bremen sind auch die Schauplätze ihrer Romane, die Orte an denen ihre ebenfalls aus Polen ausgewanderten Protagonisten leben, oder vielmehr als Antihelden ein orientierungsloses Dasein fristen: Naletnik, der Protagonist in Dariusz Muszers 1999 erschienenem „Schelmenroman“2 Die Freiheit riecht nach Vanille3, ist eine in moralischer Hinsicht äußerst fragwürdige Figur, ein Tierquäler, Dieb, Vergewaltiger und mutmaßlicher Mörder. Außerdem ist er als im polnisch-deutschen Grenzland Geborener ein Sorbe, ein Pole und ein Deutscher zugleich und – wie sich im Verlauf des Romans herausstellt – auch ein Jude. Die neu entdeckte jüdische Identität ist das Movens der Auseinandersetzung mit der deutsch-polnisch-jüdischen Geschichte.

  • 4 Artur Becker, Zeit der Stinte, München: dtv, 2006. Im Folgenden mit der Sigle ZS abgekürzt.

4In Artur Beckers Roman Zeit der Stinte4 von 2006 ist Chrystian Brodd, ebenso wie Becker selbst, ein aus den Masuren stammendes Kind deutsch-polnischer Eltern, der mit seinen Eltern nach Bremen ausgewandert ist, wo er gerade die Trennung von seiner Frau und seinem Sohn durchlebt. In diese Zeit fällt der Besuch einer jüdisch-amerikanischen Journalistin, Mona Juchelka, die auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie in Deutschland und Polen ist; einer Geschichte, die eng mit der von Chrystians Familie verwoben ist.

5Zwischen den Protagonisten sind weitere auffällige Parallelen feststellbar: nicht nur sind beider Ehen durch ihre Verfehlungen gescheitert (ZS, 81f; FV, 25ff), auch sind beide trotz akademischer Bildung – Naletnik Jurist, Chrystian Geisteswissenschaftler – arbeitslos oder halten sich mit niedrigqualifizierten Jobs, wie Nachtwächter (ZS, 20) oder Putzmann (FV, 155ff) über Wasser.

6Das jüdische Thema bricht unerwartet in das Leben der Hauptfi­guren ein. Naletnik, der von seiner Großmutter aufgezogen wurde und davon ausgeht, dass sein Vater ein russischer Soldat sei (FV, 14ff), erhält – bereits nach Deutschland geflohen – plötzlich Besuch von seiner bis dahin unbekannten Schwester. Diese offenbart ihm, dass sein Vater ein Jude sei, der aus Rache für den Mord am eigenen Vater Naletniks Mutter vergewaltigte.

7Die Welt von Chrystian Brodd gerät durch die Ankunft von Mona empfindlich aus den Fugen, es findet „auf dem bremischen Planeten eine Umpolung statt“ (ZS, 46), da er nicht nur gezwungen wird, sich mit seiner Vergangenheit in Polen auseinanderzusetzten, sondern mit der ‚schönen Jüdin‘ eine Affäre beginnt. Im Gefühl der Verliebtheit beschließt er, sie nach Polen an der Geserichsee, den Ort seiner Kindheit zu begleiten, den er seit seiner Ausreise aus Polen gemieden hat. Dort lebt sein Onkel Erwin, der sich noch an den Großvater Johann erinnert. Dieser Großvater war Koch von Richard Schmidtke, der auf seinem Hof ein Außenlager des KZs Stutthof betrieb und Schuld war an dem Tod hunderter von Menschen. Einer der Gefangenen, der Schmidtkes Außenlager überlebte, war Monas Vater, Gerald Juchelka, der 1947 mit drei anderen angeheuerten Männern Schmidtkes Versteck im Wald fand und diesen aus Rache hinrichtete. Auf der Reise wird Chrystian also nicht nur mit seiner eigenen Kindheit, sondern auch mit der Geschichte seiner und Monas Familie und den Spuren dieser Geschichte konfrontiert.

Erzählebenen – Gegenwart und Vergangenheit als Kontrastfolien

8In beiden hier kurz vorgestellten Romanen werden Gegenwart und Vergangenheit durch Figuren zueinander in Beziehung gesetzt. Es sind die Geschichten der Eltern und Großeltern der Protagonisten, die eine Verbindung in die Vergangenheit stiften.

9Bei Muszer geschieht dies, indem auf der Metaebene die Geschichte des Vaters eingespielt wird, bei Becker die Erinnerungen des Kriegsverbrechers Schmidtke. Zudem werden Erinnerungen von Vater Gustav und Onkel Erwin wiedergegeben. In beiden Fällen dient die metadiegetische Vergangenheit als Kontrastfolie zur Gegenwart. Hier werden durch die Erinnerung idealisierte Figuren zu vielschichtigen Charakteren mit eigenen und nicht immer reinen Motiven. Die Erzählsituation wechselt hier: statt der Protagonisten werden nun diese vergangenen Figuren intern fokalisiert, dadurch erscheint das Geschehen der Metadiegese trotz des zeitlichen Abstands in derselben Distanz wie die gegenwärtige Erzählung.

10Im Verlauf der Handlung von Die Freiheit riecht nach Vanille stellt sich heraus, dass der Großvater väterlicherseits als Jude im Ghetto von dem Großvater mütterlicherseits, einem Nazi, erschossen wurde. Diesen Vorfall beobachtet Naletniks Vater und Sohn des Erschossenen, der zu diesem Zeitpunkt selbst noch ein Kind ist. Von Rachegedanken am Mörder seines Vaters getrieben, macht er sich zu dessen Wohnort auf, wo er nur die Ehefrau und Tochter vorfindet. Er verliebt sich in die Tochter, doch werden seine Avancen von beiden Frauen abgewiesen, die sich nicht mit einem „verfluchten Findling“ (FV, 116) ohne „richtige Wurzeln“ (FV, 115) einlassen wollen. Frustriert vergewaltigt er die Tochter und zeugt damit den Protagonisten.

11In Beckers Zeit der Stinte ist es der Mörder Richard Schmidtke, der zu Wort kommen darf. Er wartet auf seine Henker, Monas Vater und zwei seiner Kameraden, Valdislav und Maks, die Rache üben wollen. In der internen Fokalisierung erfährt der Leser nicht nur Einzelheiten aus der Kindheit des Schlächters, sondern auch seine Einstellung zu den von ihm begangenen Taten: „War ich nicht zu meinen Häftlingen gnädig? Sind sie nicht als Helden gestorben? Sie wurden erlöst, nicht bestraft, und es ist ein Jammer, ein einziger Jammer, dass ich jetzt für meine Taten büßen muss“ (ZS, 62). Der Großvater, Schmidtkes Koch Johann Brodd, taucht nur als Nebenfigur auf, der zwar nicht an den Morden beteiligt ist, aber seinen Arbeitgeber vor den Besuchern warnt (ZS, 56).

12Der Kontrast wird durch Kommentare der Figuren der Diegese erreicht. Während Chrystians Vater beteuert „[u]nd Johann, mein Papa, hat auch niemanden getötet“, urteilt Onkel Erwin deutlich härter: „Unser Vater war ein Feigling. Er hat bei Schmidtke gekocht und dabei zugeschaut, wie sich die Menschen zu Tode hungerten. Ein Speichellecker dieser Johann“ (ZS, 159).

Konfrontation: Opfer und Täter

13In beiden Fällen hat die Korrektur, die vorgenommen wird, viel mit dem Bild der Juden als Opfer und einem dadurch entstehenden Automatismus zu tun: Der Opferstatus scheint die Vorstellung einer moralischen Integrität hervorzurufen. Dieser Automatismus, der zu einer Reduktion auf den Opferstatus führt, wird bei Muszer deutlich als Anklage gegen die deutsche Form der Vergangenheitsbewältigung thematisiert: Als Naletnik in Deutschland von der Polizei aufgegriffen und schikaniert wird, ändert sich deren Verhalten durch den bloßen Hinweis auf seine Herkunft diametral.

‘Ich bin Jude‘, sagte ich leise. […]
‚Oh Scheiße!‘ schrie der Mollige.
‚Scheiße, Scheiße, Scheiße!‘ schrie der mit dem Bart.
‚Was machen wir jetzt?‘ sagte der Dritte. […]
‚Mensch, warum hast du das nicht früher gesagt?‘ der Mollige war betrübt. ‚Wir dachten, du bist ein Scheißpole, ein Autoknacker, ein Dieb oder so was.‘
Die hatten jetzt richtig Schiß, und es machte mir Spaß, sie auf dem Boden winseln zu sehen. Zum ersten Mal spürte ich am eigenen Leibe, daß es überhaupt nicht schlimm ist, in Deutschland ein Jude zu sein. Jedenfalls tausendmal besser als ein beschissener Polacke (FV, 132).

14Gegen diese Doppelmoral werden die jüdischen Figuren in den Binnenerzählungen konstruiert: als ambivalente Figuren, die sich auch von Motiven wie Rache zu Taten wie Mord und Vergewaltigung verleiten lassen, die dem idealisierten Opferbild nicht entsprechen wollen. In beiden Fällen ist die Rache kein heroischer Akt: In Muszers Die Freiheit riecht nach Vanille wird sie an der unschuldigen Tochter geübt, in Zeit der Stinte ist der Täter Schmidtke bereits todkrank und erwartet resigniert seine Peiniger.

  • 5 Zur Verbreitung dieser Argumentation in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte vgl. den Sammelban (...)
  • 6 Norbert-Otto Eke: „Im ‚deutschen Zauberwald‘. Spiegel- und Kippfiguren des Antisemitismus in deutsc (...)

15Diese Konfrontation hat das deutliche Ziel, der deutschen Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und eine Form der Vergangenheitsbewältigung anzuprangern, die selektiv und idealisierend mit Opfern umgeht. Dass eine solche Idealisierung teil antisemitischer Argumentationen bis heute ist, zeigen Aussagen in denen eine Verwunderung über die Israelpolitik im Nahostkonflikt geäußert wird. Der logische Zusammenhang wird durch die idealisierte Opferrolle erzeugt: Wie können die Opfer von einst zu Tätern von heute geworden sein?5 In dieser Frage schwingt die Umkehrung der Rollen mit, die eine Entlastungsfunktion besitzt: Die eigene (historische oder kollektive) Schuld an der Shoah erscheint geringer, wenn die Opfer von einst sich als Täter von heute erweisen. Diese Argumentation funktioniert nur, wenn die Rollen von Opfer und Täter nicht als situativ eingebunden, sondern als ontologische Wesensbestimmungen verstanden werden, und deshalb können ambivalente jüdische Charaktere gegen diese eindimensionale Bestimmung anarbeiten. Denn die literarische Konstruktion der Figuren zielt auf die Darstellung dessen ab, was Norbert Otto Eke als „entmythologisierte Normalität“6 bezeichnet: sie werden zu Opfern, sie leiden, sie verspüren aber auch Hass und üben Rache.

Selektion und Assimilation

16Der gegenwärtige deutsche Umgang mit Juden als Objekten der Idealisierung und die Kritik an diesem Umgang durch die polnisch-deutschen Autoren wurden im vorangegangenen Abschnitt untersucht. In diesem Abschnitt soll die Kritik am deutschen Umgang mit Ausländern vor dem Hintergrund der antisemitischen Vergangenheit in den beiden Beispielen erörtert werden. Diese Kritik wurde bereits in dem längeren Zitat aus Muszers Die Freiheit riecht nach Vanille thematisiert. Die Polizisten machen einen Unterschied zwischen ‚guten‘ und ‚schlechten‘ Ausländern und scheinen aus der Vergangenheit vor allem eins gelernt zu haben: Es gibt Ausländer, denen man nichts tun darf, weil die öffentliche Meinung, die hier als Presse daherkommt, dies verbietet. Die historische Erfahrung und Aufklärung haben an der generellen Einstellung der Polizisten gegenüber ‚Fremden‘ nichts verändert.

17Dasselbe Argument wird durch die Kritik der behördlichen Praxis in Deutschland formuliert: Sowohl in Die Freiheit riecht nach Vanille als auch in Zeit der Stinte müssen sich die Protagonisten den Behörden stellen. Bei Becker betrifft die Kritik den entwürdigenden Umgang der Mitarbeiter beim Arbeitsamt, wenn der Protagonist – immerhin Akademiker – von der Mitarbeiterin, die „fettiges, langes Haar“ und „durchsichtige Haut mit […] zarten blauen Adern“ (ZS, 76) unangemessen jovial und abschätzig mit einem „[n]a Herr Brodd, mal wieder da?“ (ebd. 75) begrüßt wird. Bei Muszer werden die Erlebnisse mit Behörden ausführlich thematisiert. Das Durchgangslager Friedland wird zum Knotenpunkt, an dem Menschen unterschiedlicher Nationalität, Flüchtlinge wie Spätaussiedler, auf ihre Einbürgerung warten. Dass dies jedoch nicht nur ein bürokratischer Schritt ist, wird explizit gemacht:

Friedland ist ein Lager, in dem man aus normalen, gewöhnlichen Menschen, zur Zeit hauptsächlich aus dem östlichen Europa und Asien, richtige Deutsche macht, egal wer du bisher, also eigentlich dein ganzes Leben lang warst. Gehst du als Russe, Litauer, Pole, Rumäne oder Kasache hinein, kommst du als Deutscher wieder heraus. (FV, 48)

18Einbürgerung wird als Assimilation verstanden, die mit der Aufgabe der eigenen Identität einhergeht und der Weg dorthin ist ein steiniger: „Meine kleinen Brüder aus Kasachstan, ihr werdet noch viel, viel Prügel von allen möglichen Seiten bekommen, bevor ihr endlich kapiert, was es bedeutet, ein Deutscher zu sein“ (FV, 59), konstatiert Naletnik lakonisch, während er im Lager zwei Kinder betrachtet.

19Hier findet die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in Deutschland statt indem gezeigt wird, dass die Mechanismen, die Grundlage des Antisemitismus sind, bis heute unreflektiert bestehen. Die Angst vor dem ‚Fremden‘ sucht sich bei Muszer lediglich ein neues Objekt und verlagert sich von Juden auf Polen. Die behördliche Praxis der Einwanderung und Integration zielt auf Assimilation und auf Ablehnung, nicht auf Anerkennung von Andersheit.

Musealisierung und Vergessen

20Doch nicht nur die spezifisch deutsche Form der Vergangenheitsbewältigung wird in den Romanen dargestellt, sondern auch die Polnische. In Zeit der Stinte versuchen Chrystian und Mona das Grab des Mörders Schmidtke ausfindig zu machen. Mona wundert sich über den deutschen Friedhof, der nahezu vollständig zugewuchert und ungepflegt ist. Die Antwort des Onkels beschreibt die spezifische polnische Art der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit: „Es sind keine Soldatengräber von irgendwelchen Helden. Von den heutigen interessiert sich niemand, wer all diese Menschen hier einmal gewesen sind. Wir haben doch unser Leben und neue Sorgen“ (ZS, 161). Die neue Zeit ist auch auf dem ehemaligen Hof von Schmidtke angebrochen. Dieser ist vollständig res­tauriert und dient nun als Erholungsort: „Urlaub auf dem Bauernhof“ verkündet ein Schild, „[d]ort, wo einmal die Häftlinge untergebracht worden waren, gab es jetzt Fremdenzimmer“ (ZS, 147).

21Diesen für Deutsche unvorstellbar leichtfertigen Umgang mit der Vergangenheit beschreibt auch die Erinnerung an eine Photographie aus Chrystians Kindheit:

Sein Vater steht vor dem Eingangstor des KZs, raucht lässig eine Zigarette, grient und schüttelt einem Kollegen die Hand – zum Abschied. Für die Männer der Fabrik aus Iława, die überdimensionale Pumpen für Schiffsmotoren bauten, was diese Szene nichts, als ein guter Witz (ZS, 123).

22Das Bild hält das Kind Chrystian in der Überzeugung, sein Vater sei ein KZ-Gefangener, der mit großem Glück überlebt hat (ebd. 124). Zusammen mit den Episoden um das Grab des Nazis Schmidtke und die Nutzung des ehemaligen Außenlagers Stutthof, zeigen diese drei Szenen, dass im Nachkriegspolen eine andere Erinnerungspraxis herrscht als in Deutschland und nicht alles musealisiert wird, was mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt.

  • 7 Zum Pogrom in Kielce 1946 und der polnischen Vergangenheitsbewältigung vgl. Krystyna Kersten: Polac (...)

23Dass diese Erinnerungspraxis auch große Lücken aufweist, die besonders dort eintreten, wo das idealisierte nationale Selbstbild einen Schaden nehmen könnte, thematisiert Dariusz Muszer. Auf der Suche nach seinem Vater trifft er Frau Singer, eine aus Polen stammende Jüdin, die sich jedoch weigert, mit ihm Polnisch zu reden. Auf seine Nachfrage hin sagt sie nur „Kielce 1946“ (FV, 143), eine Chiffre, die Naletnik nicht entziffern kann. Sein Unwissen um das größte und bekannteste Pogrom an Juden in der polnischen Nachkriegsgeschichte lässt sich als eine Kritik an der polnischen Vergangenheitsbewältigung lesen: Sofern das Pogrom überhaupt thematisiert wird, wird die Schuld daran in der Regel an die sowjetischen Besatzer weitergereicht, die Tat wird relativiert7. In antisemitischen Interpretationen wird das Geschehene sogar als eine jüdische Strategie diffamiert, da sich bekanntermaßen verhältnismäßig viele Funktionäre jüdischer Abstammung in den Führungspositionen befanden, die angeblich das Pogrom in Auftrag gaben.

24Und so aufgeklärt er sich gibt, weiß auch der Protagonist bei Becker nicht genau um das Ausmaß der Vertreibung der Juden aus Polen zur Zeit der antisemitischen Kampagnen von 1968 (ZS, 168). Hier wird jedoch auch das Nicht-Wissen der Amerikanerin zur Schau gestellt: Nachdem sie ihm „1968“ als Argument für polnischen Antisemitismus an den Kopf wirft, weiß Mona Juchelka nicht, wer Adam Michnik – immerhin einer der bekanntesten Publizisten Polens mit jüdischem Hintergrund – ist: „Wer ist Adam Mychnyk?“ (ebd.).

25Es findet in den Romanen jedoch nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit der jeweiligen Gesellschaft statt, es werden auch Muster des Umgangs mit der Vergangenheit angeboten: Solidarität mit den Opfern und Distanzierung von den Tätern.

Solidarität und Distanz

26Naletniks Reaktion auf die Offenbarung seiner Gesprächspartnerin steht im Gegensatz zu der sonstigen Unfähigkeit zur Empathie des Protagonisten. Nachdem Frau Singer erklärt, sie möchte nicht mehr über ihre Erlebnisse reden, konstatiert er: „Mir ging es genauso, denn heute hatte ich mich schon genug für die anderen geschämt“ (FV, 144). Der Aufenthalt in der Wohnung von Frau Singer, die eine Nachbarin von Naletniks verstorbenem Vater ist, ist eine Begegnung mit der jüdischen Leidensgeschichte:

Söhne und Töchter des ostjüdischen Volkes hingen über mir, und ihre Blicke drangen in meinen Kopf wie ein Gewissenswurm. […] Sie wollten mich nicht loslassen, wollten mich zwingen zu sagen, daß ich zu ihnen gehöre, daß ich einer von ihnen sei. Alte Menschen, Leichen, Leichen, nichts als Leichen (FV, 143).

27Diese Solidarität mit den Opfern ist auch ein Mittel, das Grauen zu erfassen, sich ihm zu stellen – Becker dagegen versucht es verstehbar zu machen, indem er einen Einblick in das Denken des Täters Schmidtke gewährt. Das Ergebnis ist ein Psychogramm im Tenor einer Banalität des Bösen: Schmidtke versteht seine Taten nicht als Unrecht, er „hatte einen Auftrag gehabt“ (ZS, 59), er hatte eine „Methode gefunden, sich nützlich zu machen“ (58) und „hatte doch nichts Böses gewollt, als er auf seinem Hof das Außenlager baute“ (63). Das ist keine Apologie oder Verharmlosung des Mordens, denn der Täter bleibt unsympathisch. Eine Identifikation mit ihm ist nicht möglich, so niedrig sind seine Motive der Geltungssucht und Gier. So steht diese Schilderung aus der Täterperspektive im Gegensatz zu etwa Bernhard Schlinks Erfolgsroman Der Vorleser, der durchaus Identifikations- und Empathiemomente mit der ehemaligen KZ-Aufseherin Hannah Schmitz anbietet und deshalb als ein problematischer Roman gilt:

  • 8 Martin N. Lorenz: “‘Political Correctness’ als Phantasma. Zu Bernhard Schlinks ‚Die Beschneidung‘“, (...)

Dass Schlink erstens die Täter zu Opfern, zweitens die Zweite Generation zu Opfern dieser Opfer und zugleich zu den Opfern der Anklage der tatsächlichen Opfer macht, und dass drittens letztere im Buch so gut wie gar nicht vorkommen – all dies hat Schlink den Vorwurf der Exkulpation der Täter und der Relativierung der Schuld eingetragen8.

28In den hier untersuchten Beispielen grenzen sich beide Protagonisten deutlich von dem Geschehenen ab.

Konstruktion von Fremd- und Selbstbildern

29Sie tun dies jedoch nicht, indem sie nationale Selbstbilder heraufbeschwören, wie es Chrystians Vater, Gustav, tut: Als dieser von der Ankunft der Nachfahrin ehemaliger jüdischer Häftlinge hört, ist seine Reaktion zunächst ablehnend: „Wir Brodds brauchen uns nichts vorzuwerfen. Unser Gewissen ist rein“ (ZS, 18). Dennoch hat er „Angst, dass du [Mona] durch deine Recherchen etwas Ungeheures ans Licht bringen könntest, und ein Schandfleck auf seiner Ehre würde ihn empfindlicher treffen als ein Torpedo, sein Untergang wäre dann beschlossene Sache“ (ZS, 105).

  • 9 Vgl. Piotr Piotrowski, „Auschwitz vs. Auschwitz“, in: Frank Grüner, Urs Heftrich und Heinz-Dietrich (...)

30Vergleicht man die Position beider Brüder zu der Vergangenheit, so fällt deutlich auf, dass Erwin, der in Polen verbliebene eine deutlich kritischere Position einnimmt: „Ich habe nichts gegen meine Landsleute, aber was geschehen ist, kannst du nicht mehr ungeschehen machen“ (ZS, 161f.). Gustav, der ausgewandert ist, ist stärker um ein einheitlich positives Selbstbild bemüht. Das Bedürfnis nach einer stabilen Identitätskonstruktion – so insinuiert Zeit der Stinte – ist für diejenigen, die ihre Heimat verloren haben, viel stärker. Gustav übernimmt unhinterfragt das Bild von den Polen als Opfer, obwohl er als Pole eine deutsche Herkunft hat. Die Beziehung Gustavs zu Mona, der gegenüber er ein tiefes Mißtrauen hegt – im Gegensatz zu Erwin, der sie augenblicklich ins Herz schließt – stellt bildlich die Konstruktion des eigenen Opfermythos und die daraus resultierende Opferrivalität mit Juden als eine Ursache des Nachkriegsantisemitismus in Polen vor9. Die Figuren der Brüder Erwin und Gustav stehen als Repräsentanten einer Differenz: der Identitätsdifferenz in einem Land geboren zu sein und einer Minderheit anzugehören und als Erwachsener zu emigrieren und sich dort eine Identität schaffen zu müssen. Chrystian hingegen ist zwar in seiner Heimat Bremen verwurzelt und möchte am liebsten auch die letzten Verbindungen zu seiner Kindheit in dem Masuren kappen, doch gesteht er Mona seine Verbundenheit mit der Heimat, wenn er über den Geserichsee spricht: „Ich bin sein Kind“ (88). Diese Verbundenheit hindert ihn jedoch nicht daran, eine kritische Position dem Bemühen seines Vaters um eine ambivalenzfreie Identität gegenüber einzunehmen: „Das Bedürfnis, unschuldig zu sein, war idiotisch“ (ZS, 125).

31Einerseits kann Beckers Protagonist deutlich kritischer im Hinblick auf sein Herkunftsland sein, andererseits hadert er mit seiner Identität stärker als sein Vater, wenn er sich mal als Bremer mal als Masure fühlt. Dieses Hadern spiegelt ihm seine Geliebte, Mona: „Und du kommst aus Deutschland“, sagt sie, als sich beide ein hypothetisches Treffen mit Monas Familie ausmalen. „Ist das ein Hindernis?“ fragt er, woraufhin sie antwortet: „Ja und nein. Aber auch deine polnische Herkunft würde sie nicht begeistern“ (ZS, 168).

32Das Problem der Mehrfachidentitäten wird in Die Freiheit riecht nach Vanille unentwegt thematisiert. Naletniks Vater wird von seiner Mutter als ‚Mischling‘ abgewiesen und augenscheinlich will sein Nachfahre diese Schande ablegen und ein „echter Germane“ werden. Doch zum Ende des Romans hin, als er kurz vor seinem Tode steht, erkennt er seine hybride Identität an, indem er sich in einem symbolischen Akt vom Deutschtum distanziert und bewusst dissimiliert:

Dann schnitt ich mit dem Taschenmesser meine Tätowierung, meine Registrierschein-Nummer aus, blutete dabei wie ein geschlachtetes Schwein und aß sie auf. Ich will auf jeden Fall vermeiden, daß man mich dort oben fälschlicherweise für einen echten Germanen hält. Ich bin ja nur ein Mischling, ein slawisch-germanisch-jüdischer Köter, der den Weg des Außerirdischen gewählt hat, um zu überleben (FV, 213).

Ost-West-Dichotomie

33Schließlich ist die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus an geographische Räume gebunden. Die Themenkomplexe um Kriegsschuld, Vergangenheitsbewältigung und Identitätsbildung werden anhand der Polarität von Ost und West und der Reise zwischen den Polen thematisiert. Bei Becker ist die progressive Reise nach Polen zugleich eine regressive in die Vergangenheit, wodurch eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf der metadiegetischen Ebene ermöglicht wird. Während er seine Vergangenheit besucht, sucht Mona im Osten eine, die ihre Identität stiften kann. Dieser Wunsch wird deutlich, wenn Chrystian sich als Kind des Geserichsees bezeichnet und sie darauf hin fragt „[u]nd was ist mit mir? Bin ich eine Waise?“ (ZS, 88).

34Bei Muszer ist die Ausreise nach Deutschland eine regelrechte Flucht vor der Perspektivlosigkeit in Polen. Seine Bemühungen, ein Germane werden zu wollen sind jedoch vergeblich und letztendlich muss er erkennen, dass er seine hybride Identität nicht gegen die gewünschte tauschen will.

35So werden auf diesen ‚Reisen‘ in den Romanen geographische, soziale, kulturelle und politische Räume durchschritten und dabei eine als Topos bekannte Dichotomie vom fortschrittlichen Westen und rückständigem Osten aufgegriffen. In beiden Romanen ist der ‚Osten‘ eine Chiffre für Vergangenes. Dabei transportiert diese Chiffre wenig von der Realität, sondern ist vielmehr einer ethno- und soziographischen Poetik geschuldet, die auf herangetragenen Vorstellungen beruht.

36Betrachtet man den Erinnerungsdiskurs, so fällt auf, dass hier die Pole anders besetzt sind. Die Amerikaner und die Deutschen als Vertreter des Westens sind an der Vergangenheit interessiert, wollen sie musealisieren und bewahren. Der polnische Erinnerungsdiskurs verläuft eher oral über Märchen und Mythen, das Materielle wird überwunden: restauriert und eingestampft. Beispielhaft dafür ist der Besuch des ehemaligen deutschen Friedhofs: „Die meisten deutschen Friedhöfe waren verschwunden. Die Bagger hatten Erde, Grabsteine und Skelette eingeebnet wie eine Müllhalde. Man musste Häuser bauen und machte Platz“ (ZS, 141). Die Pragmatik hat hier zwar Vorrang, das Grab von Schmidtke wird jedoch sich selbst überlassen, nicht musealisiert aber auch nicht zerstört, denn „Richard Schmidtke war nach dem Krieg zu einem bösen Märchen geworden. Sein Name diente den Erwachsenen als Schreckgespenst, als letztes Mittel gegen Ungehorsam und Aufsässigkeit“ (ZS, 141f). Die jeweiligen Formen der polnischen, wie der deutschen Art mit der Vergangenheit umzugehen werden jedoch nicht bewertet. Das Schweigen und Verleugnen der eigenen Vergangenheit wird für beide Länder gleichermaßen kritisch geschildert, darüber hinaus finden sich in beiden Romanen kaum wertende Töne.

  • 10 Theisohn, Philipp: Die Urbarkeit der Zeichen: Zionismus und Literatur: eine andere Poetik der Moder (...)

37In beiden Romanen wird klar, dass der Osten, so wie ihn sich die Protagonisten vorstellen oder an ihn erinnern nicht mehr existiert. Damit gerät der Osten auch immer zu einem Sehnsuchtsort, an dem die Figuren ihre Wurzeln vermuten und ihre Kindheitserinnerungen verorten. Wie dies Kafka einst eingestehen musste, können auch sie nicht mehr zurück, da „der Schlüssel, der eine Rückkehr in die Tradition ermöglichen würde, längst verloren ist“10.

38So wird in den untersuchten Romanen eine affirmative gegen eine negative Perspektive ausgespielt. Die Wertantinomie von Ost und West wird dabei zum Teil in der gewohnten Konstellation geschildert, jedoch auch in ihr Gegenteil verkehrt.

39Zusammenfassend lässt es sich festhalten, dass in Deutschland lebende polnische Autoren eine Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus auf vorrangig zwei Ebenen führen und sich dabei unterschiedlicher poetologischer Strategien bedienen.

40Kritisch werden vor allem zwei Bereiche ausgeleuchtet: Die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und in Polen, sowie Mechanismen der Identitätsbildung durch die Schaffung von Selbst- und Fremdbildern.

41Eine poetologische Strategie in dieser Auseinandersetzung ist die Gegenüberstellung von diegetischen Ebenen. Die unterschiedlichen Ebenen haben die Funktion Gegenwart und Vergangenheit kontrastiv gegenüberzustellen, und auf diese Weise ein Korrektiv der Ereignisse und Figurenzeichnungen anzubieten. Die Kritik an idealisierten Opferbildern oder antisemitisch aufgeladenen Figuren, die das Ergebnis von Mechanismen der Vergangenheitsbewältigung oder Konstruktion von Selbstbildern sind, können durch einen Kontrast in ihrer Konstruiertheit und Eindimensionalität präsentiert werden. Dagegen wirken Zeichnungen ambivalenter jüdischer Figuren im Sinne einer ‚entmythologisierten Normalität‘.

42Im Hinblick auf die Vergangenheitsbewältigung wird ihre enge Reichweite in Deutschland thematisiert, die sich nur auf eine ethnische Gruppe und einen Zeitraum beschränkt und durch eine darauf fixierte political correctness das Fortbestehen der Mechanismen der Ausgrenzung und Diskriminierung verschleiert. Auf dieser Ebene werden auch die mangelnde Anerkennung des Fremden und die Forderung nach bis zur totalen Assimilation reichenden Anpassung reflektiert.

43Bei der Vergangenheitsbewältigung werden zwei länderspezifische Wege vorgestellt, die sich als Konservierung oder Musealisierung und Verdrängung verschlagworten lassen. Es werden Mängel beider Formen des Umgangs mit der Vergangenheit herausgehoben und auch Gegenentwürfe präsentiert: Solidarität und Identifikation mit den Opfern einerseits, sowie Distanzierung von den Tätern andererseits, die nicht an der nationalen Zugehörigkeit festgemacht werden.

44Letztendlich werden auch Mechanismen der Identitätsbildung auf ihr Potenzial hin beleuchtet, antisemitische Ressentiments zu fördern. Eine Besonderheit der interkulturellen Literatur stellt sicherlich die Auseinandersetzung mit der Konstruktion von Selbstbildern in der Diaspora dar: zum einen wird das Bedürfnis nach einer klar konturierten Identität thematisiert, zum anderen das Modell der hybriden Identität als ein mögliches erörtert.

45In der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus wartet die interkulturelle Literatur aus Polen mit zahlreichen Perspektiven auf die hier vorgestellten Komplexe auf und thematisiert sie im Lichte des historisch belasteten Verhältnisses zwischen Deutschen und Polen. Das Dreieck Polen-Juden-Deutsche wird genutzt, um auf allen Seiten herrschende Missverständnisse, Vorurteile und Wissenslücken zu beleuchten, dies geschieht jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger.

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Bibliographie

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Artur Becker, Zeit der Stinte, München: dtv, 2006.

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ders.: Geschichtsschüchternheit in Bernhard Schlinks ‚Der Vorleser‘“, in: Stephan Braese (Hrsg.): Rechenschaften: juristischer und literarischer Diskurs in der Auseinandersetzung mit den NS-Massenverbrechen, Göttingen: Wallstein, 2004, S. 177-197.

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Norbert-Otto Eke: „Im ‚deutschen Zauberwald‘. Spiegel- und Kippfiguren des Antisemitismus in deutschsprachiger Gegenwartsliteratur“, in: Michael Bogdal, Klaus Holz, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz, Stuttgart, Weimar: Metzler, 2007, S. 243-261.

Krystyna Kersten: Polacy, Żydzi, komunizm. Anatomia pòłprawd 1939-1968 (Polen, Juden, Kommunismus. Anatomie der Halbwahrheiten 1939-1968). Warszawa: Niezależna Oficyna Wydawn., 1992.

Tomasz Konicz: „Der Zweite Weltkrieg im Geschichtsbild der polnischen Rechten“, in: Claudia Globisch, Agniaszka Pufelska, Volker Weiß (Hrsg.), Die Dynamik der europäischen Rechten. Geschichte, Kontinuum und Wandel. Wiesbaden: VS, 2011, S. 75-88.

Martin N. Lorenz: “‘Political Correctness’ als Phantasma. Zu Bernhard Schlinks ‚Die Beschneidung‘“, in: ders., Michael Bogdal, Klaus Holz (Hrsg.), Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz, Weimar/Stuttgart: Metzler, 2007, S. 219–242.

Dariusz Muszer, Die Freiheit riecht nach Vanille, München: A1, 1999.

Bill Niven: “Bernhard Schlink’s ‘Der Vorleser’ and the Problem of Shame”, in: The Modern Language Review 98, 2 (2003), S. 381-396.

Peter Oberstein: „Provokante Ansichten. Autor Dariusz Muszer und sein Deutschland“, in: Süddeutsche Zeitung vom 14.10.2000, S. R. 6.

Piotr Piotrowski, „Auschwitz vs. Auschwitz“, in: Frank Grüner, Urs Heftrich und Heinz-Dietrich Löwe (Hrsg.): Zerstörer des Schweigens. Formen künstlerischer Erinnerung an die Rassen- und Vernichtungspolitik in Osteuropa. Köln et al: Böhlau, 2006, S. 515-530.

Bożena Szaynok: Pogrom Żydòw w Kielcach 4 lipca 1946 (Das Pogrom an den Juden in Kielce am 4 Juli 1946). Warszawa: Bellona, 1992.

Monika Schwarz-Friesel, Evyatar Friesel, Jehuda Reinharz (Hrsg.): Aktueller Antisemitismus – Ein Phänomen der Mitte? Berlin/New York: De Gruyter, 2010.

Theisohn, Philipp: Die Urbarkeit der Zeichen: Zionismus und Literatur: eine andere Poetik der Moderne. Weimar/Stuttgart: Metzler, 2005.

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Notes

1 Im Verhältnis zu den Einwandererzahlen bleibt die polnische Literatur in der Literaturlandschaft der interkulturellen Literatur in Deutschland unterbesetzt. Hierzu vgl. auch den Artikel von Elżbieta Katarzyna Dzikowska: „Polnische Migranten in Deutschland, deutsche Minderheiten in Polen - zwischen den Sprachen und Kuturen“, in: Germanica 38 (2006), S. 11-24.

2 Vgl. Peter Oberstein: „Provokante Ansichten. Autor Dariusz Muszer und sein Deutschland“, in: Süddeutsche Zeitung vom 14.10.2000, S. R. 6.

3 Dariusz Muszer, Die Freiheit riecht nach Vanille, München: A1, 1999. Im Folgenden mit der Sigle FV abgekürzt.

4 Artur Becker, Zeit der Stinte, München: dtv, 2006. Im Folgenden mit der Sigle ZS abgekürzt.

5 Zur Verbreitung dieser Argumentation in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte vgl. den Sammelband: Schwarz-Friesel, Monika, Evyatar Friesel, Jehuda Reinharz (Hrsg.): Aktueller Antisemitismus – Ein Phänomen der Mitte? Berlin/New York: De Gruyter, 2010.

6 Norbert-Otto Eke: „Im ‚deutschen Zauberwald‘. Spiegel- und Kippfiguren des Antisemitismus in deutschsprachiger Gegenwartsliteratur“, in: Michael Bogdal, Klaus Holz, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz, Stuttgart, Weimar: Metzler, 2007, S. 243-261, hier S. 253.

7 Zum Pogrom in Kielce 1946 und der polnischen Vergangenheitsbewältigung vgl. Krystyna Kersten: Polacy, Żydzi, komunizm. Anatomia pòłprawd 1939-1968 (Polen, Juden, Kommunismus. Anatomie der Halbwahrheiten 1939-1968). Warszawa: Niezależna Oficyna Wydawn., 1992 und Bożena Szaynok: Pogrom Żydòw w Kielcach 4 lipca 1946 (Das Pogrom an den Juden in Kielce am 4 Juli 1946). Warszawa: Bellona, 1992.

8 Martin N. Lorenz: “‘Political Correctness’ als Phantasma. Zu Bernhard Schlinks ‚Die Beschneidung‘“, in: ders., Michael Bogdal, Klaus Holz (Hrsg.), Literarischer Antisemitismus nach Ausschwitz, Weimar/Stuttgart: Metzler, 2007, S. 219–242, hier S. 228. Zum Vorleser vgl. auch: William Collins Donahue: Holocaust Lite. Bernhard Schlinks „NS-Romane“ und ihre Verfilmungen. Bielefeld: Aisthesis, 2011, ders.: „Der Holocaust als Anlass zur Selbstbemitleidung. Geschichtsschüchternheit in Bernhard Schlinks ‚Der Vorleser‘“, in: Stephan Braese (Hrsg.): Rechenschaften: juristischer und literarischer Diskurs in der Auseinandersetzung mit den NS-Massenverbrechen, Göttingen: Wallstein, 2004, S. 177-197, Omer Bartov: “Germany as a Victim”, in: New German Critique, Special Issue on the Holocaust 80 (2000), S. 29-40, Bill Niven: “Bernhard Schlink’s ‘Der Vorleser’ and the Problem of Shame”, in: The Modern Language Review 98, 2 (2003), S. 381-396.

9 Vgl. Piotr Piotrowski, „Auschwitz vs. Auschwitz“, in: Frank Grüner, Urs Heftrich und Heinz-Dietrich Löwe (Hgg.): Zerstörer des Schweigens. Formen künstlerischer Erinnerung an die Rassen- und Vernichtungspolitik in Osteuropa. Köln et al: Böhlau, 2006, S. 515-530 und Tomasz Konicz: „Der Zweite Weltkrieg im Geschichtsbild der polnischen Rechten“, in: Claudia Globisch, Agniaszka Pufelska, Volker Weiß (Hgg.), Die Dynamik der europäischen Rechten. Geschichte, Kontinuum und Wandel. Wiesbaden: VS, 2011, S. 75-88.

10 Theisohn, Philipp: Die Urbarkeit der Zeichen: Zionismus und Literatur: eine andere Poetik der Moderne. Weimar/Stuttgart: Metzler 2005, S. 214.