Ist es moralisch vertretbar Tiere zu essen?

6 PERSPEKTIVEN ZUR DEBATTE

DIE DEBATTE IN 30 SEKUNDEN

Der 10. Dezember ist der internationale Tag der Tierrechte. Er wurde 1998 ins Leben gerufen und ist eine Erweiterung des Tags der Menschenrechte. An diesem Tag erinnern Tierschutzorganisationen daran, dass Tiere ebenso wie Menschen Recht auf ein würdevolles und gewaltfreies Leben haben. Seit Jahren werden…

PRO – 3 Perspektiven

CONTRA – 3 Perspektiven

Fleisch ist kein Luxusprodukt mehr – doch der Preis, den wir dafür zahlen, ist höher, als wir denken. Tiere in Massentierhaltung leben auf engstem Raum. Kranke, verwundete oder schwache Tiere verenden elendig – spätestens auf dem Weg zum Schlachthof. Dies alles nehmen wir als Verbraucher billigend in Kauf. Wie ist unser Fleischkonsum vor dem Hintergrund von Massentierhaltung zu bewerten? Welchen moralischen Status haben Tiere? Ist es erlaubt, Tiere zu töten, um ihr Fleisch zu essen? Im Rahmen der vorliegenden Unterrichtseinheit, erschienen in RAAbits Religion, konzipiert für die gymnasiale Oberstufe, werden der Speziesismus, der Utilitarismus, Fragen der (globalen) Gerechtigkeit und Umweltethik sowie schöpfungs-theologische Aspekte erörtert. Müssen wir unser Verhalten überdenken? Dieser Frage gehen die Lernenden im begleitenden Portfolio nach. Die Frage, ob sich Fleischverzehr ethisch rechtfertigen lässt, beinhaltet eine Reihe von Einzelaspekten. Darf man Tiere töten? Unter welchen Bedingungen lebt ein Tier, bevor es geschlachtet wird? Wie viel Leid rufen Massentierhaltung und industrielle „Fleischproduktion“ hervor? Im Zentrum stehen stets das Tier und die Frage nach seinem moralischen Status. Darüber hinaus hat Fleischkonsum eine umweltethische Komponente. Massentierhaltung ist ressourcenintensiv und belastet das Ökosystem – sowohl lokal als auch global. Bedenkt man, dass die (finanziellen) Möglichkeiten des Fleischverzehrs ungleich verteilt sind, kommt dem Thema darüber hinaus eine globale Gerechtigkeitsdimension zu. Diese wird dadurch verschärft, dass diejenigen, die vermehrt Fleisch konsumieren, in der Regel nicht diejenigen sind, die unter den negativen Folgen der Umweltbelastung und des Ackerland- und Ressourcenverbrauchs leiden. Kosten und Nutzen des Fleischverzehrs sind global ungleich verteilt. Das Thema dieser Unterrichtseinheit spricht die Lernenden direkt an. Ihr Lebensstil steht zur Debatte. Vor diesem Hintergrund lebt die Reihe wesentlich von kontroversen Diskussionen. Im Zentrum der Reihe stehen deshalb die ethische Reflexion und die eigene Urteilsbildung. Ziel dieser Einheit ist es, die Lernenden für die mit unserem Lebens- und Ernährungsstil verbundenen ethischen Fragen zu sensibilisieren und sie zu einem bewussten Umgang mit (tierischen) Nahrungsmitteln zu bewegen. Im Zentrum der Reflexion steht dabei die Grunderfahrung, dass wir uns oft nicht so verhalten, wie wir uns gemäß unserer moralischen Einsichten eigentlich verhalten sollten.

Richard David Prechts neues Buch „Tiere denken“ ist ein Appell an uns alle, mutig zu sein und unseren Konsum zu überdenken.

Einige Jahre bevor Richard David Precht mit „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ bekannt geworen ist, hat er bereits ein Buch über Tierrechte geschrieben. „Noahs Erbe“ erschien im Jahr 2000. Heute, 16 Jahre später, hat sich einiges verändert, wie der Philosoph in „Tiere denken“ schildert: Noch in den 90ern galt das Wort „vegan“ als „etwas höchst obskures, das von blutleeren Bio-Vampiren betrieben wurde“, heute gibt es in Deutschland 900.000 Veganer.

Anderseits haben wir in Westeuropa heute mehr Massentierhaltung und mehr industrielles Tierleid als je zuvor:

Noch nie war die Kluft so groß, die das, was Menschen im Umgang mit Tieren für richtig halten, und das, was tatsächlich praktiziert wird, voneinander trennt.“

Precht behandelt in seinem  Buch unsere Beziehung zu Tieren im Ganzen: Wie grenzen wir uns von ihnen (biologisch) ab? Wie sehen wir Tiere (und wie haben wir sie früher gesehen)? Wie gehen wir mit Tieren um? Letztere Frage ist für viele Leser vermutlich die interessanteste. Weil sie unmittelbar am Alltag anknüpft, vor allem wenn man sie auf unseren Konsum zuspitzt: Dürfen wir Tiere essen? Wer sich als aufgeklärten und selbstbestimmten Bürger ernst nimmt, sollte sich diese Frage unbedingt stellen und für sich selbst beantworten. Zur Teilfrage, welches Fleisch wir essen dürfen liefert Precht übrigens selbst überraschende Antworten.

Bei all dem geht es Precht nicht nur um Tiere und Menschen. Der Umgang mit Tieren – vor allem der Fleischkonsum – hat global solch immense Auswirkungen, dass er eine der entscheidenden Zukunftsfragen der Menschheit ist. Etwa zehn Milliarden Menschen werden wir voraussichtlich im Jahre 2050 sein. Wie wollen wir dann leben und wie können wir uns ernähren?

Precht versucht all denen Mut zu machen, die pessimistisch in die Zukunft sehen, und meinen, sie könnten mit ihrem Verhalten ja doch nichts ändern:

„Für mutige und beherzte Menschen aber gibt es keine Alternative zur Hoffnung. Immerhin durchläuft nach Arthur Schopenhauer jedes Problem bis zu seiner Anerkennung drei Stufen. Zuerst wird es kaum beachtet oder lächerlich gemacht. Als nächstes wird es bekämpft. Und zuletzt gilt es als selbstverständlich.“

Ist es moralisch vertretbar Tiere zu essen?
TIERE DENKEN
Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen

Goldmann Verlag 2016, 509 S., 22,99 Euro (oder als Taschenbuch für 12 Euro)

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Schlagwörter: Massentierhaltung Vegan Vegetarisch

Ist es moralisch verwerflich Tiere zu essen?

Eingepfercht, gemästet, geschlachtet – obwohl das Halten und Schlachten von Tieren in Übereinstimmung mit dem Tierschutzgesetz steht, ist für viele Tierschützer das Essen von Fleisch moralisch verwerflich.

Ist es richtig dass wir Tiere essen?

„Es ist Teil des guten Lebens, dass wir Tiere essen. “ Unser Verhalten sei dabei durchaus widersprüchlich. „Wir lieben Tiere und wir lassen es gleichzeitig zu, dass sie für unseren Nutzen ausgebeutet und gequält werden.

Warum ist es okay Tiere zu essen?

Schweine, Rinder und Hühner stehen hier aber auf der Speiseliste. Das Essen von Tieren hängt also mit dem kulturellen System, in dem wir leben, zusammen. Das ist ein Grund, warum wir einige Tiere essen und andere nicht. Wir wissen schon lange, dass Tiere fühlende Wesen sind.

Sollte man Tiere essen dürfen?

Nicht nur den Tieren schadet die Massenproduktion, sondern auch der Umwelt. Es entstehen Unmengen an Treibhausgasen, sodass man seinen eigenen Kohlenstoffdioxidverbrauch um 50% reduzieren könnte, wenn man sich vegetarisch ernährt. Wenn es um Profit geht, so kennt die Grausamkeit des Menschen keine Grenzen.