Wann hat Luther die Bibel übersetzt

Das Bibel-Kollegium: Martin Luther und seine Mitarbeitenden. Dass Martin Luther die Bibel in einem Team übersetzt hat, sich aber die jeweils abschließende Entscheidung über Formulierungen vorbehalten hat, erfährt evangelisch.de-Portalleiter Markus Bechtold in der Ausstellung.

Wann hat Luther die Bibel übersetzt

Zwischen Geniestreich und Teamwork

Wie Martin Luther die Bibel übersetzte

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"Von der Macht der Worte" erzählt die Ausstellung "Luther übersetzt" auf der Wartburg und zeigt, wie sich Sprache im Laufe der Zeit in der Heiligen Schrift wandelt und wie kraftvoll diese Worte bis heute wirken.

05.05.2022

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Markus Bechtold

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Übersetzung ist weit mehr als die Übertragung von Wörtern aus einer Sprache in eine andere. Besser wortwörtlich oder lieber dem Sinn nach übersetzen? Für wen übersetzt man, was bedeutet der Text und wie verstehen die Leser:innen ihn dann tatsächlich?

Wer schon einmal versucht hat, einen fremdsprachigen Text leicht verständlich ins Deutsche zu übertragen, kann ansatzweise nachempfinden, wie anspruchsvoll eine solche Aufgabe ist und vor welcher Herausforderung Martin Luther stand. Zu seinem Schutz war Luther auf die Wartburg "entführt" worden und in den zehn Monaten, die er dort verbrachte, schrieb er Weltgeschichte. Genauer gesagt in elf Wochen, im Winter 1521/22, in dem er das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche übersetzte.

Die Sonderausstellung "Luther übersetzt. Von der Macht der Worte". Sonderausstellung: 500 Jahre Neues Testament auf der Wartburg

Eisenach (epd). Martin Luther (1483-1546) hat das Neue Testament zwischen dem 18. Dezember 1521 und dem 1. März 1522 auf der Wartburg bei Eisenach ins Deutsche übertragen. Dort lebte er seit Mai 1521 versteckt unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen. Denn Luther war vogelfrei, der Kaiser hatte die Reichsacht über ihn verhängt, weil er auf dem Reichstag in Worms seine Thesen nicht widerrufen hatte.

Zuvor hatte es seit 1466 bereits 18 Versuche einer Bibelübersetzung ins Deutsche gegeben. Die von Luther vorgelegte Übertragung des Neuen Testaments gilt nicht nur als die traditionsreichste deutsche Bibelübersetzung, sondern auch als wichtige Grundlage zur Herausbildung einer deutschen Schriftsprache.

Wann hat Luther die Bibel übersetzt

©Basti Arlt/EKD

Bibelübersetzungen

Martin Luther war nicht der Erste, der die Bibel übersetzt hat. Die Geschichte der Überlieferung biblischer Texte war von Anfang an eine Geschichte der Übersetzungen. Die vollständige Bibel kann man heute in mehr als 500 Sprachen lesen. Und allein im Deutschen gibt es zahlreiche Versionen.

Er suchte nach Worten, die jedermann verstehen konnte. Viele bis heute gebräuchliche Begriffe wie Nächstenliebe, Herzenslust, Schandfleck, Lückenbüßer, Lästermaul oder Gewissensbisse lassen sich auf seinen Text zurückführen.

Im September 1522 erschien Luthers Übersetzung des Neuen Testaments in gedruckter Form („Septembertestament“). 1534 folgte die erste komplette Ausgabe der Bibel mit Altem und Neuem Testament auf Deutsch. Neben Luther beteiligte sich an der Übertragung des Alten Testaments aus dem Hebräischen und Aramäischen ein ganzes Team von Kollegen vor allem der Wittenberger Universität.

Bis heute ist die Lutherbibel die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) empfohlene Bibelübersetzung für den evangelischen Gottesdienst. Auch in ihrer heutigen Form geht sie auf die Übersetzung Martin Luthers zurück. Allerdings führten im Laufe der Jahrhunderte neue Erkenntnisse im Bereich der Bibelwissenschaften sowie die Entwicklung der deutschen Sprache immer wieder zu Anpassungen der ursprünglichen Fassung.

Zuletzt wurde die Lutherbibel auf Anregung der Deutschen Bibelgesellschaft durch eine EKD-Kommission überarbeitet. Sie erschien zum 500. Reformationsjubiläum als revidierte Lutherbibel.

Mit dem Humanismus des 16. Jahrhunderts fand eine Rückbesinnung auf die hebräischen und griechischen Texte der Bibel statt. Buchausgaben der ursprachlichen Bibeltexte von Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin machten diese auch für die Reformatoren verfügbar. So konnte Martin Luther im Jahre 1522 eine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments und 1534 dann eine Gesamtausgabe der Bibel vorlegen, die er unter Verwendung von ursprachlichen Textausgaben und der Vulgata erarbeitet hatte. Diese Ausgaben wurden für die Geschichte der Reformation von entscheidender Bedeutung.

Die Übersetzungstätigkeit Luthers hatte damit begonnen, dass er in seinen deutschen Schriften die Bibelzitate ebenfalls in Deutsch lieferte. Mit der Übersetzung größerer Stücke begann er 1517 anhand der sieben Bußpsalmen. Den Entschluss, die ganze Bibel zu übersetzen, fasste er während seines erzwungenen Aufenthaltes auf der Wartburg, wo er für die Verdeutschung des Neuen Testamentes ganze 11 Wochen brauchte. Die Übersetzung des Alten Testaments erschien in Teilen, beginnend mit dem Pentateuch 1523 bis zu den Propheten 1534.

War Luther schon seine Verdeutschung des Neuen Testamentes nach ihrem Abschluss im März 1522 gründlich mit Wittenberger Freunden durchgegangen, so hat er auch im weiteren Verlauf nicht alleine gearbeitet, sondern sich auf mehrere Mitarbeiter gestützt. Dennoch trägt die Übersetzung in allen Teilen deutlich seine Handschrift. Dies äußert sich vor allem in ihrer Sprachgewalt und ihrer theologischen Prägung. Über die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit hat Luther selbst Auskunft gegeben, am deutlichsten in seinem »Sendbrief vom Dolmetschen« aus dem Jahre 1530. Kennzeichnend für seine Verdeutschung sind – neben der Zugrundelegung der hebräischen und griechischen Texte:

  • der Grundsatz »Textsinn geht vor Wörtlichkeit«, was sich in einer im Vergleich zu seinen Vorläufern oftmals freieren Übersetzung niederschlägt;
  • die Orientierung an der mündlichen Volkssprache, die zu besonders kräftigen und bildhaften Formulierungen führt;
  • der direkte Niederschlag theologischer Grundentscheidungen in der Übersetzungsarbeit, was die Hinzufügung verdeutlichender Zusätze, das christologische Verständnis des Alten Testaments (insbesondere der Psalmen) und die veränderte Anordnung der biblischen Schriften (Hintanstellung der »Apokryphen« und von Hebräer- und Jakobusbrief) bedingt;
  • das Interesse an der Sprechbarkeit und Eingängigkeit der Texte und damit die starke Gewichtung von Sprachrhythmus und poetischem Klang.

Luthers Bibelübersetzung fand in Deutschland sehr schnelle Verbreitung, was nicht nur durch den aufgekommenen Buchdruck mit beweglichen Lettern, sondern auch durch seine Verwendung der Wettiner Kanzleisprache ermöglicht wurde, die die Dialektgebundenheit im engeren Sinne bereits hinter sich gelassen hatte. So konnte seine Übersetzung im gesamten hochdeutschen Sprachgebiet (vom äußersten Süden abgesehen) gelesen und verstanden werden. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahre 1533 jeder 70. Deutsche bzw. jeder 10. deutsche Haushalt ein Lutherisches Neues Testament besaß. Hinzu kamen Übertragungen ins Niederdeutsche und ins Niederländische. Dieser einmalige Erfolg machte die Lutherbibel zum verbreitetsten Träger des reformatorischen Gedankengutes.

1545, ein Jahr vor Luthers Tod, erschien der letzte Druck zu Lebzeiten des Reformators, der bis heute als »Ausgabe letzter Hand« gilt. Die letzten Änderungen, die noch auf Luthers Initiative zurückgehen, wurden allerdings erst nach seinem Tod in der Ausgabe von 1546 umgesetzt.

Wann wurde die Bibel auf Deutsch übersetzt?

Viele Generationen lang wurden die Texte der Bibel nur mündlich überliefert und dann schließlich auf Hebräisch aufgeschrieben. Es folgten Übersetzungen ins Aramäische, Griechische und Lateinische. Erst ab 1521 übersetzte Martin Luther die Bibel ins Deutsche.

Hat Luther die Bibel alleine übersetzt?

Arbeit des Wittenberger Übersetzerteams Das Alte Testament der Lutherbibel war ein Gemeinschaftswerk. Wohl noch 1522 begann Luther mit einem Team von Fachleuten die Übersetzung des Pentateuch.

Warum hat Luther zuerst das Neue Testament übersetzt?

Luther macht es anders Er stützte sich dabei jedoch auf die ursprünglichen Sprachen und übersetzte direkt aus dem Griechischen und Hebräischen. So mied er die schon vorhandenen Übersetzungsfehler aus der Vulgata. Außerdem schrieb er ein volkstümliches Deutsch, das viel besser verständlich war.

Wann wurde die erste Lutherbibel gedruckt?

Die Weimarer Lutherbibel ist eine Ausgabe der ersten gedruckten vollständigen Bibelübersetzung Martin Luthers aus dem Jahr 1534. Sie gilt als das prominenteste Buch in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar und hat dort die Signatur Cl I: 58 (b) und (c).