Warum darf ich in die sonne wenn ich sulfasalazin nehme

Warum darf ich in die sonne wenn ich sulfasalazin nehme

Sonnenlicht und Tabletteneinnahme vertragen sich häufig nicht. Bei Einnahme vieler Medikamente ist besonders auf den Sonnenschutz der Haut zu achten. / Foto: Adobe Stock/elizalebedewa

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die die Haut gegenüber UV-Strahlung empfindlicher machen oder photoallergische bis hin zu phototoxischen Reaktionen auslösen können. Patienten sollten darüber informiert werden, um ihren Sonnenschutz zu intensivieren. Oft lässt sich jedoch zur Häufigkeit solcher Reaktionen nichts sagen. Bei vielen Medikamenten sind sie eher als »selten« einzustufen, das heißt, es betrifft mindestens einen von 10.000 Patienten, aber weniger als einen von 1.000. Sie können aber auch sehr häufig auftreten, also bei mindestens einem von zehn behandelten Patienten, beispielsweise beim Krebsmittel Vemurafenib und dem Antiarrhythmikum Amiodaron.

Grundsätzlich gilt: Gerade bei Dauermedikation oder lokaler Applikation von Arzneistoffen mit lichtsensibilisierender Wirkung ist Sonnenschutz unerlässlich. Es sollte lange Kleidung getragen oder ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor aufgetragen werden. Generell ist direktes Sonnenlicht zu meiden, von einem Solariumsbesuch ist abzuraten. Bei langfristiger Einnahme kann sich das Anbringen UV-undurchlässiger Folien an den Fenstern von Haus und Auto lohnen. Pharmakologisch lässt sich gegebenenfalls ein Alternativpräparat finden, die Dosis reduzieren oder bei Arzneistoffen mit kurzer Halbwertzeit die Einnahme auf den Abend verlegen, worüber jeweils der Arzt entscheiden muss.

Sowohl topisch aufgetragene als auch oral eingenommene Arzneimittel können betroffen sein. So gab es beispielsweise  2010 einen Rote-Hand-Brief für Ketoprofen-haltige Schmerzgele aufgrund von Berichten über schwere photoallergische Reaktionen. Auch bei Diclofenac-Externa können solche Nebenwirkungen in Einzelfällen auftreten. Aber auch oral eingenommen liegen Fallberichte über Photosensibilisierung unter nicht steroidalen Antiphlogistika wie Naproxen, Ketoprofen, Piroxicam, Celecoxib, Diclofenac, Indometacin und Ibuprofen vor.

Viele Substanzklassen betroffen

Klassisches Beispiel für photosensibilisierende Wirkstoffe sind Diuretika wie Hydrochlorothiazid, Furosemid, Amilorid, Spironolacton und Xipamid. Ebenfalls bekannt sind entsprechende Nebenwirkungen bei kardiovaskulär wirksamen Substanzen wie den Antiarrhythmika Amiodaron und Chinidin, Calciumkanalblockern wie Nifedipin, Amlodipin und Diltiazem, ACE-Hemmern wie Captopril und Enalapril, dem Vasodilatator Hydralazin sowie einigen Statinen, darunter auch Simvastatin. Bei Letzterem wird die Häufigkeit von Photosensitivität zum Beispiel als »selten« eingeschätzt, da dieser Wirkstoff jedoch überaus häufig verordnet wird, ist das Auftreten nicht unwahrscheinlich.

Auch Antihistaminika wie Cyproheptadin, Diphenhydramin und Loratadin können die Haut für Licht empfindlicher machen, ebenso Hormone wie Corticosteroide, Estrogen, Progesterone und Isotretinoin. So kann es unter Einnahme der Antibabypille zu dauerhaften Hyperpigmentierungen kommen.

Bei den psychiatrischen Wirkstoffen sind es Antipsychotika wie Chlorpromazin, Chlorprothixen, Promethazin, Perazin, Fluphenazin und Haloperidol, die man im Auge behalten sollte, genau wie die Antidepressiva Amitriptylin, Trimipramin, Nortriptylin, Desipramin, Imipramin, Doxepin und Clomipramin. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei den Antikonvulsiva Carbamazepin, Lamotrigin, Phenobarbital, Phenytoin, Topiramat und Valproinsäure. 

Auch das Hypericin in Johanniskraut kann phototoxische Reaktionen auslösen, wie zahlreiche Tierversuche und In-Vitro-Experimente zeigen. In der photodynamischen Therapie von Krebs wird Hypericin sogar als Photosensitizer eingesetzt. Aber ist der Effekt auch bei der Anwendung von Johanniskraut bei depressiven Verstimmungen klinisch relevant?

Die Nebenwirkung tritt wohl eher selten und nur in hohen Dosen auf. So heißt es beispielsweise in der Fachinformation von Laif® 900: »Selten kann es – vor allem bei hellhäutigen Personen – durch erhöhte Empfindlichkeit der Haut gegenüber intensiver UV-Bestrahlung (Sonnenbäder, Höhensonne, Solarium) zu Missempfindungen (Kribbeln, Schmerz- und Kälteempfindlichkeit, Brennen) und Rötung der bestrahlten Hautareale kommen (Photosensibilisierung)... Nach oraler Anwendung von Dosierungen von 1800 mg Extrakt pro Tag über einen Zeitraum von 15 Tagen erhöhte sich die UVA-Empfindlichkeit der Haut und die Mindestdosis für die Pigmentierung war deutlich reduziert. Bei der empfohlenen Dosierung wurde über keinerlei Anzeichen einer Phototoxizität berichtet.« Trotzdem sollten Patienten unter Einnahme hoch dosierter Johanniskrautextrakte gerade im Sommer auf die mögliche Gefahr hingewiesen werden. 

Antiinfektiva und Krebsmittel

Bekannt für ihre photosensibilisierende Wirkung sind auch Mittel gegen Malaria (Chloroquin, Chinin, Pyrimethamin, Mefloquin, Hydroxychloroquin) sowie einige Antibiotika, allen voran Sulfonamide (Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Sulfasalazin), Chinolone (Ciprofloxacin, Ofloxacin usw.) und Tetrazykline (Doxycylin, Minocyclin, Tetracyclin usw.) sowie Isoniazid, Gentamicin und Nitrofurantoin. Bei den Antiinfektiva sind auch bei dem Hepatitis-C-Wirkstoff Simeprevir sowie die Imidazol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol und Griseofulvin) zu nennen.

Ebenfalls photosensibilisierend wirken viele Zytostatika wie Fluorouracil und Methotrexat. Beim Kinase-Hemmer Vemurafenib, der bei BRAF-V600-positivem Melanom eingesetzt wird, sind Lichtempfindlichkeitsreaktionen sogar als »sehr häufig« klassifiziert, sie treten also  bei mindestens einem von zehn behandelten Patienten auf und reichen von leichten bis schweren Reaktionen. Unter Therapie mit Vemurafenib müssen alle Patienten angewiesen werden, Sonnenexposition zu vermeiden. Während der Einnahme sollen sie schützende Kleidung tragen und eine Sonnencreme mit hohem UVA/UVB-Lichtschutzfaktor sowie einen Lippenschutz (Lichtschutzfaktor ≥ 30) verwenden, um sich im Freien gegen Sonnenbrand zu schützen. Bei Grad 2 (nicht tolerierbarer) oder höherer Lichtempfindlichkeit werden Dosisanpassungen empfohlen.

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Was ist bei der Einnahme von Sulfasalazin zu beachten?

Sulfasalazin darf nicht eingenommen werden bei: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Sulfonamiden, Salicylaten oder einem der anderen Bestandteile des Medikaments. Glukose-6-Phosphat-Dehdrogenase-Mangel (eine Erbkrankheit) vorbestehenden Blutbildveränderungen oder Erkrankungen der blutbildenden Organe.

Wie lange kann man Sulfasalazin einnehmen?

Wenn Sulfasalazin nach 3 Monaten nicht ausreichend gewirkt hat, entscheidet Ihr Arzt über eine Dosiserhöhung. Sie müssen dann morgens, mittags und abends je 2 Taletten (3 x 2 Tabletten täglich) einnehmen. Erst nach insgesamt 6 Monaten kann sicher beurteilt werden, ob die Wirkung von Sulfasalazin ausbleibt.

Welche Nebenwirkungen hat Sulfasalazin?

Die meisten Nebenwirkungen sind ungefährlich. Einige Patienten klagen über Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Andere haben Kopfschmerzen oder Schwindelgefühl oder sind außergewöhnlich müde. Diese Beschwerden treten vor allem in den ersten Wochen der Behandlung auf.

Warum darf man bei MTX nicht in die Sonne?

Die Symptome einer Schuppenflechte können sich verschlechtern, wenn während der MTX-Therapie UV-Licht eingesetzt wird. Sehr wichtig zu wissen ist außerdem, dass MTX erbgutschädigend sein kann.