Warum deutsche männer immer gleich beleidigt

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Reden wir wieder über das Leid der Liebe und die Last mit der Lust … Heute geht es einmal mehr um toxische Beziehungen.

Eine Leserin, die anonym bleiben möchte, schreibt: „Ich bin seit sechs Jahren mit meinem Mann zusammen, und seit der Geburt von unserem Sohn vor zwei Jahren wiege ich 20 Kilo mehr als früher. Seit einem Jahr beleidigt mich mein Mann ständig und nennt mich fett. Ich muss in unserer Beziehung immer machen, was er sagt, und wenn ich mal anderer Meinung bin, dann beleidigt er mich direkt und nennt mich dumm und fett.

Anfangs hab ich immer gesagt: ,ist ok‘, damit er einfach aufhört, aber seit einiger Zeit will ich mir das nicht gefallen lasse und gebe Widerworte. Dann sagt er nur, wir passen nicht zusammen und will die Trennung, die er aber nie durchzieht … Abgesehen davon gehe ich arbeiten und erledige das meiste im Haushalt, und das einzige, was er will, ist, dass ich anstatt Teilzeit nun Vollzeit arbeiten gehe. Ich überlege, auszuziehen und würde mich freuen, wenn Sie mir einen Rat geben würden.“

Sexualberaterin Jana Förster antwortet: „Worte können wie Schläge sein. Nahezu jeder hat das schon mal am eigenen Leib erfahren. Natürlich gibt es einen Unterschied, ob ich in einer Partnerschaft kleine Sticheleien in oder nach einem Konflikt erlebe. Oder ob Worte bewusst als Waffe eingesetzt werden, um den Selbstwert des Partners zu drücken und dadurch den eigenen (vermeintlich) aufzuwerten.

Letzteres lese ich durchaus besorgt aus Ihren Zeilen heraus, denn Ihr Partner platziert Verletzungen ganz bewusst, um seinen inneren Unmut auszudrücken.

Ich sehe dafür drei Mögliche Ansätze, die Sie als Paar – wenn er das überhaupt zulässt – beleuchten könnten, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen:

Erstens: Fühlt er sich selbst minderwertig und versucht, Sie „noch“ minderwertiger zu reden, damit er sich besser fühlt? Dann liegt der Kern des Problems in seinem geminderten Selbstwert.

Zweitens: Will er Sie bewusst verletzen, weil er weiß, dass Sie selbst diese Gedanken haben, schlecht über sich selbst denken und reden und er Sie damit am stärksten treffen kann? Dann liegt der Kern in seiner Instrumentalisierung Ihrer Selbstzweifel.

Drittens: Er ist aktuell unzufrieden in der Partnerschaft und/oder mit sich selbst und kann dies nicht reflektieren und benutzt dann Sie als Ventil. Der Kern ist dann die tiefliegende Unzufriedenheit und seine Hilflosigkeit, die Themen anzugehen.

Unterstützung suchen

Fakt ist: Alles für sich alleinstehend sind toxische Verhaltensweisen, meistens liegen jedoch sogar mehrere Auslöser übereinander. So oder so: Ein dringlicher Handlungsbedarf ist anzuraten.

Sie sollten unbedingt auf Ihre mentale und seelische Gesundheit achten, denn diese Verletzungen machen sich auf kurz oder lang nachhaltig bemerkbar. Ich rate Ihnen dringend, als Paar (und auch Sie allein!) außenstehende Unterstützung zu suchen.

Ist Ihr Partner dazu nicht bereit und möchte keine positive Veränderung innerhalb der Partnerschaft erarbeiten, dann gibt es nur die Möglichkeit, dass Sie aus diesem Konstrukt aussteigen. Es würde sich sonst nichts ändern und Ihre seelische Gesundheit weiterhin leiden.

Das toxische an solchen Prozessen innerhalb einer Partnerschaft ist, dass auf Dauer eine emotionale Abhängigkeit entsteht und Sie irgendwann keine Kraft mehr haben, auszusteigen. Eine Beziehung auf Augenhöhe ist nicht mehr möglich, da ein Machtgefälle entstanden ist und dieses dauerhaft ausgenutzt wird.

Es muss also immer der Auslöser gefunden werden, damit ein Umdenken innerhalb der Beziehung stattfinden und Heilung beginnen kann. Ich wünsche Ihnen viel Kraft dafür.“

Wie eine toxische Beziehung überhaupt zu retten ist

1) Die Grenze der körperlichen Gewalt ist nicht überschritten worden! Wenn doch, sind die Verletzungen und Grenzüberschreitungen so enorm, dass dies in der Regel nicht mehr zu kitten ist und eine Trennung unvermeidbar – gegebenenfalls auch eine Anzeige bei der Polizei!

2) In langen Gesprächen ist der der toxische Part dazu in der Lage, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. NUR dann sind Reflektion und eine Besserung der Situation möglich! Sucht der Partner immer die volle Schuld nur beim anderen, dann ist die Trennung der einzige Ausweg.

3) Veränderungen nach Gesprächen werden nicht nur angekündigt, sondern sind auch spürbar. Natürlich kann man nicht alle Verhaltensweisen sofort ändern. Setzen Sie sich jedoch unbedingt zeitliche Grenzen für deutliche Verbesserungen. Sonst wird auch das ins toxische Verhalten eingebaut und erneut damit „gespielt“.