Warum hasse ich es wenn ich meinen herz schlag höre

Warum hasse ich es wenn ich meinen herz schlag höre

Wer unter Misophonie leitet, den stören Alltagsgeräusche wie Kauen, Trinken oder Atmen.

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imago/Jochen Tack

  • 17.02.17, 14:16 Uhr

Der Kollege klickt mit dem Kulli, wenn er nachdenkt; der Partner kaut so laut, wenn er isst und auf vor dem Büro stampft eine Dame in hohen Absätzen unerträglich laut über den Flur. Wer diese Geräusche im Alltag als extrem störend empfindet, der leidet unter verminderter Geräuschintoleranz, auch Misophonie genannt. Betroffene können Alltagsgeräusche gar nicht oder nur schwer ertragen. Sie reagieren mit unterschiedlichen Strategien: die einen werden aggressiv, andere erzeugen bewusst selbst Krach und wiederum andere vermeiden es, sich dem verhassten Geräusch auszusetzen.

Über das Phänomen Misophonie ist bislang nur wenig bekannt, doch nun hat sich nun der Neurowissenschaftler Sukhbinder Kumar von der Universität Newcastle in England in einer Studie damit auseinandergesetzt und seine Ergebnisse im Magazin „Current Biology“ veröffentlicht.

So reagierten Testpersonen auf Schreien, Kauen und Atmen

In der Studie spielten Kumar und seine Kollegen Freiwilligen Geräusche wie Schreien, Atem- und Essgeräusche (allesamt „Trigger Geräusche“) vor. Dabei machten sie Gehirnscans der Freiwilligen. Außerdem überwachten sie Herzschlag und die Leitfähigkeit der Haut der Testpersonen.

Das fanden sie heraus: Keine Testperson hörte den abgespielten Geräuschen gerne zu. Trotzdem fiel den Wissenschaftlern auf, dass diejenigen Testpersonen, die unter Misophonie leiden – das waren 20 der Testpersonen –, auch körperlich auf die Geräusche reagierten. Sie schwitzten vermehrt und ihre Herzfrequenz erhöhte sich.

Das zeigte die Auswertung der Hirnscans

Die Forscher wiesen durch die Hirnscans nach, dass die Geräusche bei Menschen mit Misophonie zu einer Aktivierung der vorderen Inselrinde (AIC) führen. In dieser Region werden die Sinneseindrücke mit Emotionen verknüpft. Die vermehrte AIC-Aktivität zeigte sich sichtbar in den Hirnscans. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass Regionen im Gehirn aktiver waren, als ohne Geräusche. So zeigten sich Aktivitäten im Amygdala, in denen Gefühle verarbeitet werden, in der hintere Gyrus cinguli, der die Verbindung zum Gedächtnis herstellt, sowie im Hippocampus. Kumar stellt die Vermutung auf, dass eventuell traumatische Kindheitserlebnisse zu einer gestörten Verarbeitung der Geräusche führen könnten.

Das Phänomen Misophonie wurde erstmals in den 90ern von den amerikanischen Neurowissenschaftler Pawel und Margaret Jastreboff beschrieben. Das Forscher-Ehepaar vermute, dass der Misophonie eine selektive Geräuschintoleranz zugrunde liegt, die nichts mit der Lautstärke oder Frequenz zu tun hat – sondern mit individuellen Erfahrungen, die irgendwann einmal Frust, Ekel oder Wut ausgelöst haben.

Bislang ist Misophonie keine anerkannte Krankheit 

Bislang ist die Misophonie keine „anerkannte“ Erkrankung, da sie nicht im psychiatrischen Manuale (DSM-V und ICD-10) erwähnen werde, so das „Ärtzeblatt“. Die meisten Psychiater würden bei den Patienten eher an eine Phobie, eine post-traumatische Belastungsstörung oder eine Zwangsstörung denken. Die aktuelle Studie der britischen Wissenschaftler könnte jedoch dazu führen, dass der Nachweis von Veränderungen im Hirn auch von anderen Forschern untersucht werde und so von der Fachwelt ernster genommen werde. (sar)

Unser Herz pumpt im Dauertakt, ohne dass wir es großartig wahrnehmen. Erfahren Sie, warum wir den Pulsschlag manchmal unerwartet im Ohr haben.

Erstellt: 17.11.2021

Unser Herz pumpt im Dauertakt – rund 100.000 mal am Tag. Doch in der Regel nehmen wir den Herzschlag nicht wahr, außer wir sind zum Beispiel schnell gerannt oder extrem aufgeregt, so dass das Herz in der Brust stark klopft. Nehmen wir den Herzschlag unerwartet wahr, wirkt das mitunter beängstigend.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Ich bin 61 Jahre alt und habe bisher keine Herzerkrankungen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich einen relativ stressigen Beruf habe. Seit ein paar Wochen höre ich nun immer mal wieder meinen Puls im linken Ohr. Vor allem wenn es leise ist, etwa abends im Bett, höre ich ein rhythmisches Rauschen. Ich bin jetzt doch beunruhigt, weil ich das so nicht kenne.

Meine Frage: Ist das möglicherweise doch das Herz bzw. ist ein zu hoher Blutdruck verantwortlich, oder ist das eher ein „Tinnitus?“ Was kann ich dagegen tun? Frank S., Düsseldorf

Experten-Antwort:

In der Regel nehmen wir den Herzschlag nur in besonderen Situationen wahr oder wenn wir bewusst den Puls am Handgelenk messen. Es gibt jedoch eine besondere Form des Tinnitus, bei dem Menschen das Pochen ihres Herzens im Ohr wahrnehmen. Mediziner sprechen dann von einem pulssynchronen Tinnitus. Das ist an sich ein natürliches Geräusch, das in der Nähe des Innenohres entsteht, nämlich ein Strömungsgeräusch des Blutes, das durch Verwirbelungen in den Gefäßen entsteht. Es wird von Betroffenen oft besonders sensibel wahrgenommen. Und: Wenn es erst einmal im Ohr aufgetreten ist, richtet sich die Aufmerksamkeit unbewusst immer wieder auf das Rauschen.

Stress kann einen solchen pulssynchronen Tinnitus begünstigen bzw. verstärken. Denn in Stresssituationen verengen sich bekanntlich die Blutgefäße und die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes erhöht sich. Zugleich beschleunigt sich der Herzschlag – ein Phänomen, das Kardiologen auch bei Patienten mit Bluthochdruck häufig feststellen. Wenn diese Situation eintritt, wird meist auch der Pulsschlag im Ohr stärker – und wird gerade, wenn es in der Umgebung ruhiger wird, noch deutlicher im Ohr wahrgenommen.

Die von Ihnen geschilderten Beschwerden sollten Sie zunächst einmal nicht beunruhigen. Ich würde ich Ihnen dennoch empfehlen, dass Sie sich den Blutdruck bei nächster Gelegenheit beim Arzt kontrollieren lassen. Denn im Alter verändern sich die Gefäße und werden steifer, so dass erhöhte Blutdruckwerte auftreten können, auch wenn das vorher nie der Fall war. Zugleich empfehle ich Ihnen, dass Sie erlernen, Ihren Stress zu kontrollieren, etwa mit gezielten Entspannungsübungen. Denn das wirkt sich sowohl positiv auf den Blutdruck als auch auf einen möglichen Tinnitus aus.

Sollte sich keinerlei Besserung einstellen, kann durch eine gründliche Körperuntersuchung und mittels radiologischer Untersuchung der Kopfgefäße nach weiteren möglichen Ursachen gefahndet werden, die einen starken Puls im Ohr erklären können.

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  1. 15.02.2021 – Bei den meisten Menschen schwankt der Blutdruck im Laufe des Tages. Erfahren Sie, welcher Verlauf normal ist und wann eine Abklärung erfolgen sollte?

    Prof. Dr. med.

  2. 15.02.2021 – In welchen Situationen ein schneller Puls völlig normal ist und wann eine ärztliche Abklärung erfolgen sollten.

    Vinzenz Graf von Kageneck

    Dr. med.

  3. Bei hohen Blutdruckwerten geht es nicht ohne: Doch wie wählt der Arzt individuell passende und verträgliche Blutdruckmedikamente?

Ist es schlimm wenn man den Herzschlag hört?

Ärzte finden meist eine Ursache für den Puls im Ohr Der Puls im Ohr schränkt die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein. Je nach Intensität des Geräusches haben die Patienten Schlaf- und Konzentrationsstörungen, einige werden depressiv.

Was ist wenn ich meinen Herzschlag höre?

Mediziner sprechen dann von einem pulssynchronen Tinnitus. Das ist an sich ein natürliches Geräusch, das in der Nähe des Innenohres entsteht, nämlich ein Strömungsgeräusch des Blutes, das durch Verwirbelungen in den Gefäßen entsteht. Es wird von Betroffenen oft besonders sensibel wahrgenommen.

Ist es normal seinen eigenen Herzschlag zu hören?

Im Allgemeinen ist pulsierender Tinnitus relativ selten. Viele kennen das Gefühl, den eigenen Puls zu hören von sportlichen oder anderen anstrengenden Aktivitäten, wobei sie das Pulsieren nur vorübergehend und kurz nach der Anstrengung erleben. Für manche Menschen klingt dieses pulsierende Geräusch jedoch niemals ab.

Warum spür ich meinen Herzschlag?

Es gibt aber auch Situationen, in denen wir das Schlagen des Herzens als unangenehmes Herzklopfen spüren. Sport, Stress oder stimulierende Substanzen wie Koffein, Nikotin, Alkohol oder bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können Herzrhythmusstörungen und Extrasystolen auslösen.