Warum vergeht die zeit so schnell wenn man schläft

Gehirn

Warum die Zeit immer schneller vergeht

Kinder haben den Eindruck, die Zeit schleicht, für Erwachsene vergeht sie rasend schnell: Psychologen der Universität Chemnitz erforschen die Ursachen

Oft sind es die ganz banalen Dinge, die Forscher in Angriff nehmen. An der Technischen Universität Chemnitz steht das subjektiv empfundene, menschliche Zeitempfinden im Zentrum der Forschungen. Es gilt die Frage zu klären, welche Einflussfaktoren hier eine Schlüsselrolle spielen. Ein Beispiel: Vielen Menschen erscheint der Rückweg immer kürzer als der Hinweg. Oder: Je älter man wird, umso schneller scheint die Zeit zu verfliegen. Wenn gerade erst Weihnachten war, steht es schon wieder vor der Tür.

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Der Mensch besitzt eine innere Uhr, deren Takt den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert und ihm hilft, etwa bestimmte Stoffwechselvorgänge rechtzeitig durchzuführen Foto: dpa

Angeborener Biorhythmus: Wann Zeit ist, aufzustehen und zu arbeiten oder zu schlafen, weiß unser Körper auch ohne Wecker. EIn Diplompsychologe erklärt unsere innere Uhr und unser Zeitempfinden.

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Stuttgart - Fünf Minuten: Mit einem angenehmen Gesprächspartner vergehen sie wie im Flug. Auf dem Zahnarztstuhl dehnt sich dieselbe Zeitspanne zu einer gefühlten Ewigkeit. „Unsere Zeitwahrnehmung variiert je nachdem, ob wir die Aufmerksamkeit auf die Zeit richten oder nicht“, erklärt Marc Wittmann. „Deshalb sitzen heutzutage alle mit ihrem Smartphone oder Tablet in der U-Bahn: Die Leute lenken sich von der Zeit ab. Das wird als angenehm erlebt.“

Der Diplompsychologe am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene sieht es so: Unser Körperempfinden entscheidet über die Zeitwahrnehmung. Achtet man nicht auf sich selbst, kommt es zu einer Zeitraffung; konzentriert man sich auf das eigene Körpergefühl (so wie beim Zahnarzt), kommt es zu einer – subjektiven – Zeitdehnung.

Tag- und Nacht-Rhythmus – die innere Uhr des Menschen

Forscher gehen inzwischen von zwei Uhren aus, die uns bestimmen: zum einen der Tag-Nacht-Rhythmus – das, was im Volksmund als innere Uhr bezeichnet wird. Dieser sogenannte circadiane Rhythmus reguliert unsere vegetativen Funktionen. Er steuert Körpertätigkeiten wie die Herzfrequenz, den Stoffwechsel, die Körpertemperatur – sogar die geistige Leistungsfähigkeit ist abhängig von unserer biologischen Uhr.

Wie sehr dieser Rhythmus vom Tageslicht abhängt, versuchte Jürgen Aschoff, der damalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie in Seewiesen, bereits in den 1960er Jahren zu ermitteln. Über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren ließ er Probanden wochen-, manche auch monatelang ohne Kontakt zur Außenwelt in einem unterirdischen Bunker hausen. Ihren Tag-Nacht-Rhythmus legten die Versuchspersonen dabei selbst fest. Meist pendelte sich ihr circadianer Rhythmus auf etwa 25 Stunden ein. Aschoff folgerte: Unsere innere Uhr tickt auch unabhängig von der Außenwelt.

In den 1970er Jahren entdeckten Wissenschaftler das System, welches den Tag-Nacht-Rhythmus steuert: Feine Nervenstränge in der Netzhaut, die direkt hinter den Augen enden, synchronisieren alle wichtigen Körperfunktionen. Das reiskorngroße Areal im Gehirn wird als „suprachiasmatischer Nucleus“ bezeichnet. An das subjektive Zeitempfinden ist es jedoch nicht gekoppelt, wie aus Aschoffs Versuchen ebenfalls hervorging. Der Biologe bat seine Probanden darum, nach jeder Stunde einen Knopf zu drücken. Dass dabei bis zu drei Stunden ins Land zogen, zeigt: Unsere zweite innere Uhr ist nicht gleich getaktet wie die erste.

Die Zeit vergeht subjektiv empfunden unterschiedlich schnell

Das subjektive Zeitempfinden unterteilt Marc Wittmann wiederum in zwei Ebenen: die prospektive Zeitwahrnehmung – das Gefühl des momentanen Zeitverlaufs also – sowie die retrospektive Zeitwahrnehmung, den Blick zurück in die Vergangenheit. Doch während der Psychologe den Ursprung des momentanen Zeitempfindens im Körpergefühl verortet, ordnet er die retrospektive Zeitwahrnehmung anders ein: Sie hänge von der Erlebnisdichte des erinnerten Zeitraums ab. Dies veranschaulicht Wittmann am Beispiel eines Ferienaufenthalts: „Die ersten Urlaubstage vergehen langsam, weil alles neu und emotionsbeladen ist“, sagt er. „Während der zweiten Woche am Strand muss ich wiederum nichts Neues mehr abspeichern, der Tagesablauf ist Routine.“ So brenne sich der erste Ferientag im Gedächtnis als besonders lange ein, die folgenden Tage vergehen dagegen gefühlt schneller.

Amerikanische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Menschen über 50 Jahre ihren 18. Geburtstag oft als Lebensmitte wahrnehmen. „Bis zum frühen Erwachsenenalter scheint die Zeit langsamer zu vergehen, weil wir entwicklungspsychologisch viel Neues lernen müssen“, erläutert Wittmann. „Im Laufe des Erwachsenenlebens werden wir routinierter, das Neuartige verschwindet. Aufregendes bleibt länger im Gedächtnis – wie der erste Kuss oder das erste Bier.“ Emotional aufgeladene Momente seien daher besonders prägend.

Das subjektive Zeitempfinden kann allerdings auch von Drogen oder Krankheiten beeinflusst werden. Psychoaktive Wirkstoffe wie LSD, Coffein oder Meskalin führen dazu, Zeitintervalle zu überschätzen, Sedative (also dämpfende Mittel) wie Hopfen und Baldrian, Chinin oder Lachgas dazu, sie zu unterschätzen. Parkinson-Patienten oder depressive Menschen nehmen die Zeit mitunter stark verlangsamt wahr, für ADHS-Kranke vergeht sie oft rasend schnell.

Zeitempfinden ist auch kulturell bedingt

Das Verständnis für Zeiteinheiten wie Minuten oder Stunden ist nicht angeboren. Kinder müssen ein Gefühl dafür nach und nach entwickeln. Zunächst leben sie nur in der Gegenwart. Erst im Grundschulalter sind sie in der Lage, Ereignisse in einer zeitlich stimmigen Reihenfolge zu rekonstruieren. Davor schätzen sie Zeitabläufe an ihren räumlichen Gegebenheiten ab: Ist ein Kind größer als das andere, muss es logischerweise älter sein. „Das Zeitempfinden wird kulturell gelernt“, erklärt Wittmann. Einteilungen wie morgen oder gestern seien anfangs noch eine Herausforderung. „Deshalb sagen Eltern oft so etwas wie: Du musst noch zweimal schlafen, dann gehen wir zu Oma.“

Dass das Zeitgefühl von Generation zu Generation weitergegeben wird, hat zur Folge, dass in den einzelnen Kulturen mit dem Phänomen Zeit sehr unterschiedlich umgegangen wird. Das zeigt sich etwa beim Thema Pünktlichkeit: Umfragen zufolge empfindet es mehr als ein Viertel der eher uhrzeitorientierten Deutschen als unhöflich, mehr als sechs Minuten zu spät zu einem Treffen zu erscheinen. Den mehr eigenzeitorientierten Spaniern machen zwanzig Minuten Wartezeit häufig nichts aus.

Nur drei Sekunden in der Gegenwart

Die Gegenwart wird vom Menschen gerade mal rund drei Sekunden wahrgenommen, erklärt Ernst Pöppel, Hirnforscher an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. „Das Gedächtnis kann nur diese Zeitspanne festhalten. Danach öffnet es sich für etwas Neues.“ Pöppel hat die Zeitwahrnehmung anhand intentionaler Bewegungen wie des Händeschüttelns erforscht. „Dauert es signifikant mehr oder weniger als drei Sekunden, wird das als seltsam wahrgenommen.“ Das Zeitfenster konnte er auch beim Hören von Musik oder Lesen von Gedichten feststellen. Es ist also egal, wie schnell ein Augenblick gefühlsmäßig vergeht: Für das Gehirn dauert er stets drei Sekunden.

Warum hat man das Gefühl dass die Zeit schneller vergeht?

Stress und Zeitdruck beschleunigen Zeitempfinden Rückblickend werden dann meist weniger Elemente des Erlebten erinnert und die Zeitspanne als kürzer wahrgenommen. “ Demnach lassen Stress und Druck die Zeit rückblickend schneller vergehen.

Warum vergeht die Zeit schneller wenn man sich bewegt?

Der Grund: Jüngere entdecken die Welt und immer wieder Neues. Ältere erleben vieles hingegen schon zum wiederholten Mal. Bei neuen Dingen verfliegt die Zeit, während man sie erlebt. Aber in der Rückschau gibt es viele verschiedene Erinnerungen - und die Zeitspanne wirkt größer.

Was kann ich tun damit die Zeit langsamer vergeht?

Diese Tipps können dabei helfen, die eigene Zeit subjektiv zu verlangsamen:.
Neues lernen. ... .
Neue Orte und Menschen entdecken. ... .
Erinnerungen lebendig halten. ... .
Routinen durchbrechen. ... .
Spontaneität spart Lebenszeit. ... .
Achtsamkeit im Alltag..

Warum vergeht die Zeit mit manchen Menschen so schnell?

Gibt es noch andere Faktoren? Ein anderer Faktor neben der Aufmerksamkeit auf die Zeit ist das sogenannte Arousal, also körperliche oder emotionale Aktivierung. Ist jemand sehr aktiviert, muss er oder sie beispielsweise schwere Einkaufstüten die Treppe hochtragen, kommt der Person die Dauer länger vor.

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