Was ist viereckig rot und schlecht für die Zähne?

Nicht einmal Hollywoods ungekrönter König kann es sich leisten, schlechte Zähne zu haben: George Clooney bekennt sich zu seinem Zahnschöpfer Bill Dorfman.

Von Christine Kruttschnitt

"Wollen Sie meinen Lieblingszahnarztwitz hören?“, fragt Dr. Dorfman und zeigt vorab schon mal seine strahlend weißen Zähne. Es ist fünf Uhr nachmittags, er kommt gerade aus seiner Praxis in Century City, einem Viertel in Los Angeles voller Filmstudios und Luxushotels. Am Vormittag hat er einer Patientin die Zähne aufgehellt, später ein Fernsehinterview gegeben, jetzt muss er sich um den weltweiten Vertrieb seiner Erfindung kümmern, eine Zahnbleichmethode mit dem schönen Namen „Zoom!“.

Ein erlöstes Lächeln bis zu den Molaren

Dr. Dorfman sagt von sich selbst, er sei Amerikas prominentester Zahnarzt, räumt aber sofort ein, der Superlativ sei ein wenig kurios, denn wie viele Berühmtheiten habe sein Gewerbe schon hervorgebracht. Bill Dorfman ist der einzige Zahnarzt, dessen Namen und Tausend-Watt-Grinsen die Nation zuverlässig wiedererkennt.

Sein medialer Ruhm rührt von einer Fernsehsendung her, in der von der Natur nicht eben gesegnete Zeitgenossen sich einer Runderneuerung unterzogen: In "Extreme Makeover" beobachtete seit 2002 allwöchentlich ein schauderndes Millionenpublikum, wie Brüste gehoben und vergrößert, Bäuche leergesaugt und kleingeschnippelt, Kinne modelliert, Nasen zertrümmert, Stirnen geglättet wurden. Ein neues Gebiss kam fast immer dazu, am Schluss jeder Folge zeigten die Probanden ein erlöstes Lächeln bis zu den Molaren.

"Über schöne Zähne kann man nicht streiten"

Es war Dorfman, der ihre dentalen Steinbrüche in Form brachte - im weißen Kittel schritt er vor die Kamera; um jenen baten die Fernsehleute, denn sonst sieht er aus wie ein Dressman. "Sehen Sie, über falsche Brüste kann man sich streiten", sagt der telegene Doktor, der dreimal die Woche im Fitnessstudio schwitzt und unter dem Arztmantel Bauchmuskeln verbirgt, nicht weniger stramm als die von Matthew McConaughey.

„Oder über Facelifts. Davor schrecken viele zurück, es ist ihnen zu künstlich, zu extrem. Aber haben Sie schon einmal jemanden sagen hören, man soll zu seinen hässlichen Zähnen stehen? Ich gebe den Menschen ein schönes Lächeln! Wer hätte da moralische oder gar medizinische Einwände? Aber zu meinem Witz.“

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Also: Kommt ein Mann zum Zahnarzt. Das ist überhaupt schon mal das falsche Wort. Zahnarzt, da denkt man an Bohrer und Sauger, Angstschweiß und speichelschwere Wattebäusche. Dorfmans Profession nennt sich „Cosmetic Dentistry“, ein rasant blühender Zweig der Zahnmedizin, der in den USA jährlich 2,75 Milliarden Dollar umsetzt. Keine andere kosmetische Prozedur lassen die Amerikaner so willig über sich ergehen wie das Auffrischen ihrer von Kaffee und Rotwein, Nikotin und Alter vergilbten Hauer.

In Hollywood sind weiße Zähne Arbeitsvoraussetzung

Ohne Preis kein Weiß: Die auf „whitening“ eingestellten Praxen vermelden, dass ihre Patienten im Durchschnitt 5500 Dollar für die Behandlung ausgeben, einige nennen gar 20 000 Dollar. Im Durchschnitt. Und das sind nur Zahlen für Umsätze im Sprechzimmer. Mit Weißmachern für zu Hause, die man im Super- und Drogeriemarkt kaufen kann, werden in den USA jährlich fast anderthalb Milliarden Dollar erwirtschaftet. Eine New Yorker Supermarktkette hat 14 verschiedene Produkte im Angebot – Cremes, Gels und Streifen zum Auf-die-Zähne-Kleben –, dazu 51 Zahnpastamarken, die allesamt mit Aufhellerwirkung werben. „GoSmile“, „SexySmile“, woodSmile“ blitzt es von den Regalen: Wer jetzt nicht lacht, ist selber schuld.

Eine „neue kosmetische Obsession“ nennt das Glamourblatt „W“ Amerikas Verhältnis zu gepflegten Kauwerkzeugen. Nun herrschte dortzulande schon immer eine gewisse orale Sorgfalt, man denke an die unzähligen Zahnspangenkinder in amerikanischen Spielfilmen aus den 50er und 60er Jahren, da erinnerte der Wildwuchs im deutschen Kindermund noch an den Teutoburger Wald. Aber seit die Babyboomer – die Generation von Bill Clinton und Bill Gates, Madonna und Oprah Winfrey – einfach nicht alt werden wollen, ist das Geschäft mit der ewigen Adoleszenz explodiert. „Und weiße Zähne“, sagt Dorfman, der dieses Jahr wie Madonna 50 wird und keinen Tag älter aussieht als 39, „sind nun mal das sicherste Zeichen von Jugend.“

Kommt also ein Mann zum Zahnarzt. Der Zahnarzt untersucht ihn und sagt: „Der hier muss raus.“ „Ist das Ihr Ernst?“, ruft der Mann erschrocken. „Dann machen Sie es aber ohne Betäubung!“ „Wie das denn?“, sagt der Zahnarzt irritiert. „Das halten Sie doch gar nicht aus.“

„Solche Fälle“, unterbricht Dorfman und grinst, „Karies und so weiter, das behandle ich gar nicht mehr, das machen meine acht Kollegen.“ Nein, Dorfman ist, als „America’s Dentist“, zum Strahlemann für seine Branche geworden und unermüdlich dabei, den Wunsch nach dem „Billion Dollar Smile“ in jedem Bürger zu wecken. Eine Umfrage, in Auftrag gegeben von der „Cosmetic Dentistry“, ergab, dass Menschen mit Top-Beißern als „attraktiver“, „erotischer“ und „erfolgreicher“ gelten als mit gelblichen, unregelmäßigen Zähnen (es wurden dieselben Teilnehmer beurteilt, einmal vor und einmal nach dem Gang zum Pfleger).

„Karies und so weiter behandle ich gar nicht mehr“

Der Druck auf den Traum in Weiß wächst von allen Seiten: Psychologen bestätigen, dass „schöne“ Menschen beliebter sind, Soziologen, dass sie mehr verdienen. Und nichts haut derber rein, als wenn der Beau den Mund aufmacht und schimmelige oder gar braune Ruinen präsentiert.

Als George Clooney vor ein paar Wochen seine neuen Zähne bleckte – die Fachleute von der Klatschpresse erkannten Veneers und exzessives Bleaching –, schien es, als wäre der letzte Damm gebrochen: In Hollywood kann es sich nun gar keiner mehr – nicht mal der Filmbranche ungekrönter König George Clooney – leisten, mit fleckigem Zahnschmelz herumzulaufen oder mit Kronen, deren dunkle Metallränder man im Zahnfleisch erkennt, oder mit Füllungen, die andersfarbig als weiß sind. Nicht manche, alle mögen’s weiß: makellos, gesund, wie von Mutter Natur gewollt und dabei von Vater Dorfman gebastelt.

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Oscar-Preisträger dürfen nicht

Sein erster prominenter Klient war die Schwimmerin und Schauspielerin Esther Williams, „badende Venus“ aus Technicolor-Musicals, die – im fortgeschrittenen Zahnalter – um Verjüngung ihres Lächelns bat. Dorfman zauberte: mit Weißmachern und ebenjenen Veneers, Haftschalen aus Porzellan oder Keramik, die auf Zahnfronten geklebt werden. Der Hollywood-Lady sind viele

Stars und Starlets gefolgt: Dorfman perfektionierte das Lächeln von Jessica Simpson, einer vorwiegend in den USA operierenden Berufsblondine, und Anne Hathaway, einer brünetten Beauty, die nicht nur wegen ihres 42-Zähne-Strahlens als neue Julia Roberts gefeiert wird. Als Altrocker Ozzy Osbourne auf MTV seine eigene Reality-Show bekam, schaute er samt Kameras bei Dorfman vorbei. Viele seiner Klienten bitten jedoch um Diskretion – wer sie in Film und Fernsehen gleißen sieht, soll denken: alles echt.

Sind viereckige Zähne sexy?

Neulich sei eine Oscar-Preisträgerin bei ihm aufgelaufen, die sich ein ebenmäßigeres Gebiss ersehnte. Aber die habe er wieder nach Hause geschickt, sagt Dorfman, „bei so einer bekannten Persönlichkeit kann man nicht plötzlich den Look ändern“. Ansonsten gilt: Er kann alles, er macht alles. Wenn Patienten mit Fotos von Halle Berry in seine Praxis kommen – sie hat laut amerikanischer Zahnarztvereinigung AACD das schönste aller Lächeln –, fertigt er erst mal ein Kunstgebiss nach Berry-Bauart an, das er der Kundin in den Mund setzt. Wenn die den Anblick mag, legt er los: Die Schauspielerin habe zwar „männlichere“ Zähne als andere Frauen, viereckigere nämlich, aber das sei eben besonders sexy.

Und superweiß sind sie, die Halle’schen Kometen: Also werden, nach gründlicher Reinigung, die Patientenzähne erst mal gebleicht. Eine Stunde dauert das Verfahren à la Dorfman, wo mit einer UV-Lampe – die aussieht wie ein blau glühender Hotdog – das auf die Zähne gemalte Wasserstoffperoxidgel 15 Minuten lang bestrahlt wird. Dann kommt die alte Beschichtung runter, eine neue drauf, dreimal wird das Ganze mindestens wiederholt, bis zu acht Nuancen heller schimmert der Zahn. Durchschnittlich 600 Dollar kostet die „Zoom!“-Methode; laut Dorfman die meistverkaufte der Welt, in 80 Ländern ziehen die Menschen dafür die Lefzen hoch.

Vampirähnliche Überstände

In Hollywood sind ultraweiße Zähne kein Luxus, sondern normal. Arbeitsvoraussetzung. Ausländische Stars erkennt man in der Regel an natürlich gelblicher Bestuhlung, vampirähnlichen Überständen und Lücken, die sich nur erlauben darf, wer Madonna, Arnold Schwarzenegger, Elton John oder Lauren Hutton heißt. „Sobald englische Schauspieler rüberkommen und hier Filme drehen wollen, führt sie der erste Weg immer zum Zahnarzt“, sagt Dorfman.

Kürzlich spielte der Londoner Actionheld Jason Statham nach vielen Auftritten in Hollywood-Filmen mal wieder in einer englischen Produktion mit: Wie auffällig, er war der Einzige mit perfekt bestückten Kiefern. Und als Clive Owen („Hautnah“) nach längerer Drehzeit in den USA dem britischen „Guardian“ ein Interview gab, bestaunte der Reporter ausgiebig die „blendend weiße Dentalbehandlung“.

In Hollywood blitzt es überirdisch

„Aus der Nähe sehen Hollywood-Zähne lächerlich unnatürlich aus“, sagt der Chefredakteur der amerikanischen Klatschillustrierten „In Touch“, auf deren Seiten es wöchentlich überirdisch weiß aus Dutzenden Prominentenmündern blitzt (kein Wunder, dass alle Sonnenbrillen tragen!). „Aber Hollywood ist berühmt dafür, dass es das Unnatürliche nicht meidet, sondern zelebriert. Das falsche Lächeln ist jetzt perfekt: Du siehst nur aufgepumpte Lippen, gebleichte Zähne, Keramikblenden. Und alle finden es schön.“

„Ich finde, es soll natürlich aussehen“, beharrt Dorfman, der von seiner VIP-Kundschaft regelmäßig zu Filmpremieren eingeladen wird. „Ich sage meinen Patienten, sie sollen den Grad des Bleichens mir überlassen. Mir vertrauen. Wussten Sie, dass Zahnärzte die vertrauenswürdigste Berufsgruppe bilden, noch vor kirchlichen Würdenträgern? Kein Witz. Apropos. Wollen Sie ihn nun hören oder nicht?“

Der Mann sagt: „Sie können mich nicht betäuben. Wenn ich eine Spritze sehe, flippe ich aus, ich werde ohnmächtig, machen Sie’s ohne.“ Der Arzt denkt nach. Er geht für einen Augenblick raus. Als er wiederkommt, drückt er dem Mann eine blaue Pille in die Hand. „Was’n das?“, fragt der. „Viagra“, sagt der Arzt.

Allroundpaket für zu Hause

Dorfman packt zusammen, Feierabend. In seinem Büro hängen Zertifikate und Auszeichnungen, dazu Fotos seiner drei Kinder aus der geschiedenen Ehe mit einer Deutschen. In den Regalen weitere Produkte, die er entwickelt hat: zwei Zahnbleichmittel für den Hausgebrauch sowie sein Allroundpaket gegen Raubtieratem – Zahnpasta, Zahnseide, Zungenschaber.

So wie viele Hautärzte in den USA ihre eigenen Pflegeserien auf den Markt bringen, machen nun Zahnärzte dank ihres rasanten Imagewandels – die Schönmacher! Die weißen Riesen! – ebenfalls Geschäfte. Dorfman ist eine Mischung aus Unternehmer und Missionar, ein selbst ernannter und gut bezahlter Wohltäter, der selbst ganz gern im Hellen steht.

„Fragt der Mann, was soll ich denn Viagra nehmen, betäubt das?“, sagt Dorfman, während er seine Tasche einen langen Gang in dem Bürogebäude entlangzieht, das er vor einigen Jahren gekauft hat. Hier residiert mit 800 Angestellten seine Firma Discus Dental. Er stoppt für die Pointe: „Nein, sagt der Arzt, aber wenn ich den Zahn ohne Betäubung ziehe, haben Sie wenigstens was zum Festhalten.“

Dorfman grinst. „Müssen Sie nicht lachen? Nein? Wie schade. Ich sehe es nun mal für mein Leben gern, wenn andere Leute den Mund aufmachen.“

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