Was ist wenn man zu hohen blutdruck hat

Einer von fünf Betroffenen weiß nichts von seinem Bluthochdruck

Bluthochdruck ist unumstritten ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er entwickelt sich mitunter über Jahre hinweg und kann lange Zeit unbemerkt bleiben. Der Körper zeigt oft keine eindeutigen Warnsignale wie Schmerzen oder Unwohlsein, die die Betroffenen normalerweise zum Arzt führen würden. Petra Rudnick vom TK-Ärztezentrum weiß: "Die Diagnose Bluthochdruck ist häufig ein Zufallsbefund, etwa bei einer Routineuntersuchung." 

Risiko für Bluthochdruck in der zweiten Lebenshälfte steigend

Mit zunehmendem Alter steigt von Natur aus das Risiko für Bluthochdruck. Sind enge Verwandte früh von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, ist Ihr genetisch bedingtes Risiko erhöht. Wer auf Zigaretten verzichtet, senkt die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu erkranken. Auch ein Taillenumfang von unter 102 Zentimetern bei Männern bzw. 88 Zentimetern bei Frauen sowie ein BMI  unter 30 wirken sich positiv aus. 

Bluthochdruck: messbar, aber kaum zu spüren

Erste Anzeichen eines Bluthochdrucks nehmen viele Betroffene kaum wahr, da sie sich meist schleichend entwickeln und nicht direkt damit in Verbindung gebracht werden. "Hoher Blutdruck führt bei einigen Betroffenen zu unspezifischen Beschwerden", sagt Petra Rudnick vom TK-Ärztezentrum. "Diese Beschwerden können jedoch auch andere Ursachen haben", weiß die Allgemeinmedizinerin. Eine Blutdruckmessung  verrät, ob ein Bluthochdruck als Ursache für die Symptome ausgeschlossen werden kann. Mögliche Warnsignale sind:

  • Sie können schlechter ein- und durchschlafen.
  • Sie verspüren eine innere Unruhe.
  • Sie haben Ohrensausen oder Geräusche im Ohr.
  • In Belastungssituationen verspüren Sie Kopfschmerzen oder Schwindel.
  • Sie haben häufig Nasenbluten.
  • Als Frau verspüren Sie Beschwerden wie in den Wechseljahren.
  • Als Mann bemerken Sie gegebenenfalls Erektionsschwächen.

Diagnostiziert Ihr Hausarzt einen Bluthochdruck, können Sie im Alltag aktiv werden , um Ihren Blutdruck zu senken. Mit Ihrem Arzt besprechen Sie den Weg zu Ihrem Ziel-Blutdruck, um Folgeerkrankungen effektiv vorzubeugen.

Bluthochdruck enttarnen

Beim Gesundheits-Check-Up  der TK wird ab 35 Jahren alle drei Jahre auch Ihr Blutdruck auf den Prüfstand gestellt. Mit einem Heim-Messgerät können Sie auch zu Hause Ihren Blutdruck regelmäßig selbst kontrollieren.

So erkennen Sie einen Notfall

Ein stark erhöhter Blutdruck gefährdet Gefäße, Gehirn, Herz, Nieren und Augen. Messen Sie Werte über 180/110 mmHg, kontaktieren Sie umgehend Ihren Hausarzt. Kommen folgende Symptome hinzu, rufen Sie einen Notarzt:

  • Sie können nicht mehr richtig sprechen.
  • Sie sehen verschwommen oder doppelt.
  • Eine Körperseite fühlt sich fremd an oder kann nicht mehr bewegt werden.
  • Sie haben starke Atemnot oder Brustschmerz.
  • Es tritt Benommenheit bis hin zu Bewusstlosigkeit auf.
  • Sie verspüren Übelkeit oder Brechreiz.

Synonym: arterielle Hypertonie, Hypertonie

Fast jeder Zweite in der Schweiz hat einen erhöhten Blutdruck. Durch die Erkrankung, die man nicht spürt, steigt die Gefahr für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Der Blutdruck gilt dann als erhöht (Hypertonie), wenn mehrere Messungen Werte von 140/90 mmHg oder höher ergeben. Anders lässt sich Bluthochdruck kaum erkennen. Er löst nur sehr selten typische, eigene Beschwerden aus, sondern schädigt Herz, Gefässe und andere Organe schleichend. Wenn Symptome durch Hypertonie auftreten, dann hat sie meist schon deutliche, möglicherweise ernste Schäden angerichtet. Durch Bluthochdruck steigt die Gefahr für Herzinfarkte, Schlaganfälle und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Sie sind Todesursachen Nummer eins in der Schweiz.

Wer von Bluthochdruck spricht, meint in der Regel arteriellen Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Es gibt noch andere Formen, wie Hochdruck im Lungenkreislauf, die seltener sind. Erhöhter arterieller Blutdruck ist weitverbreitet. Doch viele Menschen wissen nicht, dass sie betroffen sind, weil keine Symptome zu spüren sind. Deshalb nehmen viele, die ihre Werte kennen, die Erkrankung auf die leichte Schulter. Seine Ursache hat Bluthochdruck meistens in einem ungesunden Lebensstil. Risikofaktoren sind etwa Bewegungsmangel, Übergewicht, Stress, reichlich Alkohol und Zigaretten.

Blut muss unter Druck stehen, sonst könnte es in unseren Adern nicht gegen die Schwerkraft aufwärtsfliessen. Der Blutdruck entsteht aus der Pumpkraft des Herzens und dem Widerstand der Gefässwände. Bei jedem Pumpen stösst das Herz einen Blutschwall aus, der als Puls etwa am Handgelenk zu fühlen ist. Der Schwall weitet die elastischen Wände der Arterien kurzzeitig, bevor sie sich wieder zusammenziehen. So treiben auch die Arterienwände das Blut voran.

Wenn der Blutdruck über das gesunde Mass hinaus ansteigt, bemerkt man davon üblicherweise lange Zeit nichts. Hypertonie ist ein schleichender Schädling. Anzeichen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Atemnot oder Sehstörungen zeigen sich in den meisten Fällen erst, wenn Blutdruckwerte sehr stark erhöht sind oder Organe durch anhaltenden Hochdruck schon bleibende Schäden erlitten haben. Aber selbst unspürbarer, geringer Bluthochdruck steigert langfristig die Gefahren für die Gesundheit. Auf Dauer leiden einerseits besonders die Blutgefässe, was ernste Erkrankungen nach sich ziehen kann; andererseits muss das Herz gegen den höheren Druck anpumpen. Dabei verändert es sich krankhaft. Die folgenden Erkrankungen gehören zu den häufigsten Problemen oder Komplikationen, die Bluthochdruck nach sich ziehen können:

  • Arteriosklerose (Gefässverkalkung), Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In den Wänden der Arterien bilden sich vermehrt Ablagerungen (Plaques). Die Wände wölben sich nach innen, sodass die Arterien enger werden. Die Blutversorgung der betroffenen Körperteile oder Organe geht zurück. Die Folgen der Arteriosklerose sind die häufigsten Todesursachen in der Schweiz und anderen Industrienationen. Wo verengte oder verschlossene Arterien zu Problemen führen, hängt von ihrer Lage ab.
  • Im Gehirn kann es zu Schlaganfällen oder zum Nachlassen geistiger Fähigkeiten (Demenz) kommen.
  • Am Herz können koronare Herzkrankheit, Angina pectoris (Herzenge) und bei Gefässverschlüssen auch Herzinfarkte auftreten.
  • Die Funktion der Nieren kann nachlassen (Nierenschwäche, Niereninsuffizienz) oder ganz ausfallen (Nierenversagen). Über Umwege können verengte Nierenarterien Bluthochdruck verschlimmern oder normalen Blutdruck krankhaft erhöhen.
  • Schmerzen bei Bewegung und später auch in Ruhe können die Folge verengter Gefässe an Becken, Beinen und Armen sein («Schaufensterkrankheit», periphere arterielle Verschlusskrankheit [PAVK]). Durch Verengungen an diesen Stellen ist es ebenso möglich, dass Gewebe abstirbt.
  • Männer mit verengten Arterien im Unterleib können Erektionsstörungen (erektile Dysfunkion) entwickeln.
  • Das Herz muss wegen des erhöhten Blutdrucks kräftiger pumpen. Dadurch kann sich der Herzmuskel so verändern, dass sich das Herz schlechter füllt und weniger Blut umwälzt (Herzschwäche, Herzinsuffizienz).
  • Gefässveränderungen in der Netzhaut können die Sehkraft stark einschränken, was aber selten ist.

Bluthochdruck trägt zur Entstehung der Todesursachen bei, die in der Schweiz am häufigsten sind. Doch etwa eine von drei Personen mit erhöhtem Blutdruck weiss nichts davon. Deshalb raten viele medizinische Fachverbände dazu, den Blutdruck spätestens ab dem 50. Lebensjahr regelmässig kontrollieren zu lassen. Bei zusätzlichen Risikofaktoren (siehe «Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit») können frühere Kontrollen sinnvoll sein. Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt auch Jüngeren ab 18 Jahren eine jährliche Messung. Um erhöhten Blutdruck zu senken, sind oft keine Medikamente notwendig!

Ab wann beginnt erhöhter Blutdruck?

Ob der Blutdruck zu tief, normal oder erhöht ist, zeigen Messungen auf. Sie liefern zwei extreme Werte für den Blutdruck – den kleinsten und den grössten. Der höchste Druck oder systolische Blutdruck herrscht in dem Moment, wenn das Herz gerade pumpt, also Blut in die Adern presst. Der niedrigste Druck oder diastolische Blutdruck liegt vor, wenn der Herzmuskel erschlafft. Die seltsame Masseinheit «mmHg» steht für «Millimeter Quecksilbersäule» und stammt noch von historischen Messgeräten.

Bei der Einordnung des Blutdrucks folgen die Schweizer Fachverbände den Einteilungen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgestellt wurden. Allein für sich betrachtet, sagen Blutdruckwerte nur etwas aus, wenn sie klar erhöht sind beziehungsweise eindeutig im optimalen Bereich liegen. In den anderen Fällen ist es wichtig, ob zusätzliche Faktoren vorhanden sind, die schädliche Wirkungen von Bluthochdruck verstärken können. Niedrige, noch normale Werte sind also nicht in jedem Fall völlig unbedenklich. Grundsätzlich sollte der Blutdruck den Normalbereich nie für längere Zeit überschreiten und erst recht nicht deutlich.

Einteilung der Blutdruckwerte laut WHO:

  • Optimal, keine Behandlung:
    < 120 mmHg systolisch, < 80 mmHg diastolisch
  • Normal, keine Behandlung:
    120–129 mmHg systolisch, 80–84 mmHg diastolisch
  • Noch normal, regelmässige Messung und Überwachung der Werte:
    130–139 mmHg systolisch, 85–89 mmHg diastolisch
  • Leichter Hochdruck (Stufe 1), ärztliche Behandlung:
    140–159 mmHg systolisch, 90–99 mmHg diastolisch
  • Mittlerer Hochdruck (Stufe 2), ärztliche Behandlung:
    160–179 mmHg systolisch, 100–109 mmHg diastolisch
  • Schwerer Hochdruck (Stufe 3), dringend ärztliche Behandlung:
    > 180 mmHg systolisch, > 110 mmHg diastolisch
  • Isolierter systolischer Bluthochdruck, ärztliche Behandlung:
    > 140 mmHg systolisch, < 90 mmHg diastolisch

Ab wann leiden Herz und Blutgefässe?

Erhöhter Blutdruck, der unabhängig von anderen Faktoren auf jeden Fall eine Behandlung erfordert, beginnt somit ab 140/90 mmHg. Umgekehrt sind einzig optimale Werte mit absoluter Sicherheit ungefährlich. Werte dazwischen können die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergrössern, wenn zusätzliche Risikofaktoren vorhanden sind wie etwa Übergewicht, Bewegungsmangel, Zigarettenkonsum oder Diabetes. Mit ihnen steigt die Gefahr, dass Arteriosklerose und ihre Folgen auftreten. So hat beispielsweise ein übergewichtiger, 64-jähriger Raucher mit Diabetes schon wegen des Tabakkonsums und der Zuckerkrankheit ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei ihm können Werte um 135/85 mmHg, die nur leicht erhöht sind, die Gefahren für seine Gesundheit deutlich steigern. Gleiche Werte wären bei einer 34-jährigen, sportlich-schlanken Nichtraucherin ohne zusätzliche Risikofaktoren zwar ungewöhnlich, doch sie müsste sich aktuell keine Sorgen machen. Allerdings sollte sie ihren Blutdruck im Auge behalten und eventuell versuchen, zusammen mit Ärzten herauszufinden, warum er leicht über der Norm liegt. Um zu beurteilen, was der Blutdruck für die Gesundheit bedeutet, müssen Ärzte die Werte im Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren sehen. Dann gibt es oft keine scharfe Grenze zwischen gut und schlecht. Oberhalb der optimalen Werte steigen die Risiken mit jeder weiteren Einheit an, und sie klettern noch höher mit jedem Faktor, der die Entwicklung von Arteriosklerose unterstützt.

Um erhöhten Blutdruck sicher feststellen zu können, sind mehrere Messungen nötig. Der Blutdruck schwankt im Verlauf des Tages. Er kann auch kurzzeitig ansteigen, etwa durch psychische Anspannung. So spricht man vom «Weisskitteleffekt», wenn der Blutdruck vor Aufregung nur in Messungen beim Arzt überhöht ist. Deshalb sollten für eine Diagnose mindestens drei Messungen an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten stattfinden. Viele Fachleute raten zusätzlich zu 24-Stunden-Messungen oder mehreren Messungen zu Hause. Für eine Diagnose reicht es aus, wenn nur einer der beiden Blutdruckwerte ständig erhöht ist.

Bei leichter bis mittlerer Hypertonie können positive Veränderungen im Lebensstil den Blutdruck nicht selten innert eines Jahres wieder auf normale Werte senken. Medikamente sind nicht zwangsläufig nötig, dafür aber umso mehr die engagierte Mitwirkung der Betroffenen. Sinnvolle Umstellungen im Lebensstil bedeuten, Risikofaktoren auszuschalten oder zumindest ihren Einfluss erheblich zu vermindern. Konkret heisst das: Übergewicht verringern, sich mehr bewegen, Stress vermeiden oder abbauen, sich ausgewogen ernähren, weniger Salz zu sich nehmen, nur mässig Alkohol trinken und gegebenenfalls das Rauchen aufhören. Frauen, die mit Hormonpräparaten verhüten oder eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren machen, sollten mit ihren Ärzten besprechen, welchen Einfluss diese Behandlungen auf ihren Bluthochdruck haben und ob sich Alternativen anbieten.

Medikamente gegen Bluthochdruck

Eine gesunde Lebensweise verstärkt die Wirkung von Medikamenten gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva, Antihypertonika): Viele Betroffene müssen dann nur geringere Dosen nehmen oder können nach einiger Zeit möglicherweise ganz auf Medikamente verzichten. Umgekehrt kann ihre Wirkung durch unvernünftiges Verhalten verloren gehen. Blutdruckmedikamente senken das Sterberisiko sowie die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Hochdruckpatienten deutlich. Dazu sollten sie «optimal eingestellt» sein: Menschen mit Hypertonie müssen die richtigen Medikamente erhalten, sie in der richtigen Dosis und vorschriftsmässig einnehmen. Damit das garantiert ist, sollten regelmässig Kontrollen des Blutdrucks stattfinden. Die Werte dürfen nicht über den zufriedenstellenden Bereich hinaus ausschlagen. Falls doch, müssen die Ärzte mit den Patienten die Therapie beziehungsweise den Blutdruck neu einstellen. Am häufigsten kommen gegen Bluthochdruck Wirkstoffe aus folgenden Gruppen zum Einsatz:

  • Diuretika veranlassen die Nieren dazu, mehr Natrium und Wasser zur Ausscheidung zu bringen. So sinkt die Flüssigkeitsmenge in den Blutgefässen, und der Blutdruck nimmt ab.
  • Betablocker bremsen das Herz, sodass es weniger Blut umwälzt. Zudem sorgen die Medikamente dafür, dass die Nieren weniger eines bestimmten Hormons (Renin) freisetzen, das die Blutgefässe verengt und den Blutdruck erhöht.
  • Kalziumantagonisten (Kalziumkanalblocker) verhindern, dass Kalzium wirken kann, das sonst Blutgefässe verengt.
  • ACE-Hemmer erreichen, dass der Körper die chemische Vorstufe Angiotensin I weniger gut in das Hormon Angiotensin II umwandelt, das Blutgefässe stark verengt.
  • Sartane (auch AT1-Antagonisten, Angiotensin-Rezeptorblocker) blockieren die Bindestellen, über die Angiotesin II die Gefässe verengt.

Welche Medikamente sich am besten eignen, hängt von der Höhe des Blutdrucks, der Verträglichkeit, dem Alter und vom allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten ab. Wenn Substanzen der genannten Familien zu unerwünschten Effekten führen, bieten sich auch einige Stoffe aus anderen Familien an (z.B. Alpha-1-Rezeptoren-Blocker, Alpha-2-Agonisten, Renin-Inhibitoren). Sie senken den Blutdruck meistens genauso gut, sind zum Teil aber weniger gut verträglich oder erforscht. Derzeit arbeiten mehrere Gruppen von Wissenschaftlern an einer Impfung gegen Bluthochdruck. Für einen breiten Einsatz steht sie noch nicht zur Verfügung.

Wenn der Blutdruck dauerhaft erhöht ist, verdickt sich die Muskelschicht in den Wänden der Arterien. Die Wände versteifen, und die Gefässe werden starr. Um das auszugleichen, muss das Herz kräftiger pumpen. Dadurch verändert sich der Herzmuskel. Auch der Blutdruck steigt weiter, was die innere Schicht der Arterienwände strapaziert. Dort können kleine Risse entstehen. An diesen Stellen bilden sich leichter Ablagerungen, sodass sich Arteriosklerose entwickelt. Sie verwandelt die ehemals elastischen Gefässe langsam in steife, verkalkte Röhren. Diese unterstützen den Bluttransport immer schlechter. Zum Ausgleich muss das Herz den Blutdruck steigern. Es hat sich ein Teufelskreis entwickelt.

Die Blutversorgung nimmt dort ab, wo Gefässe stark durch Ablagerungen verengt sind. Herzmuskel, Nieren, Gehirnzellen, Muskeln in den Beinen und Zellen in den Augen können unter Sauerstoffmangel leiden, wodurch ihre Funktion nachlässt. Mögliche Folgen oder Komplikationen sind Demenz, Schmerzen in den Beinen bei Bewegung oder am Herzen bei Belastung (Herzenge) und andere Beschwerden. Ebenso können sich Ablagerungen von den Gefässwänden lösen. Diese «Klümpchen» (Thromben) werden vom Blutstrom weggetragen. Sie können woanders Gefässe völlig verschliessen wie ein Pfropf. Geschieht das am Herzmuskel, stirbt Muskelgewebe ab (Herzinfarkt). Herzinfarkte sind extrem schmerzhaft und können das Leben bedrohen. Ereignet sich der Gefässverschluss im Gehirn, geht dort Gewebe zugrunde (Schlaganfall). Betroffene können die Kontrolle über viele Körperfunktionen verlieren und ebenfalls ihr Leben. Das Risiko von Menschen mit Bluthochdruck für Herzinfarkt oder Schlaganfall war in Studien im Vergleich zu Gesunden doppelt bis zehnmal so hoch, je nach Schweregrad. Nicht zuletzt leidet der Herzmuskel stark unter der Überlastung durch Bluthochdruck. Er verändert sich und arbeitet zunehmend schlechter.

Bei neun von zehn Hochdruckpatienten können Ärzte keine körperliche Ursache für einen erhöhten Blutdruck finden (essenzielle oder primäre Hypertonie). Allerdings sind einige Risikofaktoren – also gewisse Umstände und Verhaltensweisen – bekannt, die stark zur Entstehung von primärem Bluthochdruck beitragen:

  • Familiäre Veranlagung/Gene: Wissenschaftler kennen bereits mehr als 15 verschiedene Gene, die an der Entwicklung von Bluthochdruck beteiligt sind. Kinder besitzen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, wenn beide Elternteile Bluthochdruck haben.
  • Übergewicht: Mehr als die Hälfte aller Personen mit Übergewicht bekommt Bluthochdruck.
  • Bewegungsmangel: Die Gefässe brauchen Training. Wer es vernachlässigt, steigert sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschliesslich Bluthochdruck erheblich.
  • Salz: Hoher Salzkonsum (Kochsalz) geht mit hohem Blutdruck einher.
  • Stress: «Stresshormone» erhöhen auf Dauer nicht nur den Blutdruck, sondern auch den Blutzuckerspiegel.
  • Alkohol: Mengen von täglich mehr als 30 Gramm Alkohol (entspricht 0,75 Liter Bier oder 0,4 Liter Wein) heben den Blutdruck an.
  • Rauchen: Eine der schädlichen Folgen des Nikotinkonsums ist, dass der Blutdruck ansteigt.
  • Alter: Mit dem Alter erhöht sich der Blutdruck etwas, und ältere Menschen haben daher häufiger Hypertonie.

Sekundäre Hypertonie oder Bluthochdruck mit konkreter Ursache liegt nur bei etwa einem von zwanzig Betroffenen vor. Meistens hat eine Erkrankung den Blutdruck erhöht, wie zum Beispiel Nierenerkrankungen, Verengungen der Nierenarterien, bestimmte Schlafstörungen mit Atemaussetzern/obstruktives Schlafapnoe-Syndrom oder hormonelle Störungen. Aber auch Medikamente (z.B. bestimmte hormonelle Verhütungsmittel und entzündungshemmende Schmerzmittel, Kortison), Nahrungsergänzungsmittel (z.B. sogenannte Fatburner) oder Drogen wie Kokain und Amphetamine (Aufputschmittel) können erhöhten Blutdruck auslösen.

Häufigkeit

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Rund eine von vier Personen in der Schweiz hat einen erhöhten Blutdruck. Bei Frauen und Männern über 60 Jahre ist es sogar eine oder einer von zweien. Allerdings weiss rund jeder dritte Betroffene nichts von der Hypertonie. Etwa genauso viele kennen ihre Diagnose, tun aber nichts oder zu wenig, um den teils lebensbedrohlichen Folgen vorzubeugen.

Bluthochdruck beugt man vor, indem man Risikofaktoren möglichst beseitigt oder abschwächt. Damit gleicht die Vorbeugung den frühen Schritten der Behandlung (siehe «Behandlung»). Auch sie setzt zuerst auf die Beteiligung der Patienten – darauf, dass sie aus eigener Kraft einen gesunden Lebensstil einschlagen und so ihren Blutdruck normalisieren. Sie sollten Übergewicht abbauen, sich mit mittlerer Intensität regelmässig bewegen, sich ausgewogen ernähren und dabei auf ihren Salzkonsum achten. Dauerhafter Stress sollte vermieden oder abgebaut werden, etwa durch Entspannungstechniken. Die wichtigsten Massnahmen gegen Bluthochdruck und Erkrankungen, die sie begünstigen, sind:

  • Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes behandeln: Die Erkrankungen sollten so konsequent behandelt werden, dass sich die Werte möglichst normalisieren. Ein gesunder Lebensstil sollte die Therapie unterstützen.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene, abwechslungsreiche Speisen sollten in Mengen auf den Tisch kommen, die nicht zu Übergewicht führen. Problematisch sind viele industriell verarbeitete Lebensmittel (z.B. Fertiggerichte), hier stecken in kleinen Bissen oft viele Kalorien. Zudem enthalten solche Speisen meist viele ungünstige gesättigte Fettsäuren und viel versteckten Zucker oder Salz. Auch Süssgetränke und Energydrinks erhöhen die Gefahr von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besser ist es, reichlich frische Lebensmittel zu verwenden und zu essen (z.B. Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, [Fett-]Fisch, mageres Fleisch, magere Milchprodukte). Gesättigte Fettsäuren in der Nahrung sollte man durch ungesättigte zu ersetzen versuchen. Fett sollte weniger als 30% der Kalorien in der Nahrung ausmachen. Für Menschen mit erhöhtem Blutdruck empfiehlt es sich, die Salzaufnahme zu drosseln.
  • Ausreichende und regelmässige Bewegung: Regelmässigkeit bringt mehr als hohe Intensitäten. Für Herz und Kreislauf ist es besser, viermal pro Woche 30 Minuten bei mittlerer, gleichmässiger Belastung zu trainieren als einmal zwei Stunden mit voller Kraft. Die Anstrengung sollte zur individuellen Belastbarkeit passen, im Zweifel sind Gesundheits-Checks ratsam. Je jünger man zu trainieren beginnt, desto besser ist der Effekt. In Vereinen, Sport-, Freizeit- oder Herzgruppen fällt regelmässiges Training meist leichter. Jede Bewegung ist besser als gar keine! Statt den Lift zu nehmen, kann man die Treppe wählen. Statt direkt beim Theater zu parkieren, kann man das Auto weiter entfernt abstellen und ein paar Schritte gehen. Es gibt viele Möglichkeiten, Bewegung in den Alltag einzubauen.
  • Übergewicht reduzieren: Das Körpergewicht sollte sich im Normalbereich bewegen; es ist mehr als ratsam, Übergewicht abzubauen. Auf dem richtigen Weg dahin ist, wer sich gesund ernährt und sich regelmässig bewegt.
  • Verzicht auf Zigaretten: Nikotin erhöht die Gefahr von Bluthochdruck, Arteriosklerose, Schlaganfällen, Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen und anderen Erkrankungen. Im Rauch von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen befinden sich etwa 4000 weitere Substanzen, die viele Gesundheitsrisiken steigern, etwa die Gefahr von Lungenerkrankungen (z.B. COPD) sowie von Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren-, Blasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ein Rauchstopp lohnt sich immer: Selbst nach vielen Jahren kann sich der Körper oft noch davon erholen. Wer aufhören will, sollte alle sinnvollen Hilfsmittel nutzen (z.B. Schulungen, Nikotinpräparate, Entwöhnungstabletten), um die Erfolgschancen zu maximieren.
  • Weitere Krankheiten und Infektionen: Einige Erkrankungen oder Infektionen erhöhen den Blutdruck und das Risiko von anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose), chronische Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz), Gicht, Schlafstörungen, besonders Schnarchen mit Atemstillständen (Apnoe) und Zahnfleischentzündungen (Parodontitis).
  • Stress vermeiden oder abbauen: Hoher Arbeitsdruck, Mobbing, Ängste, Sorgen ums Geld oder um nahestehende Menschen, Schlafmangel, Lärm und viele andere Umstände können stressen. Langfristig schadet das oft dem Herz und den Gefässen. Stress kann den Schlaf stören, das Immunsystem schwächen, die Menge von Entzündungssubstanzen im Blut erhöhen und zu vermehrten Ablagerungen an Gefässwänden führen. Wenn sich Stress nicht vermeiden lässt, sollte man versuchen, alltägliche Stresssituationen zusammen mit anderen Beteiligten (z.B. Arbeitskollegen, Familie, Partner) abzumildern. Zum Stressabbau eignen sich etwa Entspannungstechniken.
  • Lebensrhythmus einhalten: Schichtarbeiter bekommen öfter Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle und Herzinfarkte als andere Menschen. Sie leiden zudem häufiger unter Schlafstörungen und Depressionen. Ein regelmässiger Tagesablauf schont den Organismus.
  • Soziale Kontakte pflegen: Menschen, die allein leben und viel allein sind, haben ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Soziale Kontakte sind wichtig für die körperliche und geistige Gesundheit.
  • Erholsam schlafen: Durch Ein- und Durchschlafstörungen sowie nicht erholsamen Schlaf steigt das Risiko von Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders gefährlich sind Schlafstörungen mit nächtlichen Atemaussetzern (Apnoe).
  • Depressionen vermeiden oder behandeln lassen: Laut Studien haben depressive Menschen gegenüber gesunden ein um 30 bis 50% höheres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.
  • Vorsicht bei Alkohol, Kaffee und Drogen: Bei Alkohol ist Zurückhaltung angebracht, neuere Studien haben schon bei geringen Mengen Nachteile für Herz und Gefässe festgestellt. Darum haben einige medizinische Fachgesellschaften die «sichere» Obergrenze für Männer auf täglich 25 Gramm gesenkt und für Frauen auf 20 Gramm. Zwei Tassen Kaffee pro Tag gelten allgemein als ungefährlich. Ob grössere Mengen schädlich sind, darüber streiten Wissenschaftler noch. Zu Cannabisprodukten (z.B. Haschisch, Marihuana) gibt es keine wirklich aussagekräftigen Studien. Doch der Rauch gilt als reicher an Kondensaten als Tabakrauch und ist somit sehr wahrscheinlich schädlicher für Lunge und Gefässe. In den USA ist einer von vier tödlichen Herzinfarkten unter 18- bis 45-Jährigen die Folge von Kokainkonsum. Während der ersten Stunde danach ist das Infarktrisiko 24-fach erhöht. Kokain verdoppelt zudem das Schlaganfallrisiko. Amphetamine (Aufputschmittel) und chemisch verwandte Substanzen (z.B. Ecstasy, Crystal Meth) können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verstärken, aber möglicherweise auch ihre Entstehung unterstützen.
  • Achtung bei einigen Medikamenten: Gewisse Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva) und Rheumamittel können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Wenn Blutwerte den normalen Bereich übersteigen, sollten Betroffene ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie aktuell verwenden. Häufig finden sich Alternativen, die keinen oder einen geringeren Einfluss auf die Risikofaktoren haben.

Bei Ihrem persönlichen Gesundheits-Coach können Sie spontan und diskret Ihren Blutdruck messen lassen. Falls die Werte erhöht sind, kann er Ratschläge zu sinnvollen Umstellungen im Lebensstil geben – etwa dazu, welche Nahrungsmittel bei Bluthochdruck günstig oder ungünstig sind. Zudem bietet er Ihnen im Rahmen eines speziellen Betreuungsprogamms eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Beratung und persönliche Begleitung.

Bluthochdruck – Tipps vom Gesundheits-Coach

Bluthochdruck spürt man nicht. Was sind Anzeichen für Bluthochdruck? Und wie wird Bluthochdruck behandelt? Gesundheits-Coach Matthias Liechti von den TopPharm Apotheken Parfümerien Liechti (Reinach BL), weiss, worauf man achten muss.

Wie fühlt man sich wenn der Blutdruck zu hoch ist?

Symptome bei Bluthochdruck erkennen morgendlicher Kopfschmerz, der bei Höherlagerung des Kopfes abnimmt. Schwindel, Übelkeit, Ohrensausen. Nasenbluten. Abgeschlagenheit.

Wann wird ein hoher Blutdruck gefährlich?

Hohe Blutdruckwerte z.B. von bereits über 180/100 mmHg, die mit Symptomen wie Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder verschwommenes Sehen einhergehen, müssen im Krankenhaus notfallmäßig behandelt werden.

Wie kann man schnell den Blutdruck senken?

Blutdruck natürlich senken: sechs Basistipps.
Achten Sie auf ausreichend Bewegung. ... .
Vermeiden Sie Übergewicht. ... .
Essen Sie weniger Salz. ... .
Trinken Sie nur wenig Alkohol. ... .
Vermeiden Sie Stress: ... .
Verzichten Sie aufs Rauchen..

Was kann plötzlichen Bluthochdruck auslösen?

Kaffee, Schwarztee und grüner Tee können die Werte kurzfristig deutlich ansteigen lassen. Andererseits kann ein Flüssigkeitsmangel für stark schwankende Blutdruckwerte (z.B. beim Lagewechsel) sorgen. Eine salzreiche Mahlzeit beeinflusst den Blutdruck und kann die Werte erhöhen.

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