Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?

Wild, schrill, sorglos: Einst war Gloria von Thurn und Taxis der Paradiesvogel unter Deutschlands Blaublütern. Dann verschaffte sich Durchlaucht mit unternehmerischem Weitsinn Respekt. Ihre Nachkömmlinge lassen die Sturm- und Drangzeit weitestgehend aus.

Von Katy Weber und Martin Scheele

15.04.2004, 09.00 Uhr

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Hamburg - Als Gloria von Thurn und Taxis Ende der 80er Jahre in einer Talkshow des Norddeutschen Rundfunks saß, plauderte sie über ihren "Goldie", ließ Sprüche fallen wie "lieber Feste feiern als feste arbeiten" und war alles in allem herrlich erfrischend, dabei allerdings nicht ganz ernst zu nehmen. Ihre Haare strebten dem Himmel entgegen und "Goldie" war nicht etwa ein Hamster, sondern ihr 34 Jahre älterer Ehemann - Johannes Baptista de Jesus Maria Louis Miguel Friedrich Bonifazius Lamoral Fürst von Thurn und Taxis.

Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?
Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?

Mittlerweile knallharte Geschäftsfrau: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis

Foto: DPA

Die Fürstin, geborene Gräfin von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg, war eine Betriebsnudel, eine Mischung aus Punk und Edel-Käthe. Im Fragebogen der "FAZ" gab sie auf die Frage, was sie sein möchte, zur Antwort: "Ein Elefant im Porzellanladen". Markenzeichen: ausgefallene Kleidung, markige Sprüche und herzhaftes Lachen.

Das Lachen blieb ihr erhalten, ansonsten hat sich das Oberhaupt der 500 Jahre alten Dynastie, die in Deutschland das moderne Postsystem erfand, im vergangenen Jahrzehnt um 180 Grad gewandelt. Ein Anlass zur Wende dürfte der Tod ihres Gatten im Jahre 1990 gewesen sein. Der Patriarch hinterließ ihr mit 28.000 Hektar Europas größten Waldbesitz (drei mal so groß wie Sylt), daneben ein Sammelsurium aus 50 mittelständischen Industrieunternehmen wie dem Automobilzulieferer Doduco, Brauereien oder Sägewerken.

Nieten in Nadelstreifen durchschaut

Bis zum Jahr 2001, als der einzige Sohn Fürst Albert Volljährigkeit erlangte, wurde seine Mutter mit der Leitung des Familienkonzerns betraut. Für ihren Filius und sein Vermögen legte sich Gloria mächtig ins Zeug. Denn abgesehen von dem Milliardenbesitz war die Familie nicht sonderlich liquide. Zu 400 Millionen Euro Schulden gesellte sich noch eine saftige Erbschaftsteuer.

Die Fürstin nahm Nachhilfeunterricht in Betriebswirtschaftslehre. Bald durchschaute sie, dass Nieten in Nadelstreifen den Familienbesitz managten. Sie wurden gnadenlos geschasst. In kurzer Zeit mauserte sich die flippige Fürstin zur knallharten Geschäftsfrau mit ganz konkreten Vorstellungen: "Zurück zu den Wurzeln", lautete ihre Devise. Sie wollte das Geschäft wieder auf den konservativen Kern konzentrieren - auf die Verwaltung von Immobilien, Land- und Forstwirtschaft. Alle unsicheren und unrentablen Firmenteile stieß sie ab; verkauft wurden Firmen in Pforzheim, die T&T-Bank und die Brauerei. Zahlreiche Beteiligungen, vor allem im Bereich Finanzdienstleistungen, wurden aufgegeben. Ein Teil des Hofstaats auf Schloss St. Emmeram in Regensburg, dem Stammsitz der Familie, wurde entlassen.

Forstverkauf an Pillenbaron Merckle

"Ihre Durchlaucht räumt auf", titelte der SPIEGEL. Gloria von Thurn und Taxis ließ ihr Tafelsilber bei Sotheby's versteigern. Unter anderem wechselte ihr Hochzeitsdiadem den Besitzer. Der Erlös aus Tauf- und Tafelgeschirr, Möbeln und Porzellan betrug 26 Millionen Euro. 2200 Erbstücke verkaufte sie an den bayerischen Staat und beglich damit die Erbschaftsteuer von 22 Millionen Euro. Von allen Seiten hagelte es Kritik für diesen Ausverkauf. Doch sie blieb kühl: Wenn ihr Sohn später einmal Silberterrinen brauche, könne er die ersteigern. "Einen Forst aber kann er dann nicht mehr kaufen."

Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?
Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?

Adeliges Trio: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und ihre Töchter Elisabeth (m.) und Maria-Theresia (r.)

Foto: DPA

Ein erstaunliches Zitat. Schließlich mehren sich die Anzeichen, dass ihre Durchlaucht sich von immerhin 3000 Hektar Waldbesitz getrennt hat. Die Fläche im schwäbischen Landkreis Heidenheim soll der Pillenbaron Adolf Merckle gekauft haben. Eine offizielle Bestätigung des Gerüchts gab es bisher nicht.

Nachdem die Sanierung der Finanzen des Schlosses weitestgehend abgeschlossen war, plante Gloria die erweiterte Nutzung von St. Emmeram - mit 37.000 Quadratmetern Deutschlands größter Schlosskomplex - und erschloss weite Teile als Büroräume, in denen nun Anwälte, Steuerberater, eine Schweizer Bank und ein wissenschaftliches Bankeninstitut residieren.

Lässiges Strandhaus an Kenias Küste

Ebenso öffnete ihre Durchlaucht das Schloss für exklusive Veranstaltungen wie für Festspiele, Gartenmöbel-Schauen, Firmenfeiern und Silvesterpartys. Wer möchte, kann sogar in den Gemächern übernachten. Ganz billig ist das königliche Vergnügen nicht: Wer mit Entourage Quartier nehmen will, der muss zwischen 6000 und 30.000 Euro berappen. Dafür lässt es sich dann auf original Seegras-Matratzen und unter einem Baldachin schlafen.

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Die Wandlung vom Saulus zum Paulus hat die Fürstin indes nicht vollständig vollzogen. Ein lässiges Strandhaus am pulverigen Strand an Kenias Küste, 470 Quadratmeter groß, genügte gerade ihren Ansprüchen - inklusive repräsentativen Anbauten für die Töchter, den hübschen Prinzessinnen Maria Theresia und Elisabeth sowie Glorias Bruder Graf Alexander, der 2002 Opfer einer Entlassungswelle bei der "FAZ" wurde.

Dass Ihre Durchlaucht ausgerechnet in Kenia einen Palast bauen ließ, kommentieren Mitglieder der Adelsgesellschaft mit dem Motto "Back to the roots". Schließlich wuchs Gloria, in Stuttgart geboren, in Kenias Nachbarland Somalia auf, wo ihr Vater als Entwicklungshelfer und Journalist arbeitete.

Fürst Albert bei der Bundeswehr

Einen Großteil des Jahres verbringt Gloria, da sind sich die Blätter der Regenbogenpresse einig, allerdings nicht im fernen Afrika, sondern in Rom. Mit ihrer Busenfreundin Alessandra Prinzessin Borghese knattert "Prinzessin TNT", wie Amerikaner sie nennen, mit einem Motorino durch die ewige Stadt, reitet und fährt Wasserski.

Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?
Was machen die Kinder von Fürstin Gloria?

Ein Fürst bei der Bundeswehr: Albert von Thurn und Taxis

Foto: DPA

Offenbar um zu unterstreichen, dass sie mit mittelalterlichen Sitten rein gar nichts mehr zu tun hat, schrieb sie eine Fibel des guten Benehmens. Der Name: "Unsere Umgangsformen". Darin enthalten sind Empfehlungen für gute Tischmanieren oder etwa den perfekten Handkuss.

Langsam, aber sicher verlieren die Klatschblätter an der Dame, die 2002 vom US-Wirtschaftsmagazin "Business Week" zur zehntbesten Finanzmanagerin geadelt wurde und die als Mitglied der Bundesversammlung den nächsten Bundespräsidenten mitwählt, das Interesse.

Pressekonferenz in der Kaserne

Dafür steigen ihre Kinder in der Gunst der Yellow Press auf. Albert (21), der in Rom sein Abitur abgelegt hat, eifert gewissermaßen den "Jugendsünden" Glorias hinterher - bisher allerdings nur in der Freizeit. Während seine Mutter in ihrer wilden Phase "Harley Davidson" fuhr, bevorzugt Filius vierrädrige Rennschlitten. Im Rahmen der Deutschen Tourenwagen Meisterschaften steuerte Albert einmal einen Maserati - was für ihn aber lange noch kein Grund ist abzuheben. "Ich bin der Albert", stellt er sich bescheiden mit leicht bayerischem Akzent seinen Kollegen vor. Privat fährt er einen Subaru.

Derzeit leistet der Filius mit dem Gardemaß von 1,96 Metern seinen Grundwehrdienst ab - bei der deutsch-französischen Brigade. Zu Beginn der Dienstzeit musste er, der auf jegliche Sonderbehandlung keinen Wert legt, gar eine Pressekonferenz in der Kaserne geben. Da erfuhren die Journalisten, dass Glorias Sohn nicht mit "Durchlaucht" angesprochen werden möchte, sondern mit "Jäger von Thurn und Taxis".

Alberts Schwestern Maria Theresia (24) und Elisabeth (22) leben die meiste Zeit im Ausland. Während Maria Theresia Film und Regie studiert, hat sich Elisabeth auf Kommunikationswissenschaften festgelegt. Die streng erzogenen Schwestern tragen, wie "Bild" berichtete, die Designer-Kleider der Mutter. Die Sturm- und Drangzeit von Gloria lassen die beiden vornehm aus.

Was macht der Sohn von Fürstin Gloria?

Der einzige Sohn von Fürstin Gloria (41) ist nun offiziell Chef des bayerischen Imperiums. Sein Vater Johannes war 1990 im Alter von 64 Jahren nach zwei Herztransplantationen gestorben - da war Albert erst sieben Jahre alt.

Wie viel Kinder hat Fürstin Gloria?

Als er das Angebot erhielt, nach Afrika zu gehen, nahm er seine Frau und seine beiden Töchter mit. So wuchs Gloria erst in Togo und später in Somalia auf. In Afrika besuchte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Maya Benediktinerinnenschulen.

Wie viel Geld hat Fürstin Gloria?

Als 600 Millionen Euro schwer gelten Gloria und Töchter, über eine Milliarde Euro werden Albert zugeschrieben. Danach sah es nicht aus, als der Gatte starb und eine 30-jährige Partymaus mit drei Kindern im Schloss zurückließ.

Was macht Albert von Thurn und Taxis heute?

Albert von Thurn und Taxis macht Doktor in Philosophie und feiert in Rom mit Schwester Elisabeth. Wie die Mittelbayerische berichtet, trägt Fürst Albert seit 7. November einen Doktortitel in Philosophie. Seine Doktorarbeit trägt den Namen „Rationale Natur oder Wunschdenken?