Was passiert mit meinem Kind Wenn ich es anschreit?

Wir wollen unsere Kinder nicht anschreien, genauso wenig wie wir selbst angeschrien werden möchten. Trotzdem passiert es. Wie kommen wir da raus?

Handy weglegen, Hausaufgaben machen, VERDAMMT NOCHMAL endlich aufräumen: Habt ihr auch das Gefühl, dass eure Kinder erst hören, wenn ihr laut werdet? Die US-amerikanische Erziehungsexpertin Celia Kibler sagt: Stimmt nicht, wir müssen nicht schreien, um beim Nachwuchs durchzudringen. Alles, was wir tun müssen ist, an fünf kleinen Schräubchen zu drehen – das aber dauerhaft.

Als Erstes müssen wir allerdings der Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir als Eltern dafür verantwortlich sind, wenn es laut wird, und nicht unsere Kinder. Wir sind die Role Models, die die Atmosphäre in der Familie prägen, und die sollte idealerweise entspannt und kooperativ sein. Das kann gelingen, wenn wir diese 5 Tipps von Celia Kibler beherzigen:

1. Auf nonverbale Signale achten

70 Prozent der Kommunikation läuft nonverbal ab. Deshalb sollten wir nicht nur auf unsere Wortwahl achten, sondern auch darauf, wie wir sprechen: Reden wir zugewandt und respektvoll mit unseren Kindern und unserem Partner? Welche Mimik und welche Gestik bekommt meine Familie zu sehen? Durch Selbstbeobachtung können wir lernen, eine ruhigere Art der Kommunikation einzuüben.

2. Familienrat installieren

Beim Familienrat setzt man sich in einer sicheren und entspannten Atmosphäre regelmäßig an einen Tisch. Alle dürfen über alle Themen sprechen, die anstehen, und auch die Kinder bekommen Gelegenheit, ihre Meinung und ihre Ideen zu artikulieren, ohne dafür kritisiert zu werden. Am besten ist es natürlich, wenn einige ihrer Vorschläge auch umgesetzt werden. 

3. Konsequent bleiben

Dauerdaddeln, Geschwister piesacken, heimlich naschen: Wenn du dein Kind wegen eines immer wiederkehrenden Problems anschreist, solltet ihr Konsequenzen vereinbaren - und diese dann einhalten. Am besten, ihr erarbeitet sie gemeinsam, denn Kinder akzeptieren sie leichter, wenn sie daran beteiligt waren. Sag deinem Kind, dass du es beim nächsten Mal genau einmal bittest und danach die vereinbarten Konsequenzen gezogen werden. Wenn du das durchziehst, sollte es schon nach ein paar Tagen funktionieren, sagt Kibler.

4. Das Weite suchen

Wenn wir spüren, dass wir die Kontrolle verlieren, sollten wir aus der Situation rausgehen: aus dem Zimmer, aus der Wohnung, was immer wir brauchen, um runterzukommen. Und wir sollten erst wieder den Kontakt suchen, wenn wir ruhiger sind und uns Gedanken gemacht haben, wie wir das Problem am besten angehen.

5. Langen Atem haben

Kommunikation beruhigen, Familienrat regelmäßig einberufen, vereinbarte Konsequenzen ziehen - all das muss regelmäßig, zuverlässig und über einen längeren Zeitraum passieren, damit es Wirkung zeigt. So, wie die ungute Atmosphäre in der Familie nicht über Nacht entstanden ist, verschwindet sie auch nicht über Nacht. Es braucht Zeit, bis das Familienleben harmonischer wird und ohne Schreien auskommt.

Fazit: Klar, das ist alles leichter gesagt als getan, aber es lohnt sich, bei allen Rückschlägen dranzubleiben – für die Kinder und für uns auch. Denn nicht nur sie, auch wir fühlen uns total mies, wenn wir sie anbrüllen.

Die Expertin: Die US-Amerikanerin Celia Kibler ist Eltern-Coach und hat nach eigenen Angaben fünf Kinder in einer Patchwork-Familie großgezogen, ohne sie anzuschreien. Sie coacht seit 40 Jahren Eltern und hat diverse Erziehungs-Bestseller geschrieben. Die Tipps gegen das Anschreien wurden im "Elephant Journal" veröffentlicht.


Sehr geehrter Dr. Posth,
Meine Tochter ist 2 Jahre alt und ich muss leider immer wieder mit Bedauern feststellen, dass ich eine Mutter bin die gelegentlich die Geduld verliert und rumschreit (ich werde einfach sehr laut, manchmal nehme ich sie auch ziemlich ruppig auf den Arm und schimpfe), meistens auch ohne gr��eren Anlass (anhaltende jammerei oder so), einfach nur wenn ich m�de bin, gestresst oder das Fass einfach �berl�uft. Das passiert mir schon seit der S�uglingszeit immer mal wieder, ich sch�tze so ca. alle 2 Wochen, mal mehr mal weniger. Unsere Tochter wird ansonsten sehr umsorgt, ist bisher mit viel K�rperkontakt und viel Begeisterung f�r sie aufgewachsen. Wie sch�dlich sind meine Wutanf�lle f�r ihr Selbstbewusstsein, sollte ich eine Therapie machen? Vielen Dank f�r Ihre Antwort!

von Besenstiel am 31.01.2011, 09:12 Uhr


Antwort:

Stichwort: elterliche Wut
Hallo, das kommt ein bisschen darauf an, wie stark Ihre Wut ist und wie laut ihr Anschreien ausf�llt. Auch die Wortwahl ist nicht ohne Bedeutung. Es gibt Formen des Anschreiens, solche voller Hemmungslosigkeit, die muss man schon als Misshandlung bezeichnen. Der k�rperliche Aspekt spielt hierbei keine so gro0e Rolle, daf�r steht aber der seelische absolut im Mittelpunkt. Denn das Schreien an sich dr�ckt schon starke Kritik bis hin zur Verachtung aus, und die Wortwahl geht sehr schnell in Richtung Dem�tigung. Geschieht das �fter oder gar regelm��ig, hinterl�sst das Spuren in der kindlichen Seele. Im Vordergrund steht beim Kind dabei das Minderwertigkeitsgef�hl. Die KInder f�hlen sich wenigstens in dem Moment auch nicht mehr geliebt.
Auf Dauer sammeln sich dann diese Erfahrungen in der Seele des Kindes an und hinterlassen ein Gef�hl von Ungeliebtsein und Wertlosigkeit. Da muss man dann als Eltern wieder m�chtig gegensteuern, um diesen Eindruck zu korrigieren. Am besten ist, man beherrscht sich in den Momenten, in denen die eigene Wut hochkocht oder einem die Nerven durchgehen und geht einmal kurz "raus" und lebt dort seine negativen Gef�hle aus. Das hilft schon, und man kann sehr viel ruhiger in das Geschehen zur�ckkehren. Viele Gr��e

von Dr. med. R�diger Posth am 01.02.2011

Was bewirkt schreien auf Kinder?

US-Psychologen der University of Pittsburgh fanden 2013 heraus, dass Jugendliche, die regelmäßig von ihren Eltern angeschrien, beleidigt oder herabgesetzt werden, häufiger zu Depressionen neigen als andere Kinder. Außerdem lügen und stehlen sie häufiger und verhalten sich aggressiver.

Was tun wenn ich mein Kind angeschrien habe?

Die 4 Schritte der Entschuldigung:.
Benenne, was Du gemacht hast. Beispiel: „Als Du vorhin den Saft über Deine Sachen geschüttet hast, habe ich Dich angeschrien. ... .
Mache klar, dass das nicht in Ordnung war. ... .
Nimm Deinem Kind die Schuld für die Situation. ... .
Übernimm die Verantwortung und entschuldige Dich..

Was macht Schimpfen mit Kindern?

Das Schimpfen und die Bindung Erfahren unsere Kinder durch das Schimpfen immer und immer wieder, dass sie in ihrer so abhängigen Position von einer engen Bindungsperson degradiert werden, verlieren sie leicht das Vertrauen in gelingende Beziehungen. Anstelle des Vertrauens tritt das Misstrauen und der Schmerz.

Warum hört mein Kind erst wenn ich schreie?

Wenn Kinder also absichtlich nicht auf uns hören, uns womöglich noch angrinsen, wenn sie genau das Gegenteil von dem tun, was sie sollen, dann liegt das in vielen Fällen daran, dass sie uns sagen wollen: 'Mein Aufmerksamkeitsspeicher ist gerade leer. Ich möchte mehr von Dir gesehen werden!