Was passiert wenn man 30 Tage kein Zucker ist?

«Schokolade macht glücklich», das war lange mein Motto. Ich gehöre zu den Menschen, die Süsses lieben und gönne mir auch gerne mal ein Softgetränk. Trotzdem liess ich mich auf das selbstquälerische Experiment ein, 21 Tage ohne Zucker zu leben. Dabei stellte ich fest, dass Schokolade gar nicht so glücklich macht. Und ja, ich habe tatsächlich auch Gewicht verloren (Für alle, die nur hier sind, weil sie das wissen wollten.).

Mein leztes Stück Schoggi für eine lange Zeit.

Raus aus der Zuckerfalle

Die meisten verbinden Zucker mit Süssigkeiten und Gebäck, aber was viele nicht realisieren ist, dass auch in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln mehr als genug Zucker drin ist. In Joghurts, Fertigsaucen, Frühstücksmüeslis und sogar in Essiggurken!

In einer Halbliter-Flasche Coca Cola befinden sich 54 Gramm Zucker, also neun Würfelzucker. Das ist 1,5 Mal mehr als die Weltgesundheitsorganisation WHO maximal pro Tag empfiehlt.

Dass Zucker unserem Körper nicht gut tut, ist längst kein Geheimnis mehr. Aber warum gelüstet es uns trotzdem ständig nach Süssem? Die Ursache liegt am Dopamin. Es wird beim Sport, bei Sex, aber auch nach dem Konsum bestimmter Substanzen wie Koffein, Betäubungsmitteln und Zucker ausgeschüttet.

Der Verzehr von Zucker löst ein Glücksgefühl aus, das man immer wieder spüren möchte. Dies äussert sich dann in Form von Heisshunger-Attacken, die wiederum zu mehr Zucker-Konsum führen. Ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer ausbrechen kann. Ähnlich verhält es sich mit Kohlenhydraten, die im Körper in Glukose – einen Einfachzucker – umgewandelt werden.

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Dieses Buch war meine Detox-Bibel.

Das Buch «21 Tage Zucker Detox» von der US-Amerikanerin Diane Sanfilippo hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und aus der Zuckerfalle herauszukommen. Mit Rezepten und Tipps bietet das Buch eine Anleitung, wie man seinen Körper in nur drei Wochen vom Zucker entwöhnen kann.

Woche 1: Los gehts!

Top motiviert, mein Leben zu ändern und meinem Körper endlich einmal etwa Gutes zu tun, startete ich in die erste Woche. Das Detox-Buch diente mir dabei mit einer Liste der verbotenen und erlaubten Lebensmittel wie eine Bibel und war überall mit dabei. Ich stellte fest, dass zucker- und kohlenhydratarmes Essen gar nicht schlecht schmeckt. Gleichzeitig musste ich aber auch lernen, was es heisst zu verzichten. Überall lauerte der Zucker auf mich. Meine Arbeitskollegen, die ständig Süssigkeiten ins Büro bringen, waren da auch keine grosse Hilfe.

Meine erste Mahlzeit: Poulet mit Kapern, Zitronen und gekochten Rüebli.

Während des Detox sind auch die meisten Früchte wegen ihres hohen Zuckergehaltes verboten. Erlaubt sind nur grüne Äpfel und grüne (!) Bananen. Wobei ich unreife Bananen echt niemandem weiterempfehlen möchte. Sie haben null Geschmack und lassen sich kaum schälen. Ausserdem hinterlassen sie ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Nein danke! Für die verbleibende Zeit blieb ich bei Mandeln oder Rüebli als Snacks bei der Arbeit.

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Meine Mutter schien nicht zu begreifen, was Zucker-Detox bedeutet und brachte mir das mit. Gegessen habe ich alles natürlich erst nach der Kur.

Schon nach wenigen Tagen zeigten sich erste Entzugserscheinungen. Müdigkeit, unreine Haut und Gereiztheit waren dabei nur ein paar der Symptome, die mich quälten. Ich fühlte mich ausgelaugt und besonders bei der Arbeit langsamer im Kopf. Die Entgiftung war in vollem Gange. Immerhin blieben mir Kopfschmerzen erspart, das Symptom, von dem ich mich am meisten gefürchtet hatte.

Woche 2: Alkoholfreie Zone

In der zweiten Woche zeigte sich dann zum ersten Mal eine positive Veränderung. Ich wachte am Morgen erholter auf und musste nicht mehr fünfmal die Snooze-Taste drücken, bis ich mich endlich überwinden konnte, aufzustehen. Ausserdem war mein Heisshunger völlig verschwunden. Das Sättigungsgefühl hielt nach dem Essen lange an und meine Lust auf Süsses schwand allmählich. Und was mich besonders im Büro freute: Am Nachmittag fühlte ich genauso fit und energiegeladen wie am Morgen. Das Mittagstief, in das ich normalerweise nach dem Essen falle, blieb komplett aus.

Auswärts essen war nicht einfach, aber möglich.

Während des Detox ist auch Alkohol verboten. Nur so kann sich die Leber darauf konzentrieren, andere giftige Stoffe aus dem Körper abzubauen. Drei Wochen ohne Alkohol. Klingt einfach, hat sich aber als schwieriger als gedacht herausgestellt.

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Abends ausgehen und einen Eistee oder eine Cola zu bestellen, klingt ja noch okay. Aber der Gedanke, den ganzen Abend über nur Mineralwasser zu trinken oder in der Bar einen Tee zu bestellen, machte mir schwer zu schaffen. Also blieb ich an den Wochenenden meistens zu Hause oder traf mich den Tag durch statt abends mit meinen Freunden.

Als ich an Tag 12 – einem Freitagabend – dann doch einmal auswärts essen war, wurde ich schwach. Ich liess mich zu einem Glas Rotwein überreden. Ganz nach dem Motto «einmal ist keinmal» liess ich mir zum Essen ein Glas einschenken. Mein einziger Ausrutscher während der dreiwöchigen Detox-Kur. Ich bin trotzdem nicht stolz darauf. Einmal ist eben doch einmal. Und darüber, dass ich es schaffe, drei Wochen auf Zucker zu verzichten, aber nicht auf Alkohol, möchte ich ehrlich gesagt gar nicht länger nachdenken.

Woche 3: Harter Kampf

Obwohl man glauben könnte, dass es mit der Zeit einfacher wird, die dritte Woche war die schlimmste für mich. Ich hatte absolut keine Lust mehr, jeden Tag zu kochen. Vorallem konnte ich aber das Essen nicht mehr sehen! Das bestand während der gesamten Zeit hauptsächlich aus Fleisch, Gemüse, Fleisch, Gemüse und noch mehr Fleisch. Irgendwo muss man seine Energie ja herholen.

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Endlich etwas Abwechslung auf dem Teller: Erbsen-Pasta mit Bolognese.

Irgendwann entdeckte ich dann Pasta aus grünen Erbsen, ein Lebensmittel, von dem eine Portion am Tag erlaubt ist. Was für ein schöner Moment! Weniger schön war der Moment, als ich Schokolade mit hundertprozentigen Kakaoanteil aus dem Supermarkt holte. Voller Vorfreude, endlich wieder einmal Schokolade (und dann erst noch ohne Zucker) essen zu können, kaufte ich gleich zwei Packungen und riss sie direkt nach der Kasse auf. Dann der Schock: 100%-Schokolade ist absolut ungeniessbar! Es schmeckt, als würde man auf einem bitteren, vertrockneten Stück Kuhmist kauen (zumindest stelle ich mir das so vor).

Geschafft!

Es war nie mein Ziel, abzunehmen, trotzdem behielt ich während der zuckerfreien Zeit mein Gewicht im Auge. Nach Beenden der Kur brachte ich zwei Kilogramm weniger auf die Waage. Besonders mein Bauchumfang hat sich verkleinert, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass ich nach dem Essen nie mehr einen aufgeblähten Bauch hatte. Kein Überfressen, kein Völlegefühl, keine Bauchschmerzen – meiner Verdauung ging es so gut wie nie zuvor.

Nach 21 Tagen kam dann endlich der langersehnte Momente, in dem ich wieder Süsses essen durfte. Ich habe mir drei Wochen lang überlegt, was ich als Erstes verspeisen möchte. Schliesslich entschied ich mich für die grösste Zuckerbombe, die mir einfiel: Luxemburgerli! Ich verdrückte gleich drei Stück auf einmal und hatte das Gefühl, noch nie in meinem Leben etwas Süsseres gegessen zu haben. Stunden später hatte ich noch den Geschmack von Zucker im Mund. Ich fühlte mich aufgedreht, glücklich und hibbelig – als hätte ich gerade drei Energydrinks runtergeleert.

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Nach etwa einer halben Stunde liess der Zuckerschub dann nach und ich fühlte mich müde – und auch ein bisschen schuldig. Das Süsse hinterliess einen bitteren Nachgeschmack. Als hätte ich die gesamten drei Wochen mit nur drei Luxemburgerli wieder zerstört.

Zu früh gefreut!

Auch die Pasta einen Tag später war ein Fehler. Sie brachte meine Verdauung wieder komplett durcheinander. Und die Pizza an Tag drei nach der Kur spürte ich noch die ganze Nacht in Form von Bauchkrämpfen. Am besten starte man nach dem Detox langsam wieder mit normalem Essen, rät das Buch. Ziel sei ja eigentlich, seinen Lebensstil dauerhaft zu verändern. Das habe ich vor lauter Vorfreude wohl glatt überlesen.

So hart die drei Wochen auch waren, es ging mir während dieser Zeit tatsächlich viel besser. Und ich werde wohl auch in Zukunft darauf achten, nicht ständig Süssigkeiten und Kohlenhydrate zu mir zu nehmen. Ganz so strikt wie die letzten drei Wochen werde ich aber nicht leben. Dafür gibt es einfach viel zu viele leckere Dinge!

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Eines habe ich aber definitiv von meiner Einkaufsliste gestrichen: Als ich vor Kurzem entdeckt habe, dass mein geliebtes Nutella zu 50 Prozent aus Zucker besteht, fasste ich den Entschluss, für immer die Finger davon zu lassen.

Wer den 21-Tage-Zucker-Detox selbst ausprobieren möchte, kann sich Diane Sanfilippos Buch unter diesem Link bestellen.

So ungesund ist Zucker wirklich

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Obwohl man den fehlenden Zucker wahrscheinlich durch andere Snacks ersetzt – zum Beispiel Mandeln anstelle von einem Schokoriegel – nimmt man in der Regel weniger Kalorien zu sich. Wer täglich nur 200 Kalorien weniger durch Zucker zu sich nimmt, schafft es, fünf Kilo in sechs Monaten zu verlieren.

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Auf Zucker verzichten: 2 Wochen später Denn das Süßungsmittel fördert Pickelchen, Falten und Hautunreinheiten. Hinzu kommt, dass sich nach ein paar Wochen der Blutzuckerspiegel normalisiert, sodass wir weniger Heißhunger haben und in der Folge weniger snacken. Ein Zuckerverzicht hat aber noch einen netten Nebeneffekt.