Stand: 10.09.2022 16:17 Uhr Depressionen können unterschiedliche Ursachen haben. Nicht immer sind die Symptome eindeutig. Doch die Behandlung sollte möglichst früh beginnen. Jedes Jahr erkranken fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Depression. Im Laufe ihres Lebens sind 23 Prozent der Deutschen unmittelbar selbst von einer Depression betroffen, 37 Prozent sind mitbetroffen durch erkrankte Angehörige. Doch noch immer sind Irrtümer und Unwissen über die schwerwiegende Erkrankung weit verbreitet. Viele glauben, dass Depressionen vor allem durch Schicksalsschläge, Stress am Arbeitsplatz oder eine falsche Lebensführung entstehen. Ratschläge wie
"Fahr doch mal in den Urlaub" oder gar "Reiß dich zusammen" sind für depressive Menschen allerdings völlig ungeeignet. Und: Die Depression wird als potenziell tödliche Erkrankung gefährlich unterschätzt. An einer Depression können Menschen in jedem Lebensalter erkranken - von der Kindheit bis ins hohe Alter. Frauen sind etwa doppelt so häufig von einer Depression betroffen wie Männer. Es wird vermutet, dass Frauen wegen
hormoneller Schwankungen anfälliger für die Erkrankung sind. Allerdings werden Depressionen bei Männern seltener entdeckt. Sie scheuen sich oft, Schwäche zu zeigen und Hilfe zu suchen. Sie zeigen außerdem andere Symptome als Frauen, zum Beispiel aggressives oder exzessives Verhalten. Depressionen älterer Menschen haben oft altersspezifische Auslöser. Der Eintritt ins Rentenalter mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses geht mit vielen Umstellungen im
Bereich der Tagesstruktur, Beschäftigung und vor allem auch der eigenen Wertschätzung einher. Auch der zunehmende Verlust an körperlicher und sozialer Selbständigkeit kann die Stimmung negativ beeinflussen. Wenn zum Beispiel langjährigen Hobbys nicht mehr nachgegangen werden kann und die reduzierte Mobilität den Bewegungsradius zunehmend einschränkt, droht die soziale Isolation der Betroffenen. Auch der Verlust des Partners oder gleichaltriger
Verwandter, von Freunden und Bekannten geht mit einer starken seelischen Belastung einher. Die Verluste hinterlassen in vielen Fällen ein ausgeprägtes Gefühl an Traurig- und Trostlosigkeit. Nicht selten werden Wunden und Traumata wie Kriegserlebnisse oder andere körperliche und seelische Verletzungen reaktiviert. Die Ursachen von Depressionen sind noch nicht vollständig geklärt. Eine Depression kann plötzlich - quasi über Nacht -
kommen. Sie kann jeden treffen, genau wie jede andere Krankheit. Offenbar spielen bei der Entstehung innere und äußere Faktoren zusammen, zum Beispiel biologische, genetische und psychosoziale Faktoren. Laut
Klassifizierungssystem ICD-10 deuten folgende Symptome auf eine Depression hin: Betroffene fühlen sich über viele Tage hinweg ununterbrochen niedergeschlagen. Selbst positive Erlebnisse können ihre Stimmung nicht verbessern. Schon beim Verdacht auf eine Depression sollten Betroffene einen Arzt, Psychiater oder Psychotherapeuten aufsuchen. Je früher eine Depression erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Folgende Fragen könnte der Arzt stellen: Selbsttest
Körperliche Untersuchungen sind für die Diagnose ebenfalls wichtig. Dazu gehören eine Blutuntersuchung und eventuell eine Computertomografie (CT) des Gehirns. Denn auch ein niedriger Blutzuckerspiegel, Vitamin-B12-Mangel, eine Demenz, Schilddrüsenprobleme (meist Unterfunktion) und Veränderungen des Gehirns können Ursache depressiver Symptome sein. Verschiedene Formen der DepressionJe nach Schweregrad und Verlauf unterscheiden Ärzte verschiedene Formen der Depression:
Nebenerkrankungen einer DepressionDepressionen treten häufig zusammen mit anderen psychischen Störungen auf: zum Beispiel Angst- oder Panikstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, Essstörungen oder Demenzerkrankungen. Eine Therapie kann nur dann erfolgreich sein, wenn auch die anderen seelischen Probleme behandelt werden. Therapie einer DepressionBestätigt sich der Verdacht auf eine Depression, wird der Betroffene an eine spezialisierte Klinik oder einen ambulanten Psychiater oder Psychotherapeuten weitergeleitet. Diese können einen individuell angepassten Behandlungsplan für den Patienten erstellen. Wichtig: Depressionen frühzeitig behandelnDie Voraussetzung, um eine Depression gut behandeln und möglicherweise heilen zu können, ist, dass sie als ernsthafte Krankheit auch erkannt wird. Den meisten Betroffenen kann dann mit einer konsequenten Behandlung gut geholfen werden. Eine Therapie durchbricht depressive Episoden oder lässt sie vollkommen abklingen. Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Je früher die Behandlung beginnt, umso besser sind Depressionen heilbar.
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Bewegung und StressabbauWegen des häufig erhöhten Stresshormon-Spiegels bei einer Depression sollten Betroffene nach Möglchkeit Techniken zur Stressbewältigung erlernen: beispielsweise Yoga, Meditation, Qigong oder Autogenes Training. Häufig werden Gebühren für solche Kurse über die Krankenkassen erstattet. Diese Übungen wirken sich ebenso positiv auf die Kontrolle des Essverhaltens wie auf die Stimmung aus. Stimmungsaufhellend ist darüber hinaus Sport. Ganz besonders Laufen in der Natur, an der frischen Luft - aber auch Tanzen, Gymnastik oder was sonst der Neigung entspricht: Jede Bewegung trägt zum Stressabbau und zu einem besseren Körpergefühl bei. Hilfe für BetroffeneSollten Sie sich aktuell in einer psychischen Krise befinden, können Sie:
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Was kann ich selbst gegen meine Depression tun?Ein fester Tagesablauf hilft gegen Depressionen
Versuchen Sie daher, Ihren Tag über Eckpunkte zu strukturieren, etwa über feste Zeiten fürs Aufstehen, Essen, Arbeiten, Lernen und Schlafen. Dabei sollten Sie auch Tätigkeiten einplanen, die Ihnen guttun, wie Spaziergänge, Sport und Treffen mit Freunden.
Kann ich meine Depression selbst heilen?Bei einer leichten depressiven Erkrankung (2 Hauptsymptome und 2 Zusatzsymptome) kann man auch ohne spezielle Behandlung wieder gesund werden. Trotzdem sollte man einen Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen.
Wie erkenne ich ob ich depressiv bin?Woran Sie eine Depression erkennen. Neben der gedrückten Stimmung zählen ein dauerhaftes, tiefes Erschöpfungsgefühl und das völlige Fehlen von Freude und Interesse an der Welt zu den Hauptsymptomen.. Fast immer bestehen hartnäckige Schlafstörungen und ein verminderter Appetit, der oft mit Gewichtsverlust einhergeht.. Was tut depressiven Menschen gut?Triff dich mit Freunden, pflege deine Hobbys und gönne dir selbst mal etwas Gutes. Versuche, gelassen zu bleiben – auch wenn es manchmal schwerfällt. Nur wenn du selbst gesund bist, kannst du einen depressiven Patienten optimal unterstützen.
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