Wenn an der Nordsee Ebbe ist wo ist dann Flut

Als Gezeiten bezeichnet man das Zusammenspiel von Ebbe und Flut. Ebbe ist das Fallen des Wassers von einem Hochwasser (HW) bis zum folgenden Niedrigwasser (NW). Flut ist das Steigen des Wassers von einem Niedrigwasser bis zum folgenden Hochwasser.

Den höchsten Stand der Flut bezeichnet man als Tidehochwasser, den niedrigsten Stand der Ebbe folglich als Tideniedrigwasser. Den Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser bezeichnet man als Tidenhub.

Quelle der Gezeitendaten: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Die Wasserstände beziehen sich auf Normalhöhennull (NHN).

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Hoch­wasser

Flut

Ebbe

Niedrig­wasser

In Norddeich beträgt der mittlere Tidenhub ca. 2,50 m. Durch Wind und Stürme sind größere Fluthöhen während der Gezeiten möglich.

Ebbe und Flut entstehen durch die Massenanziehungskräfte der umeinander kreisenden Systeme Erde - Mond und Erde - Sonne. Stehen Erde, Mond und Sonne in einer Linie, was bei Voll- und Neumond der Fall ist, addieren sich ihre Anziehungskräfte. Der Tidenhub ist dann besonders groß, man spricht von Springtiden. Bei zu- und abnehmendem Halbmond stehen Mond und Sonne in einem rechten Winkel zur Erde; die von ihnen auf die Erde ausgeübten Gezeiten bewirkenden Kräfte schwächen sich gegenseitig ab. Der Tidenhub fällt geringer aus, man spricht hier von einer Nipptide.

Durch die Gezeiten zieht sich das Meer zweimal täglich zurück und legt einen Teil des Meeresbodens frei. Diese in ihrer Art ursprüngliche amphibische Landschaft wird Wattenmeer genannt. Es ist eine der letzten großen Naturlandschaften Westeuropas und erstreckt sich über ca. 450 Kilometer von den Niederlanden bis Dänemark.

Ebbe und Flut wechseln sich täglich ungefähr alle sechs Stunden ab. An einem Tag treten also zwei Mal Ebbe und zwei Mal Flut auf.

Eine bekannte Szene am Urlaubsstrand: Man verbringt mit seinem Kind Stunden damit, eine schöne Sandburg zu bauen. Der Platz scheint ideal, keine Welle bedroht das Kunstwerk. Doch am Abend ist nichts mehr davon übrig – das Meer hat die Burg vollkommen verschluckt.

Mond und Meer bestimmen die Gezeiten

Daran ist der Mond schuld. Obwohl der Mond mehrere hunderttausend Kilometer von der Erde entfernt ist, zieht er das Wasser unseres Planeten durch die Wirkung seiner Gravitationskräfte an. Doch diese Kraft ist nicht überall auf der Erde gleich stark. Auf der Seite, die dem Mond zugewandt ist, ist der Abstand zwischen den beiden Himmelskörpern am geringsten und somit die Anziehung am stärksten.

Die Folge: Das Meer zieht sich zusammen und es entsteht ein Flutberg aus Wasser. Zeitgleich türmt sich auf der mondabgewandten Seite ein zweiter Flutberg auf. Dieser entsteht durch die sogenannte Fliehkraft, die auf einen Körper bei Drehbewegungen einwirkt. Durch die Rotation der Erde wird das Wasser auf der mondabgewandten Seite also von der Erde weggedrückt.

Erdgravitation sorgt für Flutwanderung

Wer an einem Strand genau zwischen den beiden Flutbergen sitzt, kann die Ebbe beobachten. Denn das Wasser, das sich dort für gewöhnlich befindet, wird weggezogen. Die Zeit von Ebbe zu Ebbe oder von Flut zu Flut wird als Tide bezeichnet. Eine Tide dauert zwischen zwölf und dreizehn Stunden. Bleibt man eine halbe Tide, also etwa sechs Stunden an dem Strand sitzen, kommt das Wasser zurück und die Flut tritt ein – der Erddrehung sei Dank. Sie sorgt dafür, dass sich die Wasserberge über die Oberfläche des Planeten bewegen.

Spring- und Nippflut: die Sonne als Komplize des Mondes

Der Mond ist zwar der Hauptverantwortliche für Ebbe und Flut, doch auch die Sonne trägt zu einem Drittel bei. Eigentlich ist das nahe liegend, schließlich ist sie gigantisch und hat eine 200-mal größere Anziehungskraft als der Mond. Aber sie ist auch 400-mal so weit von uns entfernt, weshalb ihr Effekt geringer ist als der des Mondes. Die Sonne ist quasi der Komplize – sie kann Ebbe und Flut sowohl schwächen als auch verstärken.

Diese Phänomene nennt man Spring- und Nippflut. Die Springflut tritt bei Neu- und Vollmond auf. Zu diesem Zeitpunkt stehen Mond, Erde und Sonne in einer Reihe. Die Sonne verstärkt die Anziehungskraft des Mondes. Während der Nippflut wirkt sie ihm entgegen, denn bei Halbmond stehen Sonne und Mond im rechten Winkel zur Erde. Die Gravitationen gleichen sich aus und die Gezeiten werden geschwächt.

Unterschiedliche Gezeiten: Ebbe und Flut variieren

Da die Erde keine glatte Oberfläche, sondern Höhen und Tiefen hat, sind Ebbe und Flut von Ort zu Ort unterschiedlich stark. Die Kontinente wirken als Hindernisse und auch die Größe des Ozeans spielt eine Rolle. In großen Meeren, wie zum Beispiel dem Pazifik, können die Wassermassen leichter bewegt werden als im vergleichsweise kleinen Mittelmeer, welches von viel Land umgeben ist.

Nun müsste man vermuten, dass wegen ihrer geringen Größe weniger starke Gezeiten an der Nordsee zu beobachten sind. Doch jeder, der dort einmal Urlaub gemacht hat, konnte sich vom Gegenteil überzeugen. Der Grund: Die Nordsee ist mit dem großen Atlantik verbunden. Seine Flutwellen laufen in den Ozean hinein und verstärken dessen Wasseranstieg.

Ebenso ist das bei Ebbe zu beobachten: Zieht sich der Atlantik zurück, zieht er auch Wasser aus der Nordsee mit sich. Wer im Urlaub also gerne Sandburgen baut, sollte besser ans Mittelmeer fahren und die Nordsee eher für ausgedehnte Wattwanderungen nutzen.

Wo geht das Wasser bei Ebbe in der Nordsee hin?

Das Wasser verschwindet nicht – es verlagert sich nur. Verantwortlich dafür ist der Mond. Seine Masse zieht das Wasser an. Dort, wo er steht, ist Flut, auf der genau gegenüberliegenden Seite der Erde ebenso.

Wo beginnt Ebbe und Flut?

Gravitation des Mondes sorgt für Ebbe und Flut Auf der mondzugewandten Seite der Erde ist die Gravitationskraft größer als die Fliehkraft und das Wasser wird Richtung Mond gezogen - es entsteht ein Flutberg. Auf der mondabgewandten Seite ist die Gravitationskraft des Mondes kleiner als die Fliehkraft.

Ist überall an der Nordsee Ebbe und Flut?

Für jeden Besucher in der Nordseeregion ist der ständige Wechsel von Ebbe und Flut sicherlich das Naturerlebnis, das am meisten und am nachhaltigsten beeindruck. Die gesamte Nordseeküste, natürlich auch die in Schleswig-Holstein, ist geprägt von dem und durch das permanente Wechselspiel der Gezeiten.

Wie funktioniert das mit Ebbe und Flut?

Ebbe und Flut entstehen durch das Spiel von Anziehungs- und Fliehkräften zwischen der Erde und dem Mond. Der Mond umkreist die Erde in rund 28 Tagen. Die Anziehungskraft der Erde wirkt auf den Mond ein. Diese Kraft wirkt der Fliehkraft des Mondes bei seiner Bewegung um die Erde entgegen.