Wer ist bully in traumschiffsurprise

Danach ist erst mal Schluss mit der Gefühligkeit, der Film wird brutal, laut und explosiv. Im Weltall ist die Entscheidungsschlacht um die Erde in vollem Gange, im Jahr 2304, und die Münchner Bavaria hat so erstaunliche Special-Effects dafür parat wie seinerzeit für die legendäre "Raumpatrouille".

Die Marsianer sind ante portas, angeführt vom finsteren Regulator Rogul. Die Erdlinge haben einst dies Schicksal quasi selbst angeleiert - als sie loszogen, um den Mars zu besiedeln. Nun sind die Regierenden in der City of Government: ratlos.

Weil sie den Marsianern in der Schlacht unterlegen sind, versuchen sie es hintenrum - indem sie durch eine Reise zurück in der Zeit die Besiedelung rückgängig zu machen versuchen. Der heikle Auftrag geht an die einzige Crew, die so blöd ist, auf dem noch nicht ganz fertig entwickelte Zeitreise-Sofa Platz nehmen - das tuntige Team der Surprise, Käpt'n Kork (Christian Tramitz), Mr. Spuck (Bully Herbig) und Schrotty (Rick Kavanian), ergänzt durch den knallharten Space-Taxidriver Rock (Til Schweiger).

Fertig. Aus. Das ist die ganze Geschichte, und man vergisst sie sowieso sehr schnell, wie es im Roadmovie allgemein und in seinem Zeitreise-Subgenre im Besonderen passiert, im Verlauf der Fahrt, aus lauter Lust am Reisen selber, an den Begegnungen mit den fremden Menschen und ihren Kulturen - bei einem überraschenden Abstecher ins Mittelalter, an den Hof des Herzogs William der Letzte (Sky du Mont), oder auf anderen Extratouren. Knallharte Materialschlachten sind angesagt im All , und dazu kommt die lautstarke Vermarktung des Films. Dass Merchandising ein wesentlicher Teil der Unterhaltungsindustrie ist, damit hat man sich abgefunden - so gibt es hier ein breites Angebot von Spuck-Perücken oder farbigen T-Shirts, Computer- oder Kartenspielen und, bei der entsprechenden Fastfood-Kette, den Surprise-Burger. Wahrscheinlich lockt auch bald irgendwo ein Reiseveranstalter mit Sondertouren nach Honolulu, zur Wahl der Miss Waikiki.

Das Schweinchen wird platt gemacht. Ein individueller Künstler wird von der Massenindustrie verschluckt - das ist für viele Kritiker die Botschaft der neuen Bully-Unternehmung, und inzwischen teilen sogar jene diese Ansicht, die man bislang für spaßkultursinnig hielt. Hat Bully seine Seele verkauft, wie es George Lucas tat, der sein Star-Wars-Imperium fest im Griff, aber als Filmkünstler abgewirtschaftet hat? Sollte Bully sich nicht eher an Sam Raimi orientieren, der nach seinen zwei Spider-Man-Super-Filmen als Filmgenie gepriesen wird?

Wie Lucas hat auch Michael Herbig die filmische Supersize-Größe fest im Griff, nicht zuletzt durch den Trick mit der demokratischen Abstimmung. Man darf den Sand nicht in den Kopf stecken, ist die Devise, nach der er handelt - frei nach seiner Königin Metapha (Anja Kling).

Das Vorbild für solche Beharrlichkeit ist die Galapagos-Schildkröte, das macht den Surprise-Film zum großartiges Lehrstück in Sachen Kino-Hype versus Filmkultur. Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit stehen individuelle und Massenkunst sich nicht mehr gegenüber, sie beleben sich nun gegenseitig - was auch der strenge Adorno ahnte, als er in den "Minima Moralia" das Schicksal der Kulturindustrie beschwor: "Wohl haben die Künstler, je mehr sie nach innen gingen, auf den infantilen Spaß an der Nachahmung des Auswendigen verzichten gelernt.

Aber zugleich lernten sie vermöge der Reflexion auf die Seele mehr und mehr über sich selber verfügen. Der Fortschritt ihrer Technik, der ihnen stets größere Freiheit und Unabhängigkeit vom Heterogenen brachte, resultierte in einer Art Verdinglichung, Technifizierung der Inwendigkeit als solcher."

Die Infantilität wird, als produktive Kraft, bei Bully durch die schwule Lebensart am Leben erhalten. Bei allem Demokratiegerede verzichtet der Regisseur natürlich nicht auf seine Richtlinienkompetenz - im Film selbst, aber auch, wie die Besten seines Faches, Hitchcock oder Kubrick, es vormachten, auch beim eigenen Image. Kubricks "2001" scheint der heimliche gute Geist des Herbig-Films zu sein, zwischen kleinbürgerlicher Abgeschlossenheit und dem Drang hinaus in den offenen Raum.

Von den Klängen der "Schönen blauen Donau" sich einlullen zu lassen, das ist der Kindheitstraum der schwulen Crew, ihr Outrieren zeigt nur ihr Verlangen nach Innerlichkeit - ohne Kitschbedenklichkeit. Und statt der Madeleine gibt's diesmal Käsesahne und Kaffee in der Prilblumentasse. Man muss den Surprise-Film als Teil einer genialen Langzeitstudie bundesdeutscher Bürgerlichkeit sehen. Das Ding hat eben einen Marderschaden - und wie das Crewmitglied Popowitsch dieses Wort im Mund zerkrümelt, das ist einzigartig im Kino.

(T)RAUMSCHIFF SURPRISE - PERIODE 1, D 2004 - Regie: Michael Bully Herbig. Buch: Michael Bully Herbig, Alfons Biedermann, Rick Kavanian. Kamera: Stephan Schuh. Musik: Ralf Wengenmayr. Schnitt: Alexander Dittner. Mit: Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Til Schweiger, Anja Kling, Sky du Mont, Hans-Michael Rehberg. Constantin, 87 Minuten.

Was ist aus Bully geworden?

Seit 2021 moderiert Bully zudem das Amazon Prime Projekt "LOL: Last One Laughing". Bei der Comedy-Sendung versuchen namhafte Comedy-Stars ihre Kollegen und Kolleginnen (sowie die Zuschauer vor den Fernsehbildschirmen) mit Klamauk und Quatsch zum Lachen zu bringen.

Wie ist Bully Herbig privat?

Michael "Bully" Herbig hat nie aufgehört zu träumen Sogar privat läuft es beim erfolgsverwöhnten Komiker, Schauspieler, Unternehmer, Drehbuchautor, Regisseur, Synchronsprecher und Produzent äußerst gut. Seit 2003 ist er mit seiner langjährigen Freundin – heute Frau – Daniela verheiratet und ist Vater eines Sohnes.

Wie heißt Bully wirklich?

Michael Herbig erblickt das Licht der Welt am 29. April 1968 in München. Seinen Spitznamen Bully erhält er schon in früher Kindheit von seinem Lehrer. Der ist nämlich froh um jede Möglichkeit, seine vielen Michaels in seiner Klasse irgendwie zu unterscheiden.

Hat Bully Kinder?

Ben HerbigMichael Herbig / Kindernull