Daniel Gerlach gehört zu Deutschlands bekanntesten Nahostexperten. Der 44-Jährige ist Chefredakteur des Nahost-Magazins „Zenith“ und Direktor der Candid Foundation. Show Herr Gerlach, Russland marschiert in die Ukraine ein, im Herbst 2015 intervenierte Wladimir Putin bereits in Syrien. Was verbindet diese beiden Ereignisse? Welchen? Inwiefern? [Alle aktuellen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg lesen Sie hier in unserem Newsblog.] Auch in Syrien bricht Russland fast jeden Tag
das Völkerrecht, etwa, indem Schulen und Krankenhäuser angegriffen werden. Hat Putin in Syrien gelernt, dass sich militärische Gewalt auszahlt, weil keiner bereit ist, sich ihm in den Weg zu stellen? Ein Jahr später erfolgte die Annexion der Krim. Putin hat zudem immer wieder die Staatengemeinschaft auf die Probe gestellt. Zum Beispiel, indem er Berichte über Kriegsgräuel stets mit Gegen-Narrativen konterte. Das heißt? Das zeitigte besonders dann Erfolge, als Russland und das Regime militärisch die Oberhand gewannen. Wenn es keinerlei Fakten gibt, auf die man sich verständigen kann, fehlt auch jede diplomatische Gesprächsgrundlage. Das heißt wiederum: Wer die Macht hat, kann tun und lassen, was er will. [Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen] War Syrien für Russlands Armee auch eine Art militärisches Labor für Einsätze, wie wir sie jetzt in der Ukraine sehen? Die da wären? Eine andere Taktik: gezielte Zerstörung ziviler Infrastruktur. Nicht aus purem Sadismus, sondern um den Preis für den Gegner zu erhöhen. Wenn man ein Krankenhaus oder eine Bäckerei bombardiert, müssen Rebellen sich selbst medizinisch und mit Brot versorgen. Das bindet Kräfte. Putin ist in Syrien mit geringem Aufwand
ein maximaler strategischer Erfolg gelungen. An ihm als Machtfaktor kommt im Nahen Osten keiner mehr vorbei. Ist das auch sein Erfolgsrezept für die Ukraine? Zur Startseite
Wer zerstörte Aleppo?Im Zuge des Bürgerkrieges in Syrien war die Stadt Aleppo von Sommer 2012 bis Dezember 2016 umkämpft. Seit dem 22. Dezember 2016 wird die Stadt von Truppen der syrischen Regierung kontrolliert. Weite Teile der Stadt sind zerstört und ein großer Teil der Bewohner war geflüchtet.
Was passiert in Syrien einfach erklärt?Es kam zum Bürgerkrieg. Immer mehr Kriegsparteien, unter ihnen die Terrorgruppe "Islamischer Staat", aber auch fremde Staaten haben sich an diesem Krieg beteiligt. Mehr als 500.000 Menschen starben bei den Kämpfen, mehr als fünf Millionen Menschen sind aus Syrien geflohen.
Was passiert gerade in Syrien 2022?Syrien: Hilfsorganisationen warnen vor Cholera-Epidemie 22.09.2022. Nach einem Cholera-Ausbruch starben in Nordsyrien mindestens 40 Menschen, hunderte weitere haben sich infiziert. Extremer Wassermangel erschwert die Hygienebedingungen. Vor allem in den Flüchtlingslagern droht eine schnelle Verbreitung.
Wann fing der Krieg in Syrien an?Seit dem Jahr 2011 herrscht in Syrien Krieg. Das Ausmaß des Grauens spiegelt sich in den Zahlen wider: Mehr als eine halbe Million Menschen haben nach Schätzungen ihr Leben in dem Krieg verloren, rund 13 Millionen Syrer mussten ihre Heimat verlassen.
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