Werde ich als Rentner vom Finanzamt aufgefordert eine Steuererklärung zu machen?

Rente versteuern: Tipps und Tools

Rente versteuern: Mit diesen Tools klappt die Steuererklärung für Rentner

Rund sieben Millionen Deutsche müssen ihre Rente versteuern und es werden jedes Jahr mehr. Wie das geht und was Sie tun müssen, wenn Post vom Finanzamt kommt, erkärt COMPUTER BILD.

Mehr als 21 Millionen Deutsche erhalten eine Altersrente, so das Statistische Bundesamt. Weil etwa ein Drittel der ausgezahlten Renten unter die Steuerpflicht fallen, müssen rund sieben Millionen Seniorinnen und Senioren prinzipiell eine Steuererklärung abgeben – Tendenz: steigend. Aufgrund der jährlichen Rentenanpassungen rutschen jedes Jahr Zehntausende über den Grundfreibetrag und erhalten überraschend Post vom Finanzamt. Wie Sie herausfinden, ob Sie steuerpflichtig sind, wie Sie eine Nichtveranlagung beantragen und wie Sie die Steuererklärung leicht erstellen, erklärt COMPUTER BILD.

Rente versteuern: Immer mehr Betroffene

Der steuerpflichtige Anteil der Rente ist der Betrag, der über dem Grundfreibetrag liegt. Da dieser im Steuerjahr 2021 bei 9.744 Euro (19.488 Euro für Ehepaare und Lebensgemeinschaften) lag, sind Personen im Prinzip ab einer Monatsrente von 812 Euro (Paare: 1.624 Euro) steuerpflichtig. Doch so einfach ist es – wie immer – nicht. Dafür sorgt neben zusätzlichen Freibeträgen wie dem Sonderausgaben-Pauschbetrag und dem Sparer-Pauschbetrag das seit 2005 geltende ­Alterseinkünftegesetz. Es führt dazu, dass die Besteuerung der Rente jährlich steigt, bis der steuerpflichtige Anteil im Jahr 2040 für alle Rentnerinnen und Rentner bei 100 Prozent liegt.

Aktuelles Beispiel: Wer 2021 in Rente ging, hat einen Rentenfreibetrag von 19 Prozent, muss bis zum Lebensende somit 81 Prozent der Rente versteuern. Für künftige Rentenbezieher sinkt dieser Freibetrag bis 2040 jährlich weiter ab, sodass ihr Steueranteil kontinuierlich steigt. Seit der Rentenreform 2005 werden also Jahr für Jahr mehr und mehr Rentnerinnen und Rentner steuerpflichtig und müssen eine Steuererklärung abgeben.

Fristverlängerung beim Finanzamt beantragen

Als wäre das nicht schon kompliziert genug, kommt hinzu, dass unabhängig vom individuellen Rentenfreibetrag jede Rentenerhöhung zu 100 Prozent versteuert wird. Zwar blieben 2021 die Renten in den alten Bundesländern unverändert, in den neuen stiegen sie jedoch um 0,72 Prozent. In der Folge wird es dort auch dieses Jahr wieder viele unliebsame Überraschungen geben. Tausende Senioren, die bislang noch vom Fiskus verschont wurden, werden erstmals zur Abgabe der Steuererklärung aufgefordert, weil ihre zu versteuernden Einkünfte den Grundfreibetrag überschreiten. Flattert das unangenehme Schreiben ins Haus, sollten Betroffene unbedingt reagieren und notfalls eine Fristverlängerung beim Finanzamt beantragen. Wer nichts unternimmt, riskiert eine Steuerschätzung – schlimmstenfalls rückwirkend bis 2005 – sowie hohe Verzugszinsen.

Antrag auf Nichtveranlagung stellen

Doch keine Panik! Werden Sie zur Steuererklärung aufgefordert, berechnen Sie die tatsächliche Steuer erst einmal mit einem der kostenlosen Demo-Programme unter diesem Absatz. Bei vielen Rentenempfängern drücken die oben genannten Freibeträge, aber auch Werbungskosten wie haushaltsnahe Dienstleistungen, Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen wie Unterhaltszahlungen die tatsächlichen Einkünfte unter den Grundfreibetrag, sodass sie um die Steuererklärung (und den Kauf des Programms) herumkommen. Dazu stellen Sie mit der Software einfach einen Antrag auf Nichtveranlagung. Das geht so:

  • WISO Steuer-Sparbuch: Sie finden den NV-Antrag im geöffneten Steuerfall unter "Anträge" und "zu Kapitalerträgen".
  • Tax: Sie finden den NV-Antrag unter "Extras".
  • SteuerSparErklärung: Sie finden den NV-Antrag im Druckfilter-Menü unter "Formulare zum Ausfüllen am Bildschirm".

Füllen Sie den Antrag aus und reichen ihn beim Finanzamt ein, erhalten Sie gegebenenfalls eine NV-Bescheinigung ("Nichtveranlagungsbescheinigung") und müssen, sofern sich Ihre Finanzen nicht ändern, drei Jahre lang nichts unternehmen.

Übersteigt der steuerpflichtige Rentenanteil den Grundfreibetrag, können Sie die Software immer noch kaufen und damit Ihre Einkommensteuererklärung rechtssicher beim Finanzamt einreichen. Sie muss dort dank einer verlängerten Abgabefrist spätestens bis zum 31. Oktober 2022 eingehen. Wer einen Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein mit der Aufgabe betraut, kann sich bis zum 31. August 2023 Zeit lassen.

Steuererklärung: Rentner-Software

Millionen Rentnerinnen und Rentner erledigten ihre Steuererklärung früher mit dem kostenlosen Programm Elster Formular ("ElFo"). Das ist seit dem Veranlagungszeitraum 2021 nicht mehr möglich. Als Alternativen verweisen die Finanzbehörden auf Elster Online sowie kommerzielle Angebote. Während das staatliche Elster-Portal – wen wundert es – kaum Hilfe oder Tipps zur Senkung der persönlichen Steuerlast bietet und sich eigentlich nur für Fachkundige eignet, führen kommerzielle Steuersparprogramme Schritt für Schritt durch den Zahlendschungel und geben, soweit gesetzlich erlaubt, Hinweise zur Steuerminimierung. Die besten Steuerprogramme für den PC finden Sie in dieser Übersicht:

Die besten Steuerprogramme

Testsieger

Werde ich als Rentner vom Finanzamt aufgefordert eine Steuererklärung zu machen?

Buhl

WISO Steuer-Sparbuch 2022

Preis-Leistungs-Sieger

Werde ich als Rentner vom Finanzamt aufgefordert eine Steuererklärung zu machen?

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Akademische Arbeitsgemeinschaft

SteuerSparErklärung 2022

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Akademische Arbeitsgemeinschaft

SteuerEasy 2022

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Forium

Lohnsteuer kompakt

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Komplette Liste: Die besten Steuerprogramme

Steuererklärung für Rentner online

Neben herkömmlichen Software-Produkten für den PC drängen immer mehr Web-Dienste und Apps für die Steuererklärung auf den Markt. Auch solche Online-Programme hat COMPUTER BILD getestet – die meisten sind für Rentnerinnen und Rentner geeignet. Lediglich Taxfix unterstützte diese Gruppe zum Testzeitpunkt noch nicht, inzwischen gibt es jedoch eine Rentnerversion von Taxfix (siehe unten). Neben den geprüften Produkten gibt es viele weitere Online-Dienste für Senioren. Hier ein nach Kosten sortierter Überblick:

SteuerGoldies

Neben Hinweisen auf die eigenen Software-Produkte bietet das Online-Portal SteuerGoldies der Akademischen Arbeitsgemeinschaft viele praktische Tipps und Rechenfunktionen für Rentenbeziehende. Dort ermitteln Sie beispielsweise, ob Sie überhaupt eine Steuererklärung abgeben müssen. Preis: gratis

SteuerKäpt’n

Die Smartphone-App von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft hilft ausschließlich bei der Erstattung gezahlter Kirchensteuer. Sie richtet sich lediglich an unverheiratete Kirchensteuerzahler. Der SteuerKäpt’n erstellt in wenigen Minuten kostenlos eine vereinfachte Steuererklärung, die Sie ausdrucken und händisch ans Finanzamt schicken. Preis: gratis

Steuerfuchs

Der 2002 "geborene" Steuerfuchs ist ein alter Hase unter den Online-Steuerprogrammen. Im schlicht gehaltenen Interviewmodus fragt er auch Einkünfte aus Leibrenten und Pensionen ab. Der Dienst liefert aber wenig Hilfe – etwa bei der Abfrage des Rentenanpassungsbetrags. Die Berechnung erfolgt kostenlos, eine Gebühr fällt erst beim Versand an. Preis: 14,95 Euro

Klartax

Die App stammt vom Wirtschaftssoftware-Hersteller Datev, der auch Programme für Steuerberater vertreibt. Sie fungiert als Umsatzanzeige für das Bankkonto, merkt sich steuerrelevante Umsätze, berechnet anschließend die Steuer und übermittelt auf Wunsch die Steuererklärung ans Finanzamt. Klartax unterstützt jedoch nur einfache Fälle. Wird es komplexer, vermittelt die App an einen Steuerberater. Preis: ab 19,99 Euro

Taxfix

Die Steuer-App Taxfix richtete sich zunächst nur an Angestellte. Seit Juni 2022 unterstützt sie auch Personen, die eine gesetztliche Rente beziehen, und führt sie gewohnt intuitiv durch die Steuererklärung. Das klappt sowohl mit der App für Smartphone oder iPhone als auch direkt im Browser. Nach einer Plausibilitätsprüfung zeigt Taxfix die berechnete Erstattung oder Nachzahlung an. Die Gebühr wird erst bei der Übermittlung ans Finanzamt fällig. Preis: 39,99 Euro (Ledige), 59,99 Euro (Paare)

Taxando Steuer++

Das Berliner Fintech Taxando ermöglicht in der Basisversion eine digitale Steuererklärung durch Abfotografieren der Lohnsteuerbescheinigung. Das funktioniert im Browser sowie per Mobil-App. Für Rentnerinnen und Rentner eignet sich aber nur die Premiumvariante Steuer++, die Kunden zwecks individueller Beratung an eine lizenzierte Steuerberatung vermittelt. Die übernimmt auch den Versand ans Finanzamt. Preis: ab 99 Euro

Werde ich als Rentner vom Finanzamt angeschrieben?

Die Finanzämter erhalten seit 2009 jährlich alle Daten über die Rentenzahlungen. Mit diesen Informationen können die Finanzämter prüfen, ob die Rentner eine Steuererklärung abgeben müssen. Rentner, die keine Steuererklärung eingereicht haben, obwohl sie dazu verpflichtet waren, werden vom Finanzamt angeschrieben.

Was passiert wenn ich als Rentner keine Steuererklärung?

Rentner:innen aufgepasst: Bei zu spät oder nicht abgegebener Steuererklärung droht ein Verspätungszuschlag. Rentnern, die ihre Steuererklärung nicht oder verspätet abgeben, droht ein Verspätungszuschlag. Viele Rentenbeziehende erhalten unerwartet Post vom Finanzamt.

Wann wird man vom Finanzamt angeschrieben?

Hintergrund: Das Finanzamt meldet sich zum Beispiel immer dann, wenn es eine so genannte Kontrollmitteilung über Einkünfte erhalten hat, die sich steuerlich auswirken können - etwa durch Erbschaft, Schenkung oder Zinserträgen.

Woher weiß ich ob ich eine Steuererklärung machen muss?

Generell gilt: Liegt Ihr Einkommen unterhalb des sogenannten Grundfreibetrages, dann zahlen Sie keine Steuern und müssen auch keine Steuererklärung abgeben. Im Steuerjahr 2021 liegt dieser Grundfreibetrag bei 9.744 Euro für Singles und 19.488 Euro für Verheiratete bzw. eingetragene Lebenspartner.