Wie beweise ich dass ich genesen bin

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Das Covid-Zertifikat soll den Weg zurück in ein normales Leben ebnen. Zumindest für die Leute, die geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Genesene werden dabei gleich behandelt wie Geimpfte. Das wirft Fragen auf.

Festivals, Clubs, Reisen. Das soll für einige bald wieder möglich sein. Denn wer ein Covid-Zertifikat vorweisen kann, soll künftig von Privilegien profitieren können. Das hat Bundesrat Alain Berset vergangenen Mittwoch an der Pressekonferenz in Aussicht gestellt. Ein Zertifikat kriegen Geimpfte, Getestete und Genesene.

Über 640'000 Personen haben in der Schweiz gemäss offiziellen Zahlen bereits eine Corona-Erkrankung durchgemacht. Einer davon ist Christian Staub. Im Oktober litt er an ungewöhnlichen Kopfschmerzen. Als dann auch noch der Geruchs- und Geschmackssinn verschwand, lieferte ein PCR-Test kurz darauf Klarheit: corona-positiv.

«Faktenlage dünn»

Die Privilegien für Genesene plant Staub nicht in Anspruch zu nehmen: «Ich kann es verstehen, wenn man diese Freiheiten in Anspruch nimmt, aber ich selber bin relativ vorsichtig. Ich versuche mich auch weiterhin an die Regeln zu halten und werde sicher grössere Anlässe und Reisen vermeiden.» Er verhält sich so, wie wenn er die Erkrankung nicht gehabt hätte. Denn: «Die Faktenlage darüber, wie viel Schutz eine durchgemachte Infektion bietet, ist für mich noch zu dünn».

Wie lange eine durchgemachte Corona-Erkrankung wirklich vor einer weiteren Ansteckung schützt, weiss man heute noch nicht genau. Fachleute gehen von einem guten Schutz für mindestens sechs Monate aus. Egal, ob man einen milden oder einen schweren Corona-Verlauf hatte.

Gleich gut geschützt?

Doch sind Genesene wirklich gleich gut geschützt wie Geimpfte? Ja, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis. «Es sind verschiedene Prozesse, die im Körper ablaufen. Wer eine mRNA-Impfung erhalten hat, bildet Antikörper auf das Spyke-Protein, also die Zacken aussen am Virus. Wer die Krankheit durchgemacht hat, verfügt zusätzlich noch über Antikörper für andere Regionen des Virus'. Aber es ist nicht nachgewiesen, dass die eine Variante besser schützt als die andere.»

Für einen vollen Schutz raten Fachleute den Genesenen ohnehin, sich nach sechs Monaten impfen zu lassen. Aber nur einmal. Denn eine durchgemachte Corona-Infektion kann Betroffenen eine Impfdosis ersparen: «Die Krankheit wirkt gemäss neusten Studien wie eine erste Impfung», sagt Theis.

Impfupdate nach drei oder fünf Jahren

Geimpft, Getestet, Genesen: Während die ersten beiden einfach nachzuweisen sind, bleibt bei der dritten Gruppe ein Fragezeichen. Wer gilt als genesen? Als genesen gelte aus medizinischer Sicht jemand, der ein positives Testergebnis hatte und nach zwei Wochen symptomfrei gewesen sei, sagt Urs Karrer, Facharzt für Infektiologie am Kantonsspital Winterthur. Als Beweis dafür sei ein bestätigter Antikörper-Test nötig, so Karrer.

An das Coronavirus würden wir uns so oder so gewöhnen müssen, sagt Karrer: «Das Virus wird nicht einfach verschwinden. Wahrscheinlich wird es darum nach drei oder fünf Jahren ein Impfupdate brauchen. Doch danach sollte es langsam abklingen. Vielleicht ist das Virus dann nur noch eine Erkältung.»

SRF 4 News, 22.4.21, 18 Uhr

Wann gelte ich als genesen und wie lange?

Als genesen gelten gemäß InfektionsschutzgesetzÖffnet sich in einem neuen Fenster Personen, die nachweislich mit einem PCR-Test positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurden. Der Test zum Nachweis der Infektion muss mindestens 28 Tage und höchstens 90 Tage zurückliegen.

Ich war an Corona erkrankt und bin genesen. Ist eine Impfung erforderlich?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) geht davon aus, dass eine durchgemachte Ansteckung mit SARS-CoV-2 nicht ausreicht, um eine spätere COVID-19-Erkrankung zu verhindern. Dies gilt unabhängig davon, ob die Infektion mit oder ohne Krankheitszeichen verlaufen ist. Das bedeutet, dass auch nach einer überstandenen Ansteckung mit dem Coronavirus erneute Infektionen mit schweren Verläufen beispielsweise durch Virusvarianten möglich sind.

Ein guter Schutz vor einer Infektion und schwerer Erkrankung kann durch die Grundimmunisierung (2 Impfungen) und Auffrischimpfung(en) oder durch eine Kombination von Ansteckung und Impfung – sogenannte hybride Immunität – erreicht werden. Sowohl die COVID-19-Impfung als auch die Ansteckung mit dem Coronavirus-SARS-CoV-2 werden als „immunologische Ereignisse“ bezeichnet. Erst eine mehrmalige Auseinandersetzung des Immunsystems im Rahmen dieser immunologischen Ereignisse sorgt für einen soliden Schutz vor Infektion und insbesondere vor schwerer Erkrankung an COVID-19. Daher sollen auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden SARS-CoV-2-Infektionen geimpft werden. Die Reihenfolge des Auftretens der immunologischen Ereignisse (Impfung oder Infektion) ist dabei unbedeutend.