Wie merke ich wenn fruchtwasser abgeht

"Schwangere sollten zunächst einmal Ruhe bewahren", so Heike Pfüller. Springt die Fruchtblase um den errechneten Geburtstermin, ist dies meist kein großes Problem: Der kindliche Kopf ist im mütterlichen Becken fixiert, sodass das Risiko eines Nabelschnurvorfalls sehr gering ist.

Die werdende Mutter sollte bei einer geplatzen Fruchtblase eine Entbindungsklinik aufsuchen. Hier wird geschaut, wie es Mutter und Kind geht. Bei einer gesprungenen Fruchtblase, gibt es verschiedene Vorgehensweisen: aktiv, mit sofortigem Einleiten und abwartendes Management. In der Regel wird bei normalen Befunden erst einmal abgewartet, denn bei 60 bis 70 Prozent der schwangeren Frauen mit einem vorzeitigen Blasensprung setzen innerhalb von 24 Stunden von allein Wehen ein.

Da mit zunehmender Zeitdauer vom Blasensprung bis zum Einsetzen regelmäßiger Wehen das kindliche und mütterliche Infektionsrisiko, wie auch das Risiko für verstärkte postpartale Blutungen ansteigt, wird spätestens nach 18 Stunden mit einer antibiotischen Prophylaxe und spätestens nach 24 Stunden mit der Geburtseinleitung begonnen. Bei einer Besiedlung bzw. dem Nachweis von ß-hämolysierenden Streptokokken sind die Zeiträume entsprechend kürzer. Sind Hinweise für eine Infektion vorhanden, wird sofort eingeleitet.

Es ist ein ganz besonderer Saft: das Fruchtwasser. Denn in dieser Flüssigkeit verbringt ein Ungeborenes die gesamte Zeit seiner Entwicklung bis zur Geburt – sicher eingeschlossen und gut geschützt vor den rauen Einflüssen seiner Umwelt. Mütter sind zuweilen in Sorge, ob sie womöglich vorzeitig Fruchtwasser verloren haben. Wir verraten Dir, wie Du Fruchtwasser eindeutig erkennen kannst, welche Probleme eine abweichende Fruchtwassermenge mit sich bringt und was bei einer Untersuchung des Fruchtwassers passiert.

 

Was ist Fruchtwasser?

Fruchtwasser ist die Flüssigkeit im Inneren der Fruchtblase, die ein Kind bis zu seiner Geburt umgibt. Dieses schützende Medium bleibt die gesamte Schwangerschaft über bestehen. Es schützt das ungeborene Baby vor Einwirkungen von außen, etwa vor Stößen, Lärm oder Temperaturextremen. Außerdem findet das heranwachsende Kind hier ideale Bedingungen vor, um sich gut zu entwickeln. Aufgrund dieser Flüssigkeit ist das ungeborene Kind in der Gebärmutter überhaupt erst bewegungsfähig. Fleißig trainiert es später seine Muskeln darin, indem es seine Beine und Arme bewegt.

Zu 99 Prozent besteht das Fruchtwasser tatsächlich aus Wasser. Das restliche Prozent bilden Proteine, Kohlenhydrate und Mineralien sowie Hautzellen vom Kind und Harnstoff. Fruchtwasser wird sowohl vom mütterlichen als auch vom kindlichen Stoffwechsel gebildet.

Wie merke ich wenn fruchtwasser abgeht

Fruchtwasser: Menge

Die Fruchtwassermenge nimmt bis zur 36. Schwangerschaftswoche (SSW) stetig zu. In der zehnten SSW haben werdende Mütter ungefähr 30 Milliliter Fruchtwasser in der Fruchtblase. In der 20. SSW sind es bereits mehr als zehnmal so viel, nämlich zwischen 350 und 500 Milliliter. In der 36. SSW ist dann mit etwa einem bis 1,2 Litern das Maximum erreicht. Anderthalb Liter gelten noch als normal. Was darüber hinausgeht, wird von Mediziner:innen als “zu viel” Fruchtwasser eingestuft. Bei den meisten Frauen nimmt die Fruchtwassermenge nach der 36. Woche wieder ab. In den letzten Wochen hat ein Baby dann im Schnitt nur noch 800 bis 1000 Milliliter Fruchtwasser zur Verfügung.

 

Zu viel Fruchtwasser

Übersteigt die Fruchtwassermenge das Maß von 1500 Millilitern liegt zu viel Fruchtwasser („Polyhydramnion“) vor. Dafür kann eine Mehrlingsschwangerschaft verantwortlich sein. Meist steckt aber eine Erkrankung der Mutter oder des Kindes dahinter und in der Regel passiert das zum Ende einer Schwangerschaft hin.

 

Zu viel oder zu wenig Fruchtwasser: Mögliche Folgen für Mutter und Kind

  • Eine erhöhte Menge an Fruchtwasser wird bei der regulären Ultraschalluntersuchung durch den:die Ärzt:in erkannt. Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Gegebenenfalls werden entsprechende Medikamente eingesetzt.
  • Eine verringerte Fruchtwassermenge („Oligohydramnie“) in der Schwangerschaft geht oft auf eine Minderleistung der Plazenta (Mutterkuchen) zurück. Sowohl zu viel als auch zu wenig Fruchtwasser in der Fruchtblase bergen Gefahren für das ungeborene Kind.

 

Wie sieht Fruchtwasser aus?

Im Normalfall ist das Fruchtwasser fast farblos und durchsichtig. Hat das abgehende Fruchtwasser eine andere Farbe, ist dies Ausdruck für ein Problem. Die Flüssigkeit sollte klar sein, denn die Plazenta erneuert sie zum Ende der Schwangerschaft hin regelmäßig. Außerdem kannst Du die Flüssigkeit an ihrem neutralen oder vielleicht auch leicht süßlichen Geruch erkennen.

 

Grünes Fruchtwasser

Ist das abgehende Fruchtwasser grün oder schwärzlich-grün, ist dies ein Zeichen dafür, dass das Kind seinen ersten Stuhlgang noch im Bauch der Mutter abgesetzt hat. Die geruchlose, klebrig-zähe Masse wird auch als „Kindspech“ (Mekonium) bezeichnet. Dafür kann der normale Stress unter der Geburt verantwortlich sein. Aber auch ein vorgeburtlicher Sauerstoffmangel beim Kind kommt als Ursache infrage.

 

Eingetrübtes Fruchtwasser

Hat eine Schwangere trübes und unangenehm riechendes Fruchtwasser, liegt häufig eine Entzündung der inneren Eihaut und der Fruchthüllen vor, die das ungeborene Baby umgeben. Im Fall eines vorzeitigen Blasensprungs kann es notwendig werden, eine frühe Geburt einzuleiten, um Risiken für Mutter und Kind zu vermeiden.

 

Fruchtwasser verlieren

In der Regel ist der Abgang von Fruchtwasser ein Signal für die bevorstehende Geburt. Meist setzen kurz darauf die Wehen ein. Falls nicht, warten Ärzt:innen noch bis zu 48 Stunden ab, ehe sie bei einer weit fortgeschrittenen Schwangerschaft die Wehen künstlich einleiten. Nach der 34. SSW gilt ein vorzeitiger Blasensprung als relativ unproblematisch, weil die Lungenreife zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht ist. Ein Kind, das nun zur Welt kommt, hat meist keine größeren Probleme beim Atmen mehr.

Doch in manchen Fällen verlieren Schwangere schon lange vor der Geburt Fruchtwasser, weil die Fruchtblase einreißt, ohne dass Wehen einsetzen.

Bei einem Blasenriss oder einem vorzeitigen Blasensprung solltest Du dringend ins Krankenhaus. Denn in dem Fall kann es leichter zu einer Infektion kommen, die wiederum vorzeitige Wehen begünstigt. Bestimmte Keime wie Streptokokken können dem Kind gefährlich werden. Bei einer bakteriellen Infektion wird mit einem Antibiotikum behandelt. Im Fall eines Fruchtwasserabgangs wird in der Klinik alles dafür getan, dass das Baby so lange wie möglich im Bauch der Mutter bleibt.

Wie merke ich wenn fruchtwasser abgeht

Fruchtwasser Teststreifen: Gewissheit über Art der abgehenden Flüssigkeit

Ob eine Schwangere Urin, Ausfluss oder Fruchtwasser verloren hat, kann sie mit einem speziellen Teststreifen feststellen. Dazu wird die entsprechende Flüssigkeit auf Lackmuspapier aufgebracht. Dies ist ein besonderes Papier, mit dessen Hilfe Du den pH-Wert einer Flüssigkeit feststellen kannst. Bei basischen Flüssigkeiten wie dem Fruchtwasser zeigt das Papier eine blaue Verfärbung und einen pH-Wert über 7 an. Bei sauren Flüssigkeiten wie dem Ausfluss vaginalen Sekrets oder Urin (dessen pH-Wert jedoch im Tagesverlauf schwankt und auch basisch sein kann) tritt hingegen eine rote Farbe in Erscheinung. So kannst Du Vaginalsekret und Urin von Fruchtwasser unterscheiden. Wenn Du den Test selbst durchführen möchtest, kannst Du ihn in der Apotheke oder online kaufen. Alternativ lässt Du ihn bei Deinem:er Ärzt:in machen.

 

Fruchtwasser oder Urin?

Eine andere Möglichkeit, Fruchtwasser und Urin voneinander zu unterscheiden: Urin kannst Du beim Urinieren in der Regel willentlich aufhalten. Den Fruchtwasserabgang hingegen kannst Du nicht steuern.  Das Fruchtwasser kann wie beim Urin in geringen Mengen tröpfchenweise abgehen oder in einem Schwall. Fruchtwasser ist im Gegensatz zum Urin aber geruchlos oder riecht leicht süßlich. Urin hat einen charakteristischen Geruch. Ein pH-Teststreifen kann Dir dabei helfen herauszufinden, um welche Flüssigkeit es sich handelt.

 

Fruchtwasser oder Ausfluss?

Wenn Du den Verdacht hast, Fruchtwasser zu verlieren, kannst Du einen Teststreifen verwenden, um Fruchtwasser und normalen Ausfluss zu unterscheiden.

In der Schwangerschaft bildet sich wegen der hormonellen Veränderungen vermehrt Ausfluss in der Scheide. Der Körper versucht mit dieser Reaktion, Keime noch besser abzuwehren. Dies ist also normal und sollte Dich nicht beunruhigen. Doch vaginaler Ausfluss kann auch ein Hinweis auf eine Scheideninfektion sein, die es in der Schwangerschaft möglichst zu vermeiden gilt. Wenn ein brauner Ausfluss, ein gelblicher Ausfluss oder ein grüner Ausfluss auftritt, deutet dies häufig auf eine Infektion hin. Hat der Ausfluss zudem einen unangenehm fischigen Geruch und geht mit Jucken und Brennen einher, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion hoch. In dem Fall suche sofort Deinen Arzt oder Deine Ärztin auf.

 

Fruchtwasseruntersuchung (Fruchtwasserpunktion)

Gibt es im Verlauf der Schwangerschaft Hinweise darauf, dass das Kind eine Behinderung haben könnte, kann eine Fruchtwasserpunktion erfolgen. Bei dieser Fruchtwasseruntersuchung wird der Schwangeren über die Bauchdecke etwas Fruchtwasser aus der Fruchtblase entnommen. Daraufhin werden die kindlichen Zellen auf Gendefekte und Erbkrankheiten untersucht. Da die Untersuchung nicht völlig risikolos ist, wird ihr Einsatz sorgfältig abgewogen. Alternativ kann ein einfacher Bluttest erfolgen. Allerdings sind dessen Resultate auch weniger aussagekräftig als die der Punktion.

Wenn Du Dich dazu näher informieren möchtest, empfehlen wir Dir unseren Beitrag: Fruchtwasseruntersuchung.