Wie viele Menschen lebten vor 2000 Jahren auf der Erde?

Genaue Bevölkerungszahlen für lang zurückliegende Zeiten zu ermitteln ist schwierig, denn sie lassen sich nur indirekt über die Auswertung von archäologischen Funden ermitteln. Eine gestern (Mittwoch, 2. Januar) in der Online-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie legt nun neue Ergebnisse zur absoluten Bevölkerungsdichte in Europa und im Vorderen Orient für den Zeitraum von circa 6000 bis 1000 vor Christus vor. Den Wissenschaftlern Dr. Aleksandr Diachenko vom Archäologischen Institut der Nationalakademie der Wissenschaften, Kiew (Ukraine), und Professor Johannes Müller, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), ist es gelungen, die Bevölkerungszahlen für weite Teile Europas und Mesopotamiens zu rekonstruieren. Dazu führten sie das primär auf Ausgrabungsergebnissen beruhende Expertenwissen aus wissenschaftlichen Studien zu unterschiedlichen Kleinregionen zusammen und gewannen daraus absolute Einwohnerzahlen und Informationen über die Dichte der Bevölkerung vor Tausenden von Jahren.

Die Erkenntnisse sind wichtig, um zum Beispiel das Entstehen von Krankheiten oder sozialen Unterschieden zu rekonstruieren oder Klimavoraussagen unter Einschluss vergangener Werte zu verbessern. So konnte beispielsweise für Südosteuropa um 6000 vor Christus ein rasanter Bevölkerungsanstieg von weniger als einer Person pro 20 Quadratkilometer auf fast eine Person pro einen Quadratkilometer rekonstruiert werden. Für die gesamte Region bedeutete das einen Anstieg von etwa 50.000 auf fast 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

In Mitteleuropa und Südskandinavien erfolgte im Zeitraum von 6000 bis 4000 vor Christus ein wesentlich langsamerer Bevölkerungsanstieg auf etwa 1,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner mit circa 1,1 Personen pro Quadratkilometer. Einen weiteren Bevölkerungsschub stellten die Forscher zwischen 3500 und 3000 vor Christus fest: Etwa 3,2 Millionen Menschen (2,2 Personen pro Quadratkilometer) lebten im 3. vorchristlichen Jahrhundert in Mitteleuropa und Südskandinavien. Um 2000 vor Christus wurden zwischen der Ostsee und der Ägäis Bevölkerungsdichten von rund 3,1 Personen pro Quadratkilometer erreicht, was etwa 8,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern in einem Gebiet entspricht, das heute von etwa 280 Millionen Menschen besiedelt ist.

Im Vergleich zur Bevölkerungsdichte im prähistorischen Europa waren die Dichtezahlen im Vorderen Orient ganz andere. Bereits um 5000 vor Christus lagen dort Einwohnerzahlen von etwa 20 Personen pro Quadratkilometer vor (also etwa 48 Millionen Menschen). Nach der ersten urbanen Revolution der Menschheit ab etwa 3500 vor Christus lassen sich dort noch höhere Bevölkerungszahlen von weit über 80 Millionen rekonstruieren.

Tatsächlich konnten Müller und Diachenko neben Phasen erheblichen Bevölkerungswachstums auch solche von beachtlichen Bevölkerungsrückgängen beobachten. Ob es sich hierbei um Anpassungsprozesse an einheimische Ressourcen oder aber um andere Vorgänge handelte, bleibe zukünftigen Studien überlassen, so die Wissenschaftler.

Die vorliegende Studie entstand in einer gemeinsamen Forschungsarbeit von Professor Johannes Müller, Sprecher des Sonderforschungsbereiches 1266 der CAU, und Aleksandr Diachenko. Die Arbeit wurde ermöglicht durch einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt von Diachenko in Kiel. Dieser wurde finanziert durch die Graduiertenschule Human Development in Landscapes der CAU und begleitet durch logistische und finanzielle Unterstützung des Sonderforschungsbereiches.

Den größten Teil der Menschheitsgeschichte hat sich die Bevölkerungszahl nur langsam verändert – noch vor 500 Jahren lebten lediglich 500 Millionen Menschen auf der Welt. Erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts hat ein massives Bevölkerungswachstum eingesetzt. Im Jahr 1800 lebten bereits eine Milliarde Menschen auf der Welt und gut 200 Jahre später waren es sieben Milliarden. Auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt hat, nimmt die Weltbevölkerung gegenwärtig jedes Jahr um rund 83 Millionen Menschen zu. Nach Berechnungen der UN wird die Bevölkerungszahl im Jahr 2050 zwischen 8,7 und 10,8 Milliarden liegen. Wird ein längerer Zeitraum betrachtet, wirken sich die unterschiedlichen Annahmen zur Geburtenhäufigkeit immer stärker aus: Eine rechnerische Differenz von einem Kind pro Frau führt bis zum Jahr 2100 zu Bevölkerungszahlen zwischen 7,3 und 16,6 Milliarden.

Fakten

Vor 2.000 Jahren lebten schätzungsweise 300 Millionen Menschen auf der Welt –weniger als heute in den 19 Staaten des Euroraums. Während die Bevölkerungszahl in den folgenden 1.000 Jahren weitgehend stagnierte und sich zwischen den Jahren 1000 und 1500 nur moderat auf 500 Millionen erhöhte, hat sich das Bevölkerungswachstum etwa ab der Mitte des 17. Jahrhunderts stark beschleunigt. Um 1800 lebten rund eine Milliarde Menschen auf der Welt, hundert Jahre später waren es 1,65 Milliarden und 1950 bereits 2,52 Milliarden. Seit 1999 leben mehr als 6 Milliarden, seit 2011 mehr als 7 Milliarden Menschen auf der Welt (2015: 7,35 Mrd.). Die Bevölkerungsvorausberechnungen des Department of Economic and Social Affairs (UN/DESA) reichen von 8,7 bis 10,8 Milliarden Menschen für das Jahr 2050. Nach der mittleren Variante wird die Bevölkerungszahl im Jahr 2050 bei 9,73 Milliarden liegen.

Vor allem in Hinblick auf die globalen Ressourcen ist die Bevölkerungsentwicklung von großem Interesse, da Bevölkerungswachstum gekoppelt mit ökonomischer Marktintegration bzw. mit der Verbreitung konsumintensiver Lebensstile eine beschleunigte Reduzierung der natürlichen Vorkommen bedeutet. Wann die "Grenze des Wachstums" erreicht wird, wurde in der Vergangenheit häufig falsch datiert. Es besteht aber kein Zweifel an der Endlichkeit vieler Ressourcen, die für die bestehenden Gesellschaftsformen unverzichtbar sind. Die Bevölkerungsentwicklung entscheidet also mit darüber, wie schnell sich die Menschheit den natürlichen Grenzen nähert.

Das höchste durchschnittliche Bevölkerungswachstum pro Jahr fällt in den Zeitraum von 1985 bis 1990. In diesem Zeitraum erhöhte sich die Bevölkerungszahl um jährlich 91,4 Millionen. Obwohl die Wachstumsraten in dem Zeitraum 1960 bis 1975 höher waren, waren die absoluten Zuwächse geringer, da das Bevölkerungsniveau insgesamt noch niedriger war. Gegenwärtig nimmt die Weltbevölkerung jedes Jahr um rund 83 Millionen Menschen zu. Zum Vergleich: In Deutschland lebten 2015 rund 82 Millionen Menschen.

Nach den Bevölkerungsvorausberechnungen des UN/DESA (mittlere Variante) wird sich das Bevölkerungswachstum zwar deutlich abschwächen, aber selbst bis zum Jahr 2100 nicht umkehren. Lediglich bei der niedrigen Variante der Bevölkerungsvorausberechnungen nimmt die Zahl der Menschen rund um das Jahr 2055 ab. Allerdings würde auch bei dieser Variante die Weltbevölkerung – bei insgesamt sinkenden Wachstumsraten – zunächst auf gut 8,7 Milliarden zunehmen.

Die absolute Zunahme der Bevölkerungszahl hat auch Einfluss auf die Bevölkerungsdichte. 1950 lag die Bevölkerungsdichte bei durchschnittlich 19,4 Personen pro Quadratkilometer, 1990 war die Bevölkerungsdichte bereits mehr als doppelt so hoch (40,8). 2015 entfielen auf einen Quadratkilometer 56,5 Personen, 2050 werden es nach der mittleren Variante der Bevölkerungsvorausberechnungen des UN/DESA 74,8 Personen pro Quadratkilometer sein.

Bei der mittleren Variante der Bevölkerungsvorausberechnungen des UN/DESA wird davon ausgegangen, dass die weltweite Geburtenhäufigkeit von 2,51 Kindern pro Frau (2010-2015) auf 2,25 bzw. 1,99 Kinder pro Frau (2045-2050 bzw. 2095-2100) sinkt. Eine rechnerische Abweichung der Geburtenhäufigkeit von rund 0,5 nach oben (hohe Variante) erhöht die weltweite Bevölkerungszahl um 1,1 Milliarden im Jahr 2050 bzw. um 5,4 Milliarden im Jahr 2100. Eine Abweichung von rund 0,5 nach unten (niedrige Variante) senkt die Bevölkerungszahl – wiederum im Vergleich zur mittleren Variante – um eine Milliarde im Jahr 2050 bzw. um 3,9 Milliarden im Jahr 2100. Im Zeitraum von 1950 bis 1955 lag die Geburtenhäufigkeit weltweit noch bei fünf Kindern pro Frau (4,96).

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen

Die Bevölkerungsvorausberechnungen des UN/DESA hängen maßgeblich von der weltweiten Geburtenhäufigkeit ab. Das UN/DESA legt in diesem Zusammenhang zwar theoretisch die zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate – TFR) zugrunde, die Unterschiede bezüglich der Daten zu den einzelnen Ländern sind jedoch erheblich.

Die zusammengefasste Geburtenziffer gibt an, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn ihr Geburtenverhalten so wäre wie das aller Frauen zwischen 15 und 45 bzw. 49 Jahren im jeweils betrachteten Jahr. Wie viele Kinder ein Frauenjahrgang, auch bezeichnet als Angehörige einer Kohorte, tatsächlich im Durchschnitt geboren hat, kann erst festgestellt werden, wenn die Frauen am Ende des gebärfähigen Alters sind (das z.B. in Deutschland zurzeit mit 49 Jahren definiert wird). Angaben zur Berechnung der zusammengefassten Geburtenziffer erhalten Sie Interner Link: hier…

Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die hier gemachten Angaben auf die mittlere Variante der Bevölkerungsvorausberechnungen des UN/DESA.

Detaillierte Informationen zur Datengrundlage des UN/DESA erhalten Sie Externer Link: hier…

Wie viele Menschen gab es im Jahr 0?

Zur Zeitenwende um das Jahr 0 lebten rund 188 Millionen Menschen auf der Erde.

Wie viele Menschen gab es vor 5000 Jahren?

Bereits um 5000 vor Christus lagen dort Einwohnerzahlen von etwa 20 Personen pro Quadratkilometer vor (also etwa 48 Millionen Menschen).

Wie viele Menschen lebten vor 4000 Jahren auf der Erde?

Eine Formel zur Berechnung der Größe der Menschheit.

Wie viele Menschen lebten vor 200 Jahren?

Heute sind es 29,3 Millionen - vor 200 Jahren waren es noch 4,9 Millionen. In Bayern und Baden-Württemberg wuchs die Zahl um das Vierfache von 5,7 auf 24,2 Millionen. Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen verzeichneten innerhalb von 200 Jahren einen Anstieg von 3,0 auf 13,4 Millionen Einwohner.